Entwurf für Kindergottesdienst

Kindergottesdienst-Entwurf
Kindergottesdienst-Entwurf
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Die biblische Erzählung ist geeignet, um das Thema
Flucht sowie die Erfahrung von Fremde Kindern und
Erwachsenen ohne Fluchterfahrung näher zu bringen.
Jedoch eignet sie sich nicht für traumatisierte Flüchtlingskinder. Es sind direkte Bezugspunkte in der
Erzählung beschrieben, die Assoziationen hervorrufen und somit zu Flashbacks bzw. Retraumatisierung führen können. Wenn Flüchtlingskinder in
den Kindergottesdienst kommen, ist es wichtig,
deren Fluchtgeschichte zu kennen, um Erzählungen zu wählen, die keinen direkten Bezug haben.
David gegen Goliath ist zwar eine Mut machende
Geschichte für Kinder, thematisiert aber auch den
Krieg, eignet sich daher nicht für Kinder, die vor Krieg
geflohen sind. Die Wahl der Geschichte muss unter
Berücksichtigung der Erfahrungen der Kinder ausgesucht werden. Am besten eignen sich biblische
Geschichten, die Mut machen und das Vertrauen in
die eigenen Fähigkeiten stärken sowie Geborgenheit
vermitteln.
Es ist förderlich, wenn Eltern von Flüchtlingskindern
mit in die Kinderkirche kommen. Das gibt den Kindern Sicherheit. Auch können Eltern ihr Kind schneller beruhigen, wenn es Trost brauchen sollte.
(Quelle: Evangelischer Landesverband –
Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg)
Wir sind eingeladen zum Leben
(KuS 185/ MKL2 126/ KG 205/ KKL 161)
Gebet nach Psalm 1
Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser.
Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht.
Votum
Wir sind beisammen im Namen Gottes, des Vaters.
Er hat Abraham und Sara in ein neues Leben gerufen.
Er hat sie mit seinem reichen Segen beschenkt
und sie zum Segen für die ganze Welt gemacht.
Kerze anzünden
Wir sind beisammen im Namen Jesu.
Er hat viele Menschen hinter sich her gerufen.
Er hat sich mit ihnen zu Tisch gesetzt
und gefeiert, dass Gott ganz nahe ist.
Kerze anzünden
Wir sind beisammen im Namen des Heiligen Geistes.
Er lässt uns unter Gottes freundlichen Augen leben.
Er zeigt uns Wege, die wir gehen können.
Und wenn wir kraftlos sind, stärkt er uns.
Kerze anzünden
Amen
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I
Glücklich ist, wer auf Gott hört.
Er braucht nicht bösen Ratschlägen zu folgen.
II Glücklich ist, wer sich Gott anvertraut.
Er muss nicht auf krummen Wegen gehen.
Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser.
Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren nicht.
I
Glücklich ist, wer nach Gott fragt.
Er kann offen und ehrlich bleiben.
II Glücklich ist, wer sich auf Gott verlässt.
Gott hält fest zu ihm.
Wer sich an Gott hält, der ist wie ein Baum am Wasser. Er trägt viele Früchte und seine Blätter verdorren
nicht.
Gott hält seine Hand (LJ 540)
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Erzählung
Ruth
in der
Fremde
Seht ihr, wie verloren sie da steht, meine Ruth?
Ich kann mich so gut in sie hinein versetzen. So ist es
mir auch gegangen damals in Moab. So habe ich mich
auch gefühlt. Allein in der Fremde.
Du bist in einem neuen Land angekommen und weißt
nicht, wo du anfangen sollst. Du kennst niemanden.
Du weißt nicht, wie die Orte heißen. Du hast keine Ahnung, wem du vertrauen kannst und vor wem du dich
hüten solltest. Du verstehst nicht, was sie reden.
Für mich ist es ja anders hier. Mir ist vieles vertraut.
Ich verstehe die Sprache. Auch wenn es schon lange
her ist, dass ich hier gelebt habe. Ich komme zurück in
die alte Heimat. Für Ruth jedoch, meine liebe Schwiegertochter, ist alles neu.
