13. August 2015 BASISSCHRIFT IM KANTON BERN Ursula Tschannen Dozentin für Deutschdidaktik Basisschrift SCHREIBEN - SCHRIFT Indianermuster, Schulbeginn Schrift ist faszinierend 3 Jahre, 1 Monat A gehört zum eigenen Namen Ämtliplan selber gemacht 7 Jahre: links, geschrieben 5 Jahre: rechts, gezeichnet PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen sooo ... lustige Wörter abgeschrieben, kurz vor Schulbeginn 25.11.2015 Basisschrift SCHREIBEN - SCHRIFT Lesen und Schreiben ist ein kognitiver und kommunikativer Lernprozess, der nicht nur motorische und sprachlichen Fähigkeiten erfordert, sondern auch konzeptionelle Fertigkeiten. Literatur: Weinhold, Swantje: Schriftspracherwerb. In: Grundlagen der Deutschdidaktik. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2007. Brief, ein halbes Jahr vor Schulbeginn Die Technik des Schreibens dient dem Handeln und dem sozialen Austausch, denn im Zentrum steht die Funktionalität (Inhalt, Bedeutung und Funktion des Geschriebenen). PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift im Kanton Bern INFORMATIONEN ZUR BASISSCHRIFT UND ZUR EINFÜHRUNG IM KANTON BERN Die Schulleiterinnen und Schulleiter des Kantons Bern • haben grundlegende Kenntnisse zur Basisschrift • kennen die Gründe, warum ein Wechsel von der Schnüerlischrift zur Basisschrift zeitgemäss und sinnvoll ist • machen sich Überlegungen zum Auftrag der Regellehrpersonen und der Psychomotoriktherapeutinnen und deren Zusammenarbeit • sind informiert über das Weiterbildungsangebot des IWM zur Basisschrift und zum Test GRAFOS PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift AUSGANGSLAGE IM KANTON BERN Informationstext im Fächernet zur Schrift, B. Mayer LPLMK, Juni 2010 .... Schulen, welche zur Basisschrift wechseln wollen, thematisieren die Schrift im Kollegium, setzen sich damit auseinander und leiten in einem gemeinsam gefällten Entscheid den Wechsel ein. .... Medienmitteilung der D-EDK vom 3. November 2014 Den Deutschschweizerschulen wird empfohlen in Zukunft die Basisschrift zu unterrichten. • • Verbreitung der Basisschrift im Kanton Prozess des Entscheids für oder gegen die Basisschrift in den Kollegien • Zusammenarbeit zwischen Regel-/Deutschlehrpersonen und der Psychomotorik PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift SCHRIFT IM LP21: IM FACHBEREICH DEUTSCH D.4 A Schreiben Grundfertigkeiten PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Schreiben - Schrift WISSENSWERTES ZUM SCHREIBEN UND ZUR SCHRIFT Aus: Expertise Wirksamkeit von Sprachförderung, Mercator Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. • Die Handschrift stellt ganz allgemein einen wichtigen Faktor in der Schreibentwicklung dar. • Analog zur Leseflüssigkeit wird die Schreibflüssigkeit als zentrale Komponente der Grundfertigkeiten des Schreibens bezeichnet. • Eine flüssige und lesbare Handschrift hängt mit der Schreibleistung, der Textlänge und dem Wortschatz signifikant zusammen. • Sind die Grundfertigkeiten im Schreiben gut ausgebildet, entlastet dies das Arbeitsgedächtnis, insbesondere wenn ein hoher Grad an Automatisierung erreicht ist. Dann stehen kognitive Ressourcen für die Planung, das Strukturieren, ... des Textes zur Verfügung. (Folie 9) PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Schreiben - Schrift WISSENSWERTES ZUM SCHREIBEN UND ZUR SCHRIFT • Zusammenhänge bestehen nicht nur zwischen Textqualität und Schreibflüssigkeit, sondern auch zwischen Handschrift (Lesbarkeit) und Textqualität und zwischen Leseflüssigkeit und Schreibflüssigkeit. und: • Schreibflüssigkeit entwickelt sich in den Klassen 1-4 rasant, dann flacht das Tempo ab und pendelt sich in der Oberstufe auf einem stabilen Niveau ein. • Es bestehen genderspezifische Unterschiede: Mädchen sind in der Schreibflüssigkeit leicht besser. • In der 1.