Vom Praktikum ins Leitungsteam

aachen
die stawag buddelt
Claßenstraße wird für den
Durchgangsverkehr gesperrt
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Montag, 13. Juli 2015
Absolventen fassen ihren Beruf sehr weit
Willi Wichtig
Studierende der Akademie für Handwerksdesign Gut Rosenberg präsentieren ihre Examensarbeiten. Kreative Köpfe sind zufrieden.
Von Rolf hohl
Aachen. Zeitgemäßes und modernes Design muss nicht zwangsläufig aus den Trendquartieren der
Großstädte stammen. Mit ihren
ganz eigenen Ideen, akribischer
Arbeit und handwerklichem Geschick können die Studenten der
Akademie für Handwerksdesign
Gut Rosenberg in Horbach ebenso
überzeugen. Nach drei Jahren Studienzeit stellten sie gestern ihre Examensarbeiten vor.
„Die Arbeiten müssen nicht
zwangsläufig etwas mit dem erlernten Beruf zu tun haben“, erklärte Josef Forstmaier den Besuchern, die erstaunt vor seinen
„Cortic“-Stühlen aus Kork, Holz
und Metall standen. Erstaunt deswegen, weil auf seiner Visitenkarte
doch eigentlich Metallbauer als
Profession steht. Auch der Steimetz Silvien Mettig hat sich etwas
über die klassische Materie seines
Berufes hinweggesetzt. Die Platten
seiner Tisch-Entwürfe wurden aus
unzähligen
liegengebliebenen
„Gelbe Seiten“-Telefonbüchern
zusammengepresst und geklebt. In
ihrer Beschaffenheit ähneln sie
nun einer Art glattem Naturstein
mit feinen Linien, zwischen denen
ab und zu einmal ein Buchstabe
auftaucht.
Bewegung und Formen
Ein anderes Projekt, das viel Interesse auf sich zog, waren die Regale
von Sebastian Böhl. Der Tischler
hatte einen speziellen Ansatz für
die Gestaltung seiner Möbelstücke
gewählt. „Ich hatte die Idee,
menschliche Bewegungen in geometrische Formen umzuwan-
Die Freiheit
des Panoramas
Modernes und zeitgemäßes Design made in Horbach: Nach dreijähriger Studienzeit präsentieren die Studenten der Akademie für Handwerksdesign
am Sonntag ihre Arbeiten.
Fotos: Andreas Herrmann
deln“, sagte er. Was anfangs schwer
vorstellbar schien, wurde aber mit
jeder Minute klarer, die man vor
den ausgeklügelten Ausstellungsstücken stand. Etwa die X-Form eines Regals, in der man bei längerer
Betrachtung die akrobatische Figur
einer Turnerin wiedererkannte.
„Diese Möbel sollen mit dem Betrachter kommunizieren und etwas ausstrahlen“, begründete Böhl
seine aufwendige Gestaltung. „Sie
EindRückE Von dER PRäsEntation
E Tischler Sebastian Böhl bildet in
seinen Regalen menschliche Bewegungen nach.
E Tischlerin Anna Hamacher präsentiert ihre Hohlkörper unter dem
Motto „Innen und Außen“.
E Matthias Wiedwald hat jede
Menge Hobel aus unterschiedlichen Materialien gebaut.
sollten nicht, wie etwa beim Bauhaus-Stil, bloß auf ihre Funktion
reduzierte Objekte sein.“ Allein für
die zuerst willkürlich scheinende
Farbgebung der einzelnen Fächer
habe er mehr als 100 Kombinationen ausprobiert – allerdings am
Computer.
Dass sich auch klassische Handwerkskünste in der modernen Zeit
nicht verstecken müssen, zeigte
der Metallbauer Axel Warstat. An
seinem geschmiedeten Eisentor
konnte man den detaillierten Entstehungsprozess von den ersten
Skizzen bis zum fertigen, kunstvoll
gefertigten Endprodukt nachvollziehen. Damit zeigte er, wie wichtig klare und klug gewählte Formen sind, die sich in ihre Umgebung zu integrieren vermögen. Ein
Credo, das Schauwerbegestalterin
Dagmar Will auf die Spitze trieb.
Sie hat sich auf Innendekoration
spezialisiert und sich dabei bewusst mit regionstypischen Motiven auseinandergesetzt. „Schieferfelsen“ heißt etwa einer ihrer Entwürfe und zeigt die schrittweise
Reduktion von der großflächigen
Fotografie bis zum Bild, welches
nur noch aus wenigen Formen besteht, die ursprünglichen Farben
aber beibehält.
