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24
| 25. Februar 2016
Invest
Börsenwissen
Der Trend hat gekehrt
Anleger fürchten sich vor einem
Bärenmarkt. So lange dauern
Baissen – ein Überblick. Seite 26
Finanzprodukte
Familiensache
In Generationen und nicht in
Quartalen denken: Firmen mit
Ankeraktionären profitieren. Seite 27
Shortlist
Sell Vögele
Aktien sind eine Vögele
150
in Franken
tolle Anlageklasse, aber es
100
gibt Titel, die
nicht anders als 50
als «Renditegrab» bezeich0
net werden
1.3.06 22.2.16
TeleTrader.com Publisher
können. Dazu
zählen die Ak­
tien von Charles Vögele. Der
traditionsreiche, wenn auch
glücklose Textilunternehmer
wird wohl bald von der Bildfläche verschwinden. Zu viele strategische Spitzkehren haben die
Firma ausbluten lassen. Der
Börsenkurs legt nahe, dass es
nicht gelingen wird, Kredite im
Umfang von 250 Millionen per
April neu zu verhandeln.
Disruptive
Giganten
Sell Repower
G
Annika Janssen
riffige Abkürzungen sind an
der Börse beliebt. Kein Wun­
der, dass auch für die vier Ak­
tien schnell ein Kürzel gefun­
den war, die andere Titel im
vergangenen Jahr weit hinter sich gelassen
haben: Die Valoren der US-Internetkon­
zerne Facebook, Amazon, Netflix und
­Alphabet (Google) werden seit einiger Zeit
kurzerhand unter dem Akronym FANG
zusammengefasst.
Die FANG-Valoren haben das Jahr
2015 klar dominiert und sich weitaus bes­
ser entwickelt als der Gesamtmarkt. Die
Facebook-Aktie etwa legte im vergange­
nen Jahr um 34 Prozent zu, der OnlineWarenhändler Amazon schaffte gar 119
Prozent. Noch steiler stieg der Aktienkurs
des Online-Videodienstes Netflix mit 134
Prozent. Und für die Google-Mutterge­
sellschaft Alphabet ging es um 47 Prozent
nach oben.
Breiter Markt kann nicht mithalten
Zum Vergleich: Der breite US-Aktien­
index S&P 500 erzielte im selben Zeit­
raum lediglich einen Zuwachs von 1,5
Prozent – und selbst dieses magere Plus
hätte der Index ohne die rasanten Kurs­
steigerungen der FANG-Aktien nicht ge­
schafft. Selbst die heftigen Kurseinbrüche
zu Jahresbeginn haben die Valoren der
Internetriesen zwar nicht gänzlich unbe­
schadet überstanden, aber doch relativ
glimpflich und in jedem Fall besser als
viele andere Unternehmen. Angesichts
Netflix-Angebot:
Hoch bewertet.
Tech-Aktien im Überblick
Unternehmen
KGV 2016e
Kurzbeschrieb
Alphabet
20,93Starke Marktposition. Relativ günstig bewertet.
Amazon
111,24Investitionsdrang der Konzernführung schafft neue
Einnahmequellen.
Apple
9,61Erfolg hängt am iPhone. Derzeit wenig Kursphantasie.
Facebook
33,39Unangefochtener Platzhirsch bei sozialen Netzwerken.
Gewinne steigen kontinuierlich.
Netflix
327,28Extrem hoch bewertet, langfristig aber aussichtsreich.
Microsoft
16,86Dank neuer Innovationen: Grosses Potenzial.
Quelle: Onvista, 23.2.2016
der immer neuen Höhen, die die Kurse sprechend hohen Bewertungen der
der FANG-Aktien und zum Teil auch FANG-Aktien in der Tat geboten. «Bei
­andere Technologiewerte aus den USA ­Titeln aus der US-Technologiebranche
erreichen, wittert mancher Marktbeob­ sollte man selektiv vorgehen und bloss
achter schon die nächste Blase oder sagt nicht querbeet kaufen», empfiehlt Till
zumindest eine harte Landung für die Christian Budelmann, Fondsmanager
vier US-Konzerne voraus. «Aktionäre des Berenberg Systematic Approach – US
könnten mit FANG-Aktien dasselbe Stockpicker Fund (ISIN: LU1068779807).
