weiterlesen - Ortsverein Wülfrath

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Jahreshauptversammlung DRK 28. August 2015
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste des Deutschen Roten Kreuzes,
liebe Rot-Kreuz-Familie,
ich begrüße Sie an einem für uns als Rotes Kreuz außergewöhnlichen Ort zu einem
außerordentlichen Anlass. Und das tue ich außerordentlich gerne.
Wir haben Sie heute in das Rathaus der Stadt Wülfrath eingeladen, um mit Ihnen
gemeinsam die Jahreshauptversammlung des Deutschen Roten Kreuzes, Ortsverein
Wülfrath, aus Anlass seines 120jährigen Bestehens abzuhalten.
Dafür, dass wir das hier dürfen, bedanke mich bei der „Hausherrin“ und begrüße
gleichzeitig unsere Bürgermeisterin, Frau Dr. Claudia Panke. Herzlich willkommen!
Ich begrüße weiterhin die beiden stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Wülfrath,
Herrn Andreas Seidler sowie Herrn Wolfgang Preuss. Auch Ihnen ein herzliches
willkommen!
Meine Damen und Herren,
die Geschichte des Roten Kreuzes beginnt mit 4.000 Toten, die am Abend des 24.
Juni 1859 das Schlachtfeld von Solferino bedeckten. Sie und die Tausenden von
Verwundeten, die dem Elend unversorgt preisgegeben waren, veranlassten Henry
Dunant, seine Schrift „Eine Erinnerung an Solferino“ im November 1862
herauszugeben. Die in dieser Schrift erhobenen Forderungen erhielten die
Grundgedanken des Roten Kreuzes und bildeten die Basis für die Genfer
Konvention, die auch heute noch für den Umgang mit Verwundeten Gültigkeit hat.
Auch heute noch, nach mehr als 150 Jahren, ist die Welt noch nicht zur Ruhe
gekommen und immer noch leiden ganz konkrete Menschen an den Folgen von
kriegerischen Auseinandersetzungen weltweit.
Aber auch Millionen von hungernden Menschen, Menschen, die an den Folgen von
Naturkatastrophen leiden, brauchen die humanitäre Hilfe des Roten Kreuzes. Aber
auch viele benachteiligte Menschen, die mitten unter uns leben, benötigen die Hilfen
des Roten Kreuzes.
Die weltumfassende Organisation des Roten Kreuzes bemüht sich, unparteiisch und
auf der Grundlage der Freiwilligkeit national und international menschliches Leiden
zu verhüten oder wenigstens zu lindern. Das Rote Kreuz ist deshalb bestrebt, Leben
und Gesundheit zu schützen sowie die Ehrfurcht vor dem Menschen hochzuhalten
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und gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und einen
dauerhaften Frieden unter allen Völkern zu fördern.
Meine Damen und Herren,
dieser Jahrzehnte alte Text hat angesichts von Völkermord, Flucht und Vertreibung
gerade heute eine besondere Aktualität. Wir – die Mitglieder im Deutschen Roten
Kreuz Ortsverein Wülfrath – sind sehr stolz darauf, Teil dieser internationalen
Gemeinschaft zu sein.
Kommen wir zurück auf die Entstehung des DRK in Wülfrath.
Im Jahre 1895 gründete der damalige Bürgermeister der Stadt Wülfrath, Albert
Kirschbaum, eine freiwillige Sanitätskolonne unter dem Dach des Deutschen Roten
Kreuzes. Diese 45 Mann starke Gruppe hatte die Aufgabe, kranken und verletzten
Mitbürgern sachgerecht zu helfen. Von Dr. Bickenbach, einem Wülfrather Arzt,
wurden sie für diese Aufgabe ausgebildet. Kolonnenführer wurde Heinrich Meinhardt,
Vater des späteren Stadtdirektors und langjährigem DRK-Vorsitzenden Wilhelm
Meinhard.
Diese Sanitäter-Gruppe bewährte sich in vielen Fällen durch Erste Hilfe bei Unfällen,
Arzttransporten, die Pflege Kranker und bei der Betreuung Bedürftiger.