Mehrwöchige Examensarbeit
Für die Studenten war die Ausstellung der Schlusspunkt ihrer dreijährigen Ausbildung an der Akademie und zugleich der Abschluss
der mehrwöchigen Examenszeit.
Die Vielfalt der Ergebnisse und die
Zufriedenheit der kreativen Köpfe
dahinter zeigten aber: Die Mühen
haben sich gelohnt.
Vom Praktikum
ins Leitungsteam
Aachen. „Nein, nein“, wehrt Nadine Niessen ab. Als Aufstieg vom
Tellerwäscher zum Millionär
würde sie ihre Karriere nicht beschreiben. „So spektakulär ist es
dann doch nicht“, sagt die 24-Jährige, die nach kurzem Überlegen
allerdings einräumt: „Es war schon
ein rasanter Aufstieg.“
Und zwar einer, der aus einer
Praktikantin eine leitende Angestellte gemacht hat – und das alles
EinE fRagE an
E YVoNNE
KErSgENS
Leiterin des
Klosterstifts
Radermecher
Kollegial und
bodenständig
Sie haben die Karriere von Nadine Niessen in Ihrem Hause von
Anfang an verfolgt. Welchen Eindruck hat sie auf Sie gemacht?
Kersgens: Nach ihrer Ausbildung
zur Altenpflegerin war für sie
schon klar, dass sie noch weiter
lernen wollte. Sie ist zielstrebig,
ehrgeizig und hat einen hohen
Anspruch an ihre eigene Arbeit.
Dabei bleibt sie aber immer sehr
kollegial und bodenständig.
in einem Haus. Denn seit April leitet Nadine Niessen im Altenheim
Klosterstift Radermecher den
Wohnbereich 1. Sie ist damit eine
von vier Wohnbereichsleiterinnen
und gehört unter anderem neben
Einrichtungsleiterin Yvonne Kersgens und Pflegedienstleiterin Karin Knuth zum Leitungsteam des
Hauses am Hasselholzer Weg mit
seinen rund 80 Bewohnern und
ebenso vielen Mitarbeitern.
Dabei ist die junge Frau im Jahr
2008 als 17-Jährige mehr oder weniger zufällig zum Klosterstift gekommen. Für ihr Fachabitur
musste die Herzogenratherin seinerzeit ein zwölfmonatiges Praktikum absolvieren. Und das begann
sie im Alsdorfer Seniorenzentrum
St. Anna, das wie das Klosterstift
auch von den Aachener Caritasdiensten (ACD) getragen wird. Da
aber schon damals für sie feststand, dass sie gerne Altenpflegerin werden wollte, wechselte sie
nach acht Monaten zum Klosterstift nach Aachen, weil es dort im
Anschluss gleich eine Ausbildungsstelle gab.
„Hier fühlst du dich wohl“
Schon beim ersten Betreten des
Klosterstifts habe sie gespürt: „Das
ist ein schönes Haus, hier fühlst du
dich wohl“, erinnert sie sich. Also
folgte auf das Praktikum dort die
Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin, die sie 2011 abgeschlossen hat. Anschließend
wurde sie gleich als Fachkraft über-
kuRz notiERt
Wohnungseinbrüche
in der Beverau
Aachen. Am Samstagvormittag
sind der Polizei zwei Wohnungseinbrüche Im Grüntal gemeldet worden. In einem Fall
überraschte eine Bewohnerin
den Täter im Schlafzimmer, der
danach in unbekannte Richtung flüchtete und entkam. Dieser wird als etwa 30 Jahre alt,
1,80 Meter groß mit südosteuropäischem Erscheinungsbild,
sportlicher Statur, kurz rasierten
Haaren sowie mit einem auffallend länglichen Gesicht beschrieben. Er war bekleidet mit
einer schwarzen Hose und einem khaki-grauen T-Shirt. Sachdienliche Hinweise nimmt die
Polizei unter ☏ 0241/
9577 31501 oder außerhalb der
Bürozeiten unter ☏ 0241/
957734210 entgegen.
