Wegwerfen? Denkste! 4. Repair Café am 23. Mai 2015 in der Tagesförderstätte Wandsbek Pfingsten in die Garage statt ins Grüne Zu Pfingsten arbeiten? Das gibt´s doch nicht, wenn man mal von Notdiensten, Gastronomie und ähnlichem absieht. Da fährt man eher mit der Familie für Kaffee und Kuchen ins Grüne. Nicht so die rund 50 Besucher der Tagesförderstätte Wandsbek, die am Pfingstsamstag wenn auch nicht richtig arbeiten, so doch reparieren und basteln wollten, um ihre defekten Haushaltsgegenstände wieder flott zu machen. „Natürlich kann man einen defekten Mixer auch wegwerfen und für wenig Geld einen neuen kaufen“, sagen Astrid und Jürgen ScherffHübner, ein Besucher-Paar aus Wellingsbüttel, „aber es handelt sich hier wohl nur um einen kleinen Fehler, wir wollen daher keine Ressourcen verschwenden und Abfall produzieren.“ Auf Kaffee und Kuchen musste an diesem Pfingsttag, wie bei jedem Repair Café üblich, übrigens niemand verzichten: Die Beschäftigen und Mitarbeiter der Tagesförderstätte hatten mit viel Einsatz und Liebe zahlreiche Kuchen gebacken, so dass alle Gäste gut versorgt waren – alles zum Nulltarif, Spenden erbeten. Das Selbstgebackene fand mehrfach lobende Erwähnung. Die Umwelt schonen, Geld sparen, sich mit Dingen auseinandersetzen, Funktionen verstehen, Gleichgesinnte treffen, einen netten Nachmittag verbringen – so könnte man die Idee und Atmosphäre des Repair Cafés zusammenfassen. Bereits zum vierten Mal lud Frank Hellberg, Leiter der Tagesförderstätte Wandsbek von der alsterdorf assistenz ost gGmbH, in die hervorragend geeigneten Räumlichkeiten, in denen normalerweise behinderte Menschen eine Getränkeauslieferung betreiben und diverse andere Arbeiten verrichten. Die Gegenstände, die dieses Mal in die große Halle gebracht wurden, waren vielfältig: Unter anderem einige Fahrräder, Stoffe, diverse Elektroartikel wie ein Radio, Fernseher, Bewegungsmelder, Leuchten, eine Kaffeemühle und der besagte Mixer wollten wieder einsatzbereit gemacht werden. „Das gelang zwar nicht immer, aber von insgesamt rund 40 Dingen konnten 17 vollständig repariert werden, während bei 13 noch Nachbesserungen nötig sind, weil z. B. ein Ersatzteil nicht vorrätig war“, sagt Petra Jungclaus, stellvertretende Leiterin der Tagesförderstätte. Trotz des Pfingstwochenendes war der Andrang auch bei diesem Mal groß, so dass der eine oder andere etwas warten und drei Besucher sogar auf das nächste Mal vertröstet werden mussten, weil die Kapazität nicht ausreichte. Zehn Reparateure gaben sich alle Mühe, jeden Besucher zufriedenzustellen. Und bei dem einen oder anderen Besucher geht es nach dem Austausch im Repair Café weiter: „Ich möchte zuhause weiter basteln, denn jetzt weiß ich wie es geht“, sagt Uwe. Wer einmal beim Repair Café dabei war, schätzt besonders die lockere und dabei produktive Atmosphäre: „Hier kommen Menschen zusammen, die sich sonst kaum begegnen, wie etwa die ältere Dame mit ihrem vermutlich ebenso alten Fahrrad und der junge Mann im rockigen Lederdress, der ihr nun dabei hilft, dass das Fahrrad wieder fährt“, sagt Frank Hellberg, „das ist soziale Arbeit an der Basis.“ Man lernt sich kennen, tauscht Fachliches und womöglich auch Privates aus und ist am Ende glücklich, wenn die Reparatur erfolgreich ist. Die Idee des Repair Cafés entstand 2007 in Amsterdam und verbreitet sich seitdem international immer weiter. Allein in Hamburg gibt es mittlerweile zehn Standorte in verschiedenen Stadtteilen. Weitere Informationen: www.repaircafe.de. Der Termin für das nächste Repair Café in der Tafö Wandsbek steht schon fest: Am Samstag, 25. Juli 2015, soll von 14 bis 17 Uhr wieder in entspannter Atmosphäre repariert, geschraubt und geflickt werden. Text und Fotos: Hagen Hellwig / Tafö-Wandsbek
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