PP10 PHOTO PRESSE DAS INSIDERMAGAZIN FÜR ERFOLGREICHES FOTOBUSINESS N–10 30–07–2015 SEIT 1945 FOKUS WAS SIE IMMER SCHON ÜBER FOTO-ASSIS WISSEN WOLLTEN PORTFOLIO STARKE INSZENIERUNGEN BUSINESS KINDERFOTOS ONLINE VERKAUFEN – BILDER GEGEN DEN SCHMERZ PRODUKTE MANFROTTO X PRO – LUMIX GX8 PRAXIS VON DER IDEE ZUM DREHBUCH – BUCH-MACHEN FOKUS BERUF FOTOASSISTENT DAS GROSSE FRAGEN Vor einem Jahr hatte fotoassistent.de zum ersten Mal über 500 Fotoassis und Digital Operators im deutschsprachigen Raum zu ihrer beruflichen Situation befragt. Die Ergebnisse waren so interessant, dass sie es in diesem Jahr wieder getan haben. Wir präsentieren die wichtigsten Antworten. T – Wolfgang Heinen Es wurde auch in diesem Jahr wieder gefragt, wie hoch die Tagessätze 2014 waren, ob die allgemeine Jobsituation zufriedenstellend war und welche Erwartungen die Fotoassistenten an die Auftragslage 2015 haben. Darüber hinaus sind einige neue Fragen dazugekommen, gerade in Bezug auf den Wunsch, sich möglichst schnell als Fotograf selbstständig zu machen. Interessant ist vor allem auch die Frage, ob und wie sich der Beruf in Zukunft nach Meinung der Assistenten verändern wird. Aber der Reihe nach: Eines der positivste Ergebnisse im letzten Jahr war, dass 91 % der Assistenten angaben, sich im Job wohlzufühlen und sich in ihrer Arbeit von »ihrem« Fotografen gewürdigt zu sehen. In diesem Jahr ist dieser Wert mit 94,2 % sogar noch etwas höher. Dies sind Umfrageergebnisse, die wohl in kaum einem anderen Beruf erreicht werden. Eines der Highlights des Fotoassistentenlebens sind zweifelsohne lange Reisen ins Ausland. Meist geht es an außergewöhnliche Orte und in sonnenverwöhnte Länder, häufig auch gerade dann, wenn es bei uns kalt und dunkel ist. Wirtschaftlich sind lange Buchungen am Stück natürlich besonders schön, denn so hat man eine gewisse finanzielle Planungssicherheit. Wurde man dann noch von einem entspannten Fotografen gebucht und hält sich die Arbeit zeitlich in Grenzen, macht so ein Job richtig Spaß und fühlt sich nicht selten sogar ein wenig nach Urlaub an. Fotoassistent.de hatte gefragt, wie viele Tage die längste zusammenhängende Buchung im Jahr 2014 dauerte. Ähnlich wie im Vorjahr gab es etliche, die sehr lange zusammenhängend für einen Job gebucht waren. So waren über 20 % der Fotoassistenten mehr als zwei Wochen am Stück gebucht, acht Prozent sogar länger als 30 Tage. ÜBERSTUNDEN? KLAR – ABER BERECHNEN? Ob man Overtime berechnet oder nicht, hängt sicher vom jeweiligen Job ab und natürlich vom Verhältnis zum Fotografen. So liegt der Wert der Assistenten, die 2014 immer so lange ohne Overtime gearbeitet haben, wie es der jeweilige Job an dem Tag erforderte, bei über 50 % (Vorjahr 60 %). WENN FOTOGRAFEN DIE RECHNUNGEN DER ASSIS NICHT BEZAHLEN sich bei nicht beglichenen Rechnungen meist um Unstimmigkeiten in Bezug auf die Höhe oder den Umfang der Rechnung handeln. Auch bezahlen einige Fotografen erst dann ihre Assistenten, wenn sie selbst das Geld vom Kunden erhalten haben. DAS GROSSE ASSI-ZIEL: SELBSTSTÄNDIGKEIT 1 Wie im letzten Jahr sehen die meisten Fotoassistenten die Assistenz als Schritt zwischen einer fotografischen Ausbildung und der Selbstständigkeit als Fotograf. So arbeitet nach wie vor kaum ein Assistent länger als acht Jahre im Beruf. Dazu passt auch, dass über 80 % der Befragten