Alemannia feiert
Saisoneröffnung
Aachen. Mit einem großen Familienfest eröffnet die
Alemannia am Samstag, 26. Juli,
die neue Spielzeit. Sechs Tage
vor dem Eröffnungsspiel bei Rot
Weiss Ahlen bietet der FußballRegionalligist rund um den Tivoli ein buntes Programm für
Groß und Klein. Los geht‘s um
14 Uhr mit einer Autogrammstunde. Zum Abschluss des Tages tritt das Team von Christian
Benbennek im Stadion zum
letzten Vorbereitungsspiel gegen Wormatia Worms an. Der
Eintritt zum Testspiel kostet
fünf Euro auf allen Plätzen, Kinder unter zwölf Jahren haben
freien Eintritt.
Die besondere Karriere von Nadine Niessen
Von holgER RichtER
Panoramafreiheit hatte Willi
vor Kurzem noch für das Recht
gehalten, vom Lousberg aus den
Blick über seine Heimatstadt
schweifen zu lassen. Inzwischen
weiß er, dass Politiker sich mit
der Frage beschäftigen mussten,
ob öffentliche Gebäude oder
Kunstwerke einfach fotografiert
werden dürfen. Dass es erlaubt
bleibt, freut sicher Willis Fotografenkollegen. Sie können also
weiterhin den Bischof vor dem
Aachener Dom ablichten, ohne
dafür den Urheber des Doms um
Erlaubnis zu fragen – was bei
diesem betagten Altbau auch etwas schwierig sein dürfte. Es
vereinfacht auch die Arbeit bei
Karlspreisverleihungen, wenn
auf Fotos von der Ankunft der
noblen Gäste vor dem Rathaus
ruhig auch etwas vom Rathaus
zu sehen sein darf. Ansonsten
müsste der Oberbürgermeister
den hohen Besuch im panoramatechnischen Nichts (zum
Beispiel im Gewerbegebiet
Avantis) empfangen. Tschö wa!
Nadine Niessen ist nach einer Karriere von der Praktikantin bis zur Wohnbereichsleiterin nun seit drei Monaten
für den geschützten Wohnbereich im Klosterstift Radermecher verantwortlich.
Foto: Verena Richter
nommen. Doch das reichte Nadine Niessen noch nicht. „Mir war
immer klar, dass ich einmal etwas
auf
Leitungsebene
machen
möchte“, erklärt sie ihre Motivation, im Oktober 2013 mit einer
Weiterbildung zum Fachwirt im
Gesundheits- und Sozialwesen mit
dem Modul Pflegedienstleitung zu
beginnen. Alle zwei Wochen hat
sie dafür die Schulbank gedrückt,
fünf Mal die Woche nach ihrer
normalen Arbeit im Altenheim.
„Der Stress war enorm“, gesteht
die junge Frau.
Aber die Anstrengungen haben
sich gelohnt. Denn seit drei Monaten leitet sie nun den geschützten
Wohnbereich 1, in dem Bewohner
mit demenziellen Erkrankungen
leben. Für Anfänger gibt es wahr-
lich einfachere Einstiegsmöglichkeiten, doch die 24-Jährige hat seit
April gute Erfahrungen gemacht.
„Ich spüre bei den Bewohnern eine
große Dankbarkeit“, sagt sie.
Hinzu komme, dass der geschützte
Bereich mit 14 Plätzen kleiner und
somit übersichtlicher ist als die anderen Wohnbereiche. Und: „Ich
habe festgestellt, ich kann sehr gut
mit dementen Menschen umgehen. Da ist nicht jeder für gemacht, und außerdem stelle ich
mich gerne Herausforderungen.“
Das weiß auch die Einrichtungsleiterin Yvonne Kersgens zu schätzen, für die es absolut keinen Nachteil bedeutet, dass Nadine Niessen
ihre Erfahrungen bislang nur in einem einzigen Haus gesammelt
hat. Im Gegenteil, denn so seien
ihr alle Strukturen und Abläufe in
der Einrichtung bestens bekannt.
„Und“, fügt Kersgens hinzu: „sie
kennt alle Kollegen und kann sich
durch ihre Fachkompetenz Ansehen und Respekt verschaffen. Die
Leitung weiß ebenfalls genau, worauf sie sich bei der Mitarbeiterin
verlassen kann.“
Angst um ihre Position braucht
die Einrichtungsleiterin übrigens
nicht zu haben, denn ein weiterer
Karriereschritt steht bei Nadine
Niessen zunächst einmal nicht an.
„Ich möchte jetzt erst einmal Erfahrungen sammeln“, sagt sie. Natürlich im Klosterstift Radermecher, denn „hier weiß ich, was ich
habe“, sagt sie. Und außerdem:
„Wo soll es denn besser sein? Hier
bin ich glücklich.“
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