Während des Ersten Weltkrieges erfüllten viele DRK-Helfer aus Wülfrath
Sanitätsaufgaben an den Fronten. Da sie für die Aufgaben, die in Wülfrath anfielen,
nicht zur Verfügung standen, wurde das Personal knapp. So gewann man in den
20erJahren Frauen hinzu. Die Betreuungstätigkeit wird ein neuer Schwerpunkt des
DRK.
1926 wurde eine Jugendgruppe des DRK gegründet.
1928 wurde eine weitere Sanitätsgruppe in Dornap gegründet, heute Teil des DRK
Wuppertal.
1939 begann die Ausbildung der Bevölkerung in Erster Hilfe, da der Krieg
zunehmend auch die Zivilbevölkerung bedrohte. Das DRK richtete in den Bunkern
und Fluchtstollen Sanitätsstationen ein.
Leiter des Sanitätszuges wird Wilhelm Mauermann.
DRK-Helfer bergen und versorgen Ausgebombte, betreuen Evakuierte in der Heimat
und leisten Sanitätsdienst an den Fronten, in den Lazaretten und
Sammelunterkünften.
In den ersten Jahren nach dem Krieg erfasst die Not die gesamte Bevölkerung.
Jedoch stellen Evakuierte, Flüchtlinge, Heimatvertriebene, heimkehrende Soldaten
sowie unterernährte Kinder das DRK vor Aufgaben von bislang unbekanntem
Ausmaß. Als ganz neue Aufgabe entstand der Suchdienst, der auch auf Ortsebene
zahlreiche Informationen über suchende und vermisste Personen sammelt und
auswertet.
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Als weitere, neue Aufgabe kommen das Blutspendewesen und die Mithilfe bei den
großen Impfaktionen, mit denen die Volksgesundheit wiederhergestellt werden sollte,
hinzu.
Vorsitzender von 1949 bis 1966 war der damalige Stadtdirektor Wilhelm Meinhard.
Sein Nachfolger im Vorsitz – ebenfalls für 17 Jahre – also bis 1983 war Stadtdirektor
Günter Schiffmann. Die ärztliche Leitung übernahm Frau Dr. Dr. Lore von Richthofen.
Bis 1967 wurde der Sanitätszug von Karl-Heinz Lindemayer geleitet. Ihm folgt bis
1986 – also sogar für 19 Jahre – Günter Hartsch.
1965 wird das Jugendrotkreuz von Erna Thelen neu gegründet. Diesen
Jugendverband leitet sie 20 Jahre lang bis 1985. Ihr folgt Jutta Späth.
In dieser Zeit entwickelt sich das DRK in Wülfrath zusätzlich zu einem
Wohlfahrtsverband. Viele Ehrenamtler kümmern sich um die Betreuung älterer
Menschen in Wülfrath. In den neu gebauten Altenwohnungen entstehen Altenclubs,
die vom DRK betreut werden.
Das Jugendrotkreuz wächst und gedeiht. Es entstehen die ersten SchulSanitätsgruppen.
Damals wie heute hat die Altkleider-Sammlung eine große Bedeutung. Unsere
Kleiderkammer wird zunehmend von Asylsuchenden und Flüchtlingen, aber auch von
vielen Wülfrathern, die in Not geraten sind aufgesucht.
Es gab einen regelmäßigen Treff für Aussieder-Frauen sowie Hilfsangebote für
bosnische Flüchtlinge.
Mit dem Eintritt von Frau Thelen in den Vorstand 1984, der Vorsitzende war der
damalige Erste Beigeordnete der Stadt Wülfrath, Wolfgang Maletz, erfuhr das
Deutsche Rote Kreuz in Wülfrath ein „Update“ so würde man heute sagen. Mit der
Einrichtung einer Schuldner-Beratungsstelle im Jahr 1985 begann der Einstieg in die
hauptamtliche Tätigkeit und es wurde erstmals Personal eingestellt.
Die Schuldnerberatung betreiben wir nun schon seit 30 Jahren – ebenfalls ein
kleines Jubiläum.
Fortgesetzt wurde diese Richtung durch Alfred Laustroer, langjähriger Amtsleiter bei
der Stadt Wülfrath und später Leiter der Wülfrather Stadtwerke. Er übernahm den
Vorsitz im Jahr 1988, seine beiden Vertreterinnen ab 1990 hießen Margret Krebs und
Kläre Dietrich.
