Erfahrungsbericht Name: S t e f a n G r o ß m a n n Studiengang und -fach: Lehramt Gymnasium Englisch / Geographie Austauschjahr: WS 2015/2016 Gastuniversität: Université Bordeaux Montaigne (Bordeaux 3) Stadt: Bordeaux Land: Frankreich Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Anreise und Transport Von München aus bietet die spanische Billigfluggesellschaft Volotea preiswerte Direktflüge nach Bordeaux an. Die Flugzeit wird offiziell mit 2 Stunden angegeben, beträgt tatsächlich aber nur etwa 1 ½ Stunden. Vom Flughafen Merignac in Bordeaux geht dann die Buslinie 1 (Liane 1: http://www.infotbc.com/ligne/1) direkt ins Stadtzentrum. Je nach Lage eurer Unterkunft bietet es sich an am Place de la Victoire in die Tramlinie B einzusteigen. Die Fahrtzeit vom Flughafen bis ins Stadtzentrum beträgt etwa 40 min. Die Einzelfahrt kostet 1,50 € und kann entweder am Ticketautomaten oder direkt beim Fahrer gekauft werden. Das monatliche Bus- und Tramticket kostet etwa 30 €. Leider gibt es keine zusätzlichen Studententarife. Da Bordeaux aber sehr flach ist, bietet es sich an mit dem Fahrrad zu fahren. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Zum Einen, kann man sich ein gebrauchtes Fahrrad bei Etu’Récup (Haltestelle Doyen Brus) in der Nähe der Uni kaufen (http://eturecup.org/). Kostenfaktor: 40 € Fahrrad, 18 € Schloss. Ein Schloss zu kaufen ist absolut notwendig, da Bordeaux als Hauptstadt der Fahrraddiebe gilt. Das habe ich gemacht und war damit sehr zufrieden. Zusätzlich wurde ich für 2 € Mitglied bei Etu’Récup, was den Vorteil hat, dass man 2 Mal pro Woche zu einem Atelier Vélo vorbeikommen kann und alle Werkzeuge der Fahrradwerkstatt kostenlos nutzen kann. Auch ein Fahrradmonteur steht bereit, um bei der Reparatur des Fahrrads zu helfen. Zum Anderen, gibt es im ganzen Stadtgebiet Fahrrad-Sharing Stationen der Stadt Bordeaux. Hier können Fahrräder kurzfristig gegen Kaution zum kleinen Preis ausgeliehen werden. Eine Fahrradstation befindet sich direkt an der Uni Bordeaux 3. Weitere Fahrradstationen sind flächendeckend über das Stadtgebiet verteilt. Für Ausflüge ins Umland von Bordeaux bieten sich die günstigen TransGironde Busse an. Für Studenten kostet z.B. die Hin- und Rückfahrt nach Saint Émilion nur 4,70 € bei einer einfachen Fahrtzeit von etwa 2 Std. Neben der Fahrt in das traumhafte Weindorf Saint Émilion, kann ich euch nur empfehlen auch die TransGironde Busse zum selben Preis nach Arcachan zur Dune de Pilat, zum Cap de Ferret und nach Lacanau zu nutzen (http://transgironde.gironde.fr/). Unterbringung und Kosten Bereits von Augsburg aus habe ich mich für eine Studentenunterkunft der Uni Bordeaux (CROUS) über das Portail de la Vie Etudiante beworben (https://www.portail-vieetudiante.fr/envole/portal/index.php#tab/1). Dabei müsst ihr 5 Prioritäten angeben, in welchem der zahllosen Studentenwohnheime ihr wohnen möchtet angeben. Die Wohnheime Village 1 - 5 sind direkt an der Uni, etwas preisgünstiger (unter 300 €/Monat), allerdings 25 min mit der Tram außerhalb vom Stadtzentrum gelegen. Meine Kommilitonen haben mit diesen Unterkünften meist gute Erfahrungen gemacht. Ihr solltet allerdings bei der Auswahl der Unterkunft darauf achten, dass der Zusatz „rénové“ angegeben ist. Dieser weist darauf hin, dass das Zimmer in den letzten Jahren renoviert wurde. Im Village 1 - 5 wohnt ihr in einem Appartment mit mehreren Kommilitonen zusammen. Bad, Küche und WC sind gemeinschaftlich. Ich habe mich für die zentrumsnäheren Résidence de Budos entschieden. Dort erhaltet ihr ein 17 m2 Einzelzimmer mit Küchenzeile, Dusche und WC. Die Miete ist allerdings mit 373,60 €/Monat, deutlich höher. In der ruhigen Anlage befinden sich preisgünstige Wäschmaschinen. Außerdem gibt es die Möglichkeit einen Studentensaal