Die Versendung des Fragebogens erfolgte über zentrale Einrichtungen im Personal/Gesundheitsmanagement. Einfluss von Arbeit und Erholung auf die Gesundheit Gesamtstichprobe Insgesamt beteiligten sich 13 Hochschulen aus NRW an der Befragung. Zum ersten Messzeitpunkt (T1) nahmen 812 Arbeitnehmer/innen (70.3% weiblich) an der Befragung teil. Zum zweiten Messzeitpunkt (T2) reduzierte sich die Stichprobengröße auf 465 Teilnehmer/innen und zum letzten Messzeitpunkt (T3) auf 308. Allgemeine Informationen zur Gesamtstichprobe finden Sie in Tabelle 1. Zentrale Ergebnisse für die Hochschule Bochum Die Verwaltungsangestellten der Hochschule Bochum haben im Jahr 2013 (April – Oktober) an einer Onlinebefragung der Ruhr-Universität Bochum teilgenommen. Mit diesem Dokument erhalten Sie einen ersten Überblick über die grundlegenden Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule in den Bereich Arbeitsbelastungen, Erholung/Beanspruchung und Muskel-Skelett Erkrankungen. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf dem Vergleich Ihrer Hochschule mit der Gesamtpopulation und auf der zeitlichen Entwicklung der erfassten Untersuchungsparameter. In einem zweiten Schritt werden Sie Ende des Jahres eine spezifischere Auswertung erhalten, in der die theoretischen Hintergründe sowie die Zusammenhänge und Einflüsse zwischen den einzelnen Untersuchungsparametern dargestellt werden. Ein zentraler Aspekt wird hierbei die Entstehung von Rückenschmerz sein. Zu T2 und T3 nahmen auch Arbeitnehmer/innen an der Studie teil, die bei den vorherigen Messzeitpunkten nicht teilgenommen hatten. Bei der Darstellung der Unterschiede zwischen T1, T2 und T3 gilt es, dies zu berücksichtigen. Es handelt sich bei der Darstellung der Werte zu den drei Messzeitpunkten somit nicht um eine Längsschnittauswertung. Mögliche Unterschiede sind in der vorliegenden Auswertung daher weniger als zeitliche Entwicklung zu verstehen, sondern vielmehr als Vergleich allgemeiner Bewertungslagen zu den jeweiligen Zeitpunkten. Allgemeine Studieninformationen Studienaufbau Die Onlinebefragung wurde im Rahmen einer Doktorarbeit zum Thema „Einfluss von Erholungsprozessen in der Freizeit auf nichtspezifischen lumbalen Rückenschmerz“ durchgeführt. Ziel der Arbeit ist es, mögliche moderierende Einflüsse von Erholung auf die Entstehung von Rückenschmerzen durch beanspruchende Arbeitsbedingungen zu identifizieren. Stichprobe Hochschule Bochum Zu T1 nahmen 68 Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum (59.5% weiblich) teil. Die grundlegenden Merkmale der Stichprobe sind in Tabelle 2 dargestellt. Zu T2 nahmen 48 und zu T3 noch 21 Personen teil. Es wurden drei Befragungen mittels eines Onlinefragebogens durchgeführt; der zeitliche Abstand betrug jeweils ca. drei Monate. Der Fragebogen umfasste insgesamt fünf Teile, in denen die folgenden Aspekte erfasst wurden: 1. Personenbezogene & berufliche Daten 2. Psychosoziale Arbeitsbedingungen (Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse) 3. Erholungserfahrung (Recovery-Experience-Questionnaire) 4. Akuter Erholungs-Beanspruchungszustand (ErholungsBelastungs-Fragebogen) 5. Muskel-Skelett-Erkrankungen (Nordic Musculosceletal Questionnaire) 1 Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie eine Übersicht zu den zentralen Parametern, die im Rahmen der Studie erfasst wurde. Einerseits sind Angaben zur Gesamtstichprobe der 13 Hochschulen dargestellt andererseits finden Sie auch Abschnitte in denen die hochschulspezifischen Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule dargestellt sind. Die Ergebnisse sind aufgeteilt nach dem jeweils verwendeten Fragebogen und werden in jedem Abschnitt kurz diskutiert. Auf Seite neun dieses Dokumentes finden Sie eine Gesamtdiskussion der dargestellten Ergebnisse sowie eine abschließende Zusammenfassung. Sollten Sie noch weiterführende Fragen zu den dargestellten Ergebnissen haben, kontaktieren Sie mich bitte unter der angegebenen Adresse. Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich für Ihre Unterstützung und Ihre Teilnahme an dem Forschungsvorhaben bedanken. Kontakt Tobias Mierswa Ruhr-Universität Bochum Fakultät für Sportwissenschaft Lehr- und Forschungsbereich Sportpsychologie E-Mail: [email protected] Tel.: +49 (0)234 32 22681 2 Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse (KFZA) Querschnittauswertung Gesamtauswertung: Im Durchschnitt berichteten die Arbeitnehmer/innen grenzwertige Arbeitsbelastungen. Besonders die Quantitative Arbeitsbelastung lag höher als empfohlen. Die Arbeitsressourcen bewerteten Arbeitnehmer/innen insgesamt als positiv, allerdings wies die Gesamtstichprobe ein Defizit im Bereich der Information und Mitsprache und den Betrieblichen Leistungen auf. Der KFZA (Prümper, Hartmannsgruber & Frese, 1995) dient zur Bestimmung psychosozialer Arbeitsbedingungen. Der Fragebogen erfasst zum einen vier Belastungsfaktoren, die mit einer Beanspruchung der Arbeitnehmer/innen einhergehen und oftmals auch als Stressoren bezeichnet werden. Zum anderen werden p < .05 Abbildung 1: KFZA-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zum Messzeitpunkt T1. Referenzbereich = Mittelwert der Gesamtstichprobe +/- eine Standardabweichung. In grün gekennzeichnet ist der Optimalbereich. sieben unterstützende Faktoren (Ressourcen) erhoben, die eine Bewältigung von Arbeitsaufgaben vereinfachen und die Beanspruchung der Arbeitnehmer/innen verringern. Hochschulspezifische Auswertung: Die Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule entsprachen zum großen Teil den Angaben der Gesamtstichprobe (Abbildung 1). Bei den Subskalen Soziale Rückendeckung, Arbeitsunterbrechungen und Umgebungsbelastungen wurden aber deutlich niedrigere Werte angegeben. Lediglich der Unterschied bei der Skala Soziale Rückendeckung erreichte dabei jedoch ein signifikantes Niveau. Wie in der Gesamtpopulation wurde die Quantitative Arbeitsbelastung vergleichsweise hoch und die Zusammenarbeit, Betrieblichen Leistungen und Informations- und Mitsprache als niedrig bewertet. Die Skalen Qualitative Arbeitsbelastung, Quantitative Arbeitsbelastung, Arbeitsunterbrechungen und Umgebungsbelastungen stellen Arbeitsbelastungen dar und sollten den Wert von 2.5 (wenig – mittelmäßig) nicht überschreiten. Bei den Ressourcen (Handlungsspielraum, Vielseitigkeit, Ganzheitlichkeit, Soziale Rückendeckung, Zusammenarbeit, Information und Mitsprache, Betriebliche Leistungen) sollten die Werte über 3.5 (mittelmäßig – überwiegend) liegen (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, 2012). 3 Zum dritten Messzeitpunkt bewerteten die befragten Arbeitnehmer/innen die Arbeitssituation positiver als zuvor, besonders im Bereich der Arbeitsressourcen. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl zu diesem Zeitpunkt und relativen hohen Standardabweichungen sind diese Unterschiede jedoch nicht signifikant. Da nur 1 etwa /3 der Befragten von T1 nahmen auch zu T3 an der Befragung teilnahm sind zudem keine allgemeinen Ableitungen möglich. Statusdaten über drei Messzeitpunkte Der Vergleich der Durchschnittswerte von Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule zu T1, T2 und T3 ermöglicht es, Unterschiede in der subjektiven Bewertung der Erholungs-Beanspruchungszustände der Arbeitnehmer/innen zu erkennen. Zudem können Effekte möglicher struktureller oder zeitlicher Veränderungen innerhalb der Hochschule in dem beobachteten Zeitraum auf die subjektive Wahrnehmung der Arbeitsbedingungen identifiziert werden. Die Stabilität der Werte über die drei Messzeitpunkte bedeutet, dass die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule über einen längeren Zeitraum mit einer erhöhten quantitativen Arbeitsbelastung konfrontiert sind und zudem die unterstützenden Faktoren mitunter als zu gering wahrnehmen. Hochschulspezifische Auswertung: Die Werte der Arbeitnehmer/innen zu den drei Messzeitpunkten unterschieden sich nur geringfügig. Es kann allgemein von einer stabilen Arbeitssituation in Bezug auf die untersuchten psychosozialen Arbeitsfaktoren gesprochen werden (Abbildung 2). Abbildung 2: KFZA-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zu den Messzeitpunkten T1, T2 und T3. Der Optimalbereich ist grün gekennzeichnet. 4 Freizeit nur ab und zu Aktivitäten ausüben, um ihre persönlichen Ressourcen (Selbstbewusstsein, Kraft, Energie) auszubauen; auch bei Entspannung und Detachment zeigten sich Werte auf mittlerem Niveau (Abbildung 3). Recovery-Experience Questionnaire (REQ) Für die erfolgreiche Bewältigung und den Umgang mit Arbeitsbelastungen und der daraus resultierenden Beanspruchung ist es für Arbeitnehmer/innen wichtig, sich nach der Arbeit zu erholen. Hierfür ist es notwendig, dass sie sich entspannen (Relaxation), physisch und psychisch von den Arbeitsbelastungen distanzieren (Detachment), zusätzliche Herausforderungen suchen (Mastery) und genügend Kontrolle (Control) über ihre Freizeitgestaltung haben (Sonnentag & Fritz, 2007). Eine adäquate Erholung in der Freizeit unterbricht eine andauernde Beanspruchung durch die Arbeitsbelastungen und ermöglicht die Regeneration der eigenen Ressourcen. Arbeitnehmer/innen, die in diesen Bereichen hohe Werte aufweisen, können daher besser mit nachfolgenden Arbeitsbelastungen umgehen und zeigen zumeist ein höheres Wohlbefinden, mehr Arbeitseinsatz und weniger Gesundheitsbeschwerden (Binnewies, Sonnentag & Mojza, 2010; Geurts & Sonnentag, 2006). Die Werte des REQs geben einen Hinweis darauf, dass die Arbeitnehmer/innen nach der Arbeit nur bedingt adäquate Erholungsprozesse initiieren können. Gründe dafür können sowohl weitere Belastungen in der Freizeit sein, als auch die erhöhten Arbeitsbelastungen während des Tages, die eine schnelle Erholung hemmen. Hochschulspezifische Auswertung: Die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule unterscheiden sich bei der Erholungserfahrung in den Skalen Detachment und Control von der Gesamtpopulation. Die geringeren Control-Werte bedeuten, dass die Befragten in ihrer Freizeit seltener das Gefühl haben, selbstständig über die Verwendung der Freizeit verfügen zu können. Zudem scheinen die Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum mehr Probleme damit zu haben, sich von der Arbeit zu distanzieren (Detachment). Beide Prozesse sind jedoch von zentraler Bedeutung für die Initiierung von Erholungsprozessen nach der Arbeit. Oftmals sind zu hohe Arbeitsbelastungen oder zusätzliche Belastungen in der Freizeit ein Auslöser für ein geringes Detachment und wenig Kontrollgefühl. Querschnittauswertung Gesamtauswertung: Die befragten Arbeitnehmer/innen gaben mittlere Werte in den Erholungserfahrungen an. Es zeigten sich besonders im Bereich Mastery geringe Werte, was darauf schließen lässt, dass die Befragten in ihrer 5,0 p < .05 p < .05 4,0 3,63 3,45 3,14 3,23 3,19 3,27 3,07 3,01 3,0 2,0 1,0 Control Relaxation HS Bochum Mastery Detachment Gesamt Abbildung 3: REQ-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum und der Gesamtstichprobe zum Messzeitpunkt T1. 