Wir legen jeweils die Innenstadt lahm - MICE-tip

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CASE STUDY ❚ Züri Fäscht
«Wir legen jeweils
die Innenstadt lahm»
Das dreitägige Züri Fäscht, das alle drei Jahre
durchgeführt wird, steht vor grossen Herausforderungen.
. : Nathalie de Regt
Dieses Jahr wird das traditionelle Züri
Fäscht zum zehnten Mal über die Bühne gehen. Das grösste Volksfest der
Schweiz hat seinen Ursprung
. Damals wurde anlässlich der . Zürcher
Autoschau am . Juni ein Seenachtsfest veranstaltet.
feierte der Kanton Zürich seinen
. Geburtstag und
die Jubiläumsfeier fand erstmals unter
dem Namen «Züri Fascht» statt.
Während die Stadtfeier zunächst
in unregelmässigen Abständen – mal
mit und mal ohne Feuerwerk − organisiert wurde, wechselte man ab
in den fixen Rhythmus von drei Jahren.
Anlässlich der «
Jahre Eidgenossenschaft» wurde dann
der Trägerverein Züri Fäscht gegründet. Seit
damals heisst das Zürcher Seenachtsfest nun fix Züri Fäscht. «Seenachtsfeste gibt es ja überall in der Schweiz, ein
Züri Fäscht gibt es nur hier», erklärt
Roland Stahel, langjähriger Geschäftsleiter des Festes, «dennoch gibt es immer noch einige, die vom Seenachtsfest sprechen.» Alte Traditionen lassen
sich nicht so schnell ablegen.
Sicherheitskonzept
wird überarbeitet
Bei der letzten Durchführung
besuchten , Millionen Besucher das grösste
Volksfest der Schweiz – man beachte den Seiltänzer bei derKirche St. Peter ...
MICE-tip 1 ❚ 2016
Was klein und überschaubar begann, ist zum grössten Volksfest der
Schweiz gewachsen. , Millionen Besucher pilgerten
bei der letzten
Durchführung des Züri Fäschts während drei Tagen in die Stadt. Einer
Umfrage zufolge feiern über
% der
Züricherinnen und Zürcher mit. «Wir
legen jeweils für drei Tage praktisch
den Verkehr in der Innenstadt lahm»,
räumt Stahel ein. Doch der Besucherstrom bringt auch seine Probleme mit
sich. Bereits
wurde aufgrund
der Vorfälle in Duisburg während der
Loveparade
das Sicherheitskonzept überarbeitet. Seit der letzten Durchführung ist ein -köpfiges
CASE STUDY ❚ Züri Fäscht
Team daran, dieses noch weiter zu
verbessern, inklusive Crowd Management. «Die Sicherheitsabstände werden vergrössert, Notfallhotlines, Troubleshooters, Feuerwehr, Polizei und
Sanitätseinrichtungen sind an neuralgischen Punkten präsent», versichert
Stahel. Dass diese Massnahmen nicht
gratis sind, ist klar. «Unser Budget ist
von , Millionen Schweizer Franken
auf , Millionen gestiegen», führt Stahel weiter aus. Dies nicht nur aufgrund
der erhöhten Sicherheitsmassnahmen,
sondern u. a. anderem auch weil der
Zürcher Verkehrsbund in Zukunft für
das Bereitstellen des Nachtnetzes ein
Entgelt verlangt.
Um das entstandene Loch zu stopfen,
werden der Kantons- und Gemeinderat voraussichtlich zusätzlich
Franken sprechen. Ausserdem werden
die Getränke teurer − «wir verlangen
sozusagen einen ZVV- er» −, und
die Festplatzabgaben wurden erhöht.
Der Trägerverein deckt den Verlust.
«Nach der diesjährigen Durchführung
müssen wir Bilanz ziehen. Die Finanzierung für
muss überdacht werden, sonst wird es kein weiteres Züri
Fäscht mehr geben», bedauert Stahel,
«doch glücklicherweise müssen wir
als Verein keinen Gewinn generieren.»
Zurzeit werden die Kosten hauptsächlich durch die Teilnehmer gedeckt. «Rund , Millionen Franken
erhalten wir durch Standplatzverkäufe und allgemeine Erträge., je Million
übernehmen die Stadt bzw. der Kanton
ohne Geldfluss, hinzukommen
Franken ebenfalls von Stadt und Kanton, die restlichen
Franken
übernimmt der Verein», zählt Stahel
auf. Es gebe zwar diverse Sponsoringmöglichkeiten, doch aufgrund des
sehr durchmischten Publikums – «von
Familien mit Kindern, über Junge und
Junggebliebene bis hin zu den älteren
Semestern sind alle Altersgruppen
Seit 9
gehört das Feuerwerk
fix ins Züri-Fäscht-Programm.
am Züri Fäscht anzutreffen» − ist das
Volksfest für Unternehmen als Werbeplattform eher unattraktiv, stellt Stahel fest. Doch das Publikum wurde in
den letzten Jahren tendenziell jünger,
urbaner und trendiger. «Viele Clubs im
Kreis und haben während diesen
drei Tagen geschlossen oder betreiben
nun eine Festwirtschaft.»
Festprogramm entsteht
Bereits bei der letzten Durchführung
liessen die Organisatoren eine App
programmieren, die auch fürs Tracking der Besucher genutzt wurde.
«
wurde sie ca.
mal heruntergeladen, für dieses Jahr haben wir
uns das Ziel von
Downloads
gesetzt», führt Eve Baumann, Ressortleiterin Medien, aus. Die App wird
momentan aktualisiert und u. a. mit
mehr Sicherheitsfeatures ausgestattet. «Ausserdem ist das gesamte Pro-
gramm der drei Festtage aufgeschaltet», ergänzt Baumann. So können die
Besucher laufend überprüfen, was sie
als nächstes erleben wollen und wo
die nächste Attraktion stattfindet.
Das Festprogramm mit den Attraktionen für dieses Jahr wird zurzeit erarbeitet. Was die Festwirtschaften und
Stände betrifft, sammelten sich über
Bewerbungen an. «Für die Chilbi
meldeten sich doppelt so viele Interessenten wie wir Plätze haben», offenbart Stahel.
% seien Wiederholungstäter, die Tendenz gehe aber von
grossen zu eher kleineren Ständen.
«Für mich ist es jeweils ein grosses
Puzzle, das ich zusammensetzen muss,
damit wir ein abwechslungsreiches
und interessantes Fest präsentieren
können», erklärt der langjährige Organisator, der halb Zürich persönlich
kennt. ◆
www.zuerifaescht.ch
Das Züri Fäscht in Zahlen
Ÿ Rund 2,5 Millionen Besucher an drei Tagen
Ÿ Über 60 Bühnen mit Konzerten und Aufführungen
Ÿ 150 Festwirtschaften und 300 Markt- und Foodstände
Ÿ Grosse Chilbiplätze mit über 100 Schaustellern
Ÿ Stündlich aufregende Attraktionen und spektakuläre Shows – zu Wasser, zu Lande und in der Luft
Ÿ ÖV rund um die Uhr nach Spezialfahrplan (Tagesangebot auch in der Nacht)
Nächste Durchführung: 1. bis 3. Juli 2016
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