Abschlussbericht über das Auslandspraktikum bei Pakay Tours in Ecuador, Tena (Region Napo) vom 03.03.15 – 01.06.15 Hauptgebäude Pakay Tours in Tena (eigene Aufnahme) Inhaltsverzeichnis 1. Organisatorisches und Vorbereitung.........................................................................1 2. Das Praktikum ..........................................................................................................2 2.1 Mein Projekt “Biomeiler”....................................................................................5 3. Reflexion...................................................................................................................9 1. Organisatorisches und Vorbereitung Bevor ich das Berufspraktikum überhaupt antreten konnte, musste ich erst einen geeigneten Platz finden. Da es seitens meiner Fakultät eher weniger Informationsmaterial über mögliche Praktikumsstellen gab, machte ich mich hauptsächlich über das Internet und den Bekanntenkreis daran nach freien und interessanten Stellen zu suchen. Nach vielen Stunden der online Recherche (Listen möglicher Praktikumsstellen sämtlicher Geographie Fakultäten aus Deutschland, Homepages internationaler Organisationen wie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), dem ASA-Programm, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Homepages verschiedener Unternehmen und Nationalparke sowie Naturschutzorganisationen und zahlreichen Job- und Praktikumsportalen wie Praktikum.info, Jobsuma.de etc.) und auch einiger Angebote durch Freunde und Verwandte stieß ich über die Website Jobsuma.de auf eine Ausschreibung des Tourismusunternehmens Pakay Tours aus Tena (Ecuador). Da ich selber schon fünf Jahre in Spanien gelebt habe und auch bereits in Argentinien gereist bin entschied ich mich sofort dafür, mich für dieses Praktikum zu bewerben. Die nötigen Sprachkenntnisse brachte ich bereits mit und auch der ökologische Tourismus und die Geoökologie fielen in den Tätigkeitsbereich meines Studiums und in den Interessensbereich meines zukünftigen Werdeganges. Sehr schnell erhielt ich dann auch eine Zusage von Pakay Tours. Zur weiteren Vorbereitung musste ich mich also nur über die geographische Beschaffenheit des Landes einlesen und einen Flug buchen. Da es in den meisten Ländern Südamerikas und eben auch in Ecuador das kostenlose Touristenvisum für neunzig Tage (ab Einreisetag!) gibt, habe ich den Flug auf diese Zeit beschränkt. Den Hinflug habe ich nach Quito gebucht und den Rückflug von Guayaquil. So kommt man nämlich sicher einmal durch das ganze Land - was ich jedem empfehlen würde der dort mit Zeit hinkommt - damit man die beeindruckende Vielfältigkeit dieses Landes erkunden kann. Man kann aber auch bis zu einem halben Jahr bleiben, dafür muss man aber das Visa 12-IX beantragen, das je nach Nationalität zwischen 80-200 US-Dollar kostet. Dazu habe ich noch einen Auslandskrankenschutz beim ADAC abgeschlossen, da meine private Krankenversicherung nur Auslandskrankenschutz von einem Monat gewährt. Diese Versicherung bot mir einen vollständigen Schutz zum Rücktransport im Falle eines Notfalles und Abdeckung sämtlicher Kosten. Dazu habe ich mir noch eine eigene kleine Reiseapotheke zusammengestellt. Somit waren meine Vorbereitungen abgeschlossen und ich konnte die Reise beginnen. 