das Abkommen mit Iran

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Meinungen
Samstag, 18. Juli 2015
Leserbriefe
Recyclinganlage –
nichts spricht
gegen Bewilligung
Zu «Zank ums Zementi-Areal
spitzt sich zu», SN vom 10. 7.
Unter dem Titel «Zank ums
­Zementi-Areal spitzt sich zu» berichteten die «Schaffhauser Nachrichten» über das seit 2008 vor den
Gemeindebehörden hängige Bauvorhaben der SwissImmoRec AG.
Mit grosser Genugtuung hat die
SwissImmoRec AG durch diesen
Artikel die Aussage des Gemeindepräsidenten Philippe Brühlmann
zur Kenntnis nehmen dürfen, dass
in der Gemeinde grundsätzlich niemand (mehr) etwas gegen die Recyclinganlage hat. Das ist wirklich neu
und erfreulich. Ebenso sieht er als
Gemeindepräsident keine Probleme
bezüglich möglicher Erschütterungen. Somit dürfte der zeitnahen Erteilung einer Baubewilligung wohl
nichts mehr im Wege stehen. Konsequent und erfreulich ist dann auch
die Erkenntnis der Gemeinde, dass
eine Umzonung und die damit einhergehende materielle Enteignung
der SwissImmoRec AG bedenkliche
volkswirtschaftliche ­Konsequenzen
für die Gemeinde hätte. Denn im
Falle einer Um­zonung und somit
Enteignung käme eine Forderung
von mehreren Millionen Franken
auf die ­Gemeinde zu.
Lukas Metzler
VRP SwissImmoRec AG, St. Gallen
Es gibt würdigere
Redner als Tanner
Zu «Jakob Tanner am Bundes­
zmorge», SN vom 23. 6.
Mit Erstaunen habe ich erfahren,
dass als offizieller 1.-August-Redner
Jakob Tanner bestimmt wurde.
­Tanner war massgebend am ­BergierBericht beteiligt. Bis jetzt hat er
jede Gelegenheit am Fern­sehen und
in Zeitschriften wahrgenommen,
um unser Land und die Zweit-WeltKriegsgeneration schlechtzumachen. Ausgerechnet ein solcher Redner soll die offizielle 1.-August-Rede
in Schaffhausen halten! Schaffhauser, Eidgenossen, schafft diesen Redner weg. In Schaffhausen hat es bestimmt würdigere Redner, die unser
Land lieben und schätzen. Sicher
gibt es in unserem Land auch Dinge,
die eine Kritik wert sind. Aber ein
Redner, der bis jetzt unser Land und
unsere Bürger nur schlechtmachte,
gehört nicht an eine 1.-August-Feier.
Ernst Studer
Thayngen
Kanton foutiert
sich um sein Erbe
Zu «Regierung hält an Sparkurs
fest», SN vom 23. 6.
Allen Sparmassnahmen zum Trotz
leuchtet mir nicht ein, weshalb
­gerade die Kantonsarchäologie,
die sich um das kulturelle Gedächtnis Schaffhausens kümmert und
immer wieder mit hoch spannenden
­Grabungen und Funden (Iulio­
magus, Löhningen) aufwarten kann,
mit dem Verlust von «3,4 Vollzeitstellen auf eine Stelle und einem
rund 60 Prozent reduzierten Jahres­
budget» derart ausgeblutet werden
soll. Mir scheint, hier werde die sogenannte Opfersymmetrie reichlich
zuungunsten der Archäologie ausgelegt! Wie soll dieses Amt bei nur
noch einer Stelle (!) handlungsfähig
sein? Laut Regierungsrat scheint
auch die eingesetzte Arbeitsgruppe
nur darauf hinzuarbeiten, die
­Kosten an andere, sprich andere
Kantone oder den Lotteriefonds,
abzuwälzen. Damit drückt sich
der Kanton vor seiner vom Bund
vorgegebenen Aufgabe und foutiert
sich um sein kulturelles Erbe – ein
­Armutszeugnis sondergleichen.
Thomas Seiler
Schaffhausen
Das Fiasko wird
immer grösser
Zu «Stadt fordert Abfallzwang
für Region», SN vom 20. 6.
Die Feststellung, dass der Grün­abfall
jetzt nach Buchs zum Verbrennen
gekarrt wird, ist ein weiterer Meilenstein im Debakel um die KBA Hard.