In der Mitte liegt ein großes gelbes Tuch (evtl. mit
einigen Ähren darauf). Es steht für ein Getreidefeld.
Am Rand steht eine weibliche Erzählfigur (Ruth),
etwas hinter ihr eine weitere (Noomi).
Ein Stück hinter den beiden ein großes braunes
Tuch mit drei „Hügeln“ (Gräber). (Noomi erzählt.)
Lass uns aufbrechen und in Moab neu anfangen. Gott
wird uns begleiten, Noomi, da bin ich ganz getrost.“
„Aber was ist mit unseren beiden Jungs? Die sind
doch noch so klein…“
Da sind Elimelechs Augen noch trauriger geworden.
„Auch sie werden in Moab neu anfangen müssen…
Aber es geht bestimmt gut. Meinst du nicht, Noomi?“
Nur das Nötigste haben wir zusammen gepackt: Die
wenigen Münzen haben wir in einen Beutel gesteckt.
Ein wenig Proviant und Wasser haben wir auf unseren
treuen alten Esel geladen. Und natürlich Decken und
Kleider zum Wechseln. Aber viel kann man nicht mitnehmen, wenn man in ein anderes Land zieht.
„Aber Elimelech“, habe ich erwidert, „hier in Bethlehem
sind wir zuhause. Hier haben unsere Eltern und Großeltern gelebt. Hier wohnen alle unsere Verwandten. Und
hier haben wir ein Haus, Äcker und Tiere.“
Äcker haben wir den Verwandten überlassen. Für die
Kühe und Ziegen haben wir ein wenig Käse, Datteln
und Feigen bekommen. Nicht viel, aber immerhin.
Ich hätte am ersten Tag unserer Reise nur weinen
können. Aber ich habe die Tränen hinuntergeschluckt.
Ich wollte nicht, dass Elimelech noch trauriger wird.
Und die Jungs waren so aufgeregt. Ich wollte sie nicht
durcheinanderbringen. So fröhlich sind sie auch ganz
tapfer marschiert. Ab und zu durfte einer der beiden
eine Weile auf dem Esel sitzen und die Füße ausruhen.
„Das ist es, liebe Noomi“, hat mir Elimelech gesagt.
Und ich sehe heute noch seine traurigen Augen. „Wir
haben Äcker und Vieh. Aber auf den Äckern wächst fast
nichts, weil es so lange nicht geregnet hat. Unsere Tiere
haben nichts zu fressen. Und von den Nachbarn können wir nichts kaufen, weil die auch kaum etwas zum
Essen haben. Ich habe gehört, dass es den Moabitern
gut geht. Und es ist doch gar nicht weit nach Moab.
Am Tag, als wir am Toten Meer vorbei gezogen sind
und dann den Jordanfluss überquert haben, habe
ich plötzlich Angst bekommen. Wo ziehen wir denn
überhaupt hin? Werden uns die Moabiter freundlich
aufnehmen? Können wir die überhaupt verstehen?
Und was ist, wenn sie uns wie Feinde behandeln oder
wie dahergelaufenes Pack?
Schließlich sind wir in dieser kleinen Stadt auf dem
Aber ich muss von vorn beginnen:
So viele Jahre ist das her, dass mein Mann zu mir
gesagt hat: „Noomi, wir müssen hier weg. Wir müssen
auswandern. Hier haben wir keine Chance.“
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Marktplatz gestanden, gleich am Stadttor. „Wartet
hier“, hat Elimelech gesagt. „Ich schaue, wo wir bleiben können.“ Und er ist losgegangen und hat uns da
stehen lassen: die Buben, den Esel und mich.
Leute sind an uns vorüber gegangen. Sie haben uns
komisch von oben bis unten angeschaut. Klar, unsere
Kleider waren staubig von der langen Wanderung.
