Einfluss von Arbeit und Erholung auf die Gesundheit

Die Versendung des Fragebogens erfolgte über zentrale
Einrichtungen im Personal/Gesundheitsmanagement.
Einfluss von Arbeit und Erholung
auf die Gesundheit
Gesamtstichprobe
Insgesamt beteiligten sich 13 Hochschulen aus NRW an
der Befragung. Zum ersten Messzeitpunkt (T1) nahmen
812 Arbeitnehmer/innen (70.3% weiblich) an der
Befragung teil. Zum zweiten Messzeitpunkt (T2)
reduzierte sich die Stichprobengröße auf 465
Teilnehmer/innen und zum letzten Messzeitpunkt (T3)
auf 308. Allgemeine Informationen zur Gesamtstichprobe finden Sie in Tabelle 1.
Zentrale Ergebnisse für die
Hochschule Bochum
Die Verwaltungsangestellten der Hochschule Bochum
haben im Jahr 2013 (April – Oktober) an einer
Onlinebefragung
der
Ruhr-Universität
Bochum
teilgenommen. Mit diesem Dokument erhalten Sie einen
ersten Überblick über die grundlegenden Angaben der
Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule in den Bereich
Arbeitsbelastungen,
Erholung/Beanspruchung und
Muskel-Skelett Erkrankungen. Der Schwerpunkt liegt
hierbei auf dem Vergleich Ihrer Hochschule mit der
Gesamtpopulation und auf der zeitlichen Entwicklung
der erfassten Untersuchungsparameter.
In einem zweiten Schritt werden Sie Ende des Jahres
eine spezifischere Auswertung erhalten, in der die
theoretischen Hintergründe sowie die Zusammenhänge
und Einflüsse zwischen den einzelnen Untersuchungsparametern dargestellt werden. Ein zentraler Aspekt wird
hierbei die Entstehung von Rückenschmerz sein.
Zu T2 und T3 nahmen auch Arbeitnehmer/innen an der
Studie teil, die bei den vorherigen Messzeitpunkten nicht
teilgenommen hatten. Bei der Darstellung der
Unterschiede zwischen T1, T2 und T3 gilt es, dies zu
berücksichtigen. Es handelt sich bei der Darstellung der
Werte zu den drei Messzeitpunkten somit nicht um eine
Längsschnittauswertung. Mögliche Unterschiede sind in
der vorliegenden Auswertung daher weniger als
zeitliche Entwicklung zu verstehen, sondern vielmehr
als Vergleich allgemeiner Bewertungslagen zu den
jeweiligen Zeitpunkten.
Allgemeine Studieninformationen
Studienaufbau
Die Onlinebefragung wurde im Rahmen einer
Doktorarbeit zum Thema „Einfluss von Erholungsprozessen in der Freizeit auf nichtspezifischen lumbalen
Rückenschmerz“ durchgeführt. Ziel der Arbeit ist es,
mögliche moderierende Einflüsse von Erholung auf die
Entstehung von Rückenschmerzen durch beanspruchende Arbeitsbedingungen zu identifizieren.
Stichprobe Hochschule Bochum
Zu T1 nahmen 68 Arbeitnehmer/innen der Hochschule
Bochum (59.5% weiblich) teil. Die grundlegenden
Merkmale der Stichprobe sind in Tabelle 2 dargestellt.
Zu T2 nahmen 48 und zu T3 noch 21 Personen teil.
Es wurden drei Befragungen mittels eines Onlinefragebogens durchgeführt; der zeitliche Abstand betrug
jeweils ca. drei Monate. Der Fragebogen umfasste
insgesamt fünf Teile, in denen die folgenden Aspekte
erfasst wurden:
1. Personenbezogene & berufliche Daten
2. Psychosoziale Arbeitsbedingungen (Kurzfragebogen zur
Arbeitsanalyse)
3. Erholungserfahrung (Recovery-Experience-Questionnaire)
4. Akuter Erholungs-Beanspruchungszustand (ErholungsBelastungs-Fragebogen)
5. Muskel-Skelett-Erkrankungen (Nordic Musculosceletal
Questionnaire)
1
Auf den nachfolgenden Seiten finden Sie eine Übersicht
zu den zentralen Parametern, die im Rahmen der Studie
erfasst wurde. Einerseits sind Angaben zur Gesamtstichprobe der 13 Hochschulen dargestellt andererseits
finden Sie auch Abschnitte in denen die hochschulspezifischen Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer
Hochschule dargestellt sind. Die Ergebnisse sind
aufgeteilt nach dem jeweils verwendeten Fragebogen
und werden in jedem Abschnitt kurz diskutiert. Auf Seite
neun dieses Dokumentes finden Sie eine Gesamtdiskussion der dargestellten Ergebnisse sowie eine
abschließende Zusammenfassung. Sollten Sie noch
weiterführende Fragen zu den dargestellten Ergebnissen haben, kontaktieren Sie mich bitte unter der
angegebenen Adresse.
Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich für
Ihre Unterstützung und Ihre Teilnahme an dem
Forschungsvorhaben bedanken.
Kontakt
Tobias Mierswa
Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Sportwissenschaft
Lehr- und Forschungsbereich Sportpsychologie
E-Mail: [email protected]
Tel.: +49 (0)234 32 22681
2
Kurzfragebogen zur Arbeitsanalyse
(KFZA)
Querschnittauswertung
Gesamtauswertung:
Im Durchschnitt berichteten die Arbeitnehmer/innen
grenzwertige Arbeitsbelastungen. Besonders die
Quantitative Arbeitsbelastung lag höher als empfohlen.
Die Arbeitsressourcen bewerteten Arbeitnehmer/innen
insgesamt als positiv, allerdings wies die Gesamtstichprobe ein Defizit im Bereich der Information und
Mitsprache und den Betrieblichen Leistungen auf.
Der KFZA (Prümper, Hartmannsgruber & Frese, 1995)
dient zur Bestimmung psychosozialer Arbeitsbedingungen. Der Fragebogen erfasst zum einen vier
Belastungsfaktoren, die mit einer Beanspruchung der
Arbeitnehmer/innen einhergehen und oftmals auch als
Stressoren bezeichnet werden. Zum anderen werden
p < .05
Abbildung 1: KFZA-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zum Messzeitpunkt T1. Referenzbereich = Mittelwert der
Gesamtstichprobe +/- eine Standardabweichung. In grün gekennzeichnet ist der Optimalbereich.
sieben unterstützende Faktoren (Ressourcen) erhoben,
die eine Bewältigung von Arbeitsaufgaben vereinfachen
und die Beanspruchung der Arbeitnehmer/innen
verringern.
Hochschulspezifische Auswertung:
Die Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule
entsprachen zum großen Teil den Angaben der
Gesamtstichprobe (Abbildung 1). Bei den Subskalen
Soziale Rückendeckung, Arbeitsunterbrechungen und
Umgebungsbelastungen
wurden
aber
deutlich
niedrigere Werte angegeben. Lediglich der Unterschied
bei der Skala Soziale Rückendeckung erreichte dabei
jedoch ein signifikantes Niveau. Wie in der Gesamtpopulation wurde die Quantitative Arbeitsbelastung
vergleichsweise hoch und die Zusammenarbeit,
Betrieblichen Leistungen und Informations- und
Mitsprache als niedrig bewertet.
Die Skalen Qualitative Arbeitsbelastung, Quantitative
Arbeitsbelastung,
Arbeitsunterbrechungen
und
Umgebungsbelastungen stellen Arbeitsbelastungen dar
und sollten den Wert von 2.5 (wenig – mittelmäßig)
nicht überschreiten. Bei den Ressourcen (Handlungsspielraum, Vielseitigkeit, Ganzheitlichkeit, Soziale
Rückendeckung, Zusammenarbeit, Information und
Mitsprache, Betriebliche Leistungen) sollten die Werte
über 3.5 (mittelmäßig – überwiegend) liegen
(Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, 2012).
3
Zum dritten Messzeitpunkt bewerteten die befragten
Arbeitnehmer/innen die Arbeitssituation positiver als
zuvor, besonders im Bereich der Arbeitsressourcen.
Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl zu diesem
Zeitpunkt und relativen hohen Standardabweichungen
sind diese Unterschiede jedoch nicht signifikant. Da nur
1
etwa /3 der Befragten von T1 nahmen auch zu T3 an
der Befragung teilnahm sind zudem keine allgemeinen
Ableitungen möglich.
