Dielektrischer Sensor Hintergrund Die durch politische Rahmenbedingungen motivierte Entwicklung von Plug-in Hybridfahrzeugen stellt neue Anforderungen an die Qualität von Kraftstoffen. Der in Plug-in Hybridfahrzeugen vorhandene Verbrennungsmotor wird nur gestartet, wenn die leistungsstarke Batterie bei längeren Fahrten nicht genügend Energie liefern kann. Bei Kurzstreckenfahrten reicht die Leistung der Batterie jedoch aus und sie kann nach Beendigung der Fahrt wieder am Stromnetz aufgeladen werden, ohne dass der Verbrennungsmotor gestartet werden muss. Es ist daher anzunehmen, dass sich bei Plug-in Hybridfahrzeugen die Standzeiten des Kraftstoffs im Tank gegenüber dem heutigen Stand deutlich verlängern. Damit nehmen auch die Probleme mit alterungsbedingten Veränderungen des Kraftstoffs zu. Im Dieselkraftstoffbereich wird zurzeit flächendeckend ein Blend aus fossilem Dieselkraftstoff mit bis zu 7% Biodiesel angeboten. Gerade bei steigenden Anteilen an Fettsäuremethylestern (FAME, Biodiesel) steigt in Abhängigkeit des Sättigungsgrades auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von alterungsbedingten Ausfallprodukten. Hierfür sind oxidative Prozesse verantwortlich, die zur Bildung von höhermolekularen Abbauprodukten, sog. Oligomeren, führen. Diese können Ablagerungen im Tank bilden und den Kraftstofffilter verstopfen. Auch ist anzunehmen, dass Oligomere die Einspritzdüsen schädigen und den Brennverlauf und damit Emissionen negativ beeinflussen. Zudem gelangen bei PKW mit Dieselpartikelfiltern Kraftstoff und damit der höher siedende Biodieselanteil sowie dessen Alterungsprodukte in das Motoröl und induzieren dort Ölschlammbildung. Neben der Detektion von Alterungsprodukten ist auch die Bestimmung der Biodieselkonzentration von Interesse. Höhere Stickoxidemissionen, die durch Biodiesel verursacht werden können, sind durch eine Anpassung der Motorsteuerung bei bekannter Biodieselkonzentration reduzierbar. Um mögliche negative Einflüsse durch alternde Kraftstoffe oder differierende Biodieselanteile zu verhindern, ist eine Detektion dieser Kraftstoffparameter notwendig. Durch dielektrische Spektroskopie kann dies schnell und robust realisiert werden. Dem Motormanagement kann damit gezielt mitgeteilt werden, wie auf die jeweilige Biodieselkonzentration oder alternde Kraftstoffe zu reagieren ist. Messtechnik und Ergebnisse In zahlreichen Anwendungen zeigt sich das Verfahren der dielektrischen Spektroskopie als robust und zuverlässig und gewinnt deshalb in anwendungsorientierten Fragestellungen immer mehr an Bedeutung. Insbesondere bei chemisch-physikalischen Zusammenhängen auf molekularer Ebene kann durch die dielektrische Spektroskopie ein Einblick in die Qualität von Kraftstoffen geboten werden. Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass mittels dielektrischer Spektroskopie sowohl nieder- als auch höhermolekulare (Oligomere) Abbauprodukte des gealterten Kraftstoffs sowie die Biodieselkonzentration detektiert werden können. Hierzu werden dielektrische Größen wie real- und imaginär Anteil der Permittivität herangezogen. Die zur Messung dielektrischer Größen eingesetzte Sensorik wird durch einen Kondensator im Leiterplatinenformat dargestellt (Abbildung 1). Abbildung 1: Prototyp einer Kondensatoreinheit zur Bestimmung dielektrischer Kraftstoffkenngrößen Abbildung 2 zeigt die Veränderung der Permittivität von reinem fossilem Dieselkraftstoff (B0) und Dieselkraftstoff mit zehn Prozent Biodieselanteil während einer künstlich beschleunigten Kraftstoffalterung. Im nicht gealterten Zustand zeigt das Gemisch mit zehn Prozent Biodieselanteil aufgrund der höheren Polarität der Biodieselmoleküle eine höhere Permittivität. Während der Alterung steigt der Anteil polarer Alterungsprodukte nur im mit Biodiesel versetzten Kraftstoff. Eine Detektion, ab wann der Kraftstoff unbrauchbar ist, kann damit durchgeführt werden. 2.6 2.5 B10 B0 2.4 ,r [ ] 2.3 2.2 2.1 2.0 1.9 0 10 20 Aging [h] 30 40 Abbildung 2: Realanteil der relativen Permittivität für reinen fossilen Dieselkraftstoff und Dieselkraftstoff mit zehn Prozent Biodieselanteil während einer künstlich beschleunigten Kraftstoffalterung Weiterhin können mit Hilfe der dielektrischen Größen beispielsweise die Relaxationszeit τ bestimmt werden. Dabei handelt es sich um den zeitverzögerten Aufbau der Polarisation P eines Systems (Dielektrikum) nach Anlegen eines elektrischen Feldes E. Mit Hilfe des durch die Relaxation der Moleküle verursachten zeitverzögerten Abbaus der Polarisation ist eine differenzierte Aussage über höhermolekulare Abbauprodukte möglich. Die zu Ablagerung und damit zu Schäden führenden höhermolekulare Abbauprodukte können somit frühzeitig erkannt werden. Darüber hinaus wurde in präliminaren Untersuchungen gezeigt, dass eine gute Korrelation zur Rancimat-Methode (DIN EN 15751) besteht. Derzeit wird an einer Miniaturisierung der elektronischen Komponenten des Sensors geforscht und es werden weitere Kraftstoffeigenschaften wie Wassergehalt mittels der ersten Prototypen untersucht. Anwendungsbeispiele Neben den oben genannten Einsatzbereichen in Plug-in Hybridfahrzeugen zur Detektion des Alterungsgrades oder Biodieselgehalts kann der Sensor zur dauerhaften Überwachung der Kraftstoffqualität eingesetzt werden. Neben Tankstellen oder Heizöltanks sind lange Verweilzeiten des Kraftstoffes auch in mit Dieselkraftstoff betriebenen Notstromaggregaten möglich. Im Falle eines Stromausfalles beispielsweise in einem Krankenhaus muss das Notstromaggregat innerhalb kürzester Zeit anlaufen, sodass eine sichere medizinische Versorgung der Patienten gewährleistet ist. Gerade solche Notsituationen verzeihen daher keine Qualitätseinbußen des gelagerten Kraftstoffes im Tank. Denkbar sind auch Anwendungen in Form von Handgeräten zur schnellen und robusten Bestimmung von Kraftstoffqualitäten. Insbesondere auch in Kombination mit anderen Messmethoden wie Fluoreszenzspektroskopie oder Infrarotspektroskopie. Kontakt Anschrift: Technologietransferzentrum Automotive der Hochschule Coburg (TAC) Friedrich-Streib-Straße 2 96450 Coburg Telefon: +49 (0)9561 317-339 Fax: +49 (0)9561 317-514 E-Mail: [email protected]
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