SECHSÄMTERBOTE Nummer 141 Samstag/Sonntag, 20./21. Juni 2015 B 2946A Bürgermeister schwebt durch den Wald www.frankenpost.de / Preis 1,70 Euro 546 Flüchtlinge leben im Kreis Wunsiedel Wunsiedel – 20 Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, kommen jede Woche im Landkreis Wunsiedel an – und das seit Monaten. Inzwischen leben hier 546 Flüchtlinge. Die meisten haben Schlimmes erlebt – Folter, Überfälle, Morde, Vergewaltigungen sowie die Zerstörung ihrer Häuser und ihrer beruflichen Existenz. Die meisten sind dankbar, in Deutschland in Sicherheit zu sein. Etliche würden gerne ihre Familien nachholen, was oft mit Problemen verbunden ist. Am heutigen Weltflüchtlingstag porträtiert die Frankenpost Neuankömmlinge, die in Arzberg untergebracht sind, erzählt von ihrem langen Weg hierher Seite 9 und ihren Sorgen und Nöten. Demonstration vor dem Klinikum Marktredwitz Einer der ersten Kletterer im neuen Hochseilgarten in Bad Alexandersbad ist Bürgermeister Peter Berek gewesen. Träger der Anlage sind der Verein Learning Campus und das EBZ. Foto: H.B. Lokalteil 10H-Regel bremst Boom der Windkraft in Oberfranken aus Die Zahl neuer Windräder ist dramatisch eingebrochen. Nur vier neue Anlagen wurden 2015 beantragt. Die Grünen sehen ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Von Jürgen Umlauft München – In Oberfranken werden kaum noch neue Windkraftanlagen beantragt. Das ist die Folge der neuen, schärferen Vorschriften zum Bau von Windrädern nach der 10H-Regelung, die seit einem Jahr gelten. Nach einer Auflistung des Umweltmi- Das Wetter heute Temp. maximal Temp. minimal 13 6 morgen Temp. maximal Temp. minimal 16 10 Das Wetter heute: Die Wolken überwiegen, und örtlich gehen zum Teil kräftige Regengüsse nieder. Vereinzelt entladen sich auch Gewitter. Kühle 13 bis 16 Grad werden nur erreicht. Bei Schauern und Gewittern frischt der Wind stark auf. Rund um die Uhr: www.frankenpost.de Noch mehr Nachrichten, Bilder, Diskussionen Leserservice Frankenpost Poststr. 9-11, 92028 Hof; Postfach 1320, 95012 Hof E-Mail Redaktion: [email protected] E-Mail Anzeigenabteilung: [email protected] E-Mail Vertrieb: [email protected] Leseranwältin: 09281/ 8161 00 Anzeigenservice: 09281/1 802045 Ticketservice: Leserservice (Abo/Zustellung) 0800/3003299 (gebührenfrei) 09281/1802044 60025 4 190294 601703 nisteriums, die der Grünen-Abgeordnete Martin Stümpfig angefordert hatte, wurden nach dem Stichtag 4. Februar 2014 im Bezirk nur noch 16 neue Windräder gemäß der neuen Rechtslage beantragt. Die meisten Anträge wurden allerdings unmittelbar nach dem Stichtag eingereicht. Im ersten Quartal 2015 sind in Oberfranken nur noch vier Windräder beantragt worden. Die 10H-Regel sieht vor, dass neue Windkraftanlagen einen Mindestabstand des Zehnfachen ihrer Höhe zur nächsten Wohnbebauung haben müssen. Diese Einschränkung hat auch bayernweit zur einem massiven Rückgang der Bauanträge geführt. So geht aus den Daten des Umweltministeriums hervor, dass von Anfang Dezember 2014 bis Ende März 2015 in ganz Bayern nur neun Bauanträge nach den neuen Regeln gestellt wurden. Verglichen mit den Antragszahlen der vergangenen Jahre zeichnet sich ab, dass es heuer einen Einbruch geben wird. 2013 waren laut Umweltministerium 573 Windkraftanlagen beantragt worden, 2014 immerhin noch 336. Für Stümpfig haben sich damit die Befürchtungen vom Ende des Windkraftausbaus in Bayern bestätigt. „Diese Zahlen sind schlicht ein Witz für das flächengrößte Bundesland“, erklärte er. Mit ihrer Politik habe die Staatsregierung erreicht, „dass Bayern den Anschluss an die Zukunft verliert“. Wie aus