Nachruf Klaus Matthes

Klaus bei der Ökumenischen Versammlung 1990
Nachruf Klaus Matthes
Arbeitsgruppe Solidarische Kirche im Rheinland, Mainzer Arbeitskreis Südliches Afrika, 30. 9. 2015
Die Rheinische Kirche ist nur eine Provinz der weltweiten Kirche
Klaus Matthes ist am 13. September 2015 gestorben. Wir trauern um unseren Freund und
Mitstreiter.
Klaus war nahezu vierzig Jahre Pfarrer der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR).
Zuletzt arbeitete er als Gefängnisseelsorger in Rheinbach und widmete seinen Dienst
Menschen am Rande der Gesellschaft. Auch nach seiner Pensionierung predigte er in
Gefängnisgottesdiensten.
Aber über die EKiR hinaus sah er den Schwerpunkt seiner Arbeit im weltweiten Denken und
Handeln.
„Die Rheinische Kirche ist nur eine Provinz der weltweiten Kirche“. Diese auf Ernst Lange
zurückgehende Bekenntnisaussage haben sich nicht viele rheinische Christen so sehr zu Eigen
gemacht wie Klaus.
Sie wurde für ihn besonders akut, als der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) seine
Mitgliedskirchen aufrief, sein Programm zur Bekämpfung des Rassismus zu unterstützen. In
vieler Hinsicht waren für Klaus nicht die Rheinische Landeskirche in Düsseldorf oder die
Vereinte Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal inspirierende und leitende Instanzen,
sondern der ÖRK in Genf.
Viermal hat er die alle sieben Jahre stattfindende Vollversammlung des ÖRK besucht, in
einem Zeitraum von 28 Jahren war er also intensiv an den Vorüberlegungen für diese
Versammlungen beteiligt und hat bei allen möglichen Gelegenheiten darüber berichtet. An
den Vollversammlungen nahm er als Pressevertreter von „TRANSPARENT“ teil, der
Zeitschrift der Solidarischen Kirche im Rheinland. Darunter, dass Verantwortliche der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den ÖRK zwar mit ihren finanziellen Mitteln
bedachte, ihn aber gleichzeitig klein redeten, hat Klaus besonders gelitten.
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Einen besonderen Impuls für Klaus bedeutete das vom ÖRK beschlossene Programm zur
Bekämpfung des Rassismus, und hier im Besonderen der Sonderfonds, aus dem auch
Befreiungsbewegungen im Südlichen Afrika unterstützt wurden. „Die Zeit der frommen
Worte ist vorbei“ erklärte damals Beyers Naudé, der Gründer des Christlichen Instituts in
Südafrika. Klaus hat sich in seinem Kirchenkreis Duisburg-Süd erfolgreich dafür eingesetzt,
dass der Sonderfonds aus Etatmitteln unterstützt wurde.
Auf der Landessynode der EKiR, der Klaus Matthes als Synodaler des Kirchenkreises EssenNord angehörte, war die Unterstützung des Sonderfonds heftig umstritten, bis hin zu dem
Punkt, an dem die Kirchenleitung den Kreissynoden verbot, diesen Fonds aus
Kirchensteuermitteln zu unterstützen. Damals erhob sich starker Widerstand von Seiten
einzelner Kirchenkreise und Gruppen im Rheinland wie der Solidarischen Kirche, den
evangelischen Theologiestudenten und –studentinnen im Rheinland und der Gruppe
„Ökumenische Solidarität“ in Oberhausen, die sich während der Landessynode 1984 zu einer
eigenen Versammlung zusammen fanden, aus der 1985 das Ökumenische Forum hervorging.
Dieser Widerstand war möglich durch die Verbindung zu einzelnen Personen, Gruppen und
Einrichtungen in Südafrika und Namibia, wie dem Belydende Kring, dem Christlichen Institut
sowie dem Namibischen Kirchenrat. Viele Jahre hat Klaus die Treffen des Ökumenischen
Forums geleitet und jährlich stattfindende Ökumenische Versammlungen mit vorbereitet, um
die Ziele der ökumenischen Bewegung weiter im Bewusstsein zu halten.
In den neunziger Jahren ist Klaus dem Mainzer Arbeitskreis Südliches Afrika (MAKSA)
beigetreten. MAKSA wurde in den siebziger Jahren von aus dem Südlichen Afrika
zurückgekehrten kirchlichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gegründet, die dafür eintraten,
dass die EKD die personelle und finanzielle Unterstützung separater weißer lutherischer
Gemeinden beendet. Klaus hat zweimal einer Delegation des MAKSA angehört, die in
Gesprächen mit dem jeweiligen Auslandsbischof noch einmal vergeblich versucht hat, die
EKD zu einer Beendigung dieser Beziehungen zu bewegen. Das Gefühl der Enttäuschung und
Resignation nach jahrzehntelangen vergeblichen Bemühungen hat ihn nie mehr völlig
verlassen.
Trotzdem hat er bis zuletzt an den Treffen des MAKSA festgehalten und diese entscheidend
mit geprägt. Bis zuletzt konnte er sich erregen, als er erfuhr, wie der Auslandsbischof durch
einen ZDF-Fernsehgottesdienst (13. 8. 2013) in der deutschen Öffentlichkeit den Eindruck zu
erwecken versuchte, als ob in Namibia eine über die Rassengrenzen reichende lutherische
Kirche bestünde. Bis zuletzt konnte er in einem Transparentartikel (Juli 2015) unsolidarisches
Verhalten der Ökumenereferentin der EKiR kritisieren. Bis zuletzt hat er der Solidarischen
Kirche zugearbeitet und den schriftlichen Entwurf für die Öffentliche Erklärung der
Solidarischen Kirche vom 23. Juli 2015 zum Völkermord vorgelegt.
Darin heißt es: „Im Blick auf das hundertjährige Gedenken an den Völkermord in Namibia
gibt es von der EKD weder deutliche Worte noch einen Gedenkgottesdienst. Es ist an der
Zeit, dass die EKD endlich Farbe bekennt. Wir rufen die Verantwortlichen der EKD auf, das
Schweigen zu beenden, die historische kirchliche Mitschuld anzuerkennen und die
Nachfahren der Genozidopfer um Entschuldigung zu bitten.“
Klaus wird uns mit seiner kritischen Stimme sehr fehlen.
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