5 und somit nicht im Optimalbereich. Insgesamt weisen die Ergebnisse auf eine Untererholung der befragten Arbeitnehmer/innen hin. Die hohe Standardabweichung in der Gesamtpopulation lässt auf große individuelle Differenzen zwischen den Arbeitnehmer/innen in der Erholungs-Beanspruchungsbilanz schließen. Erholungs-Belastungs-Fragebogen (EBF) Der EBF (Kallus, 1995) erfasst den akuten Erholungsund Beanspruchungszustand der Arbeitnehmer/innen. Der/die Befragte konnte angeben, wie häufig Ereignisse oder Aktivitäten in den letzten drei Tagen auftraten. Die p < .001 Abbildung 4: EBF-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zum Messzeitpunkt T1. Referenzbereich = Mittelwert der Gesamtstichprobe +/- eine Standardabweichung. Der Optimalbereich ist grün gekennzeichnet. ersten sieben Subskalen erfassen die Beanspruchung der Arbeitnehmer/innen in diversen Bereichen und sollten daher idealerweise im unteren Bereich der Skala („manchmal“, „selten“ oder „nie“) liegen. Die letzten fünf Subskalen erfassen hingegen den Erholungszustand in mehreren Bereichen und sollten im optimalen Fall durch die Arbeitnehmer/innen als „oft“, „sehr oft“ oder „immerzu“ bewertet werden. Hochschulspezifische Auswertung: Die Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule unterschieden sich nicht signifikant von den Angaben der Gesamtpopulation (Abbildung 4). Anders als bei der Gesamtpopulation lag der Wert für Übermüdung jedoch noch im Optimalbereich, sowie auch die anderen Beanspruchungsskalen. Bei den Erholungsskalen zeigten sich hingegen, wie auch in der Gesamtpopulation deutlich zu niedrige Werte. Neben belastenden Arbeitsbedingungen, kann auch eine unzureichende Erholung in der Freizeit (siehe REQ) zu einem suboptimalen Erholungszustand führen. Querschnittauswertung Gesamtauswertung: Im Durchschnitt berichteten die Arbeitnehmern/innen einen Beanspruchungszustand im niedrigen Bereich („selten“ bis „manchmal“), mit den höchsten Ausprägungen in den Skalen Somatische Beanspruchung und Übermüdung. Bei den Erholungsskalen lagen die Werte durchschnittlich im mittleren Bereich, entsprechend der verbalen Bezeichnungen „manchmal“ bis „mehrmals“ 6 Dies könnte einerseits durch saisonbedingte Veränderungen entstanden sein, da zu T2 in NRW Ferienzeit war. Andererseits ist es auch möglich, dass aufgrund der persönlichen Relevanz zu T2 und T3 vermehrt Arbeitnehmer/innen an der Befragung teilnahmen, die einen besseren Erholungs-Beanspruchungszustand aufwiesen und genug zeitliche Kapazitäten zur Beantwortung des Fragebogens hatten. Statusdaten über drei Messzeitpunkte Der Vergleich der Durchschnittswerte der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule ermöglicht es, Unterschiede in der subjektiven Bewertung der Erholungs-Beanspruchungszustände zu den drei Messzeitpunkten zu erkennen. Hochschulspezifische Auswertung: Insgesamt wiesen die befragten Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule zu allen drei Messzeitpunkten ein vergleichbares Erholungs-Beanspruchungsprofil