Offenes Drama Geschlossenes Drama

Offenes Drama
1. Handlung: Vielfalt von Handlungen, Nebenhandlungen, Kreisbewegung (kein Ende), keine
Hierarchie der Szenen, kein Zusammenhang, kein eigentliches Ende/ Anfang
è Selbstständigkeit der Szenen
2. Zeit: weite Zeitspanne, kein kontinuierlicher Zeitfluss
3. Raum: Ortsfülle
4. Personen: umfangreich und sozial gemischt sehen nur das Nächste, nicht das Ganze
è Welt ist zu komplex
5. Sprache: Uneinheitlichkeit à sprechen so, wie sie in Wirklichkeit sprechen
Parataxe à Welt kann man nicht erklären
è Offenes, vielfältiges Gebilde ohne Anfang und Ende. Problem wird dargestellt aber nicht
gelöst
è Das Sein bestimmt das Bewusstsein
è Realismus
Geschlossenes Drama
à Ziel: Vermittlung einer Moral / Weltanschauung
1. Handlung: Ganzheit, keine herausnehmbaren Szenen
à Einheitlichkeit & Zielstrebigkeit
à Kausalität (alles hängt zusammen)
à Spiel und Gegenspiel
à Exposition, Steigerung, Höhepunkt, Fall/Umkehr, Katastrophe
2.
3.
4.
5.
Zeit: Einheitlichkeit, kurzer Zeitraum
Raum: Einheitlichkeit, meist kein Raumwechsel
Personen: hoher Stand (Spiel – Gegenspiel)
Sprache: Einheitlichkeit, Verse, Hypotaxe; Dialog: Zielstrebigkeit, klar aufgebaute
Replikenwechsel, keine Spontaneität
è Abgeschlossenes Ende
è Das Bewusstsein bestimmt das Sein
è Idealismus; Abweichungen untermauern nur den Konflikt
Bezug zu „Kabale und Liebe“
è Zu Punkt 1: Ganzheit, keine Nebenhandlungen, wenn sie nicht auf die Haupthandlung
funktionalisiert sind; symmetrische Komposition (pyramidaler Aufbau)
(Aspekt des geschlossenen Dramas)
è Zu Punkt 2: keine zeitlichen Angaben, vermutlich länger als einen Tag, aber kontinuierlicher
Zeitfluss
(Aspekte beider Dramen)
è Zu Punkt 3: keine einheitlichen Räume, mindestens 3 Orte
(Aspekt des offenen Dramas)
è Zu Punkt 4: nicht ausschließlich hoher Stand, Personen sind umfangreich und sozial gemischt
(Aspekt des offenen Dramas)
è Zu Punkt 5: uneinheitliche Sprache, auf Personen zugeschnitten
(Aspekt des offenen Dramas)
Personen gestalten Gegenwart à Geschlossenes Drama
(z.B. Kritik am Adel, kritische Sicht des Bürgertums)
Ø Mischform zwischen offenem und geschlossenem Drama
Episches Theater
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Epische Mittel:
1. Titel oder Inhaltsangaben (nehmen Spannung)
2. Prolog und Epilog
3. Technik / Vorhang (Trennung von Kunst und Realität)
4. Lieder / Musik (Unterbrechungen, Reflektionsmöglichkeit)
5. Rückblenden (Erzähler auf der Bühne, kommentiert das Geschehen, kann Ereignisse aus
der Vergangenheit „aufrufen“), keine Einheit von Zeit, Raum und Handlung
o Strenge zeitliche Ordnung wird aufgehoben
o Szenen werden austauschbar
o Unterbrechungen, Distanz durch Brüche
o Trennung von Kunst & Realität
V-Effekte
1. Zitieren (Improvisation, abstruse Rollenverteilung àermöglicht kritisches Denken)
2. Fixierung des Nicht-Sondern (Geschehen muss nicht notwendig auf eine einzige
Handlung hinauslaufen, Welt ist veränderbar)
3. Lieder / Musik
4. Wendung an das Publikum à Distanz
àverstehen- nicht verstehen- verstehen (aus etwas Bekanntem etwas Erkanntes machen, denn das
Bekannte ist noch lange nicht erkannt. Damit aus etwas Bekanntem etwas Erkanntes wird, muss es aus