Der Stadtrat hat recht, dass das völlig unsinnig ist. Es ist vor allem aber
unsinnig, dass noch mehr Geld für
diese Fehlplanung verschwendet
wird und dem Fiasko nicht endlich
ein Ende gesetzt und die Anlage
geschlossen wird. Es stimmt auch
nicht, dass der Zürcher Regierungsrat Flurlingen und Feuerthalen angewiesen hat, ihren Abfall an den Verband abzuliefern. Gemäss meiner
Nachfrage beim Kanton Zürich
wurde nie eine Gemeinde gezwungen, ausserkantonal zu entsorgen.
Da mit den zwei Gemeinden ein
Staatsvertrag besteht, wird das zwar
respektiert. Von der Kapazität her
wäre es aber kein Problem, wie vorgegeben im Kanton Zürich zu entsorgen. Das wären dann wieder zwei
Gemeinden weniger. Beim Grünabfall gäbe es allerdings im Gegensatz
zur Meinung des Stadtrats eine ganz
einfache ­Lösung. Da die Säcke das
Problem sind, müssen diese nur
geleert werden. Wenn man sieht, wie
viele vor allem junge Männer offensichtlich beschäftigungslos den ganzen Tag in der Stadt herumhängen,
könnte doch so einigen dieser Leute
eine sinnvolle Beschäftigung geboten werden. Das wäre dann auch
noch gut für den Umweltschutz.
Walter Schwaninger
Feuerthalen
Verletzte Katze
zum Tierarzt
Zu «Verletzte Katze mit Schlag­
stock getötet», SN vom 11. 7.
Wie sich gezeigt hat, ist die Polizei
nicht dein Freund und Helfer. Dieser Aufgabe waren die Beamten
nicht gewachsen. Man hätte eine
bessere Lösung finden können:
einen Anruf beim Tierarzt tätigen,
der 200 m vom «Tatort» entfernt,
eine Klinik mit 24-Stunden-Notfalldienst betreibt. Dieser wäre kompetent gewesen, den Zustand des Tieres festzustellen. Im schlimmsten
Fall hätte er die Katze eingeschläfert. Warum ich das weiss? Genau
das habe ich vor einigen Jahren
in einem anderen Kanton in einer
Nacht zum Sonntag gemacht. Damals konnte das Tier gerettet werden. In diesen Fällen belasten die
Tierärzte keine Kosten. Für mich
ein Grund, meine Haustiere von
diesem Arzt betreuen zu lassen.
Zum Glück habe ich nicht die Polizei informiert. Die Rechtfertigung
der Beamten durch einen Beamten
(Kantonstierarzt) sagt vieles.
Otto Küng
Beringen
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IAEA-Direktor Yukiya Amano (l.) und der Vizepräsident von Iran, Ali Akhbar Salehi, unterzeichnen das Atomabkommen. Israels
Botschafter in der Schweiz kritisiert den Vertrag. Er verhindere keinesfalls, dass Iran zur Nuklearmacht werde.Bild Key
Verzögerung statt Verhinderung –
das Abkommen mit Iran
I
srael hat seit Langem grösste
­Bedenken geäussert, was eine mögliche Vereinbarung zwischen den
P5+1 und Iran betraf. Das nun ausgehandelte Abkommen ist aus verschiedenen Gründen äusserst problematisch
und gefährdet unsere nationale und
­regionale Sicherheit. Die Nuklearmacht Iran wird damit bloss vertagt, jedoch in keiner Weise verhindert.
Erstens bleibt Iran seine nukleare
Infrastruktur grösstenteils erhalten.
Das Abkommen versäumt es, die
­Lockerung der Sanktionen an den
­Abbau der iranischen Kapazitäten zum
Bau von Atomwaffen zu binden. Es
­erlaubt Iran zudem, seine nuklearen
Ressourcen durch die Forschung und
die Entwicklung von fortgeschrittenen
Zentrifugen und interkontinentalen
Raketen auszubauen.
Ein zweiter Grund ist, dass die Einhaltung der Vereinbarung nur mittels
Geheimdiensten und Inspektionen
überprüft werden kann. Iran hat die
Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) jahrelang getäuscht und
belogen. Es ist wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass Iran die gegen­
wärtigen nuklearen Fähigkeiten alle
auf verdeckte Weise erreicht hat – trotz
der Sicherheitsklauseln der IAEO.
Diese ständige Irreführung in der
Vergangenheit macht es besonders störend, dass die Inspektionsregulationen
in keiner Weise umfassend sind und
nur Inspektionen für «manchmal, mancherorts» festlegen, statt für «jederzeit
und überall».
Mit der bevorstehenden Aufhebung
der gegen Iran verhängten Sanktionen,
Das Atomabkommen
mit Iran gefährdet
die nationale Sicherheit
­Israels und stärkt das
Schwellenland als
­Nuklearmacht. Unzureichende Inspektionen
sollen die Einhaltung
überprüfen – dabei
hat Iran die bisherigen
­Kontrolleure über Jahre
in die Irre geführt.