auf (Abbildung 5). Es zeigte sich jedoch, dass die Subskalen Konflikte/Leistungsdruck und Erfolg zu T3 deutlich erhöhte Werte aufwiesen. Der Unterschied war jedoch aufgrund der kleinen Stichprobe nicht signifikant. Ein Anstieg zu T3 in den beiden Skalen könnte möglicherweise durch viele Krankheitsfälle oder aber durch zusätzlichen Druck im Zuge der Semestervorbereitungen entstanden sein. Ansonsten zeigten sich insgesamt etwas geringere Beanspruchungswerte zu den Messzeitpunkten T2 und T3 und leicht erhöhte Werte bei den Erholungsskalen Schlaf und Allgemeine Erholung. Insgesamt verdeutlichen die Daten, dass die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule über dem Zeitraum von sechs Monaten ein suboptimales ErholungsBeanspruchungsprofil aufwiesen. Während die Beanspruchungswerte nur vereinzelt den optimalen Zustandsbereich verließen, war dies für den gesamten Erholungsbereich der Fall. In bisherigen Studien zeigte sich, dass Personen mit Erholungsdefiziten zu gesundheitlichen Problemen und einer verminderten Leistungsfähigkeit neigen. Abbildung 5: EBF-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zu den Messzeitpunkten T1, T2 und T3. Der Optimalbereich ist grün gekennzeichnet. 7 Hochschulspezifische Auswertung: Die Angaben der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum stimmen mit denen der Gesamtstichprobe überein und deuten auf einen hohen Beschwerdestand bei den Verwaltungsangestellten an den Hochschulen in NRW hin. Mögliche Gründe für Beschwerden in den genannten Bereichen sind oftmals physisch belastende und monotone Arbeiten, aber auch belastende psychosoziale Arbeitsbedingungen und die damit verbundene, andauernde Konfrontation mit Stress (Heneweer, Vanhees & Picavet, 2009; Lang, Ochsmann, Kraus & Lang, 2012). In Übereinstimmung mit der derzeitigen Forschungslage (Liebers & Caffier, 2009), wurden am häufigsten Beschwerden im oberen Körperbereich genannt (Abbildung 6). Etwa 60% der befragten Arbeitnehmer/innen gaben an, in den letzten drei Monaten unter Nackenschmerzen und/oder Schmerzen im unteren Rücken (lumbaler Rückenschmerz) gelitten zu haben. Beschwerden in der Schulter und dem oberen Rücken wurden von 30 – 40 % der Befragten angegeben. Unterstützende Arbeitsprozesse und ausreichende Erholungsphasen, während und nach der Arbeit, haben hingegen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit von Arbeitnehmern/innen (Geurts & Sonnentag, 2006). Da Belastungen im Arbeitsalltag oftmals nur schwer verringert werden können, ist es umso wichtiger, den Arbeitnehmer/innen ausreichend unterstützende Arbeitsressourcen und Erholungsphasen zur Verfügung zu stellen. Nordic Musculosceletal Questionnaire (NMQ) Zur Bestimmung der Häufigkeit von Muskel-SkelettErkrankungen in der untersuchten Stichprobe zu T1 wurde der NMQ (Kuorinka et al., 1987) verwendet. Die Arbeitnehmer/innen mussten hierbei angeben, ob sie in den letzten drei Monaten Schmerzen oder Beschwerden in den jeweiligen Körperteilen hatten. Abbildung 6: Subjektive Angaben zur Häufigkeit von Muskel-Skelett Erkrankungen bei den Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zum Messzeitpunkt T1. 