Jahresbericht Genossenschaft 2014 / 15

Genossenschaft Bergalga, 7447 Avers-Juppa
Jahresbericht 2014/2015
Während der Städtetourismus boomt und die Schweizer Topdestinationen Luzern/Titlis, Jungfrau-Region
und Zermatt sich trotz Franken-Hoch einigermassen
halten können, erlebt der Bündner Tourismus eine
schwierige Zeit. Das merken wir auch bei uns im
Avers und entsprechend durchzogen präsentiert sich
das Geschäftsjahr 2014/2015. Italienische Gäste bleiben weg und deutsche Neukund/-innen zu gewinnen,
ist sehr schwer.
Umfeld
In den letzten 20 Jahren hat Graubünden 1.4 Mio. Logiernächte in der Hotellerie verloren. Der überhöhte Frankenkurs verstärkt den Druck. Im Sommer 2015 wurde bei den
Gästen in Graubünden ein Minus von 10% verzeichnet.
Zudem entscheiden die Gäste immer kurzfristiger und die
Aufenthaltsdauer sinkt tendenziell. Vor diesem Hintergrund halten wir uns sehr gut. 2013/2014 war ein überragendes Jahr, 2014/2015 das zweitbeste. Wir machen also
einiges richtig und wir haben als Genossenschaft den
Vorteil einer treuen Stammkundschaft.
Welche Strategien gibt es, um aus der Tourismuskrise
rauszukommen? Anders als die grossen Destinationen
Zermatt oder Jungfrau-Region haben wir in Graubünden
weniger Chancen, Gäste aus dem Dollar-Raum anzuziehen. Es fehlt in unserer Region die entsprechende Vierund Fünfsternhotellerie und die Wege (zum Flughafen)
sind zu lang. Uns in Mittelbünden bleibt darum allein die
Kundschaft aus der Schweiz. Unsere Strategie zielt auf
diese Kundschaft.
Low Budget-Tourismus ist nicht unser Ziel. Wir werden
nie in diese Richtungen gehen können, dazu sind unsere
Kosten zu hoch. Wir bezahlen anständige Löhne und kaufen regional ein. Interessant für uns im Avers sind Gäste,
denen ein nachhaltiger und naturnaher Tourismus entspricht und bereit sind, dafür einen fairen Preis zu zahlen.
Unsere Landschaft ist einmalig und wer zu Fuss unterwegs ist, der vermisst die im Avers fehlenden Gondelbahnen nicht. Wer ruhige Ferien will, dem muss man keine Action- und Fun-Angebote bereithalten. Das Profil
unseres Hotels als ein Ort der Ruhe und des achtsamen
Umgangs miteinander und mit der Umwelt entspricht optimal den Bedürfnissen dieses Kundensegments. Darum
schlägt sich unser Hotel im Branchenvergleich gut. Und
darum wollen wir unsere Stärken weiter pflegen. Das wird
notwendig sein, um die nahezu vollständig weggebrochene Kundschaft aus Italien und die fehlenden Neukunden
aus Deutschland zu ersetzen. Dass wir unsere deutsche
Stammkund/-innen weitgehend halten konnten, belegt,
dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wenn wir Qualität
bieten, dann können wir trotz eines gewissen Preisnachteils bestehen.
Genossenschaft
Im Vorstand tätig waren Sandra Höllrigl (Avers-Pürt, Präsidium/Personal), Robert Garbade (Avers-Pürt, Baufragen), Dorothee Jaun (Fällanden, Finanzen & Recht), Urs
Lendenmann (Hedingen, Gebäudetechnik), Christoph
Ruckstuhl (Zürich, Kommunikation) und Dominik Schaub
(Zürich/Ausserferrera, Sekretariat). Dem Vorstand wichtig
war, neben dem Tagesgeschäft, die Überarbeitung der
bestehenden Strategie 2009-2014. Wir haben dieses umfangreiche Dokument stark überarbeitet und beschränken
uns künftig auf Ziele im Bereich Finanzen, Personalentwicklung, Genossenschaftsleben und Tourismus. Diese
Reduktion und diese Vereinfachungen waren möglich,
weil die meisten der seinerzeit gesetzten wirtschaftlichen
Ziele erreicht wurden. Wichtig waren zudem die Baufragen. Mit den beiden neuen Aussenräumen haben wir
dringend benötigten Platz im Erdgeschoss gewonnen. Die
Photovoltaik-Anlage liefert Strom. Auch sind wir nun vorbereitet, wenn wir die alte Ölheizung durch eine Holzheizung ersetzen müssen.
Der Mitgliederbestand wuchs auf 236 (Vorjahr: 234). Damit verbunden ist ein leichter Anstieg des Anteilscheinkapitals. Nach einem starken Mitgliederwachstum in den
letzten Jahren scheinen wir unser Potential nun ausgeschöpft zu haben und ein weiteres Wachstum ist ohne
spezielle Massnahmen nicht mehr erreichbar. Aus diesem
Grund entschied sich der Vorstand, die Entwicklung unseres Genossenschaftslebens schwerpunktmässig zu bearbeiten (siehe Überarbeitung Strategie 2009-2014).
Betrieb
Der Betrieb steht unter der Leitung von Silvia Graf. Willi
Schmidt stiess gegen Ende der Sommersaison als KoLeiter dazu. Unsere langjährige Mitarbeiter Marija Culanic
ist ins Unterland gezogen. Ihre Spontanität und Herzlichkeit wird sehr vermisst. Auf Ende Saison verliess unsere
ausgewiesene Köchin Elvira Bottero den Betrieb. Beide
Abgänge sind ein grosser Verlust. Im Unterhaltsbereich
fielen insbesondere im Gerätebereich und bei den Installationen Investitionen an. Mit der Renovation des Zimmers 8 (neue Dusche/WC) sind nun alle Zimmer erneuert.
Der Umsatz fiel markant auf 720‘000.-. 2014/2015 ist aber
immer noch unser zweitbestes Jahr seit Neueröffnung
des Hotels vor elf Jahren. Dass trotz eines sehr schwierigen Umfelds nur ein marginaler Verlust von ca. Fr. 5000.anfiel, werten wir als Erfolg. Die betriebswirtschaftlich
notwendigen Abschreibungen konnten vorgenommen
werden. Beim Warenaufwand und dem Finanzaufwand
sind wir topp. Ersteres verdanken wir einer umsichtigen
Planung von Silvia Graf und Willi Schmidt, letzteres unseren Mitgliedern, die Anteilscheine zeichnen und teilweise
Darlehen gewähren. Als Genossenschaft finanzieren wir
uns vergleichsweise günstig. Der Vorstand geht davon
aus, dass wir einen Jahresumsatz von gut 700‘000.- auch
künftig erreichen können und dass sich die Übernachtungszahlen bei ca. 4500 einpendeln sollten. Das ist auch
notwendig, um die betriebswirtschaftlich notwendigen Abschreibungen vorzunehmen. Die etwas angespannte Liquidität unseres Betriebs ist branchenüblich, in unserem
Fall jedoch in den grossen Investitionen der letzten Jahre
begründet (neue Fenster, Anschluss an Kanalisation,
Neubauten, Zimmer-Renovationen, usw.).
Für den Vorstand: Sandra Höllrigl/Dominik Schaub
Avers, Ende November 2015