Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Gesundheit BAG Zusammenfassung Datum Juni 2015 Zweite Nationale Konferenz Gesundheit2020 Ergebnisse aus dem World Café zum Thema Koordinierte Versorgung Das Bundesamt für Gesundheit hat im Rahmen der zweiten Nationalen Konferenz Gesundheit2020 vom 26. Januar 2015 zum Thema Koordinierte Versorgung ein World Café durchgeführt. Die Basis dazu bildeten die Ergebnisse der schriftlichen Vorbefragung, welche vorgängig bei den Teilnehmenden durchgeführt worden war. Ziel des World Cafés war es, Hauptprobleme in der Koordination und mögliche Lösungsansätze mit Fokus auf vier ausgewählte Patientengruppen zu diskutieren. Die Diskussion erfolgte an 42 heterogen zusammengesetzten Tischen à zehn Personen entlang von drei Fragestellungen. Die Ergebnisse sind nachfolgend zusammengefasst. Frage 1: Fokussierung auf vier ausgewählte Patientengruppen Die Fokussierung der koordinierten Versorgung auf die vier leistungsintensiven Patientengruppen ältere Menschen, chronisch Kranke, psychisch Kranke sowie KrebspatientInnen wurde von den Tagungsteilnehmenden grundsätzlich begrüsst. Kritisch wurde angemerkt, dass sich die Herausforderungen in der koordinierten Versorgung nicht nur durch die Leistungsintensität, sondern auch durch das psycho-sozial-ökonomische Umfeld der PatientInnen ergeben. Das Thema „Vulnerabilität“ sollte deshalb bei der Fokussierung mitberücksichtigt werden. Frage 2: Koordinationsprobleme bei den vier Patientengruppen Die bereits in der Vorbefragung erfassten Schnittstellenprobleme der koordinierten Versorgung wurden im World Café bestätigt. Nebst diesen Schnittstellenproblemen wurden weitere inhaltliche Probleme ausgemacht, welche in nachfolgender Tabelle dargestellt sind. Im Rahmen der Nationalen Strategie Zusammenfassung World Café Koordinierte Versorgung Patientengruppe Alle Gruppen Ältere Menschen Chronisch Kranke Psychisch Kranke KrebspatientInnen Hauptprobleme - Fehlende finanzielle Anreize für Koordination - Fachkräftemangel und Mängel in der Ausbildung - Spezialisierung in der Medizin und Fragmentierung der Behandlung - Kurzfristige Sichtweise der Fachpersonen - Konkurrenz zwischen den Leistungserbringern - Fehlende Vertrauenspersonen - Medikamentöse Über-/Unterversorgung - Mangelnde ganzheitliche Diagnose - Fehlende Thematisierung von Patientenverfügung und Selbstbestimmung der PatientInnen im Behandlungsprozess - Mangelhafte Übergabe der Koordinationsverantwortung - Ungenügende Wissenssicherung - Fehlende Berücksichtigung der Alltagsbewältigung - Entflechtung von Psychiatrie und Akutsomatik - Übermedikation - Fehlender Einbezug der Arbeitgebenden - Mangelhafte kollektive Entscheidungsfindung - Vorschnelle Veranlassung einer Therapie Frage 3: Lösungsansätze zur besseren Koordination Die Mehrheit der diskutierten Lösungsvorschläge wurde bereits in der Vorbefragung thematisiert. Neue Lösungsansätze wurden nur vereinzelt genannt, zudem waren sie selten spezifisch für einzelne Patientengruppen formuliert. Im Vergleich zur Vorbefragung wurden vermehrt Vorschläge in Bezug auf Akteursgruppen wie Ausbildungsinstitutionen, gemeinnützige Organisationen und Akteure aus dem sozialen Umfeld der PatientInnen vorgebracht. Zudem wurden verstärkt strategische Lösungsansätze formuliert. Nachfolgend werden die diskutierten neuen Lösungsansätze aufgelistet. Patientengruppe Alle Gruppen Ältere Menschen Chronisch Kranke Lösungsansätze - Förderung der Forschung und Entwicklung, Best Practice Massnahmen - Zieldefinition gemeinsam mit PatientInnen - Bessere Versorgungsabdeckung mittels verschiedener Massnahmen - Gesetzliche Grundlagen für elektronische Patientendossiers - Verankerung der Koordinationspflicht in Leistungsaufträgen - Etablierung von geriatrischen Assessments sowie Aufnahmeprozeduren - Einrichtung von Kompetenzzentren Geriatrie und Demenz - Vereinbarung von Zielen zur Lebensqualität der PatientInnen - Einbezug des Expertenwissens der PatientInnen - Aufnahme von Zusatzleistungen bei den Versicherungen - Durchführung von Pilotversuchen zur Koordination durch spezifische Berufsgruppen - Förderung webbasierter Selbstmanagementprogramme 2/3 Zusammenfassung World Café Koordinierte Versorgung Patientengruppe Psychisch Kranke KrebspatientInnen Lösungsansätze - Etablierung von neuen Strukturen (ambulante/mobile Versorgung in der Psychiatrie, gerontopsychiatrische Kompetenzzentren, psychiatrische Beratungsstellen in der Akutsomatik) - Aufnahme der psychologischen Therapien in KVG sowie von Assessments in Leistungsvertrag mit Spitälern - Sensibilisierung der Leistungserbringer, Versicherungen und Apotheken für psychische Erkrankungen - Förderung von Screeningprogrammen für Risikopersonen; Einbezug weiterer Berufsgruppen (Apotheker, Arbeitgebende) - Abgeltung von Leistungen der Psychoonkologie - Förderung des Swiss Cancer Screenings und des nationalen Krebsregisters Auswertung durch INTERFACE Manuela Oetterli (Projektleitung) Dr. Sibylle Studer, Nora Wight (Projektbearbeitung) Koordinierte Versorgung Die gesundheitspolitischen Prioritäten des Bundesrates Gesundheit2020 nennen im Handlungsfeld „Lebensqualität fördern“ das Ziel „Förderung zeitgemässer Versorgungsangebote“ an erster Stelle. Die Förderung der Koordination und Integration in der Gesundheitsversorgung soll in allen Bereichen unterstützt werden. Weitere Informationen unter www.gesundheit2020.ch 3/3
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