8 Verbindung gebracht und sollte nicht langfristig aufrechterhalten bleiben (Brink et al., 2010; de Croon, Sluiter & Frings-Dresen, 2003; Swaen, van Amelsvoort, Bultmann & Kant, 2003). Die hohen Prävalenzraten der Muskel-Skelett-Erkrankungen in der untersuchten Population könnten eine Folge der identifizierten Untererholung sein (Mierswa & Kellmann, in Druck). Zu dieser Problematik werden Sie in der nachfolgenden Rückmeldung zum Ende des Jahres genauere Informationen erhalten. Gesamtdiskussion der Ergebnisse Gesamtauswertung Die Gesamtergebnisse dieser Studie zeigen ein einheitliches Bild. Die Arbeitnehmer/innen in den Verwaltungsstellen der 13 Hochschulen in NRW bewerteten ihre Arbeitsbedingungen im Mittel als zufriedenstellend, doch zeigten sich erhöhte Werte bei der Quantitativen Arbeitsbelastung und den Arbeitsunterbrechungen. Zudem bewerteten die Arbeitnehmer/innen die Betrieblichen Leistungen (hierunter fallen Möglichkeiten zur Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten) und die Skala Information und Mitsprache nur als mittelmäßig. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass aufgrund der Form der Befragung möglicherweise vermehrt jene Arbeitnehmer/innen an der Befragung teilgenommen haben, die gesundheitliche Beschwerden aufwiesen. Der Titel der Studie wies bereits auf die Problematik der Überbelastung und damit verbundenen Erkrankungen hin. Die letzten beiden Aspekte sind zum großen Teil den strukturellen Vorgaben innerhalb der allgemeinen Hochschulorganisation geschuldet und sind daher nur schwer zu optimieren. Häufige Arbeitsunterbrechungen und ein erhöhter Arbeitsumfang bieten jedoch Ansatzmöglichkeiten, um kurzfristig eine Verminderung der Arbeitsbelastung herbeizuführen. Hochschulspezifische Auswertung Die Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum wiesen im Vergleich zur Gesamtpopulation nur geringe Abweichungen auf. Sie gaben jedoch eine geringere Soziale Rückendeckung durch die Arbeitskollegen an; der Wert lag aber noch im Optimalbereich. Zudem wurden die Kontrollfähigkeit und die Fähigkeit zur Distanzierung von den Arbeitsbelastungen in der Freizeit signifikant geringer eingeschätzt. Trotz der geringeren Erholungsfähigkeit, wiesen die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule jedoch kein höheres Erholungsdefizit auf. Auf lange Sicht kann ein vermindertes Detachment jedoch zu einer Überbelastung und gesundheitlichen Beschwerden führen (Geurts & Sonnentag, 2006) Neben den Arbeitsbedingungen wurden auch Erholungsprozesse in der Freizeit erfasst. Die Werte lagen hierbei auf einem mittleren Niveau und weisen darauf hin, dass es in diesem Bereich noch Verbesserungspotential gibt. Personen mit hohen Werten in ihrer Erholungserfahrung demonstrieren in bisherigen Studien eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Kreativität am Arbeitsplatz auf (de Jonge, Spoor, Sonnentag, Dormann & van den Tooren, 2012; Sonnentag, Binnewies & Mojza, 2010). Zudem zeigen Studien, dass geringe Werte in einzelnen Skalen des REQs mit dem Auftreten von gesundheitlichen Problemen im Zusammenhang stehen (Fritz & Sonnentag, 2005; Geurts & Sonnentag, 2006; Mierswa & Kellmann, 2014). Wenn auf eine Arbeitsbeanspruchung keine ausreichende Erholung erfolgt, führt dies zu einer Verminderung der persönlichen Ressourcen. Nachfolgende Belastungen werden dadurch als noch beanspruchender erlebt. Es kann sich somit eine Negativ-Spirale entwickeln, welche nur durch eine Verminderung der Belastungen oder eine Optimierung der Erholung unterbrochen werden kann. Die Betrachtung der Längsschnittdaten zeigte stabile Werte über den Untersuchungszeitraum von sechs Monaten. Leider sank die Aussagekraft der Analysen durch die geringen Teilnehmerzahlen, so dass auch größere Unterschiede zwischen den einzelnen Messzeitpunkten kein signifikantes Niveau