SEITE 16 SUHL SHL4 MITTWOCH, 12. JULI 2006 HEINRICHSER RATHAUS Lieber ein Museum statt Musikschule Wenn sich morgen Nachmittag der Ausschuss für Kultur, Bildung und Sport zusammensetzt, werden sich die Mitglieder auch über die zukünftige Nutzung des Heinrichser Rathauses verständigen – allerdings hinter verschlossenen Türen im nichtöffentlichen Teil. Öffentlich denken dagegen die Suhlerinnen Brigitta Wurschi, Helga Eppner und Brigitte Günkel über das Thema nach. Gestern wurde vor dem CCS der Ausschnitt aus dem bekannten Wandbild von Willi Sitte aufgebaut, den die Suhler früher „Pimmelmann“ getauft hatten.. FOTOS: frankphoto.de VORBEREITUNG DER AUSSTELLUNG „Pimmelmann“ ist wieder in Suhl Bevor die Sitte-Schau „Der nackte Mensch“ öffnet, wirbt ein Teil des Wandbildes schon heute dafür VON STEFAN REISNER Noch vor einer Woche stand in den Sternen, ob ein Detail des großen Wandbildes von Willi Sitte aufgebaut werden und so auf die Schau aufmerksam machen würde, die am Samstag eröffnet werden soll. Seit gestern ist Gewissheit, dass es so ist, wie sich Kulturamtsleiter Matthias Rolfs das gewünscht hatte. SUHL – Mitarbeiter des Bauhofes waren gestern damit beschäftigt, einen Teil der Kacheln des größten Wandbildes von Willi Sitte gleich neben dem Eingang zum CCS anzubringen. Das gesamte riesige Werk, das in Suhl von 1977 bis 1993 stand, ist es nicht, aber ein Teil von 2,50 mal 8,50 Metern. Und einer, der die Diskussionen damals bestimmte ist es noch dazu: der Pimmelmann, wie der Volksmund den nackten Mann nannte. Das passt ganz gut, schließlich trägt die Ausstellung, die im Rahmen des Provinzschreis eröffnet wird, auch den Titel „Der nackte Mensch“ und zeigt Malerei und Grafik von Willi Sitte. —————— Herr Mittelmaß —————— Einige Hauptwerke wie die bekannte „Landsauna“ werden gezeigt, „vor allem wollen wir aber die Nachwendekunst von Willi Sitte ausstellen“, sagt Annette Wiedemann, die Galeristin im CCS. Thematisch werden neben Paaren und Akten auch die Schattenbilder, das Vanitas-Motiv und die Bilder zu Herrn Mittelmaß gezeigt. „Wir haben die politische Dimension bei Sitte nicht weggedrückt“, sagt die Galeristin, „unterschwellig ist sie auch bei diesen Bildern vorhanden. Insgesamt werden 29 Bilder und 30 Grafiken von Willi Sitte gezeigt. „Das geht an die Grenze der Räumlichkeit“, sagt Wiedemann, aber sie weiß auch, dass eine solche Schau in nächster Zeit wohl nicht mehr zu sehen sein wird. Und überhaupt grenzt es fast schon an ein Wunder, dass der Künstler in Suhl ausstellt. Hatte sich Sitte doch vorgenommen, nie wieder im Osten ausstellen zu wollen, weiß Kulturamtsleiter Matthias Rolfs. Die Suhler Ausstellung ist jedenfalls in dieser Dimension nach der Dauerausstellung in Merseburg die erste Ausstellung im öffentlichen Bereich. Es werden zum Teil sehr große präsentiert: 13. – 16. Juli 2006 HAUS PHILHARMONIE SUHL Donnerstag, 13. Juli 2006 (Haus Philharmonie) 19.30 Uhr: Lesung und Musik mit Ulla Meinecke „Im Augenblick“ Freitag, 14. Juli 2006 (Haus Philharmonie) 17.00 Uhr: Auswertung des thüringenweit ausgeschriebenen Literaturwettbewerbes zum Thema „Angespitzt“ (Stadtbücherei) 19.00 Uhr: Lesung: Andreas Gläser „DJ Baufresse“ 21.00 Uhr: Lesung mit Musik: Katharina Franck (Rainbirds) „Zeitlupenkino“ 23.00 Uhr: Mitternachts-Theater: Impro-Theater-Match mit „Frisch gepresst“ und „Paternoster“ 01.00 Uhr: Disko: mit „DJ Baufresse“ Samstag, 15. Juli 2006 (Haus Philharmonie) 15.00 Uhr: Kinderprogramm: Tina-Louise Fischer 16.00 Uhr: Lesung: Gisela Steineckert „Das Schöne an den Frauen, der Liebe und den Männern“ 18.00 Uhr: Feierliche Eröffnung der Willi-Sitte-Ausstellung und kunstwissenschaftlicher Vortrag zur Ausstellung 20.00 Uhr: Ein-Mann-Theater: Andreas Breiing „Hitlers Tischgespräche“ 21.30 Uhr: Lesung: Merle Hilbk „Sibirski Punk“ 23.00 Uhr: Musik: Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot 01.00 Uhr: Disko mit DJ Fruchtsaft Sonntag, 16. Juli 2006 (Cineplex) 18.00 