Schicksal erleiden wie vor einigen Jahren Wen die Kursrally der FANG-Aktien an
die BRIC-Anhänger, die in
die Dotcom-Blase Anfang
die hochgelobten Wachs­
der Nullerjahre erinnert,
Trotz intakter
tumsmärkte
Brasilien,
kann aufatmen: Denn zum
Aussichten ist
Russland, Indien und China
einen sind vor allem Alpha­
investiert haben und einen
bet und Amazon in den ver­
Vorsicht bei
mehrjährigen
Kursab­
gangenen Jahren zu etab­
FANG-Aktien
schwung hinnehmen muss­
lierten Unternehmen mit
angebracht.
ten», warnt etwa Peter Hu­
stabilem Geschäftsmodell
ber, Fondsmanager und
herangewachsen, und auch
Vorstand der Investmentgesellschaft Facebook und Netflix sind auf gutem
StarCapital. Nach mehreren Jahren auf Weg. Insgesamt haben die FANG-Konzer­
der Überholspur seien die hohen Erwar­ ne allesamt recht gute Wachstumschan­
tungen der Anleger in den Kursen einge­ cen und können mitunter schon jetzt be­
preist, so die Meinung vieler Beobachter. eindruckende Zahlen vorweisen. Ama­
Eine gewisse Vorsicht ist mit Blick auf zon etwa erzielte im vergangenen Jahr ei­
die hohen Kurssteigerungen und ent­ nen Umsatz von 107 Milliarden Dollar.
Den Rückzug
Repower
750
in Franken
von der Börse
hat Repower
500
bereits angekündigt – doch 250
eine Bereicherung für das
0
aus­serbörsliche
1.3.06 19.2.16
TeleTrader.com Publisher
Segment sind
die Titel von
Repower wohl nicht. Der wirtschaftliche Schlendrian soll
durch eine strategische Neuausrichtung und eine Vereinheitlichung der Kapitalstruktur ausgetrieben werden. Möglicherweise wird bei Gelingen die
Dividendenzahlung wieder aufgenommen. Doch zuerst gilt es
für die Bündner, schwarze Zahlen zu schreiben.
Bloomberg
Aktien Facebook, Amazon, Netflix und Google
haben enorme Kurssteigerungen hinter sich. Eine
Tech-Blase scheint indes nicht in Sicht.
«Im Gegensatz zu den Blasen der Vergan­
genheit stehen den Kursentwicklungen
zum Teil wirklich beeindruckende Er­
tragssteigerungen gegenüber», sagt
­Budelmann. Er hält den Google-Valor
schon seit Jahren im Portfolio und ist wei­
terhin überzeugt von der Aktie.
Zwar gibt es keine Garantie dafür, dass
die US-Internetriesen den Börsenerfolg
der zurückliegenden Monate weiterhin
fortsetzen können. Nach den Kurssteige­
rungen der vergangenen Jahre liegt die
Messlatte hoch. Indes sollten Anleger die
Titel der grossen US-Technologiekonzerne
auch nicht gänzlich ignorieren. Vor allem
die Aktien von Alphabet und Facebook
zählen nach wie vor zu den Favoriten der
Wall Street: Beide Unternehmen sind in
ihrem Bereich unangefochtene Marktfüh­
rer, dominieren das schnell wachsende
Segment für mobile Internetwerbung und
kommen zusammen auf einen Weltmarkt­
anteil von beinahe 50 Prozent.
Sell Gottex
Anlagen in
Gottex
75
in Franken
Hedgefonds
sollen eigent50
lich das Ren­
dite-Risiko-Ver- 25
hältnis verbessern. Anders
0
sieht es für die
1.11.07 22.2.16
TeleTrader.com Publisher
Aktionäre des
Vermögensverwalters Gottex aus – die Gesellschaft investiert Kundengelder
zwar in ebensolche Anlageprodukte, indes mit wenig Verve.
Im Geschäftsjahr 2015 wird ein
«signifikanter» Verlust erwartet,
dabei soll es sich um ein Übergangsjahr handeln. Der Blick
auf die Kursgrafik zeigt, dass
Übergangsjahre längst zum
Normalfall geworden sind.
Bewertung von Netflix anspruchsvoll
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis
(KGV) von 17 beziehungsweise 25 sind die
Titel zudem noch vergleichsweise günstig
bewertet, während die KGV von Amazon
und Netflix im dreistelligen beziehungs­
weise hohen zweistelligen Bereich liegen.