- 6., vor allem in der Mittelstufe, schreiben die Schüler/innen lesbarer als in der Oberstufe. Fehlende Instruktion ist daher ein Thema. • Die Tätigkeit des Abschreibens hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Es wird empfohlen das Abschreiben zu üben und gezielt zu praktizieren, z.B. für Plakate, Präsentiertexte, Rechtschreibkarten, .. . • Schreibtraining soll regelmässig und kurz stattfinden und in die Textproduktion integriert sein. PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Schreiben - Schrift SCHREIBEN UND SCHRIFT: EINE SEHR GROSSE HERAUSFORDERUNG Berninger&Winn, 2008. In: Schneider, Hj. et al, Expertise: Wirksamkeit von Sprachförderung. Mercator Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache. Im Auftrag der Bildungsdirektion des Kantons Zürich, 2013. PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift VORTEILE DER BASISSCHRIFT • Die Schnüerlischrift ist anspruchsvoll im Bewegungsablauf. Es braucht viel Zeit und Übung, bis die Schnüerlischrift flüssig und locker geschrieben werden kann. • Die meisten SchülerInnen stellen relativ rasch, meistens schon in der Mittelstufe, auf eine aus der Steinschrift entwickelte Handschrift um. • Untersuchungen zeigen, dass 4. Klässler/innen mit der Basisschrift leserlicher, geläufiger und motivierter schreiben. • Mit der Basisschrift lernen die SchülerInnen nur eine Schrift, die sich von einer ungebundenen zu einer teilverbundenen Schrift entwickelt. Die einzelnen Buchstaben bleiben über die Schuljahre gleich. • Insbesondere für Mehrjahrgangsklassen ist dies ideal, weil die Schüler/innen die Texte voneinander lesen können. Die Lehrperson kann die Aufgabenstellungen in einer Schrift anbieten. PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift AUTOMATISIERUNG FÖRDERN • Die Formen der Basisschrift sind einfacher und es lohnt sich, diese gründlich zu lernen, weil sie nicht schon bald durch eine weitere Schrift abgelöst werden. • Es kann also mehr Zeit für das Üben aufgewendet werden, das zu mehr Sicherheit und Flüssigkeit führt. • Der Schreibablauf muss für jeden Buchstaben gut geübt werden – effizient und individuell angepasst und so, dass die Kinder die Buchstaben, den Ablauf und die Form, aus dem Gedächtnis produzieren können, weil sie diese sich gemerkt haben (und nicht einfach nachfahren). • Die Kinder werden in den Schrifterwerb einbezogen und übernehmen auch Verantwortung dafür. Sie helfen mit zu überlegen, was sie schon gut können, wo noch geübt werden soll, welche Verbindungen günstig sind, ... . • Gut automatisierte Buchstabenformen und Verbindungen bewirken, dass das Kind der grafomotorischen Produktion weniger Aufmerksamkeit schenken muss und so die Aufmerksamkeit auf die Textproduktion richten kann. (Folie 9) Hurschler, S.: Die Basisschrift im Unterricht mit Vier- bis Achtjährigen. 4 bis 8, Schwerpunkt Schriftwelten. Nr. 1/2013, schulverlag plus AG PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift EINBLICK IN DIE DEUTSCHSCHWEIZER BASISSCHRIFT BUCHSTABENFORMEN Die Basisschrift geht von den einfachen Grundformen aus und ist eine klare, schnörkellose Schrift: Jurt/Hurschler/Henseler, 2013 PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift EINBLICK IN DIE DEUTSCHSCHWEIZER BASISSCHRIFT Im 2. Schuljahr kommen die sogenannten Rundwendungen dazu, welche erste Verbindungsmöglichkeiten aufzeigen: Jurt/Hurschler/Henseler, 2013 PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift VON DER BASISSCHRIFT ZUR PERSÖNLICHEN HANDSCHRIFT Vom 3. Schuljahr an werden Buchstabenverbindungen besprochen, erprobt und geübt. So entwickelt sich die Basisschrift langsam zur persönlichen Handschrift. Dabei ist es entscheidend, dass die Schülerinnen und Schüler genügend Gelegenheiten haben, das Verbinden der Buchstaben zu automatisieren. Jurt/Hurschler/Henseler, 2013 PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift im Kanton Bern DAS LEHRMITTEL ... EIN ORDNER FÜR DIE LEHRPERSONEN Unterwegs zur persönlichen Handschrift Lernprozesse gestalten mit der Deutschschweizer Basisschrift LMV Luzern Flyer als PDF In Entwicklung: Einweghefte für den Schrifterwerb für verschiedene Stufen, erscheinen fortlaufend 2016/17 PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift SCHRIFTDIDAKTIK • Das Ziel ist eine organische, ökonomische, flüssige und zweckmässige Handschrift. • Die Buchstabenformen und Verbindungen werden bedürfnisorientiert geübt. • Die SchülerInnen werden in den Prozess einbezogen und lernen hinzuschauen, die Schriftprodukte und die die Buchstabenverbindungen beurteilen. • Das Lehrmittel ist kein Lehrgang, sondern enthält auf der CD Material zum Individualisieren. Es ist ein Schrift-Übungsheft geplant. • Eine Buchstabenatelier und ein Buchstabenlabor sind Teil der Materialsammlung. • Das Einüben von Buchstaben