Statusdaten über drei Messzeitpunkte
Der Vergleich der Durchschnittswerte von Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule zu T1, T2 und T3
ermöglicht es, Unterschiede in der subjektiven
Bewertung der Erholungs-Beanspruchungszustände
der Arbeitnehmer/innen zu erkennen. Zudem können
Effekte möglicher struktureller oder zeitlicher
Veränderungen innerhalb der Hochschule in dem
beobachteten Zeitraum auf die subjektive Wahrnehmung der Arbeitsbedingungen identifiziert werden.
Die Stabilität der Werte über die drei Messzeitpunkte
bedeutet, dass die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule über einen längeren Zeitraum mit einer erhöhten
quantitativen Arbeitsbelastung konfrontiert sind und
zudem die unterstützenden Faktoren mitunter als zu
gering wahrnehmen.
Hochschulspezifische Auswertung:
Die Werte der Arbeitnehmer/innen zu den drei
Messzeitpunkten unterschieden sich nur geringfügig. Es
kann allgemein von einer stabilen Arbeitssituation in
Bezug auf die untersuchten psychosozialen Arbeitsfaktoren gesprochen werden (Abbildung 2).
Abbildung 2: KFZA-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zu den Messzeitpunkten T1, T2 und T3. Der
Optimalbereich ist grün gekennzeichnet.
4
Freizeit nur ab und zu Aktivitäten ausüben, um ihre
persönlichen Ressourcen (Selbstbewusstsein, Kraft,
Energie) auszubauen; auch bei Entspannung und
Detachment zeigten sich Werte auf mittlerem Niveau
(Abbildung 3).
Recovery-Experience Questionnaire
(REQ)
Für die erfolgreiche Bewältigung und den Umgang mit
Arbeitsbelastungen und der daraus resultierenden
Beanspruchung ist es für Arbeitnehmer/innen wichtig,
sich nach der Arbeit zu erholen. Hierfür ist es
notwendig, dass sie sich entspannen (Relaxation),
physisch und psychisch von den Arbeitsbelastungen
distanzieren (Detachment), zusätzliche Herausforderungen suchen (Mastery) und genügend Kontrolle
(Control) über ihre Freizeitgestaltung haben (Sonnentag
& Fritz, 2007). Eine adäquate Erholung in der Freizeit
unterbricht eine andauernde Beanspruchung durch die
Arbeitsbelastungen und ermöglicht die Regeneration
der eigenen Ressourcen. Arbeitnehmer/innen, die in
diesen Bereichen hohe Werte aufweisen, können daher
besser mit nachfolgenden Arbeitsbelastungen umgehen
und zeigen zumeist ein höheres Wohlbefinden, mehr
Arbeitseinsatz und weniger Gesundheitsbeschwerden
(Binnewies, Sonnentag & Mojza, 2010; Geurts &
Sonnentag, 2006).
Die Werte des REQs geben einen Hinweis darauf, dass
die Arbeitnehmer/innen nach der Arbeit nur bedingt
adäquate Erholungsprozesse initiieren können. Gründe
dafür können sowohl weitere Belastungen in der
Freizeit sein, als auch die erhöhten Arbeitsbelastungen
während des Tages, die eine schnelle Erholung
hemmen.
Hochschulspezifische Auswertung:
Die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule unterscheiden sich bei der Erholungserfahrung in den Skalen
Detachment und Control von der Gesamtpopulation. Die
geringeren Control-Werte bedeuten, dass die Befragten
in ihrer Freizeit seltener das Gefühl haben, selbstständig über die Verwendung der Freizeit verfügen zu
können. Zudem scheinen die Arbeitnehmer/innen der
Hochschule Bochum mehr Probleme damit zu haben,
sich von der Arbeit zu distanzieren (Detachment). Beide
Prozesse sind jedoch von zentraler Bedeutung für die
Initiierung von Erholungsprozessen nach der Arbeit.
Oftmals sind zu hohe Arbeitsbelastungen oder
zusätzliche Belastungen in der Freizeit ein Auslöser für
ein geringes Detachment und wenig Kontrollgefühl.