1 2. Das Praktikum An das Praktikum hatte ich große Erwartungen, da ich selber noch niemals im Regenwald gewesen bin und es seit Jahren ein Traum für mich ist die Flora und Fauna sowie die Bewohner dieser Region kennen zu lernen. Als ich schließlich in Quito gelandet war, und in einem Taxi zu einem mir beschriebenen „Y“ gefahren war (also eine Straßenkreuzung wo man sich geschickt platziert, weil dort die Busse vorbeifahren, ohne dass man bis zur Anfangsstation muss, denn damit erspart man sich viel Zeit bei ecuadorianischen Busreisen) ging es schließlich mit dem Bus in völliger Dunkelheit Richtung Tena, Richtung Regenwald. Dort angekommen begann mein erster Tag bei Tagesanbruch sofort damit das weitläufige Gelände zu erkunden und die anderen Praktikanten sowie die Arbeiter kennen zu lernen. Ein über zwei Hektar großes Gelände direkt zwischen der kleinen Stadt Tena und dem Beginn des Regenwaldes. Auf der Anlage von Pakay Tours befinden sich sowohl das Haupthaus mit Gästezimmern, Küche und Rezeption, ein weiteres Gästehaus, das Praktikantenhaus, die Werkstatt (Schreinerei) und diverse Beete und Plantagen der landwirtschaftlichen Produktion (Tomaten, Papaya, Bananen, Zitronen, Limetten, Limas, Orangen, Ananas, Achoca, Avio, Kakao, Araza, Guaven, Maniok). Die Praktikanten waren aus verschiedenen Teilen aus Deutschland und die Arbeiter waren alle aus einer Kichwa Communidad aus San Luis bei Archidona (der nächstgrößeren Stadt von Tena). Im weiteren Verlauf meines dortigen Aufenthaltes lernte ich diese auch besser kennen und wurde bei diesen auch zum Essen und übernachten eingeladen. Auch mit den anderen Praktikanten lebte ich in Einklang in unserer spartanisch-romantischen Kichwa Holzhütte. Generell habe ich während meiner freien Tage - bei denen ich fast einmal durch ganz Ecuador gereist bin - viele Einheimische kennen gelernt und wurde zu ihnen nachhause eingeladen und sehr herzlich empfangen und beherbergt. Darunter waren sowohl Städter, Campesinos, Kinder, Jugendliche, Senioren etc. Ein alter Herr aus Guayaquil, der früher einmal bei dem deutsch-ecuadorianischem Kulturbund gearbeitet hatte, gab mir sogar ein Konzert auf seiner elektronischen Orgel, bevor er mich zu einem Mittagessen einlud. 2 Praktikantenhaus (eigene Aufnahme) Dabei hat man aber auch besonders einen Unterschied der Stadt- und Landbevölkerung erkennen können. Die großen Städte wie Quito und Guayaquil sind schon sehr westlich geprägt, wohingegen auf dem Land – trotz all der bunten Smartphones - das Leben noch sehr ursprünglich und vor allem NUTZEN-BEDINGT ist. Als ich das erste mal von Tena mit dem Bus zurück nach Quito gefahren bin, saß ein kleiner Junge hinter mir, der, als er das erste Shopping -Center sah, sagte: „Mama, Mama guck, so sieht es also in Europa aus.“ Auch das ist sehr erstaunlich, denn jeden, den ich dort kennen gelernt habe, wusste wo Deutschland liegt und wollte mehr über das Leben hier erfahren. Nicht zuletzt, weil die meisten Ecuadorianer so Fussball begeistert sind und aufgrund der letzten Fussball-Weltmeisterschaft von Deutschland Wind bekommen haben. Meine Hauptaufgabe bei Pakay Tours bestand vor allem darin die Gäste zu empfangen, zu beraten (regionale Touren und Ausflüge: Naturraum Amazonasregenwald, indigene und mestizische Kultur, Mensch-Umwelt-Beziehungen) und in den täglichen Hostalablauf einzuführen (Funktion der Trockentoiletten, Trinkwasserdepot, Frühstückszeiten, Zimmerpreise etc.). 3 Dazu wurde ich auch in das EDV-System des Hostals zur Zusammenführung der telefonischen,und online-Reservierungen eingeführt. Ein durchaus erfreulicher Fakt der Gästebetreuung und Beratung war natürlich, dass man alle Touren, die von Pakay Tours angeboten und vermittelt werden sowie die anderen touristischen Attraktionen in der Region Napo selber bereisen und testen sollte. Dadurch konnte ich die neuen Gäste anhand von Erfahrungsberichten viel besser beraten und Ihnen individuelle Tourenvorschläge machen! Dazu gehörte natürlich auch Recherchearbeit über die jeweiligen Planzen und Tiere und geographische Beschaffenheiten der jeweiligen Orte, wodurch ich relativ schnell einen