Gärtner kooperieren im Norden

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Garten
BAUERNBLATT l 25. April 2015 ■
Erste GVN-Blumentour
Gärtner kooperieren im Norden
DieWertschöpfungskettenimZierpflanzenbau Norddeutschlands zu
stärken – dieses Ziel hat sich der
Gartenbauverband Nord e. V.
(GVN) gesetzt. Dazu stehen wichtige Vorhaben an: Die Europäische
Innovationspartnerschaft
(EIP),
die Nachhaltigkeitsstrategie für
den Hamburger Produktionsgartenbau und die Zertifizierung
glaubhaft regionaler Produktion
von Blumen und Zierpflanzen
(nordfreun.de). Zusätzlich zu seinem Engagement auf der Norgarflor organisierte der GVN mit seiner Fachgruppe Einzelhandel und
Dienstleistung im März die erste
Blumentour.
Idee und Ziel der Blumentour ist
es, in Norddeutschland Produzenten
und Facheinzelhändler von Zierpflanzen zusammenzuführen. Um
Ware aus der Region für die Region
anzubieten, muss man wissen, was
in der Region produziert wird. Das
setzt voraus, dass Produzenten und
Facheinzelhändler zusammenkommen und sich austauschen.
14 Betriebe öffneten bei der Premiere der GVN-Blumentour die Tore
für die Kollegen. Wer unterwegs
war, konnte in allen Gärtnereien erleben, dass Reisen bildet: neue Arten
und Sorten, interessante Hintergründe zu den Kulturverfahren und
tolle Menschen, die in ihrer Arbeit
aufgehen. Birte Jentsch, engagierte
Floristenmeisterin in Bargteheide,
stellte in der Gärtnerei von Claus
Eggers in Hamburg-Vierlande fest,
dass die Kundenberatung leichter
fällt, wenn die Floristin auch etwas
von den Produktionsdetails kennt:
beispielsweise dass Freesien einen
kühlen Fuß mögen und es für eine
gute Nachblüte in der Vase wichtig
ist, dass die Blüten bei der Ernte gut
Farbe zeigen. Claus Eggers schneidet
die Blüte deshalb etwas später und
bringt sie auf den Hamburger Blumengroßmarkt, wo sie die Floristen
der Gärtnerei Jentsch und viele Berufskollegen früh morgens frisch
kaufen können.
Klaus-Reimer und Matthias Rohse, Inhaber einer Gärtnerei nördlich
von Itzehoe, nahmen den GVN-Blumentour-Termin zum Anlass, ihre
Kunden zu einer Hausmesse und einem Tag der offenen Tür einzuladen. Sie konnten sich über zahlreiche Besucher freuen, die die bekannten Rohse-Qualitäten in Au-
Harald Wulf in Hamburg kultiviert In der Gärtnerei von Klaus Eggers zeigt Matthias Rohse präsentiert seine kräfGerbera in großer Farbbreite für den Vater Bernd Eggers Freesien, die in ei- tigen Hortensien.
nem kühlen Boden wachsen wollen.
Fotos (3): Carsten Bock
regionalen Markt.
vertreiben die Schnittblumen wie
Claus Eggers über den Hamburger
Blumengroßmarkt an den Facheinzelhandel. Gärtnerkollege Sascha
Loest setzt auf zwei Betriebszweige: In der eigenen Gärtnerei werden Frühjahrs- und Sommerblumen
in Töpfen gezogen. Sein Blumengroßhandel nutzt die Angebotsvielfalt im Vierländer Anbaugebiet, um
Fachgeschäfte in einem Umkreis
von rund 200 km mit Hamburger
Pflanzen zu beliefern. Als Vorsitzender der Vermarktungsgemeinschaft
„Vierländer Frische“ präsentierte
Loest eine besondere Auswahl und
Qualität bei den Saisontöpfen. Gute
Kontakte im Anbaugebiet und zu
den Abnehmern – ganz im Sinne
der GVN-Blumentour – sieht Sascha
Loest als Basis seines Erfolges.
Alle 14 Gärtnereien am Norgarflor-Sonntag zu besichtigen, war
kaum möglich. Neben den Hamburger Gärtnern und Rohse in Ottenbüttel präsentierten sich die Gärtnereien Trioflor in Kampen, Heischhof-Stauden und einige Gönnebeker Zierpflanzenproduzenten. Allen Produktionsgärtnereien ist gemein, dass sie ihren norddeutschen
Kollegen/-innen im Fachhandel ein
aktuelles Sortiment in herausragenden Qualitäten anbieten. Endverbraucher und Blumenliebhaber finden diese Pflanzen in ihren Fachgeschäften vor Ort. Wer Interesse hat,
fragt beim nächsten Einkauf einmal
nach, wo die Blumen und Pflanzen
wachsen, die Terrasse und Garten
Carsten Bock
GVN-Präsident Andreas Lohff im Gespräch mit Inga Balke, Trioflor, Kai Petersen verschönern.
Landwirtschaftskammer
und Olaf Beier (v. li.).
Foto: GVN
genschein nahmen. Davon überzeugte sich auch GVN-Präsident
Andreas Lohff, der gemeinsam mit
Olaf Beier, Vorsitzender der Fachgruppe Einzelhandel und Dienstleistung, im Norden auf Tour war,
beurteilte in einem ersten Fazit die
Blumentour-Premiere als vollen Erfolg: „Die GVN-Blumentour ermöglicht sehr gut das Kennenlernen untereinander und die Anbahnung
neuer Geschäftsbeziehungen. Die
Teilnehmer erfahren die regionale
Vielfalt, und dies stärkt wiederum
die Wertschöpfung in der Region.
Aus meiner Sicht als Lübecker Friedhofsgärtner ist die Blumentour ein
voller Erfolg und sollte unbedingt
wiederholt werden.“ Klaus-Reimer
und Matthias Rohse pflegen einen
intensiven Kontakt zu ihren Kun-
den im Facheinzelhandel, um ihr
Sortiment laufend deren Bedürfnissen anzupassen und die Reaktionen
auf neue Rohse-Ideen zu prüfen.
Aktuell steht ein großes Sortiment
an besonderen Clematissorten kurz
vor der Blüte und damit vor dem
Verkauf. Waldreben sind derzeit
besonders gefragt, denn gesunde
Sorten und besondere Blütenfarben begeistern nicht nur die Clematisliebhaber.
Bei Alfred und Harald Wulf aus
Hamburg waren neben Gerbera in
großer Farbbreite Kamille, Levkojen und Vergissmeinnicht zu sehen.
In Saatkisten wächst die Sommerblumenvielfalt heran, die dann im
Sommer in Gewächshäusern und
Freilandbeeten weiter kultiviert
werden. Alfred und Harald Wulf