Ebenfalls relevant: Unabhängig von ihrem
KGV bescheinigen Analysten allen vier Un­
ternehmen gleichermassen überdurch­
schnittliche Wachstumschancen. Wer an
den langfristigen Erfolg der FANG-Konzer­
ne glaubt, kann bei deren Aktien an schwa­
chen Tagen also durchaus zugreifen.
Geldfrage Rudolf König
«Schweizer Blue Chips sind attraktiv bewertet»
Hat Sie das Ausmass der jüngsten Korrekturen am Aktienmarkt erstaunt?
Rudolf König: Erstaunt hat mich die Ge­
schwindigkeit der Abwärtsbewegung und
dass es dazwischen zu keiner nennens­
werten Gegenbewegung kam, wie das
normalerweise der Fall ist.
Weshalb haben diese denn Aktien gekauft?
Alle Banken und Berater haben ihren Kun­
den gesagt: Aktien sind das Einzige, was
ihr noch kaufen könnt.
Gab es keine Warnzeichen, die auf eine
solche Entwicklung hindeuteten?
Nach Weihnachten hat sich mein Basis­
szenario zwar etwas geändert, und die
Märkte sahen technisch angeschlagen
aus ...
Sie vergleichen die Situation heute mit der
von 2011 – ist die Lage nicht bedrohlicher?
Sei es 2011 oder heute, der Ausverkauf
hat mit der Situation an den Rohstoff­
märkten zu tun. Damals kamen die
­Minengesellschaften, besonders die
­Juniors, die massiv in einen Kapazitäts­
ausbau investiert hatten, unter die Räder.
Heute leiden die Ölförderer und Fracker.
... die Abgaben kamen also doch eher aus
«heiterem» Himmel?
Nun – weltweit ist ein Deleveraging-Pro­
zess im Gang und zudem sind mittlerweile
viele Investoren in Aktien investiert, die in
der Anlageklasse nichts zu suchen haben.
Und dieses Segment strahlt nun negativ
auf alle Risikoanlagen?
Mittlerweile wurden sogar Staatsanleihen
in Mitleidenschaft gezogen. Die Renditen
zehnjähriger Bonds von Portugal haben
sich in kurzer Zeit von 2 auf 4 Prozent ver­
doppelt. Das zeigt ganz klar, Investoren
scheuen das Risiko.
Rudolf König
Fondsmanager
Tavau Swiss Fund
Wobei 2 Prozent Rendite für portugie­sische
Staatsschulden nicht nach einer ­«fairen»
Risikoprämie klingen.
Kein Wunder, dass die Pensionskassen
die Papiere auf den Markt warfen.
Adecco
71
in Franken
66
Sonova
129
in Franken
124
Doch wohin mit dem Geld? Locken Bankaktien nun zum Einstieg – etwa die UBS?
Die UBS scheint mir auf dem richtigen
Weg zu sein und die Hausaufgaben
­gemacht zu haben. Ich sehe eine positive
Entwicklung und habe dazugekauft.
61
119
56
114
51
109
4.1.16
22.2.
TeleTrader.com Publisher
4.1.16
22.2.
TeleTrader.com Publisher
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Mit Blick auf die Bewertungen, sind diese
nun attraktiv und nicht nur attraktiver?
Schweizer Blue Chips sind nun attraktiv
bewertet. Wir befinden uns selbstver­
ständlich nicht auf 2009er-Niveaus, aber
exorbitant teuer sind diese Titel auch
nicht mehr. Anders sieht es in den USA
aus, aber in Europa und in der Schweiz
stimmen die Bewertungen.
An schwachen Tagen kann also zugekauft
werden – worauf achten Sie dabei?
Mit einem Wort: Qualität. Das heisst
­Gesellschaften mit einem soliden Ge­
schäftsmodell und einer soliden Bilanz.
Ich mag keine gehypten Titel, also keine
jedermanns Lieblinge ...
... das heisst konkret?
Sonova ist so ein Wert. Das ist Qualität
plus ein wenig Wachstum. Auf meiner
Watchlist befinden sich Titel wie Riche­
mont, Swatch Group oder Adecco. Doch
da habe ich noch nicht zugegriffen.
Interview: Peter Manhart