guten Überblick über Ecuador hatte. Zu meinen allgemeinen Hostalarbeiten gehörte auch eine Einführung in die täglichen Küchentätigkeiten (kochen, spülen, Vorräte regelmäßig überprüfen) sowie in den Verkauf von alkoholischen Getränken (Wein und Bier) und der Fair-Trade Schokolade “Kallari”: diese wird in der Region Napo nachhaltig von Kichwa Familien und Betrieben produziert und vertrieben. Neben diesen häuslichen Arbeiten wurde aber auch landwirtschaftliche Arbeit auf den bereits oben beschrieben Plantagen und Beeten geleistet (anlegen von Beeten und ausbringen von Saat, Bodenoptimierung durch Einbringung von Komposterde in die Beete, Ernte von Früchten wie beispielsweise Kakao, Bananen, Papayas, Yuka etc.). Auch habe ich zusammen mit einem anderen Praktikanten eine neue Freifläche für ein neues Yuka-Feld in dem betriebseigenen Regenwald geschaffen und die daraus resultierende Biomasse konnte ich gleich für mein Projekt benutzen. 4 2.1 Mein Projekt “Biomeiler” Neben diesen allgemeinen Hostalarbeiten arbeitete ich viel für mein Projekt bezüglich der konzeptionellen Vorbereitung sowie der praktischen Umsetzung des Bauprojektes eines Probebiomeilers für das Haupthaus. Dieses „Experiment“ soll im weiteren Verlauf dazu dienen, zu sehen, ob es möglich wäre die komplette Gastherme zur Warmwassererwärmung gegen Biomeilerwarmwasser auszutauschen. Dies wäre ein weitere Schritt um das Hostal, das komplett aus regional nachwachsenden und recycelten Rohstoffen errichtet wurde, noch ökologischer zu gestalten. In einem Biomeiler wird die Wärme, die durch den aeroben Abbauprozess der Biomasse erzeugt wird, genutzt um Warmwasser und/oder Biogas zu erzeugen. Sprich die aeroben Bakterien zersetzen die Biomasse und erzeugen dadurch Wärme, Kohlendioxid und Ammonium. Das Prinzip dieses Biokraftwerkes ist in der Theorie sehr simpel darzustellen. Man kann den Biomeiler als einen großen „Komposthaufen“ sehen, der vor allem aus frischem Grünschnitt, Küchenabfällen und Holzhäcksel von frischem Unterholz (da dieses sehr stickstoffhaltig ist) besteht. In dessen Inneren werden nach gewissen Abständen Heizschnecken aus Wasserschläuchen eingelegt. Heizspirale 5 Das kalte Wasser wird unten in den Biomeiler hineingepumpt und oben kommt warmes Wasser heraus. Genau genommen habe ich versucht einen Biomeiler zu errichten, den es in dieser Form noch nicht gibt. Normalerweise muss ein Biomeiler - spätestens nach einem Jahr – komplett abgebaut und erneuert werden. Das liegt daran, dass nach dieser Zeit die eingebrachte Biomasse vollständig zu Humus kompostiert ist und die Wärmeentwicklung daher nachlässt und schließlich ganz aufhört. Natürlich kann man den Biomeiler noch einmal versetzen und neu befeuchten, um diesen zu reaktivieren - das hilft aber nur kurzfristig -. Da im Sinne des Hostalbetriebes und der in diesem Betrieb existierenden landwirtschaftlichen Produktion täglich neue Biomasse anfällt, entstand die Idee, einen Biomeiler zu errichten, in den man stetig neue Biomasse von oben einfüllt und diese von Zeit zu Zeit von unten entnimmt. Somit besteht die Erwartung, dass man eine konstante Wärmentwicklung im Inneren des Biomeilers hat. Allerdings ist diese Form des Biomeilers als ein Experiment mit offenem Ausgang zu betrachten. Um den Biomeiler zu errichten, musste ich erst eine abfallende Grundfläche anlegen, da der Biomeiler mit einer Plastikfolie unterlegt wurde, um das abfließende Wasser in einem Auffangbecken aufzufangen damit die darin enthaltenen Mikrobakterien nicht verloren gehen. Dabei bin ich auf einen Fels gestoßen den ich zuerst mit Feuer porös machen musste, um ihn anschließend mit der Hilfe eines anderen Praktikanten und zweier Vorschlaghämmer meiner Grundfläche