angaben, möglichst schnell Fotograf werden zu wollen und 89 % sich nicht vorstellen können, die Fotoassistenz dauerhaft als regulären Beruf zu betreiben. Auch bei den Digital Operators hat sich kaum etwas im Vergleich zum Vorjahr geändert. Nach wie vor arbeiten die Meisten maximal vier Jahre im Job. Zum einen muss man als Digital Operator Investitionen tätigen, um vernünftig selbstständig arbeiten zu können, und zum anderen erklärt sich die durchschnittlich kürzere Zeit im Job dadurch, dass viele zuerst auch als Fotoassistent gearbeitet haben und ihnen dann einfach die Zeit davonläuft, wenn sie sich nicht erst jenseits der 30er-Altersgrenze als Fotograf selbstständig machen möchten. WIE WIRD MAN EIN ERFOLGREICHER FOTOGRAF? Neu in diesem Jahr waren einige Fragen zum Sprung in die Selbstständigkeit als Fotograf. So gaben 50 % an, dass die handwerkliche Fotoausbildung nicht mehr zeitgemäß sei. Interessant war dann auch dieses Ergebnis: 73 % der Befragten gaben an, Praxiserfahrung sei wichtiger, um erfolgreich als Fotograf zu starten, als eine gute Ausbildung. Darüber hinaus hielten knapp 70 % der Befragten möglichst gute Kontakte zu Agenturen und Auftraggebern für wichtiger als eine gute Mappe, um als Fotograf erfolgreich starten zu können. Lediglich 2 % waren der Ansicht, dass die Mappe bei Jobvergaben den Ausschlag gibt. Leicht unterschiedliche Werte ergaben sich auf die Frage, ob Erfolg als Fotograf planbar sei. In diesem Punkt stimmten in diesem Jahr 43 % zu. Im Vorjahr waren es über 50 %. 12 % der Fotoassistenten hatten 2014 mindestens einen Fotografen, der die Rechnung nicht gezahlt hat. Kaum ein Assistent schließt mit einem Fotografen einen schriftlichen Vertrag und somit dürfte es PP10 PP04 6 FOKUS NEBENBEI EIN ANDERER BERUF? ODER STUDIUM? Nur ein kleiner Anteil von 16 % übt den Job neben einem Studium aus. Der geringe Wert ist nicht verwunderlich, denn bei eingeschränkter zeitlicher Verfügbarkeit dürfte es schwierig sein, schnell und flexibel auf Anfragen zu reagieren oder auch wochenlang unterwegs zu sein. Da die meisten der Befragten möglichst schnell Fotograf werden wollen und da es bei jedem Fotoassistenten auch freie Tage gibt, bleibt Zeit für eigene Projekte. Dazu passt, dass 62 % (Vorjahr 57 %) den Job hauptberuflich ausüben, aber zusätzlich schon eigene Fotojobs machen. Zählt man diejenigen dazu, die nur hauptberuflich und ausschließlich assistieren, kommt man auf beachtliche 79 %. 1 – Selbstständigkeit 1–2 Auftraggeber 3–5 Auftraggeber 2 – Auftraggeber 6–9 Auftraggeber 10–13 Auftraggeber >13 Auftraggeber WIE VIELE UNTERSCHIEDLICHE AUFTRAGGEBER? 2 Je mehr Auftraggeber ein Fotoassistent hat, desto sicherer ist das Einkommen. Dennoch funktioniert diese Annahme nur bedingt. Hat man einen Fotografen, der einen regelmäßig auf Reisen mitnimmt, bleibt kaum Zeit für weitere Auftraggeber. So ist es nicht verwunderlich, dass die meisten nur drei bis fünf verschiedene Auftraggeber im Jahr hatten. Q (alle) – fotoassistent.de PP10 7 PORTFOLIO INSZENIERUNGEN unerwartet. f lüch Der erste Blick auf die hier gezeigten Bilder von Frank Karl Soens irritieren: Warum hat er das Unfertige so perfekt und fertig inszeniert? T – Wolfgang Heinen F – Frank Karl Soens Weibliche Körper im Teilanstrich werden durch mehr oder weniger direkte Oder anders, von Soens selbst so ausgeformale Andeutungen