Querschnittauswertung
Gesamtauswertung:
Die befragten Arbeitnehmer/innen gaben mittlere Werte
in den Erholungserfahrungen an. Es zeigten sich
besonders im Bereich Mastery geringe Werte, was
darauf schließen lässt, dass die Befragten in ihrer
5,0
p < .05
p < .05
4,0
3,63
3,45
3,14
3,23
3,19
3,27
3,07
3,01
3,0
2,0
1,0
Control
Relaxation
HS Bochum
Mastery
Detachment
Gesamt
Abbildung 3: REQ-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum und der Gesamtstichprobe
zum Messzeitpunkt T1.
5
und somit nicht im Optimalbereich. Insgesamt weisen
die Ergebnisse auf eine Untererholung der befragten
Arbeitnehmer/innen hin. Die hohe Standardabweichung
in der Gesamtpopulation lässt auf große individuelle
Differenzen zwischen den Arbeitnehmer/innen in der
Erholungs-Beanspruchungsbilanz schließen.
Erholungs-Belastungs-Fragebogen
(EBF)
Der EBF (Kallus, 1995) erfasst den akuten Erholungsund Beanspruchungszustand der Arbeitnehmer/innen.
Der/die Befragte konnte angeben, wie häufig Ereignisse
oder Aktivitäten in den letzten drei Tagen auftraten. Die
p < .001
Abbildung 4: EBF-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zum Messzeitpunkt T1. Referenzbereich = Mittelwert der
Gesamtstichprobe +/- eine Standardabweichung. Der Optimalbereich ist grün gekennzeichnet.
ersten sieben Subskalen erfassen die Beanspruchung
der Arbeitnehmer/innen in diversen Bereichen und
sollten daher idealerweise im unteren Bereich der Skala
(„manchmal“, „selten“ oder „nie“) liegen. Die letzten fünf
Subskalen erfassen hingegen den Erholungszustand in
mehreren Bereichen und sollten im optimalen Fall
durch die Arbeitnehmer/innen als „oft“, „sehr oft“ oder
„immerzu“ bewertet werden.
Hochschulspezifische Auswertung:
Die Angaben der Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule
unterschieden sich nicht signifikant von den Angaben
der Gesamtpopulation (Abbildung 4). Anders als bei der
Gesamtpopulation lag der Wert für Übermüdung jedoch
noch im Optimalbereich, sowie auch die anderen
Beanspruchungsskalen. Bei den Erholungsskalen
zeigten sich hingegen, wie auch in der Gesamtpopulation deutlich zu niedrige Werte. Neben belastenden
Arbeitsbedingungen, kann auch eine unzureichende
Erholung in der Freizeit (siehe REQ) zu einem
suboptimalen Erholungszustand führen.
Querschnittauswertung
Gesamtauswertung:
Im Durchschnitt berichteten die Arbeitnehmern/innen
einen Beanspruchungszustand im niedrigen Bereich
(„selten“ bis „manchmal“), mit den höchsten Ausprägungen in den Skalen Somatische Beanspruchung und
Übermüdung. Bei den Erholungsskalen lagen die Werte
durchschnittlich im mittleren Bereich, entsprechend der
verbalen Bezeichnungen „manchmal“ bis „mehrmals“
6
Dies könnte einerseits durch saisonbedingte Veränderungen entstanden sein, da zu T2 in NRW Ferienzeit
war. Andererseits ist es auch möglich, dass aufgrund
der persönlichen Relevanz zu T2 und T3 vermehrt
Arbeitnehmer/innen an der Befragung teilnahmen, die
einen besseren Erholungs-Beanspruchungszustand
aufwiesen und genug zeitliche Kapazitäten zur
Beantwortung des Fragebogens hatten.
Statusdaten über drei Messzeitpunkte
Der Vergleich der Durchschnittswerte der Arbeitnehmer/innen
Ihrer
Hochschule
ermöglicht
es,
Unterschiede in der subjektiven Bewertung der
Erholungs-Beanspruchungszustände zu den drei
Messzeitpunkten zu erkennen.