anzupassen. Auffangbecken 6 Im weiteren Verlauf habe ich aus Eisenstangen ein rundes Gitter mit 2,60m Durchmesser errichtet und dieses mit alten Ziegelsteinen vom Hausbau und abgeschlagenen Felsstücken der Vorarbeit auf ca. 20cm erhöht. Diese Erhöhung soll dazu dienen, dass man den Biomeiler von oben weiter befüllen kann, während man von unten kompostierte Erde entnimmt. Grundfläche des Biomeilers An den Außenpunkten des Gitters wurden 2,30 m Hohe Eisenstangen angebracht, die ich anschließend mit Maschendraht umfasst habe. Dabei habe ich eine kleine Tür eingebaut, dass man den Biomeiler - falls das Experiment mit dem befüllen und entleeren nicht funktioniert – auch nach einem Jahr öffnen und komplett entleeren kann, ohne dabei die vorhandenen Strukturen zu zerstören. Das Innere des Biomeilers habe ich mit Palmblättern ausgekleidet, um einen optischen Effekt zu erzielen und auch um die eventuelle Geruchsbelästigung zu unterdrücken. Im folgenden musste nun ca. 1 Tonne Biomasse zusammengetragen und zerkleinert werden. Auch wurde teilweise Gülle eingebracht um den Wärmeprozess zu verstärken. Die erste Heizspirale wurde nach 80 cm Höhe (da sich in den ersten 80cm nur geringfügig Wärme entwickelt), die zweite nach 1,30 m Höhe und die dritte nach 1,80 m Höhe eingelegt. Dabei wurden zuerst zwei Eisenstangen mit 2,60 m Länge in Kreuzform liegend fixiert, um zu verhindern dass die Heizspiralen mit dem Kompost absinken. Sie sollen auch beim entleeren und befüllen immer auf der selben Höhe fixiert bleiben, um eine optimale Wassererwärmung zu gewährleisten. 7 Dabei ist es immer wichtig die eingefüllte Biomasse gleichmäßig zu befeuchten, damit sich ein optimales feucht-warmes Milieu für die Mikrobakterien bildet. 3. Reflexion Zusammenfassend habe ich mit diesem Praktikum einen persönlichen Reisetraum mit einer beruflichen Erfahrung kombiniert. In vielen Momenten meiner Reise konnte ich Erlerntes aus meinem Geographiestudium in der geomorphologischen Beschaffenheit des Landes, der Vegetation und der sozialdemographischen Struktur wiedererkennen. Auch habe ich viele Reisende, Praktikanten, Volontäre und Einheimische - sowohl am Arbeitsplatz als auch auf meinen Reisen kennen gelernt - durch die ich immer neue Informationen erhalten und neue Geschichten erlebt habe. Auch mein Spanisch hat sich auf eine gewisse Weise verbessert, da ich schnell gemerkt habe, das der südamerikanische Wortschatz teilweise Wörter für gewisse Sachen nutzt, die ich ich mit meinem Madrider Spanisch zuerst ganz anders einordnete, was zu lustigen Missverständnissen führte. Für meinen weiteren beruflichen Werdegang habe ich deutlich gemerkt, das ich auf jeden Fall weiter in die Richtung des Ökotourismus, Biodiversitätsmanagements und Naturschutzes gehen werde. Gerade in Ecuador habe ich unter anderem bei einer Exkursion mit einer BiologieStudentengruppe von der katholischen Universität Quito einen kleinen Teil der Pflanzenvielfalt (vor allem auch Heilpflanzen) kennen gelernt. Auch dies hat mir wieder deutlich gemacht wie wichtig es ist gewisse Pflanzen und Erdbereiche zu erhalten um eben auch diese Heilpflanzen und den Artenreichtum für unsere Nachwelt zu erhalten und diese durch Umweltbildung auch publik zu machen. Ich kann diesen Praktikumsplatz wirklich mit guten Gewissen empfehlen, allerdings sollte man selbstständig noch ein Projekt ausarbeiten oder parat haben, sonst könnte der manchmal etwas stille Hostalalltag in der Nebensaison etwas langweilig werden. Und falls man in Tena doch einmal Heimweh bekommen sollte, kann man sich diesem Kummer ganz getrost bei Semmelknödeln und Gulasch oder einer Curry-Wurst im Restaurant „Vagabundo“ entledigen. 8
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