zu etwas anderem, auch einem neuen Begriff. Die Per- drückt: »Erst wenn die letzte Maske und sönlichkeit des Models verschwindet – wie fast immer – hinter der Idee des Hülle gefallen sind, zeigt der moderne Fotografen. Doch so ganz schlägt Soens die Tür zur abgebildeten Person Mensch sein wahres Gesicht. Wir sind nicht zu – und dieses Spannungsfeld zwischen neutraler Begriffsinszenie- Meister der Ausreden, Selbstablenkung rung und persönlicher Ausstrahlung des Models tut dem Ganzen ausgespro- und Tarnung. Gefangen im Streben, unchen gut. Eben dann doch nicht ANONYM. In der Verwandlung des Men- seren archaischen Kern hinter Kulturschen zum Begrifflichen macht Soens rechtzeitig halt und zeigt dadurch das techniken und Normen zu verstecken. »Vorher« genauso wie das »Nachher«, das »Sowohl« wie das »Als auch«. Dass Wir sind auf dem Weg, uns vollends in die Bilder technisch brillant fotografiert wurden, ist hier nicht Selbstzweck, Oberflächlichkeiten, Scheinwelten und sondern unbedingte Voraussetzung zum Funktionieren seines Konzeptes. Blendwerk zu verlieren. Umso mehr sehnen wir uns nach authentischen und unerwartet nachhallenden Begegnungen. Suchen bei unserem Gegenüber nach verborgenen, nur flüchtig aufblitzenden Wesenszügen. Erkenntnis und Rettung nahen, denn die folgenden Seiten gewähren tiefen Einblick: ANONYM, verspielt und doch so vertraut.« FR ANK K ARL SOENS wird 1977 in Mechernich geboren und fotografiert seit seinem 16. Lebensjahr. Nach der Schulzeit beginnt er eine Ausbildung als Werkzeugmechaniker, anschließend Studium an der FH Köln. Neben dem Ingenieursstudium arbeitet er als Assistent bei bekannten Fotografen wie Marc Rubenska. Im Jahr 2005 schließt er sein Studium ab und macht sich in Hamburg als Fotograf selbstständig. PP10 10 Nun, sobald die Fotografie als Rettung für wen oder was auch immer zitiert oder herbeigewünscht wird, klingeln eigentlich die Alarmglocken, denn mit solcherlei Überfrachtung ist das Medium vollkommen überfordert. Wir streichen in Gedanken die letzten zwei Sätze des Zitats und konzentrieren uns im Folgenden auf das, was wir sehen: Erstklassige Fotografie, perfekt inszeniert und mit konzeptionellem Hintergrund, der den einen oder anderen Leser durchaus zu eigenen Experimenten anregen dürfte – auch und gerade im Portrait-und Hochzeits-Kontext. Und wer demnächst in Hamburg weilt: Schaut Euch ab 20. August die Ausstellung im Original an: Boutique Bizarre auf der Reeperbahn, bis 30. September 2015. tig. anonym. l u z i f a POIRTFOLIO PORTFOLIO PP10 PP06 11 9 BUSINESS ONLINEVERKAUF IN DER KINDERGARTENFOTOGRAFIE MEHR MOTIVE, MEHR UMSATZ In dieser Rubrik, die in Kooperation mit fotograf.de entstanden ist, erfahren Sie regelmäßig alles über Workflow-Optimierung, Umsatzsteigerung und den Fotoverkauf in der Volumenfotografie Das A und O für erfolgreichen Onlineverkauf ist eine große Fotoauswahl. Warum das so ist und dass der damit verbundene Mehraufwand gar nicht so groß sein muss, zeigen wir Ihnen in diesem Artikel. T – Lena Arvan Der Onlineverkauf bietet im Gegensatz zur Mappe die Möglichkeit, mehr unterschiedliche Motive zum Verkauf anzubieten und die Bildauswahl den Eltern zu überlassen. Da Sie statt der herkömmlichen ein bis zwei Motive in der Fotomappe zwischen sieben und fünfzehn Motive verkaufen können, lohnt es sich, neben den weiterhin