Hochschulspezifische Auswertung:
Insgesamt wiesen die befragten Arbeitnehmer/innen
Ihrer Hochschule zu allen drei Messzeitpunkten ein
vergleichbares Erholungs-Beanspruchungsprofil auf
(Abbildung 5). Es zeigte sich jedoch, dass die Subskalen
Konflikte/Leistungsdruck und Erfolg zu T3 deutlich
erhöhte Werte aufwiesen. Der Unterschied war jedoch
aufgrund der kleinen Stichprobe nicht signifikant. Ein
Anstieg zu T3 in den beiden Skalen könnte möglicherweise durch viele Krankheitsfälle oder aber durch
zusätzlichen Druck im Zuge der Semestervorbereitungen entstanden sein. Ansonsten zeigten sich insgesamt
etwas geringere Beanspruchungswerte zu den
Messzeitpunkten T2 und T3 und leicht erhöhte Werte
bei den Erholungsskalen Schlaf und Allgemeine
Erholung.
Insgesamt verdeutlichen die Daten, dass die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule über dem Zeitraum von
sechs Monaten ein
suboptimales ErholungsBeanspruchungsprofil
aufwiesen.
Während
die
Beanspruchungswerte nur vereinzelt den optimalen
Zustandsbereich verließen, war dies für den gesamten
Erholungsbereich der Fall. In bisherigen Studien zeigte
sich, dass Personen mit Erholungsdefiziten zu
gesundheitlichen Problemen und einer verminderten
Leistungsfähigkeit neigen.
Abbildung 5: EBF-Werte der Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum zu den Messzeitpunkten T1, T2 und T3. Der Optimalbereich
ist grün gekennzeichnet.
7
Hochschulspezifische Auswertung:
Die Angaben der Arbeitnehmer/innen der Hochschule
Bochum stimmen mit denen der Gesamtstichprobe
überein und deuten auf einen hohen Beschwerdestand
bei den Verwaltungsangestellten an den Hochschulen
in NRW hin. Mögliche Gründe für Beschwerden in den
genannten Bereichen sind oftmals physisch belastende
und monotone Arbeiten, aber auch belastende
psychosoziale Arbeitsbedingungen und die damit
verbundene, andauernde Konfrontation mit Stress
(Heneweer, Vanhees & Picavet, 2009; Lang, Ochsmann,
Kraus & Lang, 2012).
In Übereinstimmung mit der derzeitigen Forschungslage (Liebers & Caffier, 2009), wurden am häufigsten
Beschwerden im oberen Körperbereich genannt
(Abbildung 6). Etwa 60% der befragten Arbeitnehmer/innen gaben an, in den letzten drei Monaten unter
Nackenschmerzen und/oder Schmerzen im unteren
Rücken (lumbaler Rückenschmerz) gelitten zu haben.
Beschwerden in der Schulter und dem oberen Rücken
wurden von 30 – 40 % der Befragten angegeben.
Unterstützende Arbeitsprozesse und ausreichende
Erholungsphasen, während und nach der Arbeit, haben
hingegen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit
von Arbeitnehmern/innen (Geurts & Sonnentag, 2006).
Da Belastungen im Arbeitsalltag oftmals nur schwer
verringert werden können, ist es umso wichtiger, den
Arbeitnehmer/innen
ausreichend
unterstützende
Arbeitsressourcen und Erholungsphasen zur Verfügung
zu stellen.
Nordic Musculosceletal Questionnaire
(NMQ)
Zur Bestimmung der Häufigkeit von Muskel-SkelettErkrankungen in der untersuchten Stichprobe zu T1
wurde der NMQ (Kuorinka et al., 1987) verwendet. Die
Arbeitnehmer/innen mussten hierbei angeben, ob sie in
den letzten drei Monaten Schmerzen oder Beschwerden
in den jeweiligen Körperteilen hatten.
Abbildung 6: Subjektive Angaben zur Häufigkeit von Muskel-Skelett Erkrankungen bei den Arbeitnehmer/innen der
Hochschule Bochum zum Messzeitpunkt T1.
