Erst nach Feierabend knallen in Moers für zukünftige Bräute die

_10WTK_340603_s0064_K4.pdf; s1; (210.00 x 297.00 mm); 04.Mar 2016 13:28:49; PDF-CMYK für Prinergy; L. N. Schaffrath DruckMedien
Erst nach Feierabend knallen in Moers
für zukünftige Bräute die Sektkorken
Für seine Kundinnen schiebt Sebastian Mörth Extraschichten. Der Travestiekünstler
führt neben seinem Fulltimejob nebenberuflich ein Brautmodengeschäft.
Foto: Wondervolle Brautmoden
Einblick
Herr Mörth, im Sommer 2015 haben Sie in
Moers Ihr Brautmodengeschäft „Wondervolle Brautmode“ eröffnet. Warum in
Moers und nicht in einer Großstadt?
Eigentlich war Köln als Standort geplant,
doch das hat nicht so funktioniert, wie
ich das wollte. Ich bin gebürtig aus
Moers und dachte mir, versuchen wir es
doch hier. Als Brautmodengeschäft hat
man ja keine Laufkundschaft, vielmehr
laden wir die Kundinnen zum Brautkleidkauf in unseren Laden ein. Moers liegt
relativ zentral am Niederrhein, nah an den Autobahnen und es
gibt nicht so viele Mitbewerber wie in den Großstädten. Warum
also nicht?
Feste Öffnungszeiten gibt es bei Ihnen nicht – was ist stattdessen Ihr Konzept?
Wir sind ein bisschen anders. Wir öffnen nur nach Termin, dafür
auch nach Feierabend. Eigentlich machen wir erst dann auf,
wenn die meisten anderen Läden schließen. Wir möchten, dass
unsere Kundinnen sich wohlfühlen. Ich sage immer, unser Laden
ist wie ein Wohnzimmer. Es ist immer nur eine Braut im Geschäft,
für die wir uns rund zwei Stunden Zeit nehmen – ganz ungezwungen, persönlich und entspannt mit einem Gläschen Sekt.
Aus welchem Umkreis kommen Ihre Kundinnen?
Wir hatten schon Bräute aus Bergisch-Gladbach, Münster und
Rösrath, weniger vom Niederrhein selbst, dafür mehr aus dem
Ruhrgebiet. Aus Moers waren natürlich auch welche dabei.
Hauptberuflich leiten Sie eine Eventlocation in Rheinberg. Wie
kam es, dass Sie sich neben dem Vollzeitjob noch selbstständig
gemacht haben?
Selbstständig gemacht habe ich mich mit meiner Travestieshow
„Vivian Wonder“ vor sechs Jahren. Ich bin damals von Kleve nach
Köln gezogen und dachte, was meine Freunde können, das kann
ich auch. „Vivian Wonder“ wurde dann sehr schnell sehr groß,
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das habe ich dann selbst ein bisschen zurückgeschraubt. Dann
kamen noch die Hochzeitsmesse dazu, die ich in Kleve und Duisburg veranstalte, Stadtführungen durch Köln, ein mobiler Cocktailservice, den ich aber schnell wieder aufgegeben habe, und
jetzt der Laden.
Was treibt Sie als Unternehmer an und welche Ideen haben
Sie für die Zukunft?
Der Spaß und mir selbst zu beweisen, dass ich so etwas auf die
Beine stellen kann. In Zukunft soll es definitiv irgendwann Geschäft Nr. 2 geben – momentan ist die obere Ecke vom Ruhrgebiet angedacht. Und wenn alles gut läuft, lasse ich mich vielleicht noch auf den Löwenkäfig Köln ein.
Was war Ihre wichtigste und beste unternehmerische
Entscheidung?
Mich von dem mobilen Cocktailservice zu trennen. Ich hatte
zwar noch Ware bestellt, aber ich wollte das nicht mehr. Das
habe ich dann durchgezogen und keinen Tag bereut.
Neben Vollzeitjob und Selbstständigkeit, haben Sie da überhaupt
noch Freizeit?
„Vivian Wonder“ und den Laden sehe ich nicht als Arbeit. Für
mich ist das wie ein Hobby. Damit muss man aber auch umgehen können. Ich kann Ihnen sagen, ich lag in der Dominikanischen Republik am Strand und habe immer meine E-Mails unter Kontrolle gehabt und mit einer Freundin gechattet, die das
Telefon verwaltet. Wenn man selbstständig ist, dann arbeitet
man eben selbst und ständig. l
Zur Person
Eigentlich ist Sebastian Mörth hauptberuflich als Eventmanager
angestellt. Vor sechs Jahren hat sich der gebürtige Moerser nebenher als Travestiekünstler selbstständig gemacht mit Auftritten in
ganz Deutschland. Seine Kunstfigur „Vivian Wonder“ ist inzwischen eine Art Dachmarke für verschiedene Geschäftszweige:
der Hochzeitsmesse „Wondervoll heiraten”, Vivian Wonders Stadtführungen in Köln und dem Brautmodengeschäft „Wondervolle
Brautmode”. Sebastian Mörth lebt in Köln.
Carmen Radeck