zum Lernen und Billiardspielen zu nutzen; ebenso steht ein Tennisfeld zur Verfügung. Von Nachteil war, dass in der Anlage jeder für sich war und man kaum Kontakt zu den französischen Nachbarn hatte. Für einen Überblick über die verschiedenen Unterkünfte mit Lage in Bordeaux bietet sich folgende Seite an: http://www.crous-bordeaux.fr/logements/carte-des-logement/. Univeristé Bordeaux Montaigne Die Université Bordeaux Montaigne, auch Bordeaux 3 genannt, ist eine von 4 Universitäten in Bordeaux, die alle unter dem Namen Université de Bordeaux vereinigt sind. Der Campus von Bordeaux 3 liegt außerhalb der Innenstadt im Stadtviertel Pessac. Hier werden v.a. Geisteswissenschaften wie Sprachen, Geographie, Medien, etc. unterrichtet. Ihr müsst euch darauf einstellen, dass die Kurswahl zu Beginn des Semesters sehr unkoordiniert und stressig abläuft, da innerhalb einer Woche alle ERASMUS-Studenten in einem kleinen Computerraum versuchen, ihre Kurse so zu wählen, dass es zu keinen Überschneidungen kommt. Unter folgendem Link könnt ihr euch über das Kursangebot informieren: http://www.ubordeaux-montaigne.fr/fr/formations/offre_de_formation.html. Alle Kurse unter „Licence 1 3“, was unserem Bachelor entspricht, könnt ihr dabei auswählen. Die Inhalte der Kurse sind dabei in UEs, d.h. Unité d’Enseignement, unterteilt. Vorsicht, ein UE besteht meistens aus mehreren Einzelkursen und Vorlesungen, die unter Matières dispensées aufgeführt werden. Vorlesungen werden als Cours Magistral (CM) und Kurse als Travail Dirigé (TD) bezeichnet. Da ich Geographie und Englisch als Unterrichtsfächer habe, wählte ich Kurse beider Fakultäten. Dies war ohne Probleme möglich. Da ich mit einem mittleren Französischniveau nach Frankreich gegangen bin, habe ich mich außerdem für einen Sprachkurs Französisch entschieden. Als sehr ärgerlich empfand ich dabei, dass der Abendkurs kostenpflichtig war. Am DEFLE Institut direkt auf dem Campus belegte ich den Abendkurs, der für Studenten 170 € pro Semester kostete. Dafür erhält man nach einem einstündigen Einstufungstest zu Beginn des Semesters zwei Mal pro Woche 2 ½ Stunden Unterricht (http://defle.u-bordeaux-montaigne.fr/fr/formations/cours-du-soir.html). Der Kurs beginnt immer um 17.45 Uhr und endet um 20.15 Uhr. Trotz des hohen Preises, werden viele grammatikalische und kulturelle Inhalte gut vermittelt. Als störend empfand ich, dass wir 2 Dozenten hatten, die sich in ihren Inhalten und in ihrem Anspruch an die Studierenden (bzgl. des Sprachniveaus) nicht abgesprochen hatten und deutlich unterschieden. Im Kurs werden Texte, Videos und Realien verwendet, um die französische Grammatik, Wortschatz, Hör- und Leseverstehen zu schulen. Der DEFLE-Kurs ist für Studenten mit niedrigem bis mittlerem Sprachniveau geeignet. Französisch-Studenten würde ich diesen Kurs nicht empfehlen. Wer sich für andere Sprachen wie z.B. Russisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch, Chinesisch, etc. interessiert, der kann kostenlos an Uni-Sprachkursen teilnehmen (Das Einschreibungsformular erhaltet ihr bei der Einführungsveranstaltung am Semesteranfang). Paradoxer Weise wird lediglich Französisch nicht kostenlos angeboten. Kursniveau, Kursangebot und Anrechnung von Leistungen Das Kursniveau in den Englisch-Kursen ist eher niedrig. Beim Kursangebot findet man sowohl Sprachwissenschaftliche als auch Literaturwissenschaftliche Inhalte. Die französischen Englischdozenten hatten leider oft einen starken französischen Akzent beim Englischsprechen und wechselten häufig auf Französisch, um Inhalte zu vermitteln. Dies gilt v.a. für literaturwisschaftliche und kulturwissenschaftliche Kurse. Am Lehrstuhl für Sprachwissenschaften gibt es vereinzelt Muttersprachler und sehr fähige Dozenten. Über das Kursangebot und die