Unter seinem Vorsitz richtete das DRK 1989 in Wülfrath eine dreigruppige
Kindertagesstätte ein. Das Silberjubiläum haben wir im vorigen Jahr gefeiert.
Aufgrund der fortschreitenden Professionalisierung erhält das DRK im Jahr 1992 eine
Geschäftsstelle mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin, die sich wegen des
sprunghaft gestiegenen Etats u.a. um die Buchführung kümmert.
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Im Jahr 2005 hat das DRK die Aktion „Wülfrather Kinder in Not“ ins Leben gerufen.
Seitdem wurden mehr als 300.000 € an Spendengeldern eingeworben (und auch
wieder ausgegeben). Hunderten von Wülfrather Kindern konnte hiermit geholfen
werden.
Das Deutsche Rote Kreuz in Wülfrath beschäftigt heute 13 hauptamtliche
Mitarbeiterinnen und hat ein Haushaltsvolumen von 950.000 €. Das ist ein kleines
Unternehmen.
Meine Damen und Herren,
vielleicht ist Ihnen bei meinen Ausführungen über die Geschichte des DRK in
Wülfrath etwas aufgefallen. Es gibt einen „roten Faden“ durch die gesamten 120
Jahre, nämlich eine enge personelle Verbindung zwischen dem Deutschen Roten
Kreuz und der Stadt Wülfrath.
Seit dem Ende des 2. Weltkrieges lag der Vorsitz des DRK in Wülfrath nahezu
ununterbrochen in den Händen von städtischen Spitzenbeamten. Ich erinnere
nochmals an die Stadtdirektoren Meinhard und Schiffmann, an den Ersten
Beigeordneten Maletz sowie an den Stadtwerke-Chef Laustroer. Und auch ich habe
den Vorsitz von Herrn Laustroer vor 13 Jahren in meiner damaligen Eigenschaft als
Erster Beigeordneter übernommen.
Schon der Gründer des DRK in Wülfrath, Bürgermeister Kirschbaum, sah die
Versorgung von Kranken und Verletzten als kommunale Aufgabe an. Neben diesen
Aufgaben nehmen wir mittlerweile einige weitere kommunale Pflichtaufgaben wahr.
Dazu gehören die Kindertagesstätte, die Schuldnerberatung sowie unsere Tätigkeit
im kommunalen Rettungsdienst.
Für unsere Jubilarfeier im Jahr 2020, wenn wir das 125jährige Bestehen des
Deutschen Roten Kreuzes, Ortsverein Wülfrath, feiern, habe ich schon heute 3
Wünsche:
Als erstes wünsche ich mir, dass die Verbindung zwischen dem DRK und der Stadt
Wülfrath wieder eine stabile Basis hat. Ich wünsche mir die Erkenntnis in der
gesamten Verwaltung, dass man die Arbeit eines Wohlfahrtsverbandes nicht
ausschließlich in Euro messen kann und ich wünsche mir die flächendeckende
Erkenntnis, dass ehrenamtliche Arbeit in Wirklichkeit unbezahlbar ist.
Ich weiß, dass ich mit diesen Wünschen bei der Bürgermeisterin gut aufgehoben bin.
Sie hat nicht ohne Grund den Sanitätsdienst, die Mitarbeiterinnen der Kleiderkammer
sowie die Aktion „Wülfrather Kinder in Not“ mit dem Ehrenamtspreis der Stadt
Wülfrath ausgezeichnet.
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Als Zweites wünsche ich mir das, was sich alle Vereinsvorsitzenden landauf landab
wünschen:
Mehr aktive Mitglieder! Wir brauchen dringend weitere aktive ehrenamtliche
Mitstreiter und Mitstreiterinnen, um die Angebote des DRK in Wülfrath auch in
Zukunft aufrechterhalten zu können.
Vielleicht hilft uns ja dabei mein dritter Wunsch: Ich wünsche mir, dass in 5 Jahren
unser Jugendraum aus allen Nähten platzt, weil das Jugendrotkreuz wächst und
gedeiht und wir deshalb anbauen müssen.
Meine Damen und Herren,
danke, dass Sie mir zugehört haben!