erreichten. So erhöhten sich die Arbeitsressourcen zu T3 deutlich und zudem berichteten die Arbeitnehmer/innen von mehr Konflikten aber auch mehr Erfolgen. Die beiden letzteren Veränderungen könnten durch einen erhöhten Arbeitsumfang erklärt werden, der häufig im Rahmen der Semestervorbereitung anfällt. Werden die vielen Aufgaben erfolgreich überwunden steigt meist auch das Erfolgserleben. Der deutlich zu niedrige Erholungszustand der Arbeitnehmer/innen könnte eine Folge der zuvor erwähnten erhöhten Arbeitsbelastungen und der mittelmäßigen Erholungserfahrung sein (Kallus, 2002). Der Zustand der Untererholung wird mit einem erhöhten Risiko für Verletzungen und Erkrankungen in Insgesamt kann die Situation der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum in Bezug auf den Erholungsund Beanspruchungszustand als suboptimal bezeichnet 9 werden, da sie über den Zeitraum von sechs Monaten ein deutliches Erholungsdefizit aufwiesen. Zudem zeigten die Ergebnisse eine geringe Fähigkeit der Arbeitnehmer/innen, sich in der Freizeit Raum für Erholung zu schaffen und sich von der Arbeit zu distanzieren. Gerade in Phasen mit hohen Arbeitsbelastungen kann dies zu einer Verstärkung des Erholungsdefizites führen. Literaturverzeichnis Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (2012). IMPULS Broschüre. Erkennen von Stressfaktoren und Optimieren von Ressourcen im Betrieb (18. Aufl.) (Reumiller & Reumiller, Hrsg.), Wien. Binnewies, C., Sonnentag, S. & Mojza, E. J. (2010). Recovery during the weekend and fluctuations in weekly job performance: a week-level study examining intra-individual relationships. Journal of Occupational and Organizational Psychology, 83 (2), 419–441. Aus den Daten ergeben sich drei mögliche Ansatzpunkte für eine Verminderung des Erholungsdefizites. Zum einen könnten Arbeitsressourcen, gerade in den Bereichen der Informationsstrukturen und Förderung der Mitarbeiterentwicklung, optimiert werden. Zum anderen sollte überlegt werden, wie die zu bewältigende Arbeitsmenge für die Arbeitnehmer/innen verringert werden könnte, um die Quantitative Arbeitsbelastung zu reduzieren. Als letztes sollten die Arbeitnehmer/innen sich aktiv mit ihrem Erholungsverhalten beschäftigen und Wege vermittelt bekommen, mit denen sie ihre Erholung optimieren können. Ein grundlegendes Verständnis der Funktionen und Bedeutungen von Erholung stellt oftmals einen guten Ausgangspunkt dar, um sich bewusster mit seinem eigenem Erholungsverhalten auseinander zu setzen. Brink, M. S., Visscher, C., Arends, S., Zwerver, J., Post, W. J. & Lemmink, K. A. (2010). Monitoring stress and recovery: new insights for the prevention of injuries and illnesses in elite youth soccer players. British Journal of Sports Medicine, 44 (11), 809–815. de Croon, E. M., Sluiter, J. K. & Frings-Dresen, M. H. W. (2003). Need for recovery after work predicts sickness absence. Journal of Psychosomatic Research, 55 (4), 331–339. de Jonge, J., Spoor, E., Sonnentag, S., Dormann, C. & van den Tooren, M. (2012). “Take a break?!” Off-job recovery, job demands, and job resources as predictors of health, active learning, and creativity. European Journal of Work and Organizational Psychology, 21 (3), 321–348. Zusammenfassung Fritz, C. & Sonnentag, S. (2005). Recovery, health, and job performance: effects of weekend experiences. Journal of Occupational Health Psychology, 10 (3), 187–199. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die befragten Arbeitnehmer/innen der Hochschulen in NRW einen suboptimalen Erholungs-Beanspruchungszustand aufwiesen. Besonders im Erholungsbereich zeigten sich Defizite, die möglicherweise auf beanspruchende Arbeitsbedingungen und fehlende Erholungsprozesse in der Freizeit zurückzuführen sind. Die untersuchte Stichprobe wies überdies ein hohes Maß an MuskelSkelett-Erkrankungen in der oberen Körperhälfte auf. Geurts, S. A. E. & Sonnentag, S. (2006). Recovery as an explanatory mechanism in the relation between acute stress reactions and chronic health impairment. Scandinavian Journal of Work, Environment and Health, 32 (6), 482–492. Heneweer, H., Vanhees, L. & Picavet, H. S. J. (2009). Physical activity and low back pain: a U-shaped relation? Pain, 143 (1-2), 21–25. Die Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum gaben zudem noch geringer Werte bei den Erholungserfahrungen Detachment und Control an, was auf eine verminderte Erholungsfähigkeit hindeutet. Dies wirkte sich jedoch nicht auf den akuten ErholungsBeanspruchungszustand im Untersuchungszeitraum aus; langfristige Effekte sind aber zu vermuten. Eine Anpassung der Arbeitsbedingungen und eine Optimierung des Erholungsverhaltens wären mögliche Ansatzpunkte zur Verringerung des Erholungsdefizites. Kallus, W. K. (1995). Der Erholungs-BelastungsFragebogen. Frankfurt am Main: Swets & Zeitlinger. Kallus, W. K. (2002). Impact of Recovery in Different Areas of Application. In M. Kellmann (Hrsg.), Enhancing recovery. Preventing underperformance in athletes (S. 283–300). Champaign: Human Kinetics. Kuorinka, I., Jonsson, B., Kilbom, A., Vinterberg, H., Biering-Sorensen, F., Andersson, G. & Jorgensen, K. (1987). Standardised Nordic questionnaires for the analysis of musculoskeletal symptoms. Applied Ergonomics, 18 (3), 233–237 10 Lang, J., Ochsmann, E., Kraus, T. & Lang, J. W. (2012). Psychosocial work stressors as antecedents of musculoskeletal problems: a systematic review and meta-analysis of stability-adjusted longitudinal studies. Social Science & Medicine, 75 (7), 1163– 1174. Liebers, F. & Caffier, G. (2009). Berufsspezifische Arbeitsunfähigkeit durch Muskel-SkelettErkrankungen in Deutschland. Forschung Projekt F 1996. Dortmund: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Mierswa, T. & Kellmann, M. (2014, in Druck). Psychosoziale Arbeitsbedingungen und Rückenschmerz: Der moderierende Effekt von Detachment in der Freizeit. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie. Mierswa, T. & Kellmann, M. (in Druck). The influences of recovery on low back pain development: a theoretical model. International Journal of Occupational Medicine and Environmental Health. Prümper, J., Hartmannsgruber, K. & Frese, M. (1995). KFZA. Kurz-Fragebogen zur Arbeitsanalyse. Zeitschrift für Arbeits- und Organisationspsychologie, 39 (3), 125–132. Sonnentag, S., Binnewies, C. & Mojza, E. J. (2010). Staying well and engaged when demands are high: the role of psychological detachment. The Journal of Applied Psychology, 95 (5), 965–976. Sonnentag, S. & Fritz, C. (2007). The Recovery Experience Questionnaire: Development and validation of a measure for assessing recuperation and unwinding from work. Journal of Occupational Health Psychology, 12 (3), 204–221. Swaen, G. M., van Amelsvoort, L. G., Bultmann, U. & Kant, I. J. (2003). Fatigue as a risk factor for being injured in an occupational accident: results from the Maastricht Cohort Study. Occupational and Environmental Medicine, 60 Suppl 1, i88-92. 11
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