Uhr: Lesung: Clemens Meyer „Als wir träumten“ 20.00 Uhr: Kino: Berlin is in Germany Kartenvorbestellung: 岼 (0 36 81) 80 60 92 oder per Mail: [email protected] · Infos unter: www.provinzschrei.de Kartenvorverkauf: • Freies Wort Geschäftsstellen • Tourist Info Suhl • RVG Reisebüros • Buchhaus Suhl • Rimbach Buchhandlung Suhl provinzschrei 6. Thüringer Kunst- und Literatursommer rovinzscl ANZEIGE Bilder in Suhl gezeigt. Eines davon ist das Triptichon „Landaufenthalt“, eine Leihgabe aus Würzburg. Aber auch viele kleinere Werke werden in der Galerie im Atrium des CCS und im Haus Philharmonie gezeigt. „Die kleinen Arbeiten sind vor allem sehr persönliche“, weiß Annette Wiedemann. Besonders die Alterssicht des Künstlers und dessen Weisheit widerspiegeln die Werke, die in der Suhler Schau gezeigt werden. —————— Provokantes Bild —————— Damit den Besuchern der Zugang zu den Werke der Ausstellung erleichtert wird, soll es auch Führungen geben. Dazu haben sich drei Menschen aus Suhl bereit erklärt. Weil Suhl mit dem Wandbild „Kampf und Sieg der Arbeiterklasse“ so eng verbunden ist, soll es auch einen Hinweis und eine Erklärung zu dem riesigen Werk in der aktuellen Ausstellung geben. Auf Fotografien wird es in der neuen Sitte-Ausstellung zu sehen sein. Der nackte Mann aus diesem Werk ist ja in Originalgröße zu sehen. Ob dieses provokante Bild auch heute noch zum öffentlichen Ärgernis wird, darauf ist Suhls Kulturamtsleiter auf jeden Fall gespannt. 쮿 Eröffnung der Ausstellung „Der nackte Mensch“ mit Werken von Willi Sitte im Rahmen des Provinzschreis am Samstag, dem 15. Juli, 18 Uhr, CCS (Grafik) und anschließend im Haus Philharmonie (Malerei). Der Eintritt kostet ab Sonntag für beide Teile der Ausstellung vier Euro. KULTUR IN KÜRZE Corpus delicti: Plektrum SUHL – Schwarz war es ja, aber mit Drums, mit Trommeln, hatte es ja nun nichts zu tun, das kleine Plasteplättchen, das man zum Anreißen der Saiten verwendet. Es heißt deshalb auch nicht Blackdrum (wie in der Montagsausgabe unter Pressefestsplittern geschrieben). Das Corpus delicti nennt sich: Plektrum. Tja, so ist es mit Fremdwörtern. Aber es sei jemandem verziehen, der leider kein Instrument und deshalb auch kein Zupftinstrument spielt. (red) Reise mit Knabenchor SUHL – Der Suhler Knabenchor fährt in der Woche von Sonntag, dem 20., bis Sonntag, 27. August ins Sommerchorlager nach Taltitz (bei Plauen). Viel singen und baden oder zum Beispiel ein Besuch im Raumfahrtmuseum stehen auf dem Programm. Jungs ab acht Jahren, die nicht im Verein singen, sind ebenfalls eingeladen. Die Fahrt inklusive Verpflegung und Eintrittsgelder kostet 175 Euro, Anmeldungen sind noch bis morgen möglich. Informationen: 03681/743054 Ferien in der Bücherei SUHL – Die Stadtbücherei Suhl hat für Schüler der ersten und zweiten, sowie für Schüler der dritten und vierten Klasse jeweils verschiedene Angebote zur Feriengestaltung. Ein Literaturquiz mit Musik, Hörspielen und Bildern soll es beispielsweise für die Kleineren, eine Geschichte von Räuber Hotzenplotz für die Größeren geben. Informationen unter 03681/351117 . In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Jens Triebel (parteilos) und den Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur, Bildung und Sport, Hendrik Neukirchner (Aktiv für Suhl), äußern sie sich, zukünftig im Heinrichser Rathaus ein Städtisches Museum einzurichten. Suhl brauche eine solche Einrichtung, da das Waffenmuseum diese Funktion nur zu einem eher geringen Teil erfüllt. „Suhler Geschichte lässt sich nicht nur auf die Waffenproduktion reduzieren und darf auch nicht nur darauf reduziert werden“, schreiben die drei Suhlerinnen, die besorgt sind um die regionalgeschichtliche Bildung der nachfolgenden Generationen. Eine lebendige, mit vielen Exponaten illustrierte Darstellung der Stadtgeschichte wünschen sich die Verfasserinnen des offenen Briefes, in dem alle bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt gewürdigt