8
Verbindung gebracht und sollte nicht langfristig
aufrechterhalten bleiben (Brink et al., 2010; de Croon,
Sluiter & Frings-Dresen, 2003; Swaen, van Amelsvoort,
Bultmann & Kant, 2003). Die hohen Prävalenzraten der
Muskel-Skelett-Erkrankungen in der untersuchten
Population könnten eine Folge der identifizierten
Untererholung sein (Mierswa & Kellmann, in Druck). Zu
dieser Problematik werden Sie in der nachfolgenden
Rückmeldung zum Ende des Jahres genauere
Informationen erhalten.
Gesamtdiskussion der Ergebnisse
Gesamtauswertung
Die Gesamtergebnisse dieser Studie zeigen ein
einheitliches Bild. Die Arbeitnehmer/innen in den
Verwaltungsstellen der 13 Hochschulen in NRW
bewerteten ihre Arbeitsbedingungen im Mittel als
zufriedenstellend, doch zeigten sich erhöhte Werte bei
der Quantitativen Arbeitsbelastung und den Arbeitsunterbrechungen.
Zudem
bewerteten
die
Arbeitnehmer/innen die Betrieblichen Leistungen
(hierunter fallen Möglichkeiten zur Weiterbildung und
Aufstiegsmöglichkeiten) und die Skala Information und
Mitsprache nur als mittelmäßig.
Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass
aufgrund der Form der Befragung möglicherweise
vermehrt jene Arbeitnehmer/innen an der Befragung
teilgenommen haben, die gesundheitliche Beschwerden
aufwiesen. Der Titel der Studie wies bereits auf die
Problematik der Überbelastung und damit verbundenen
Erkrankungen hin.
Die letzten beiden Aspekte sind zum großen Teil den
strukturellen Vorgaben innerhalb der allgemeinen
Hochschulorganisation geschuldet und sind daher nur
schwer zu optimieren. Häufige Arbeitsunterbrechungen
und ein erhöhter Arbeitsumfang bieten jedoch
Ansatzmöglichkeiten, um kurzfristig eine Verminderung
der Arbeitsbelastung herbeizuführen.
Hochschulspezifische Auswertung
Die Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum
wiesen im Vergleich zur Gesamtpopulation nur geringe
Abweichungen auf. Sie gaben jedoch eine geringere
Soziale Rückendeckung durch die Arbeitskollegen an;
der Wert lag aber noch im Optimalbereich. Zudem
wurden die Kontrollfähigkeit und die Fähigkeit zur
Distanzierung von den Arbeitsbelastungen in der
Freizeit signifikant geringer eingeschätzt. Trotz der
geringeren Erholungsfähigkeit, wiesen die Arbeitnehmer/innen Ihrer Hochschule jedoch kein höheres
Erholungsdefizit auf. Auf lange Sicht kann ein
vermindertes Detachment jedoch zu einer Überbelastung und gesundheitlichen Beschwerden führen (Geurts
& Sonnentag, 2006)
Neben den Arbeitsbedingungen wurden auch
Erholungsprozesse in der Freizeit erfasst. Die Werte
lagen hierbei auf einem mittleren Niveau und weisen
darauf hin, dass es in diesem Bereich noch Verbesserungspotential gibt. Personen mit hohen Werten in ihrer
Erholungserfahrung demonstrieren in bisherigen
Studien eine erhöhte Leistungsfähigkeit und Kreativität
am Arbeitsplatz auf (de Jonge, Spoor, Sonnentag,
Dormann & van den Tooren, 2012; Sonnentag,
Binnewies & Mojza, 2010). Zudem zeigen Studien, dass
geringe Werte in einzelnen Skalen des REQs mit dem
Auftreten von gesundheitlichen Problemen im
Zusammenhang stehen (Fritz & Sonnentag, 2005;
Geurts & Sonnentag, 2006; Mierswa & Kellmann,
2014). Wenn auf eine Arbeitsbeanspruchung keine
ausreichende Erholung erfolgt, führt dies zu einer
Verminderung der persönlichen Ressourcen. Nachfolgende Belastungen werden dadurch als noch
beanspruchender erlebt. Es kann sich somit eine
Negativ-Spirale entwickeln, welche nur durch eine
Verminderung der Belastungen oder eine Optimierung
der Erholung unterbrochen werden kann.
