Von Wile nach Boenken, oder die Geschichte von Giselher und der

28 THAL GÄU
SZ/GT
DIENSTAG, 1. SEPTEMBER 2015
DIE NAMENDAMEN über Namen aufgegebener Siedlungen in Olten-Gösgen und Thal-Gäu
Von Wile nach Boenken, oder die Geschichte
von Giselher und der schönen Hildegard
von Beatrice HofmannWiggenhauser
W
ir schreiben das Jahr 1375 und befinden uns in der Landgrafschaft
Buchsgau, irgendwo zwischen
Egrichingen (Egerkingen) und Oengsingen (Oensingen). Ein stolzer und ehrbarer Ritter, nennen wir ihn Giselher, reitet auf seinem
Pferd dem Flussbett entlang, passiert die Felder
von Obren Buchsiton (Oberbuchsiten) und hält auf
die Ortschaft Wile (heute unbekannt) zu. Er hat eine wichtige Nachricht an die Ritter Konrad, Ullrich
und Heinrich der Burg Wile zu überbringen.
Wer sich im Jahr 2015 irgendwo zwischen Gänsbrunnen und Egerkingen befindet, fragt sich
sicher, was genau an der Geschichte wahr ist. Die
Ritter Konrad, Ullrich und Heinrich hat es
tatsächlich gegeben, wie auch die Ortschaft Wile.
Erstmals ist diese 1225 im Solothurner Urkundenbuch als «in villa Wilere» belegt und befindet sich
unterhalb des Steinbruchs im Gebiet Rumpel, nahe
der heutigen Gemeindegrenze von Oberbuchsiten
und Egerkingen.
✒ Wil geht auf das althochdeutsche Wort wilare
oder wil(l)a zurück, das beim Gehöft oder beim zerfallenen Römerhaus, Aussensiedlung, zum Gutshof
gehörig, bedeutet. Das schweizerdeutsche Wort Wil
bezeichnet einen Weiler, eine Ansammlung von Häusern, eine Einzelsiedlung oder einen Bauernhof. Viele heutige Ortsnamen sind mit diesem Muster gebildet worden: Mümliswil-Ramiswil, Herbetswil, Walterswil oder Wolfwil. In der Antiquarischen Korrespondenz von 1864 ist die Ortschaft Wil bei Egerkingen zum letzten Mal belegt: «Wyl zwischen
Oberbuchsigen und Egerkingen, unterhalb demselben die Gassacker, sodass man schliessen kann, es
habe von da aus ein Weg geführt, der das Wyl mit Ramelen verbunden, einem Schlosse, das auf dem Berge westlich von Egerkingen gestanden haben soll.»
Dieser Standort hat sich bereits früher als Siedlungsplatz bewährt, die Kantonsarchäologie Solothurn bestätigt eine jungsteinzeitliche Höhensiedlung im Gebiet Ramelen. Der Standort der Burg
macht Sinn, da an dieser Stelle die Passstrasse über
den Buchsiterberg nach Holderbank führte und im
Mittelalter deswegen auch ein Zoll in Oberbuchsiten betrieben worden ist. Heute noch bekannt sind
die Namen Wilacker und Wilweid, die sich beim
Standort der ehemaligen Ortschaft Wil befinden.
Auch die heutige Wilkmatte, die sich östlich des
Wilackers befindet, kann nicht auf das schweizerdeutsche Wort «wilke» – einweichen – zurückgehen, sondern muss als Umdeutung von Wil zu Wilchenmatte (erstmals 1382 belegt) und später zu
In der Umgebung der Kapelle St. Stephan muss die Ortschaft Werd gegründet worden sein, die letztmals 1518 erwähnt wurde.
Wilkmatte verstanden
werden.
