Die Kirche in Glonnbercha: Ein Schmuckkästchen im Glonntal. Das Schiff ist im Ursprung romanisch. Das zeigen die Türe und die Fenster an der Nordund Südseite angedeutet. Ältere Fundamente sind unter dem Boden des Chores. Der Chor ist gotisch. Fenster und Schiff wurden barockisiert. Ein Fenster über der Sakristeitüre wurde 1962 entdeckt und wieder aufgemacht. Das zeigt die ursprüngliche Form. Auch die Beleuchtungsnische wurde 1962 wieder aufgemacht. Sie hat einen Kamin ins Freie. Die gotische Malerei, mit der die ganze Kirche ausgestattet war, stammt aus der Zeit von 1450 - 60. Im Chor ist sie gut erhalten. Einige schwache Spuren sind noch an der Westwand über der Emporentreppe zu sehen. Diese Malereien wurden in der Folgezeit nach Zeitgeschmack mit Renaissance-Ornamentik und diese wieder mit Barockgemälden überdeckt. In der Folgezeit wurden noch viele einfarbige Tünchungen vorgenommen in Grau, Gelb und Weiß, so daß eine Schicht von 1 bis 1,5 cm entstand. Gut erhalten ist die Renaissance-Ornamentik an der Emporen-Brüstung 1577. Drei Zierbretter von dieser Emporen-Vorgängerin wurden bei der Erneuerung dieser Empore unter den Bodenbrettern gefunden. Sie dürften aus der Zeit um 1300 stammen. Sie zeigen gotische Brandmalerei. 1626 wurde die Kirche barockisiert und die Sakristei angebaut. Dabei hat man, um mehr Licht zu bekommen, die Fenster an der Nordseite des Chores ausgeschlagen und dabei die gotischen Gemälde Mariä Verkündigung und Geburt Christ! buchstäblich zum Fenster hinausgeschlagen. Ein Muster von Barockmaierei ist noch der Engelskopf über der Sakristeitüre und seine Umgebung und die Kartusche mit dem Marienmonogramm. Außerdem das Ornament und die Jahreszahl MDCXXVI (1626) in der Westkehle des Chorbogens oben. 1876 wurde der Verputz bis zur Fensterhöhe abgeschlagen und die Mauer mit heißem Teer gestrichen gegen die Feuchtigkeit. 1906 wurde dieser Putz wieder entfernt und die Mauer innen und außen mit Zementputz versehen. Die Folge war, daß die Feuchtigkeit bis über 2 m Höhe gestiegen ist und die Mauer dem Ruin preisgegeben war. 1960 - 65 wurde die Kirche einer gründlichen Restaurierung unterzogen und vom vollkommenen Verfall gerettet. Der Betonputz wurde entfernt (fleißige Hände einiger Männer von Glonnbercha haben diese schwere Arbeit gemacht). Nach 4jährigem Austrocknen wieder verputzt mit 4jährigem Sumpfkalk. Außerdem wurde eine Bodenentlüftung angelegt. Empore erneuert, Pflaster aus handgeschlagenen Hartbrandsteinen, Turmdach, Dachrinnen, Decke befestigt. Chor mit Eisenkorsett versehen, Altäre erneuert, Abschlußgitter und Leuchter am Hochaltar, Friedhoftor gemacht. In dieser Zeit wurden auch die schönen Gemälde aufgedeckt. Nach diesen Arbeiten hat sich gezeigt, daß die Grundmauern sehr schlecht waren. Da aber für eine gründliche Sanierung keine Mittel mehr vorhanden waren, mußte man sich mit einer Trockenlegung mit Schemelplatten begnügen. In der Zeit haben der Pfarrer und seine Haushälterin gespart und es fertig gebracht, daß im Jahr des Denkmalschutzes 1975 das Fundament, der Putz an der Westseite und am Turm, der Blitzableiter erneuert werden konnten. Spende: Neben persönlicher Arbeit rund 30.000,-- DM. Nun ist die Kirche vor dem Verfall gerettet. In späterer Zeit mußte noch das Dach und der Dachstuhl saniert werden. Die Aufdeckung der Gemälde erforderte viel Mühe und Zeit. 4 Jahre lang hat der Pfarrer seine ganze Freizeit geopfert und Millimeter für Millimeter der Übertünchung entfernt. Die Gemälde: Beherrschend ist das Hauptereignis, der Erlösertod Christi. Die Blutstropfen (Erlösergnaden) kommen über Maria (Gnadenmittlerin) durch die Priester (Meßopfer) auf die Menschen. Werdegang der Erlösung: Mariä Verkündigung (durch Fenster vernichtet), Geburt Christi (ebenfalls durch Fenster vernichtet), Tod Mariens. Oben nimmt Christus die Seele Mariä (Kind) in seine Arme. Im Gewölbe ist Christus, der Weltenherrscher (Pantokrator) umgeben von den Zeugen der Erlösung: 1. Engel mit den Marterwerkzeugen. 2. Evangelisten. 3. an der Wand noch einige heilige Jungfrauen. 4. an der Westseite des Schiffes über der Emporen-Treppe die Apostel. Weitere Malereien waren leider so schlecht, daß eine Aufdeckung nicht mehr möglich war. Damit ist ein Schmuckkästchen christlicher Kunst und ein Zeugnis der Frömmigkeit unserer Vorväter dem Verfall entrissen worden. Es wäre nur zu wünschen, daß auch wir und unsere Generation den Glauben und die Frömmigkeit erhalten und an die Nachfahren weitergeben zur größeren Ehre Gottes! Darum soll dieses KirchIein nicht nur ein Museumsstück sein, das nur angeschaut und geknipst wird, sondern es soll den Besucher zu gläubiger Frömmigkeit anregen. Wenn das geschieht, dann hat die mühevolle Arbeit ihren Zweck erfüllt. Alles zur größeren Ehre Gottes! Kollbach, den 5. 11. 1975 Hintereiter Hans, Pfarrer
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