OT-Technik live: Häussler zeigt permanent zukünftigen Fachärzten, wie eine passgenaue Prothetik funktioniert von Roland Schütter Die Prothetik von Häussler schauten sich die zukünftigen Fachärzte im Zentrum für ambulante Rehabilitation am Universitätsklinikum Ulm (ZAR) in Söflingen persönlich an. Medizinische Hilfsmittel sind individuell, das zeigt Simon Bais anhand eines Modells. Simon Bais zeigt das Berufsbild des Orthopädietechnikers und dessen Vielfalt auf, hier mit einer Vielzahl an Hilfsmitteln. „Nur 3-4 % der Ausgaben von Krankenkassen sind für die Hilfsmittelversorgung von Patienten.” Diese Aussage von Simon Bais hat viele der anwesenden Studenten erstaunt. An vier verschiedenen Tagen hatten etwa 100 Medizinstudenten im 10. Semester einen ganzen Tag lang im Rahmen eines Blockpraktikums die Gelegenheit, sich mit der Rehabilitationsmedizin im Zentrum für ambulante Rehabilitation am Universitätsklinikum Ulm (ZAR) vertraut zu machen. Auf dem Programm standen vormittags Ergotherapie, Progressive Muskelrelaxation, die medizinische Trainingstherapie sowie Physiotherapie. Nachmittags stellte sich der Gesundheitsdienstleister Häussler mit seinem Fachbereich Orthopädietechnik vor. Dort plauderte Simon Bais ein wenig aus dem Nähkästchen, berichtete, dass eine Ausbildung zum Orthopädiemechaniker dreieinhalb Jahre dauert und im dualen System fest verankert ist. Bais, der selbst die Meisterprüfung vor zwei Jahren abgelegt hat, skizzierte auch die Fortbildungsmöglichkeiten, um dann festzustellen: „Das Berufsbild ist ganz stark geprägt von Kenntnissen über die menschliche Anatomie sowie die Materialkunde.” Während früher Holz eine große Bedeutung im Bereich der Prothetik spielte, sind es heute Metalle sowie Glasfaser, Kunststoffe und Silikon, ein Stoff, der wegen der Möglichkeit des Sterilisierens einen hohen Stellenwert hat. Bei deren Verarbeitung kommt es unglaublich auf das handwerkliche Geschick des Mitarbeiters an, seine Fähigkeit zu improvisieren und weiter zu denken. Schade findet Bais, wenn diese Fähigkeit manchem Patienten vorenthalten wird, weil die sogenannte „Schachtelorthopädie” zum Einsatz kommt, darunter versteht man die industriell in hoher Anzahl hergestellten Hilfsmittel aus dem Ladenregal. Hierzu zählen u.a. Bandagen aller Art. Nur so haben fast alle Medizinstudenten bisher die Orthopädietechnik kennengelernt. Nun sahen sie erstaunt, was in filigraner Handarbeit, individuell auf den einzelnen Menschen abgestimmt, alles machbar ist. Unter anderem wird in der Orthopädietechnik ein Kunstbein für den Unterschenkel angefertigt. Gefäßverschlüsse, Tumore und Diabetes sind meist der Grund für deren Notwendigkeit. Für die medizinische Versorgung ist ein Gipsabdruck am Patienten erforderlich, der ausgegossen und vielfach bearbeitet wird. Simon Bais: „Hier wird gefeilt und immer wieder geprüft. Man muss einfach den richtigen Draht, das passende Feeling für diese Arbeit haben”. Dass Bais diese Tätigkeit Spaß macht, merkt man schnell, er liebt die Herausforderung. Ein Grund für ihn, in diesem Geschäftszweig beruflich zu wirken. Dann erzählt er vom Probeschaft aus Kunststoff und dem dynamischen Prozess der notwendig ist, weil der Stumpf am amputierten Bein sich immer wieder verändert und erst nach dreieinhalb Jahren langsam zum Stillstand kommt. Die Bandbreite der Versorgung am Patienten ist groß, abhängig von der Krankenkasse und dem Alter des Patienten. Fotos: Roland Schütter
© Copyright 2024 ExpyDoc