geforderten Standard-Motiven auch kreativere Posen zu fotografieren. Aus Sicht der Eltern führt dies zu einem höheren fotografischen Standard. Hierdurch können Sie den Umsatz je Kind deutlich steigern und eine hohe Wiederbuchungsrate erzielen. UNSERE EMPFEHLUNG Orientieren Sie sich an Modell 2 und versuchen Sie, auf mindestens sieben Motive zu kommen. Probieren Sie dafür bis zu drei unterschiedliche Posen oder Ausdrücke aus. Dabei müssen die Unterschiede zwischen den Fotos nicht gravierend sein. Auf der nächsten Seite zeigen wir Ihnen, wie sich mit effizienter Nachbearbeitung die Zahl der Fotos kurzerhand erhöhen lässt. So können Sie Ihren Umsatz mit geringem Mehraufwand deutlich steigern. WIEVIEL MEHRAUFWAND WIRTSCHAFTLICH SINNVOLL IST SCHULFOTOGRAFIE Eine größere Motivauswahl bedeutet natürlich auch, dass Sie mehr Zeit für das Shooting und/oder die nachträgliche Bildbearbeitung investieren müssen. Unsere Analysen zeigen jedoch, dass das Umsatzpotenzial diesen Mehraufwand mehr als rechtfertigt. So erreichen einige Fotografen mit aufwändigeren Fotoshootings durchschnittlich über 60 Euro pro Bestellung. Je nach Zeitaufwand für die Produktion der Fotos lassen sich insgesamt drei Modelle beschreiben. Die folgende Grafik veranschaulicht, welcher Umsatz bei KitaFotoshootings mit den einzelnen Modellen möglich ist. PP10 20 Bei Schulshootings haben Sie in der Regel weniger Zeit pro Kind. Wir empfehlen daher, nur ca. fünf Aufnahmen mit bis zu drei unterschiedlichen Posen zu machen. BUSINESS KLINISCHE STUDIE BILDER GEGEN DEN SCHMERZ Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland sind von lang anhaltenden Schmerzen betroffen. Die Patienten leiden unter Dauerschmerz, der häufig ihren Alltag bestimmt. Chronischer Schmerz ist in den vergangenen Jahren immer mehr zu einem Dauerthema geworden, welches die Mediziner intensiv beschäftigt. Das Schmerzzentrum des Roten Kreuz Krankenhauses in Kassel hat sich nun in einer Studie mit möglichen Linderungsmöglichkeiten beschäftigt und kommt dabei zu einem interessanten Ergebnis. T – Linda Schröder Die Teilnehmer der Studie betrachteten die Bilder in einem digitalen Fotoalbum. »Ich leide seit vier Jahren an unerträglichen Kopfschmerzen – jeden Tag. Nach etlichen Untersuchungen bei Orthopäden und alternativen Medizinern in Spezialkliniken ist die Schmerztherapie in Kassel meine große Hoffnung«, erzählt die Patientin Manuela Spangenberg aus Thüringen, die an der multimodalen Schmerztherapie, einer Mischung aus Medikamenten, psychologischer Schmerztherapie und Physiotherapie, teilnimmt. Die Patienten bekamen in der Studie, PP10 22 die mit Unterstützung von Nikon Deutschland und in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt wurde, mehrere Tage lang Bilder von Angehörigen, fremden Personen, schönen Landschaften oder optischen Täuschungen in digitaler Form zu sehen. Im Anschluss beurteilten die Patienten, genau wie kurz vor dem Betrachten, ihre Schmerzintensität. »Wir haben im Rahmen der Studie gesehen, NEWS SZENE WAS WAR DA LOS? Die neuen Berufsfotografinnen und Fotografen mit Wolfgang Kilian, dem stellvertrenden Obermeister Klaus Ovenhausen und Obermeister Peter Berger. Das CEWE Gesundheitsmanagement besuchte das Klinikum Oldenburg. Geschäftsführer Thorsten Ziehl nimmt Award entgegen. FREISPRECHUNG DER FOTOGRAFEN OWL IN BIELEFELD