kann dann begonnen werden, wenn die Kinder sich dafür interessieren, zum Beispiel im Kindergarten. PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift im Kanton Bern ERSTLESEN UND ERSTSCHREIBEN UND DIE SCHRIFT In den von der Erziehungsdirektion des Kantons Bern empfohlenen Lehrmitteln für den Erstunterricht in Lesen und Schreiben (siehe bei Lehr- und Lernmaterialien unter Erstlesematerialien im Fächernet) sind folgende Schrifterwerbsmaterialien vorhanden: Die Buchstabenreise, Klett-Verlag, Autorenteam Buchstabenheft, Basisschrift Leseschlau, LMV Kanton Solothurn, Ursula Rickli Schreibheft, Basisschrift Tobi, Cornelsenverlag, Wilfried Metze Schriftlehrgang Deutschschweizerbasisschrift Lollipop, Druckschrift, verschiedene Ausgangsschriften Einsterns Schwester, Druckschrift, Grundschrift PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift im Kanton Bern ERSTLESEN UND ERSTSCHREIBEN ABC Lernlandschaft, vpm Verlag, Erika Brinkmann Grundschrift Lara und ihre Freunde, Heinevetterverlag, Jürgen Reichen ohne Schriftlehrgang Die Deutschschweizerbasisschrift und die deutsche Grundschrift sind nicht dasselbe, daher eignen sich Grundschrift-ABC-Hefte nicht für den Schrifterwerb in der Schweiz. PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift im Kanton Bern ABC-Hefte: MARKTANGEBOTE ABC, schubi Basilo 1 und 2, ingold ABC-Hefte verführen zum traditionellen Durcharbeiten, was aus der Perspektive der neuen Schriftdidaktik eher ungünstig ist. PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Zusammenarbeit zwischen Regellehrpersonen und der Psychomotorik DIAGNOSTIK UND FÖRDERUNG DER HANDSCHRIFT Am Institut für Heilpädagogik der PHBern entwickelten Judith Sägesser Wyss (Dozentin für Psychomotorik) und Prof. Dr. Michael Eckhart (Institutsleiter IHP) den standardisierten, dreiteiligen Test GRAFOS, der Ende 2015 bei Hogrefe erscheinen wird. Ziele: Zusammenarbeit im pädagogischen Team LP, SHP, PMT stärken Bewusstmachen der Bedeutung motorischer Fähigkeiten (Entwicklungsstand!) für den Erwerb der Schriftsprache Kindern mit grafomotorischen Schwierigkeiten eine angepasste Unterstützung zukommen lassen, damit die Benachteiligung in der Schuleingangsphase aufgefangen werden kann. PH Bern, Institut für Heilpädagogik, Judith Sägesser PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Zusammenarbeit zwischen Regellehrpersonen und der Psychomotorik GRAFOS: SCREENING GRAFOMOTORIK PH Bern, Institut für Heilpädagogik, Judith Sägesser PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Zusammenarbeit zwischen Regellehrpersonen und der Psychomotorik GRAFOS – EIN DREITEILIGES INSTRUMENT 1. Screening 2. Beobachtungsbogen 3. Differentialdiagnostik Ziel Durchführung Anwendung durch Quantitative Erfassung des Entwicklungsstandes Gruppen (Halbklassen) LP / KG Idealerweise in Zusammenarbeit mit: SHP, PMT Qualitative Erfassung Kindergarten und des Schriftprozesses Schulalltag, in den Klassen LP / KG Idealerweise in Zusammenarbeit mit: SHP, PMT Qualitative Erfassung Einzelsetting des Entwicklungsstandes / festlegen des Förderansatzes für Kindern mit Schwierigkeiten / PMT und ev. SHP (bei entsprechender Ausbildung) PH Bern, Institut für Heilpädagogik, Judith Sägesser PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift im Kanton Bern LINKS UND LITERATUR Kursnachmittage zur Basisschrift, PH Bern, IWM: https://www.phbern.ch/schule-und-weiterbildung/weiterbildungssuche.html Hurschler Lichtsteiner, S. / Saxer Geiger, A. / Wicki, W.: Schreibmotorische Leistungen im Primarschulalter in Abhängigkeit vom unterrichteten Schreibtyp, Forschungsbericht Nr. 24 der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz, Hochschule Luzern http://www.phlu.ch/fileadmin/media/phlu.ch/fe/Forschungsberichte/FB_24_Basisschrift Medienberichte: Tagesschau, 8.11.14: Der Schnüerlischrift droht das Aus http://www.srf.ch/play/tv/popupvideoplayer?id=dc415fe5-d619-487d-b0ee41dbca913405&starttime=0 Radiosendung, 5.11.14: Schnüerlischrift ade – so schreiben wir morgen http://www.srf.ch/sendungen/treffpunkt/schnueerlischrift-ade-so-schreiben-wir-morgen PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015 Basisschrift VIELEN DANK! PHBern, Institut für Weiterbildung und Medienbildung, Ursula Tschannen 25.11.2015
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