den Unterlagen des Ministeriums weiter hervorgeht, sind in Oberfranken derzeit 40 Anlagen nach altem Recht genehmigt, aber noch nicht in Bau. Mit Stand vom 31. Januar 2015 waren in Oberfranken 161 Windräder, die meisten davon im Landkreis Hof (90) in Betrieb. Damit ist Hof der am dichtesten mit Windrädern bestückte Kreis in Bayern. Im Freistaat gibt es 751 Windkraftanlagen. Je zwölf Anlagen stehen in den Landkreisen Wunsiedel und Kulmbach, 19 im Landkreis Bayreuth, sechs im Landkreis Kronach und je drei in den Landkreisen Coburg und Lichtenfels. Insgesamt befinden sich in Oberfranken derzeit noch 72 Windräder im Genehmigungsverfahren, der Großteil der Anlagen wurde vor 2014 beantragt. Gabriel will mehr als „Vize“ Putin umwirbt Athen Berlin – Die Rolle des Vizekanzlers ist SPDChef Sigmar Gabriel offensichtlich zu wenig. „Ich war zuletzt beim US-Vizepräsidenten Joe Biden. Und der hat das Gespräch eröffnet: ,Hey Sigmar, to be a veep is awful.‘ Vize sein, das ist ganz schöner Mist. Ich habe ihm nicht widersprochen“, zitierte die Wirtschaftswoche Gabriel am Freitag. Das legt den Schluss nahe, dass Gabriel mehr will und Sigmar Gabriel über eine Kanzlerkandidatur nachdenkt. Er hätte als Parteichef ja auch den ersten Zugriff auf eine Kandidatur. Als angesichts anhaltend schlechter Umfragewerte der SPD jüngst eine Debatte um eine Kandidatur von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz losgetreten wurde, ließ sie Gabriel mehr oder weniger laufen. Der Parteichef steckt in einem Dilemma. Würde er wieder einen anderen ins Rennen schicken wie zuletzt Peer Steinbrück, wäre er nicht nur innerparteilich angeschlagen. Tritt er an und verliert gegen die Kanzlerin, ist er für die SPD erledigt. St. Petersburg – Die Wirtschaftskrise hat Russland nach den Worten von Kremlchef Wladimir Putin weniger hart getroffen als befürchtet. „Wir haben die Lage stabilisiert“, sagte der Präsident am Freitag beim internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Die Nachfrage steige wieder, die Handelsbilanz sei positiv, und der Rubelkurs zum Dollar und Euro stabiler geworden. „Viele haben Wladimir Putin eine tiefe Krise vorausgesagt, doch diese ist nicht eingetreten“, betonte Putin. Unterdessen haben Griechenland und Russland eine Absichtserklärung zum Bau der geplanten Gaspipeline Turkish Stream unterzeichnet. Die neue Leitung soll 2019 fertiggestellt werden. Durch die Pipeline sollen künftig jährlich bis zu 47 Milliarden Kubikmeter Gas nach Südosteuropa strömen. Die Regierung in Athen verspricht sich davon Millioneneinnahmen durch Transitgebühren. Russland ist grundsätzlich bereit, Wirtschaft über Finanzhilfen für Griechenland nachzudenken. Streit um strahlenden Abfall Atommüll nach Bayern? Berlin will auf dem AKW-Gelände Isar Castor-Behälter lagern lassen. Die Staatsregierung kündigt vorsorglich Widerstand an. München/Berlin – Der noch aus dem Ausland zurückkommende deutsche Atommüll soll auf vier Bundesländer aufgeteilt werden – darunter ist erstmals auch Bayern. Diesen Plan hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks am Freitag den vier großen Energiekonzernen präsentiert. „Ich erwarte, dass sie sich daran orientieren werden“, betonte die SPD-Politikerin nach dem Treffen in Berlin. Es geht um 26 Castor-Behälter mit radioaktivem Müll aus Atomkraftwerken, die Deutschland nach der Wiederaufarbeitung aus Frankreich und Großbritannien zurücknehmen muss. Außer in Bayern sollen sie in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hessen zwischengelagert werden. Die Behälter mit hochradioaktivem Atommüll aus dem britischen Sellafield