CEWE SPENDET 250.000 EURO FÜR EUROPEAN MEDICAL SCHOOL FUJIFILM ZUR »MOST INNOVATIVE BRAND 2015« GEKÜRT Im Lessinghaus in Bielefeld fand die Freisprechungsfeier der Berufsfotografen im Fotografenhandwerk statt. Obermeister Peter Berger und der stellvertretende Obermeister Klaus Ovenhausen sowie der Klassenlehrer und Ausbildungsleiter Wolfgang Kilian überreichten im feierlichen Rahmen die Zeugnisse und Gesellenbriefe. Drei Jahre durchliefen die 16 Fotografinnen und Fotografen ihre duale Ausbildung: Zwei bis drei Tage schulische Ausbildung, drei Tage betriebliche Ausbildung sowie innerhalb der Lehrzeit zwei überbetriebliche Ausbildungen in Dortmund. Die drei besten Auzubildenden wurden ausgezeichnet und erhielten von der Fachvereinigung der Fotografen von OWL Geldpreise: Ruta Nemeiksyte für die beste theoretische Prüfung, Christoph Rüsing für das beste fotografische Praktikum und Tabea Treichel für das beste praktische Gesamtergebnis. Das Wohlergehen und die Gesundheit der Mitarbeiter sind maßgeblicher Teil der Nachhaltigkeitsbestrebungen von CEWE. Die Gruppe Gesundheitsmanagement von CEWE initiierte einen Besuch im Klinikum Oldenburg, das Teil des Medizinischen Campus der European Medical School (EMS) ist. Europas führender Fotodienstleister und innovativer Online-Druckpartner fördert das fünfte Jahr in Folge die EMS mit einem Sponsoring von jeweils 50.000 Euro. Die European Medical School Oldenburg-Groningen (EMS) ist ein deutsch-niederländisches Kooperationsprojekt der Universitäten Oldenburg und Groningen – und mit diesem länderübergreifenden Profil einzigartig in Europa. Ziel der EMS ist es, neue Wege in der Medizinerausbildung zu gehen. Fujifilm Imaging Germany wurde im Rahmen der Plus X Award-Night in Bonn für seine Innovationskraft und Markenqualität ausgezeichnet. Im Gebäude des Ersten Deutschen Bundestages wurde die deutsche Imaging- und Fotofinishing-Dependance der globalen Fujifilm Corporation in der Kategorie Video- und Fototechnologie zur »Most Innovative Brand 2015« gekürt. Zum 80-jährigen Gründungsjubiläum der Fujifilm Corporation wurde vergangenes Jahr der neue Unternehmensclaim »Value from Innovation« präsentiert. Rund sieben Prozent seines Gesamtumsatzes investiert Fujifilm jährlich in Forschung & Entwicklung, um innovative Produkte und Services zur Marktreife zu bringen und Menschen auf der ganzen Welt zu inspirieren. Dieser hohe Innovationsanspruch wurde bei der Preisverleihung des Plus X Awards, einer der größten Innovationspreise für Technologie, Sport und Lifestyle, mit der Verleihung der höchsten Auszeichnung »Most Innovative Brand 2015« erneut unterstrichen. PP10 26 PRODUKTE MANFROTTO XPRO KUGELKOPF PRÄZISE, LEICHT UND EINFACH Manfrotto erweitert sein Sortiment um den XPRO Kugelkopf. Der neue Stativkopf wurde speziell für die Ansprüche von erfahrenen Fotoprofessionals entwickelt. Er bringt drei für Fotografen essenzielle Eigenschaften mit: erstklassige Präzision durch das neue, dreifache Verriegelungssystem (Triple Locking System), geringes Gewicht dank einer robusten Magnesiumlegierung sowie Einfachheit und Komfort durch das Schnellwechselsystem mit 200PL- oder Top-Lock-Schnellwechselplatten (Arca Swiss kompatibel). T – Wolfgang Heinen Mit dem neuen XPRO Kugelkopf führt Manfrotto ein neues, wegweisendes Verriegelungssystem ein. Es basiert auf drei