Protonenpumpen-Inhibitoren können die Nieren schädigen

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Protonenpumpen-Inhibitoren können die Nieren schädigen
Frage:
Assoziation zwischen der Einnahme von Protonenpumpen-Inhibitoren und chronischen
Nierenerkrankungen?
Hintergrund:
Die Zahl an Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen in USA steigt an. Dieser Anstieg
kann allein mit der Anzahl Patienten mit Diabetes mellitus und Hypertonie nicht erklärt
werden. Vermutet wird, dass die Einnahme von Medikamenten eine der Erklärungen für diesen
Anstieg ist.
Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) gehören zu den weltweit am häufigsten verschriebenen
Medikamenten. In mehreren Studien wurden ungewöhnliche Nebenwirkungen der PPIs
beschreiben, wie ein erhöhtes Risiko für Schenkelhalsfrakturen, Pneumonien, Clostridium
diffizile Infektionen und akute Nierenschädigungen.
Das Ziel dieser Studie ist die Assoziation zwischen der Einnahme von PPIs und chronischen
Nierenerkrankungen zu untersuchen und zu quantifizieren, und diese Assoziation zwischen der
Einnahme von Histamin2 Rezeptorantagonisten und Nierenerkrankungen zu vergleichen.
Einschlusskriterien:
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Teilnehmer an der ARIC (Atherosclerosis Risk in Communities) Studie; eingeschlossen
wurden in der Studie annähernd 16.000, 45 bis 64-Jährige, rekrutiert wurden die
Teilnehmer in 4 Regionen der USA. Die Teilnehmer wurden in dreijährigen Intervallen
befragt und die Daten über die Gesundheit erhoben.
Die Studie wurde an den Daten der Patienten des Geisinger Health Systems repliziert
(Geisinger ist ein grosser Health Care System in USA)
Studiendesign und Methode:
Kohortenstudie; Die Daten ob ein akuter Nierenschaden oder eine chronische
Nierenerkrankung vorlag wurde den Datenbanken (Spitäler, und andere) entnommen.
Definition einer chronischen Nierenkrankheit nach ICD-10.
Studienort:
USA
Outcome:
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Assoziation zwischen Einnahme von PPI und akuten oder chronischen Nierenschäden,
verglichen mit der Assoziation zwischen Einnahme von Histamin2 Rezeptorantagonisten
und Nierenerkrankungen
Resultat:
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In der ARIC Studie wurden 10.482 Teilnehmer über 14 Jahre beobachtet und in der
Geisinger-Kohorte fast 250.000.
Die Teilnehmer die PPIs einnahmen (zu Beginn der Studie oder später im Verlauf), hatten,
verglichen mit denen die keine PPIs einnahmen, eine 1.45-fach höhere Wahrscheinlichkeit
einer chronischen Nierenerkrankung. Bei den Patienten, die Histamin2
Rezeptorantagonisten einnahmen, war eine solche Assoziation nicht beobachtbar.
Die Assoziation zwischen der Einnahme von PPIs und dem Auftreten einer chronischen
Nierenerkrankung konnte auch in der „Geisinger Health Systems“ Gruppe gezeigt werden;
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auch eine Dosisabhängigkeit; bei zweimal täglicher Einnahme war das Risiko höher wie bei
täglich einmaliger Einnahme.
Kommentar:
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Die Ergebnisse dieser Studie sind kein Beweis, dass PPIs das Risiko für eine chronische
Nierenerkrankung erhöhen, aber doch ein relativ starker Hinweis darauf, dass PPIs zu
Nierenschäden führen können.
Wenn das absolute Risiko auch nicht besonders hoch ist, ist dieser Hinweis von Relevanz,
da PPIs zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten gehören. Zunehmend werden
diese Substanzen auch Jugendlichen und Kindern verschrieben.
Literatur:
Lazarus B et al. Proton Pump Inhibitor Use and the Risk of Chronic Kidney Disease. JAMA Inter
Med.2016; 176: 238-246.
Verfasser:
Johann Steurer