werden, dass vom alten, aber auch vom neuen sozialistisch umgestalteten Suhl erzählt, weil gerade diese 40 Jahre das Stadtbild grundle- gend verändert haben. Zur Gestaltung eines Kinderzimmers eines Fabrikantenkindes der Gründerzeit könnten Teile der gesammelten Spielsachen von Herbert König integriert werden, benennen sie eine ganz konkrete Vorstellung. Aber auch Schlegelmilchporzellan und die Darstellung der verschiedenen Ortsteile wären ihrer Meinung nach denkbar. Auch sollte ein Trauzimmer dort Platz finden und die Gaststätte sollte wieder belebt werden. „Ein Museum belebt aus unserer Sicht den herrlichen Heinrichser Straßenmarkt deutlich mehr als die Musikschule“, schreiben die drei Suhlerinnen. Verein zur Finanzierung Dass die Städtische Musikschule in das Heinrichser Rathaus einziehen könnte, dagegen sprechen sie sich allerdings aus. Statt dessen sollte die Städtische Musikschule in die ehemalige Bibliothek im Haus Philharmonie einziehen. „Wenn Dach und Fenster dicht sind, könnte es vielleicht auch für Handwerker dieser Stadt eine Ehre sein, mit zu tun, einerseits das eigentlich schöne, stadttypische Haus wieder zum Leben zu erwecken, andererseits der Musikschule ein Domizil zu geben. Ein hässlicher Fleck würde verschwinden, und ein Haus im Stadtzentrum würde mit neuen Inhalten gefüllt“, heißt es in dem Brief. Um die Finanzierung der Städtischen Musikschule zu sichern, schlagen die Frauen die Gründung eines Musikschulvereins analog dem Orgelbauförderverein der Kreuzkirche vor. (red) STIFTUNG Stammvermögen gesteigert SUHL / SCHMALKALDEN – Als einen „großen Schritt weiter in Richtung Lebensfähigkeit einer Stiftung“ bezeichnete der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Südthüringisches Kammerorchester, Wolfgang Fuchs, die Zustiftungen im Jahr 2005 und 2006. Im Stifterbrief 2006 veröffentlichte er jetzt die Stiftungsstammvermögen. Demnach betrug es am 31. Dezember 2005 187 783,16 Euro. Zum 12. April 2006 habe sich das Stiftungsstammvermögen auf 204 724,34 Euro erhöht. Ein Drittel der Zinsen, die im Jahre 2005 erwirtschaftet wurden, verblieben im Stiftungsstammkapital. Die restlichen zwei Drittel flossen in den Haushalt, heißt es weiter. Der Landkreis SchmalkaldenMeiningen stiftete im vergangenen Jahr 26000 Euro. Er habe damit „die wachsende Bedeutung unserer gemeinnützigen Bürgerstiftung“ unterstrichen. Insgesamt wird die Stiftung derzeit von 296 privaten und öffentlichen Förderern unterstützt. Das Südthüringische Kammerorchester hat mit elf Musikern mittlerweile eine feste Besetzung. Der Klangkörper hat unter dem Dach der Stiftung im vergangenen Jahr seine Konzerttätigkeit aufgenommen. Die Spielzeit 2005 habe bewiesen, dass es prinzipiell möglich ist, in Wolfgang Fuchs dieser Formation wirtschaftlich bestehen zu können, hieß es in dem Stifterbrief. 70 Kammerorchesterkonzerte hätten eine kontinuierliche Leistungssteigerung gezeigt. In diesem Jahr nun versucht die Stiftung, die Musiker dazu zu bewegen, sich in Schmalkalden anzusiedeln. Erste positive Entscheidungen gebe es schon. Wichtiger Programmpunkt werden nun auch Konzerte in Kindergärten und Schulen. „Die Bildungs- und Ausbildungsarbeit für Kinder und Jugendliche auf musikalischem Gebiet hat einen hohen Stellenwert für die Stiftung“, heißt es abschließend. (red) Sommerfilmnacht in Mäbendorf Eine schöne Symbiose gehen einmal im Jahr der Sommer und der Kinofilm in Mäbendorf ein. Deshalb heißt der Abend in der Alten Schule auch Sommerfilmnacht. In diesem Jahr wird am 22. Juli unter freiem Himmel der Musikfilm-Klassiker „The Commitments“ gezeigt. Damit der Einstieg zum Film stimmt, wird Wolfgang Stetefeld ab 20 Uhr musikalisch einstimmen. Mit Einbruch der Dunkelheit beginnt dann die Bildmaschine zu rattern – ein Fest für Freunde der 35-Millimeter-Technik. Gegen Mitternacht wird dann im Atelier der Film „Im Juli“ mit Moritz Bleibtreu gezeigt.
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