Keilen, die beim Sperren der Kugel gleichmäßigen Druck ausüben und so eine absolut stabile Kameraposition sicherstellen. Neue fettfreie Polymer-Ringe garantieren in Kombination mit der PTFE-beschichteten Kugel sehr weiche und präzise Bewegungen, was die Feineinstellung der Kamera erleichtert. Praktisch: Der ergonomisch geformte Verriegelungshebel ist mit einem Federmechanismus ausgestattet. Falls der Hebel in bestimmten Situationen gegen ein Stativteil stößt, lässt er sich einfach herausziehen und in eine optimale Position drehen, ohne dass der Fotograf zuvor den Verschluss lösen muss. Darüber hinaus unterstützen mehrere Nivellierlibellen den Fotografen beim präzisen horizontalen und vertikalen Ausrichten der Kamera. Er spart somit später Zeit bei der Nachbearbeitung der Bilder. Die Magnesiumlegierung und die neu entwickelte Hohlkugel tragen sowohl zum geringen Gewicht als auch zur hohen Belastbarkeit des Stativkopfes bei. Der XPRO Kugelkopf wiegt nur gut 500 Gramm, ist aber mit bis zu zehn Kilogramm belastbar. Der neue Kugelkopf ist in zwei Schnellwechselsystem-Ausführungen für unterschiedliche Ansprüche erhältlich: ● Die schwarze 200PL-Version basiert auf der beliebten Manfrotto Schnellwechselplatte aus Aluminium. Sie richtet sich vornehmlich an Fotografen, die eine leichte und einfach zu nutzende Schnellwechselplatte benötigen, die ständig an der Kamera verbleiben kann. ● Die graue Top-Lock-Version mit der Schnellwechselplatte MSQ6PL (kompatibel mit Arca Swiss) entspricht den Bedürfnissen von erfahrenen Fotoprofessionals. Top Lock bedeutet, dass die Kamera von oben eingeklinkt wird. Der neue XPRO Kugelkopf verbindet elegante Formensprache mit hoher Funktionalität sowie innovativer Technologie. Manfrotto unterstreicht mit diesem Stativkopf einmal mehr sein nachhaltiges Engagement in der Forschung und Entwicklung wegweisender Fotoprodukte. Die neuen Manfrotto XPRO Kugelköpfe sind ab sofort im Handel erhältlich. PRODUKTE PP10 29 PRAXIS FOTOBÜCHER DIE TIPPS DER BUCHMACHER Wie produziert man erfolgreich Fotobücher? Wo lauern Fehlentscheidungen? Und wie finanziert man das Ganze? Fragen an den Fotokünstler und Fotobuchexperten Wolfgang Zurborn und an Richard Reisen, Projektbetreuer beim Verlag Kettler für den Bereich Fotografie. T – Peter Schuffelen INTERVIEW WOLFGANG ZUBORN »KILL YOUR DARLINGS!« F – Frederic Lezmi Wolfgang, es gibt verschiedenste Möglichkeiten, die eigenen Bilder zu präsentieren. Wozu eignet sich das Fotobuch besonders gut? WOLFGANG ZUBORN – Das Fotobuch bietet eine sehr gute Möglichkeit, Sinneinheiten zu transportieren. Das liegt daran, dass man einen Bilderfundus, anders als beispielsweise in einer Ausstellung oder bei einer OnlinePräsenz, prinzipiell völlig auseinandernimmt und nach eigenen, narrativen Gesichtspunkten wieder zusammenbaut. Es geht eben gerade nicht um eine chronologische Abfolge oder um eine Ansammlung guter Bilder, sondern darum, die besten Bilder herauszufiltern und in einen analytischen und formalen Zusammenhang zu bringen, der sich dem Betrachter erschließt. Wie macht man das? WOLFGANG ZUBORN – Die Kunst ist es, das Chaos zu strukturieren und vor allem Bilder konsequent zu eliminieren. Cover und Innenmotiv des 2014 im Verlag Kettler erschienen Fotobuchs »Catch« von Wolfgang Zurborn. vor allem bei den Bildautoren. Dann sage ich den Leuten, sie sollen argumentieren, warum bestimmte Bilder wieder in die Auswahl kommen sollen. Der Witz ist: Die meisten gehen beim Aussieben am Ende radikaler vor als ich. »Kill your darlings« nennen wir diesen Prozess. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass Fotografen zwar in der Lage sind, intuitiv eine eigene Position zu finden, aber eben nicht den roten Faden ... WOLFGANG ZUBORN – Nicht nur, das können auch Bilder sein, die für sich genommen stark sind. Nicht immer verdoppeln zwei gute Positionen ihre Wirkkraft, zuweilen subtrahieren sie sich sogar gegenseitig. Ein Buch funktioniert nur, wenn die Bilder, trotz verschiedener visueller Strategien, eine einheitliche Sprache sprechen. Ich muss das Buch lesen können! WOLFGANG ZUBORN – Das ist definitiv so! Natürlich lasse ich als FHDozent die Studenten erstmal machen, ohne ideologische Vorgaben, denn es geht mir ja darum, mit dem originären Material zu arbeiten. Gute Fotografie ist für mich immer ein Zusammenspiel aus intuitivem und konzeptionellen Handeln. Wir fotografieren nunmal nicht nur mit der Kamera oder dem Kopf, sondern mit dem ganzen Körper und natürlich auch mit unserer persönlichen Geschichte. Jeder fotografiert SEINE Welt, aber das für sich selbst zu erkennen oder gar in eine kongruente Bildauswahl zu fassen, ist natürlich sehr schwer ohne den Blick von außen Wie gehst du in der Praxis vor, sprich in den Fotobuch-Workshops, die du gemeinsam mit anderen Dozenten in der Lichtblick School durchführst? Angenommen das Editing steht, sprich Bildauswahl und dramaturgische Strukturierung sind final. Welche Möglichkeiten der Realisierung bzw. Finanzierung habe ich dann? WOLFGANG ZUBORN – Am Anfang ist da ein Tisch voller Bilder, da ist jeder der Teilnehmer erstmal hilflos. Dann gehe ich an dieses Chaos relativ schnell ran und sortiere radikal aus. Das stößt natürlich auf Widerstände, WOLFGANG ZUBORN – Finanzierungsmöglichkeiten gibt es eine ganze Reihe, angefangen von Künstlerfonds über spezielle Verlagsförderungen bis hin zu den Dummy Awards, bei denen eine Verlagsveröffentlichungen winkt. Darüber hinaus kann ich natürlich auch per Digitaldruck und mit vergleichsweise kleinem Budget als Selfpublisher auftreten. Auch Crowdfunding kann eine Methode sein, die kann allerdings nur funktionieren, wenn ich bereits ein großes Netzwerk habe und das gezielt anspreche – von außen kommt fast niemand hinzu. Die schwachen Bilder meinst du? PP10 38 Was hältst du vom viel diskutierten Druckkostenzuschuss? WOLFGANG ZUBORN – Das ist jedenfalls nicht unbedingt eine »Abzocke« der Fotografen durch die Verlage, wie manche glauben. Im Vergleich zu den 1980er Jahren muss ein Verlag heute weit mehr Bücher herausbringen, um zu überleben, und das bei kleineren Auflagen – 1500 Stück sind schon viel. Ohne Druckkostenzuschuss rechnet sich das in den meisten Fällen nicht mehr. Trotzdem würde ich einem Studenten, der seine Abschlussarbeit veröffentlichen will, definitiv davon abraten, die Verwandtschaft anzupumpen und 15.000 Euro in ein Buch zu stecken, dessen Auflage im Zweifel größtenteils im Lager verstaubt. Wie lautet dein Rat stattdessen? WOLFGANG ZUBORN – Bau deine Netzwerke aus! Dass das heute Teil des Jobs ist, ist vielen nach wie vor nicht klar. Die möchten lieber »entdeckt« werden. Diese Mentalität ist gerade in Deutschland noch