✒ Doch zurück zur
sche Wort werid bezeichnet primär eine Insel, erhöhtes Land im
Wasser oder einen
Damm, eine Wehr. Die
Dünnern durchfloss
früher das Mittelgäu in
mehreren Armen. Auf
einer Anhöhe zwischen
diesen Flussarmen
muss die Ortschaft
Werd gegründet worden sein. Auch das Grundwort werd des Ortsnamens Schönenwerd lässt sich mit dieser Deutung
erklären. In Neuendorf erinnern noch die Werdstrasse und das Café Werd an die einstige Siedlung.
✒ Die Siedlung Boenken, die direkt ne-
Die Ritter von Wile entscheiden sich für eine Fehde
und versuchen die Unterstützung des Freiherrn
Henmann von Bechburg zu erhalten, dem der Graf
Siegmund von Thierstein schon länger ein Dorn im
Auge ist. Während des Angriffs sollen Hildegard
und Giselher auf der Nuwe Pechburc (Schloss
Neu-Bechburg) Schutz suchen. Sodann machen
sich beide auf den Weg und durchqueren Onggesingen (Oensingen) und Boenken zu ihrem Zielort.
Doch oberhalb von Boenken, im Wald Raffenen,
geraten unser Held Giselher und die schöne Hildegard in einen Hinterhalt. Fortsetzung folgt.
In Neuendorf erinnern noch die Werdstrasse und das Café
Werd an die einstige
Siedlung.
Geschichte des stolzen
Ritters Giselher. Mit
Schrecken haben die Ritter die überbrachte
Nachricht vernommen.
Graf Siegmund von
Thierstein will die Burg
bis im Morgengrauen
des ersten Tages im nächsten Monat angreifen, wenn
ihm dafür nicht Heinrich die schöne Tochter seines
Bruders Werner, nennen wir sie Hildegard, zur Ehefrau garantiert. Tatsächlich ist die schöne Hildegard
aber bereits dem stolzen und ehrbaren Ritter Giselher versprochen. In dieser schweren Stunde sucht
Hildegard die Kapelle Sankt Stephan im heute verschwundenen Ort Werde bei Herchingen (Härkingen)
auf und bittet Gott um Rat.
Auch wenn wir, im 2015, die Ortschaft Werde nicht
mehr kennen, ist diese erstmals im Solothurner Urkundenbuch im Jahr 1102 als «Werthe» belegt.
Letztmals erwähnt wird sie 1518. Das althochdeut-
BRUNO KISSLING
ben Oensingen lag, ist erstmals 1337 in einer Urkunde als «ze bencken, ze Benckon» belegt. Es
handelt sich hier um einen Siedlungsnamen, der
aus dem althochdeutschen Personennamen Benno
oder Babo und dem althochdeutschen Suffix –inghofen gebildet ist. Diese Endung wurde im 14. Jahrhundert im Gäu und im Niederamt häufig zu
–ikon/-iken oder –ken/ -gen verkürzt. Nach dem
gleichen Muster sind auch die Ortsnamen Däniken,
Dulliken, Gösgen und Gunzgen geschaffen worden.
Die Siedlung Bienken ist bis 1590 als «Büencken»
und danach als Flurname überliefert. In Oensingen
erinnern heute noch die Flurnamen Bienken, die
Bienkenstrasse und der Bienkensaal an die ehemalige Siedlung.
Beatrice Hofmann-Wiggenhauser, MA, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Forschungsstelle
Solothurnisches Orts- und Flurnamenbuch in Olten.
@ [email protected]
Das Siegerfohlen kommt aus einem Gäuer Stall
Härkingen An der Freiberger
Fohlenschau der Pferdezuchtgenossenschaft Falkenstein
wurden edle Tiere vorgeführt.
Noten 8,8,8 beurteilt. «Das Fohlen verfügt über sehr viel Charme und Ausstrahlung und uns gefielen vor allem
sein hübscher Kopf, der schön geschwungene Hals und die korrekte
Oberlinie. Nicht zu vergessen die starke
Nachhand mit viel Schub und Raumgriff», erklärten die Richter anerkennend und gratulierten dem Züchter zu
diesem prächtigen Fohlen.