Kursqualität am Geographie-Lehrstuhl kann ich kaum etwas sagen, da ich nur eine Veranstaltung belegt habe. Generell gilt jedoch, dass Vorlesungen einem Massendiktat ähneln, d.h. die französischen Studenten schreiben wortwörtlich alles mit, was der Dozent vorträgt. In den Kursen erfolgen zur Notengebung semesterbegleitend kleinere „contrôles continus“. Diese sind meist kurze (Gruppen-)Referate, Hausarbeiten (bis 10 S.) oder Hausaufgaben. Am Semesterende finden die Abschlussklausuren statt; wobei für ERASMUS-Studenten meist Ausnahmeregelungen getroffen werden, da die meisten Klausuren im Januar stattfinden und die ERASMUS-Studenten oft nur bis Weihnachten bleiben. Dann werden in Absprache mit den Dozenten Prüfungstermine im Dezember ausgemacht (meist in geringerem Umfang und mündlich). Vorlesungszeiten Kurse und Vorlesungen an der Uni beginnen um 8.30 Uhr morgens und dauern 60 min oder 120 min. Vergleichbar mit dem Digicampus könnt ihr euch euren fertigen Stundenplan auf dem Portal Espace Étudiant ansehen (http://etu.u-bordeaux-montaigne.fr/fr/index.html). Über den Reiter Emploi du Temps gehts zum Stundenplan mit Raumangaben; das Bureau Virtuel dient als Email-Account und zum Austausch von Dokumenten. Hier müsst ihr euch in die Gruppen euer Kurse eintragen, da die Dozenten dort oft Hausaufgaben und kursrelevante Dateien hochladen. Leben auf dem Campus und in der Stadt Für einmalig 18 € kann man zu Beginn des Semesters die Sportkarte erwerben und hat dadurch Zugang zu einer großen Auswahl an Sportarten. Ich habe den 2-stündigen Kletterkurs belegt, den ich nur empfehlen kann. Der Dozent ist sehr nett und erklärt bei Bedarf die Grundlagen. Neben den gängigen Sportarten wird auch ein wöchentlicher Surfkurs angeboten. Wetsuit und Surfboard können für 10 € ausgeliehen werden. Ein von der Uni organisierter VW-Bus bringt euch zum Meer. Das kulturelle Angebt in Bordeaux ist reichhaltig. Der Karavan ERASMUS Bordeaux ist auf Facebook zu finden und veranstaltet fast wöchentlich Soirées, d.h. Länderabende. Außerdem finden zahllose Livekonzerte, Ausstellungen, Vorträge übers Jahr statt. Zu finden sind diese z.B. bei http://www.bordeaux.fr/ebx/LinkResolverServlet?classofcontent=presentationStandard&id=5 9665. Wenn ihr gern Wein trinkt, wie ich, kann ich euch die École du Vin gegenüber des Office de Tourisme empfehlen. Zwar gibt es in allen Restaurants, Bistrots und Pubs Wein zu trinken, das Glas Wein ist allerdings hier besonders günstig (2,50 €), da die Schüler der École du Vin ihn herstellen. Die Qualität ist dennoch genauso hoch. Zum Wein passt am Besten eine assiette de charcuterie oder eine assiette de fromage. Lebenshaltungskosten Die Lebenshaltungskosten sind v.a. im ersten Monat sehr hoch, da viele unerwartete Kosten, wie z.B. Sportverein Mitgliedsgebühr, Töpfe, Pfannen und Bettzeug, entstehen. Danach bin ich gut mit 350 € pro Monat ausgekommen. Verglichen mit Deutschland sind allerdings die Lebensmittelpreise (v.a. Fleiß und Wurst) sehr hoch. Alkoholische Getränke im Pub sind ebenfalls teurer als in Deutschland. Ein Bier kostet etwa 3,50 €, während Cidre und Wein noch teurer ist. Die Universität unterhält z.T. eigene Wäschereien für Studenten in den jeweiligen Résidences, die sehr günstig sind (2,60 € pro Waschgang, 1,10 € pro Trockengang). Wetter Das Wetter in Bordeaux im Winter 2015 war fast durchgängig schön. Starkregen kam während meiner Zeit nur sehr selten vor. Blauer Himmel und milde Temperaturen herrschten meist vor. Die Temperatur im Winter sinkt fast nie unter 0 °C; Schneefall ist die absolute Ausnahme. Bei Fragen oder Problemen könnt ihr euch gerne an mich wenden. Ich wünsche euch eine super Zeit im schönen Bordeaux. Au revoir! Stefan Großmann
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