erstaunlich weit verbreitet, aber definitiv nicht mehr zielführend. Wenn hingegen etwas extrem gut editiert ist und virtuos und auf den Punkt kommuniziert wird, findet es auch sein Publikum. Von den Büchern, die wir in der Masterclass der Lichtblick School entwickelt haben, sind sechs von acht Büchern am Ende verlegt worden. Apropos Bücher verlegen: Vor kurzem ist »Catch«, dein siebtes eigenes Fotobuch erschienen1. Was war dem fotografisch vorausgegangen? WOLFGANG ZUBORN – Es gab keinen Masterplan im Sinne von »ich fotografiere jetzt mein nächstes Buch«. Vielmehr habe ich mich durch die Straßen treiben lassen in einem offenen Findungsprozess. Natürlich bin ich einer visuellen Idee gefolgt, nämlich der, dass sich Realwelt und Werbung ständig durchmischen und dass das einer der prägenden Erfahrungen für uns moderne Menschen ist. Wie bist du beim Editing vorgegangen? WOLFGANG ZUBORN – Formal ging es mir darum, eine Verbindung von Narration und Abstraktion zu schaffen. Deshalb war es mir wichtig, bei einer Doppelseite nie den Eindruck zu vermitteln, dass sich da ein System ablesen lässt. Ich will den Betrachter vielmehr permanent irritieren, damit er wach bleibt. Du bringst anderen Fotografen seit Jahren bei, wie man ein Buch editiert. Brauchtest du selber noch eine Art Supervision? WOLFGANG ZUBORN – Ja, definitiv, ohne den Blick von außen funktioniert das einfach nicht. Das Edit ist zwar von vorne bis hinten meins, aber ich habe sowohl Fotografenkollegen als auch Menschen, die wenig mit Fotografie zu tun haben, befragt. Noch in der drittletzten Fassung gab es beispielsweise eine Bildpaarung, bei der alle gestockt haben. Also bin ich nochmal tief in mein Archiv abgetaucht, bis ich schließlich eine Aufnahme von 1999 gefunden habe, die im Bilddialog funktionierte. Catch, Verlag Kettler, Auflage 800, 100 Seiten, Format 24 × 30,4 cm, mit einem Text von Ror Wolf (deutsch, englisch). 1– Oben – Kill your darlings. Fotobuchworkshop mit Wolfgang Zurborn – in den Räumen von Schaden.com. Unten – Antara Galerie, Jakarta, 2013. Fotobuchexperte Markus Schaden legt die Workshopergebnisse der Photobook Masterclass Jakarta aus. Wie viel Zeit hat all das in Anspruch genommen? WOLFGANG ZUBORN – Mehrere Monate, mit Unterbrechungen natürlich. Diese Entscheidungsfindungsphase ist vermutlich eher nervtötend ... WOLFGANG ZUBORN – Es war ein unfassbar quälender Prozess, weil ich am Rechner alle möglichen Kombinationen durchgespielt habe – mit hunderten von Bildern. Gleichzeitig war es schon extrem spannend zu sehen, dass das alles offene Entscheidungen sind. Man muss keinem offensichtlichen Ordnungsprinzip folgen, damit es gut wird. Wie waren die Reaktionen? WOLFGANG ZUBORN – International habe ich viel positives Feedback bekommen, Menschen, die ich in Georgien, Indien oder den USA gesprochen habe, waren spontan angetan und wussten sofort, wie man die Bilder und Bildfolgen lesen kann. Viele deutsche Kollegen reagieren hingegen verunsichert und fragen sofort nach dem zugrundeliegenden Konzept Meine Botschaft lautet aber, es gibt Orientierung – wenn man sich einlässt und genau hinschaut. Ich will durch die Gestaltung meiner Bücher Ordnungskriterien schaffen, die das Chaos nicht verraten. www.wolfgangzurborn.de www.lichtblick-school.com PRAXIS PP10 39
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