Und wir haben andere Kleider angehabt als sie. Sie
haben aber nur geschaut und sind weitergegangen. Niemand hat uns angesprochen. Bis das kleine
Mädchen auf uns zu gesprungen ist. Sie hat meine
Jungs an den Händen geschnappt und geplappert
wie ein Wasserfall. Eine Frau kam hinter ihr hergerannt
und hat sie von uns weggezogen und geschimpft.
„Mama“, haben die Buben dann gesagt, „Mama, wir
haben kein Wort verstanden. Wir wissen nicht, was die
Leute hier sagen…“
mit dir, Noomi. Wir gehören zusammen. Deine Heimat
ist meine Heimat. Wo du lebst, will ich auch sein. Und
dein Gott, - an den glaube auch ich.“ Ja, so war das.
Und nun steht sie da am Feldrand, meine liebe Ruth.
So eine treue Seele. Aber sie tut mir leid. Ich kann
mich so gut in sie hinein versetzen. Damals in Moab
in den ersten Tagen – ich habe nicht gewusst, was
ich tun soll, wo ich hingehe, mit wem ich rede, wie ich
überhaupt rede. Und so steht sie jetzt da.
Wenn ich ehrlich bin: Das mit der Sprache ging
schnell, vor allem bei den Kindern. Elimelech hat einen
ganzen Tag gesucht. Dann hat er eine Unterkunft für
uns gefunden. Nur einen kleinen Raum, der einem reichen Mann gehört hat. Elimelech hat für ihn gearbeitet, einige Jahre lang. Und ich bin auch mit aufs Feld
gegangen. Unsere Jungs konnten innerhalb weniger
Wochen Moabitisch.
Es ist uns gut gegangen in Moab, ehrlich. Wir sind
dort richtig heimisch geworden. Deshalb sind wir auch
geblieben, als die Hungersnot in der Heimat vorbei
war. Unsere Jungs sind erwachsen geworden. Beide
haben eine Frau gefunden und geheiratet. Dann war
Elimelech und mir klar: Jetzt ist hier unsere Heimat.
Jetzt gehen wir nicht mehr zurück nach Israel.
Dann ist es ganz anders gekommen. Zehn Jahre
haben wir in Moab gelebt, da wurde Elimelech plötzlich schwer krank. Er ist gestorben. Das war schlimm.
Aber es ist noch schlimmer gekommen: Auch meine
beiden Söhne sind gestorben, kurz hintereinander. Ich
war so traurig. Und ich habe niemanden mehr gehabt,
der für mich gesorgt hat.
Boas schaut immer wieder zu uns herüber. Naja, mich
beachtet er kaum. Ich glaube, er schaut eher nach
Ruth. Ich habe ihm gesagt, wie es um uns steht. Ich
habe ihm gesagt, dass Ruth nachher die restlichen
Ähren auflesen wird. So ist das hier. Was bei der Ernte
liegen bleibt, das dürfen die Armen und die Fremden
aufsammeln und behalten.
Wenn ich es mir überlege: Der Boas arbeitet schlampig. Auch die anderen lassen immer wieder ein
Büschel Ähren stehen. Und beim Garben-Binden fällt
manches daneben. Ich weiß ja nicht…
Doch. Ruth war für mich da. Und als ich eines Morgens zu meinen beiden Schwiegertöchtern gesagt
habe: „Ihr Lieben, mein Mann ist tot. Eure Männer,
meine Söhne sind tot. Ich ziehe wieder in die alte
Heimat. Ich kann hier nicht bleiben, ich habe ja niemanden mehr…“, da hat Ruth sofort gesagt: „Ich gehe
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Sie würde gerne mitarbeiten bei der Ernte. Sie würde
gerne zupacken. Aber sie traut sich nicht, einen der
Arbeiter anzusprechen. Das Feld gehört Boas. Er ist
um ein paar Ecken verwandt mit meinem Mann. Er
ist ein angesehener Mann in Bethlehem. Die ganze
Familie und einige Tagelöhner schneiden Weizen auf
diesem Feld.
Naja, es war meine Idee, hierher zu kommen.