Von Yigal b. Caspi
wird das effizienteste Druckmittel
­eliminiert. Nur das Aufrechterhalten des
Drucks würde sicherstellen, dass Iran
seinen Verpflichtungen nachkommt.
Drittens sind die Beschränkungen
für das iranische Nuklearprogramm
zeitlich limitiert. Die wichtigsten
­Res­triktionen gelten nur für zehn
Jahre. Es gibt keine Mechanismen, die
die Aufhebung der Einschränkungen
vom Verhalten Irans abhängig machen.
Selbst wenn Iran in zehn Jahren noch
aggressiver gegen seine Nachbarn,
noch entschlossener zur Zerstörung
­Israels und noch unterstützender für
den globalen Terrorismus wäre, würden die Restriktionen trotzdem automatisch aufgehoben. Ein noch gefähr­
licherer Iran könnte die Urananreicherung massiv vorantreiben und wäre
dann nur noch Wochen davon entfernt,
spaltbares Material für ein ganzes
­nukleares Arsenal zu produzieren.
Viertens kann das Abkommen ein
nukleares Wettrüsten in der Region in
Gang setzen, da andere Staaten im
­Nahen Osten wissen, dass es Iran nicht
davon abhält, eine Nuklearmacht zu
werden. Dies würde die regionale
­Sicherheit untergraben und den internationalen Atomwaffensperrvertrag
bedeutungslos machen.
Nicht zuletzt ist auf die wirtschaftlichen Vorteile des Abkommens hinzuweisen, die Iran Zugang zu gesperrten
Geldern in Höhe von bis zu 150 Milliarden Dollar verschaffen. Diese Gelder
werden für Irans subversive Aktivitäten in der Region (Irak, Syrien, Libanon
und Jemen), seine Unterstützung von
Terror gegen Israel und seine Nachbarn sowie die Machterhaltung des Ajatollah-Regimes eingesetzt. Gleichzeitig
kommt Iran durch die Verein­barung in
den Genuss von internationaler Legitimität und wird durch seinen Status als
nukleares Schwellenland gestärkt.
Unter diesen Umständen ist Israel
gezwungen, die Einhaltung und die
Entwicklung in Iran genaustens zu
­beobachten und sich weiterhin alle
­Optionen offenzuhalten.
Yigal B. Caspi, israelischer Botschafter in Bern.
Presseschau Angela Merkel tröstet ein Mädchen – und erntet Kritik
Wenn Politik auf Realität trifft, das Prinzip auf den Fall, der Verstand aufs Herz,
geht es selten ohne Schrammen ab. Und
gerade Angela Merkel ist für solch einen
Das wahre Problem ist aber nicht
­Merkels angebliche Gefühlskälte. Die
Emotionen der Kanzlerin sind zweitrangig. Entscheidend ist, wie Merkel
Merkel, im persönlichen Gespräch
­witzig, liegt öffentlich, wenn sie keine
erprobten Formeln verwenden kann,
oft haarscharf neben dem, was sie ­sagen
Aufprall anfällig. Sie hat das Gefühl aus
ihrer Politik verbannt. Sie hat sich in
der Griechenland-Krise angewöhnt, der
Wut, dem Zorn, der Trauer der Griechen Fakten und Zahlen entgegenzuhalten. (…) So standen die Tränen des Kindes und die Rationalität der Kanzlerin
nebeneinander, und Merkel wirkte so
hilflos und kalt wie Wolfgang Schäuble
angesichts der ­weinenden griechischen
Rentner. (Süddeutsche Zeitung)
ihre Politik für Flüchtlinge, Asylbewerber, Zuwanderer, Migranten in den
­vergangenen Jahren ausgerichtet
hat. Leider ist die Bilanz kläglich. Einzelne Gesetze gab es viele, grundlegend überdacht wurde die Haltung
zur Flüchtlingskrise nie. Währenddessen gehen Kriege und Konflikte weiter, setzt die EU auf Abschreckung,
sterben Menschenmassen im Mittelmeer. ­(Spiegel Online)
will. Und das weiss sie auch. Tatsächlich reagiert Merkel auf die ­Emotion
des Mädchens – nur ist es keine sprachliche Reaktion. Sie geht vielmehr auf
das Kind zu und sucht den Körperkontakt. Das Streicheln, eine Geste, sagt
das, wozu Merkels Sprache nicht reicht.
Merkel ist, wenn man sie wirklich dafür
kritisieren will, in diesem Moment nicht
emotional beschränkt, sondern sprachlich limitiert. (Die Welt)