seiner Unauffälligkeit herausgeholt werden)
àEntfremdung als Vorstufe der Verfremdung, um die Identifikation der Zuschauer mit den Personen
zu verhindern und Ihnen somit die Möglichkeit zum Erkennen zu geben
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Wirkung
o Kritik an der Einfühlung à Distanz, Kunst und Wirklichkeit trennen à kritisch
beobachten
o Anti-aristoteles (keine Emotionen, Zuschauer soll in die reale Welt eingeführt werden)
o Anti-naturalismus (nicht nur Fassade sehen, sondern das, was hinter der Fassade steckt)
o Historisierung (Probleme erkennen und sich wehren àdie Welt ist veränderbar
o Dialektik (Gegensätzlichkeiten, gesellschaftliche Widersprüche)
Bezug zu „Der gute Mensch von Sezuan“
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keine Einheit von Zeit, Raum und Handlung
In den fünf "Wang-Zwischenspielen" wird die Handlung aus der Sicht Wangs
kommentiert und in den beiden Shen-Te-Zwischenspielen kommentiert diese das
Geschehen der Handlung aus ihrer Sicht.
Lieder (Geschehen auf der Bühne wird unterbrochen und kommentiert)
Wendung an das Publikum (Shen Te) und Zwischenspiele
Rückblende in der 8. Szene: Frau Yang, die Mutter von Sun, berichtet dem Publikum,
wie sich ihr Sohn von einem "verkommenen Menschen in einen nützlichen
verwandelt" hat. àAufnahme einer zweiten Perspektive, die eine Mehrsträngigkeit
der Zeit und des Raums zur Folge hat
Dialektik (Shui Ta und Shen Te, Geschäft und Moral, Götterbild und Götter in der
Wirklichkeit)
Epilog, Offener Schluss: Problem, aber keine Lösung wird gezeigt, Abbruch an der
Zuspitzung des Problems, die Hauptfigur tritt nach vorne und fragt das Publikum nach
der Lösung.
"Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluß!
Es muß ein guter da sein, muß, muß, muß!"
Gegenüberstellung
Dramatische Form
was der Mensch soll
seine Triebe
das Denken bestimmt das Sein
Katharsis, Mitleid empfinden
klassische Helden àIdentifikation
Gefühle im Vordergrund (emotional)
vermittelt Erlebnisse
Zuschauer in Handlung hineinversetzt
Spannung auf den Ausgang
Welt wie sie ist
Mensch als bekannt vorausgesetzt
unveränderliche Mensch
Epische Form
was der Mensch muss
seine Beweggründe
das gesellschaftliche Sein bestimmt das Denken
sich der Illusion bewusst sein, fragen, wie etwas
verändert werden kann
zwiespältig erscheinende Personen àkeine
Identifikation
Entscheidungen im Vordergrund (rational)
vermittelt Erkenntnisse
Zuschauer der Handlung gegenübergesetzt
Spannung auf den Gang
Welt wie sie wird
der Mensch ist Gegenstand der Untersuchung
veränderliche Mensch
Schiller: Schaubühne als moralische Anstalt
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Theater als Gericht über Verbrechen
Moralische Lehren werden vermittelt
Verknüpfung von Belehrung und Unterhaltung
Personen aus unterschiedlichen Ständen
Lessings Furcht- und Mitleidstheorie
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Ziel: Erregung von Leidenschaften und zwar von Furcht und Mitleid zur moralischen
Besserung des Zuschauers
Doppelbindung führt
àMitleid verhindert Egoismus
zu Allgemein- &
àFurcht verhindert Altruismus
Menschlichkeit
Katharsis (Läuterung der Seele)
Personen aus unterschiedlichen Ständen
èIdentifikation, Einfühlung