Der Boas, das wäre doch… Und die Ruth…
Jetzt steht sie einsam und verlassen am Feldrand und
schaut den Leuten beim Arbeiten zu. Nachher liest sie
die vielen Reste auf. Wer weiß, wie das weitergeht….
Weiterführende Ideen
Gespräch
Laden Sie eine Person aus dem örtlichen Asyl- oder
Flüchtlingsarbeitskreis ein. Sie kann erzählen, welche
Geschichten die Flüchtlinge mitbringen, die bei uns
Zuflucht finden. Was sie aus ihrer Heimat hat weggehen lassen, was sie sich hier ersehnen, was sie
brauchen, um hier „anzukommen“.
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Alternative Erzählung
Im Heft „Evangelische Kinderkirche“ 3/2016 erscheint
die (fiktive) Geschichte eines Flüchtlingskindes,
aufgeschrieben von Yasin Adigüzel.
Aktion „Haus bauen“
Die Kinder bauen aus Bauklötzen ein Haus. Auf das
„Dach“ wird ein Zettel (z.B. Haftnotiz) „Zuflucht“
beklebt. Die Kinder überlegen gemeinsam: Welche
„Bausteine“ braucht es, damit Menschen Zuflucht
finden: Essen, Trinken, ein Bett, ein Dach über dem
Kopf, Begleiter…. Sicher haben die Kinder schon von
den vielen Flüchtlingen bei uns gehört.
Wagt euch zu den Ufern
(MKL 2 23)
oder
Befiehl du deine Wege
(EG 361/ KuS 412/ LJ 207)
Gebet
Danke guter Vater, dass du überall bei uns bist.
Du achtest auf uns, wo immer wir hingehen.
Schütze die, die auf gefährlichen Wegen gehen.
Pass auf alle auf, die sich nicht auskennen.
Danke für unser Zuhause und unsere Familien.
Wir haben Menschen, die für uns da sind.
Schütze die, die ihre Heimat verlassen müssen, weil
Krieg und Not ist.
Achte auf alle, die in der Fremde leben müssen und
sich nicht auskennen.
Danke, dass es uns meistens gut geht.
Wir haben Frieden und genug zu essen und zu trinken.
Schütze die Flüchtlinge, die bei uns ankommen.
Achte darauf, dass sie die Hilfe bekommen, die sie
brauchen.
Hilf uns, wo wir können, für die Fremden Freunde zu
sein.
Deine Kinder sind wir. Darum rufen wir dich gemeinsam an:
Vater unser…
Bewahre uns, Gott
(EG 171/ KuS 174/ LJ 117/ KG 213/ KKL 25)
oder
Segne uns mit der Weite des Himmels
(KuS 182/ LJ 416/ KKH 50/ KG 142/ LH 51/
KKL 129)
Segen
Gott, der Herr, breite seine Arme weit um euch!
Hände nach beiden Seiten ausstrecken
Er fülle euch mit Freude und Vertrauen!
Hände nach oben strecken und zur Brust führen
Er öffnet eure Augen und Hände für alle um euch!
Nebenmenschen an den Händen fassen
So gehen wir, und Gott geht mit. Amen.
Pfarrer
Frank Widmann
Landespfarramt für
Kindergottesdienst
Den Entwurf finden sie auch unter www.diakonie-wuerttemberg.de/woche-diakonie
Der Evangelische Landesverband – Tageseinrichtungen für Kinder in Württemberg hat die Arbeitshilfe:
„Resilienz – wie Religion Kinder stark macht“ herausgegeben.
Sie ist erhältlich per E-Mail: [email protected] oder [email protected].
Im ersten Teil wird erläutert, was Resilienz ist (die seelische Widerstandsfähigkeit). Im weiteren Verlauf werden Bezüge zum christlichen Glauben und zu biblischen Geschichten hergestellt und erläutert, wie biblische
Geschichten die Resilienz stärken können. Ebenso enthält die Arbeitshilfe einen Verlauf für einen Elternabend, um das Thema Resilienz auch mit Eltern besprechen zu können.
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