VON KARIN ROHRER (TEXT UND FOTO)
Die Pferdezuchtgenossenschaft (PZG)
Falkenstein kann zu Recht stolz sein auf
die Fohlen, die sich am Montagmittag in
der Reithalle Härkingen dem Richtergremium vorstellten. 15 Freiberger Youngsters, die nur so vor Lebensfreude strotzten, präsentierten eine überdurchschnittliche Zuchtqualität. Schon das erste Fohlen, welches die schön dekorierte Reithalle betrat, überzeugte die zwei
Rasserichter Martin Stegmann und Roland Stadelmann. Das Jungtier entlockte
ihnen einen Notendurchschnitt von über
21 Punkten, was mit dem Einzug in den
Rappel belohnt wurde. Die Fohlen wurden neben ihren Müttern vorgeführt, im
Schritt und freilaufend im Trab.
Neun Fohlen im Rappel
Einige Halbjährige nutzten die Gelegenheit zu ein paar Bocksprüngen in
Apfel fällt nicht weit vom Stamm
Das Stutfohlen «Lina» von Hansjörg Robert aus Egerkingen erhielt dreimal die Note 8.
der grosszügigen Halle oder neckten
frech ihre Mütter. Aber wieder am
Strick, zeigten sie sich im Rappel von
ihrer schönsten Seite. Gleich neun Fohlen waren schliesslich im Rappel zu be-
wundern und sorgten auch beim zahlreichen Publikum für anerkennenden
Applaus. Stutfohlen «Lina», (Abstammung Nielsen) im Besitz von Hansjörg
Robert aus Egerkingen, wurde mit den
Mit vielleicht etwas weniger Gangvermögen, aber sehr schön im Freibergertyp stehend und mit guten Sprunggelenken ausgestattet wurde «Lexa» von
Judith Uebelhard aus Oberbuchsiten
beschrieben. «Lexa» erhielt die Noten
8,8,7 und stammt von «Leon», dem Genossenschaftshengst der Falkensteiner
ab. Mit ihrem edlen Kopf ist sie ein kleines Ebenbild ihres bildhübschen Vaters. Sechs Fohlen an der Schau in Härkingen sind Nachkommen von ‹Leon›
und fast alle kamen in den Rappel. Der
siebenjährige Zuchthengst wird an Promotions-Fahrprüfungen vorgestellt und
ist mit seiner aussergewöhnlichen
Fuchsfarbe ein richtiger «Eyecatcher»,
er zieht alle Blicke auf sich.
Mit dieser Ausstrahlung trumpfen
auch seine Nachkommen auf und die
Experten hatten die Qual der Wahl bei
der Rangierung. Präsentierten sich
doch gleich mehrere Fohlen mit hervorragenden Qualitäten, sei dies im
Bau, Typ oder hinsichtlich der Gangartenqualität. Der dritte Rang ging an
«Nagano», gezüchtet von Romi und Felix Lisser aus Oberbipp. Das überaus
korrekt gebaute Hengstfohlen beeindruckte vor allem mit seiner wundervollen «Bergaufbewegung», die von
den Richtern sehr geschätzt wird.
Enormer Ausdruck und viel Schwung
aus der Nachhand waren weitere Attribute, welche zu den Noten 8,7,8 führte.
Am Freitag auch in Ramiswil
«Die diesjährigen Fohlenschauen
finden wiederum an zwei Schauplätzen statt, nämlich in Härkingen und
am 4. September in Ramiswil, wo
über 60 Fohlen vorgeführt werden»,
erklärte
der
PZG-FalkensteinGeschäftsführer der Stefan Bader.
Genossenschaftspräsident
Matthias
Gygax zeigte sich erfreut über die
schön hergerichteten und korrekt
präsentierten Fohlen.