Die Betrachtung der Längsschnittdaten zeigte stabile
Werte über den Untersuchungszeitraum von sechs
Monaten. Leider sank die Aussagekraft der Analysen
durch die geringen Teilnehmerzahlen, so dass auch
größere Unterschiede zwischen den einzelnen
Messzeitpunkten kein signifikantes Niveau erreichten.
So erhöhten sich die Arbeitsressourcen zu T3 deutlich
und zudem berichteten die Arbeitnehmer/innen von
mehr Konflikten aber auch mehr Erfolgen. Die beiden
letzteren Veränderungen könnten durch einen erhöhten
Arbeitsumfang erklärt werden, der häufig im Rahmen
der Semestervorbereitung anfällt. Werden die vielen
Aufgaben erfolgreich überwunden steigt meist auch das
Erfolgserleben.
Der deutlich zu niedrige Erholungszustand der
Arbeitnehmer/innen könnte eine Folge der zuvor
erwähnten erhöhten Arbeitsbelastungen und der
mittelmäßigen Erholungserfahrung sein (Kallus, 2002).
Der Zustand der Untererholung wird mit einem
erhöhten Risiko für Verletzungen und Erkrankungen in
Insgesamt kann die Situation der Arbeitnehmer/innen
der Hochschule Bochum in Bezug auf den Erholungsund Beanspruchungszustand als suboptimal bezeichnet
9
werden, da sie über den Zeitraum von sechs Monaten
ein deutliches Erholungsdefizit aufwiesen. Zudem
zeigten die Ergebnisse eine geringe Fähigkeit der
Arbeitnehmer/innen, sich in der Freizeit Raum für
Erholung zu schaffen und sich von der Arbeit zu
distanzieren. Gerade in Phasen mit hohen Arbeitsbelastungen kann dies zu einer Verstärkung des
Erholungsdefizites führen.
Literaturverzeichnis
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Occupational and Organizational Psychology, 83 (2),
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Aus den Daten ergeben sich drei mögliche Ansatzpunkte für eine Verminderung des Erholungsdefizites. Zum
einen könnten Arbeitsressourcen, gerade in den
Bereichen der Informationsstrukturen und Förderung
der Mitarbeiterentwicklung, optimiert werden. Zum
anderen sollte überlegt werden, wie die zu bewältigende Arbeitsmenge für die Arbeitnehmer/innen verringert
werden könnte, um die Quantitative Arbeitsbelastung zu
reduzieren. Als letztes sollten die Arbeitnehmer/innen
sich aktiv mit ihrem Erholungsverhalten beschäftigen
und Wege vermittelt bekommen, mit denen sie ihre
Erholung optimieren können. Ein grundlegendes
Verständnis der Funktionen und Bedeutungen von
Erholung stellt oftmals einen guten Ausgangspunkt dar,
um sich bewusster mit seinem eigenem Erholungsverhalten auseinander zu setzen.
Brink, M. S., Visscher, C., Arends, S., Zwerver, J., Post,
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Zusammenfassung
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Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass die befragten
Arbeitnehmer/innen der Hochschulen in NRW einen
suboptimalen
Erholungs-Beanspruchungszustand
aufwiesen. Besonders im Erholungsbereich zeigten sich
Defizite, die möglicherweise auf beanspruchende
Arbeitsbedingungen und fehlende Erholungsprozesse in
der Freizeit zurückzuführen sind. Die untersuchte
Stichprobe wies überdies ein hohes Maß an MuskelSkelett-Erkrankungen in der oberen Körperhälfte auf.
Geurts, S. A. E. & Sonnentag, S. (2006). Recovery as an
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Die Arbeitnehmer/innen der Hochschule Bochum gaben
zudem noch geringer Werte bei den Erholungserfahrungen Detachment und Control an, was auf eine
verminderte Erholungsfähigkeit hindeutet. Dies wirkte
sich jedoch nicht auf den akuten ErholungsBeanspruchungszustand im Untersuchungszeitraum
aus; langfristige Effekte sind aber zu vermuten. Eine
Anpassung der Arbeitsbedingungen und eine
Optimierung des Erholungsverhaltens wären mögliche
Ansatzpunkte zur Verringerung des Erholungsdefizites.
Kallus, W. K. (1995). Der Erholungs-BelastungsFragebogen. Frankfurt am Main: Swets & Zeitlinger.
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11