will Hendricks bis 2020 relativ gleichmäßig auf die Lager bei den Atomkraftwerken Isar (Bayern), Biblis (Hessen) und Brokdorf (Schleswig-Holstein) verteilen. Ob dieses Konzept genau so umgesetzt werden kann, ist aber noch nicht sicher. Die Staatsregierung in München kündigte bereits hefti- gen Widerstand an. „Wenn der Bund hier allein entscheiden will, stellt er eine Einigung bei der Energiewende insgesamt infrage“, erklärte Staatskanzleichef Marcel Huber in München. Einseitige Festlegungen des Bundes seien „politisch unklug und dreist“. Hendricks verwies jedoch darauf, dass in Bayern „der bei weitem allermeiste Atommüll produziert worden ist“. Die Genehmigung von Transport und Lagerung liege zudem beim Bundesamt für Strahlenschutz. Im Gegensatz zu Bayern hatten sich die drei anderen Länder schon zur Aufnahme eines Teils der Castor-Behälter bereit erklärt. Der Kieler Energieminister Robert Habeck signalisierte erneut Unterstützung. Politik Marktredwitz – Kritik an der geplanten Krankenhausreform üben Personal und Chef des Klinikums Fichtelgebirge. Ebenso wie die Mitarbeiter will auch Geschäftsführer Martin Schmid einem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zur Demonstration am Mittwoch Folge leisten. Schmid nennt den Gesetzentwurf eine Mogelpackung: Er warnt vor desaströsen Folgen von Kürzungen, die nicht sachgerecht seien. Seite 12 Brander Friedhofsmauer ist endlich fertig Brand – Zehn Jahre lang haben die Brander darauf gewartet, dass das kaputte Teilstück der Friedhofsmauer erneuert wird. Ein Förderverein hat sich dafür eingesetzt, zudem gab es etliche Termine mit der Stadtverwaltung. Plötzlich ging es schnell: Nach zwei Monaten Bauzeit steht das 40 000 Euro teure Teilstück aus Beton. Der Förderverein will nun die Renovierung der Friedhofshalle in Brand vorantreiben. Seite 15 Charleston-Schütze wegen Mord angeklagt Charleston – Nach den Todesschüssen auf Afroamerikaner in einer Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina ist der mutmaßliche Täter wegen neunfachen Mordes angeklagt worden. Der 21-jährige Weiße Dylann Roof hat US-Medien zufolge die Tat bereits gegenüber den Ermittlern gestanden. Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, sprach sich in einem TV-Interview dafür aus, Roof mit Meinung, Magazin dem Tode zu bestrafen. Auch ein Saurier muss mal zum Röntgen Fürth – T-Rex war nicht nur eine HardrockCombo aus den 70er-Jahren; T-Rex (das T steht für Tyrannosaurus) war auch der Schrecken der Saurier-Zeit. Was in Jurassic Park nett aussieht, war in Wirklichkeit eine Tötungsmaschine. Um das Tier besser zu verstehen, haben Forscher nun den besterhaltenen T-Rex-Schädel in ein Röntgen-Gerät gesteckt. In ein sehr großes, Bayern denn der Schädel wiegt 500 Kilo. Rechts unten Unzufriedene Gäste Cham – Ein Streit um ein Schnitzel ist im oberpfälzischen Cham derart eskaliert, dass die Polizei eingeschaltet werden musste. Laut Polizeibericht hatte ein Ehepaar in einem Restaurant das Fleischgericht bestellt. Als das Essen gebracht wurde, kam es zu einem Streit über die Größe des Schnitzels. Das Ehepaar weigerte sich, zu essen und zu bezahlen. Stattdessen legten die Gäste Bargeld für die Getränke auf den Tisch und verließen das Lokal. Die Beamten holten die beiden schnell ein und forderten sie auf stehenzubleiben. Nachdem die beiden nicht reagierten, wurden sie von den Polizisten festgehalten. Der Mann wehrte sich, beide beleidigten die Beamten mit aggressiven Ausdrücken. Schließlich wurden die zwei festgenommen – unter anderem wegen Zechprellerei.
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