Quartalsbericht 2/2015 - Anderes Finanzberatung AG

Rück- und Ausblick
im Juli 2015
Dass die langfristigen US Zinsen um mehr als 1,5% höher liegen als in Deutschland ist historisch gesehen eher selten und markiert die grösste Zinsdifferenz in
den letzten zehn Jahren.
Rückblick
Weltwirtschaft:
Langsames Wachstumstempo
Die US Wirtschaft hat im ersten Quartal 2015 negativ überrascht. So revidierten
die Behörden das amerikanische Bruttoinlandprodukt (BIP) erneut nach unten, sodass sogar ein leichtes Negativwachstum resultierte. Sicher trug der harsche Winter in den USA das Seine dazu bei, dass das Wachstum negativ ausfiel, und ein
gewisser Kompensationseffekt kann im weiteren Jahresverlauf erwartet werden.
Die jüngsten Zahlen zur US Wirtschaft bestätigten diese Erwartung.
In Europa, wo alle Augen im Moment auf Griechenland gerichtet sind, entwickelte
sich die Konjunktur erfreulich. Mit einer Jahreswachstumsrate von 1% im ersten
Quartal 2015 wies die Eurozone das stärkste Wachstum seit 2012 auf. Die jüngst
veröffentlichten vorlaufenden Indikatoren bestätigten den Aufwärtstrend im Euroraum. Als Zugpferd erwies sich Deutschland, wo das Angebot an Arbeitskräften
immer knapper wird, aber auch Irland, Spanien und sogar Frankreich trugen zur
positiven Entwicklung bei.
Rendite 10-J.-Anleihen
Schweiz
(CHF)
Deutschland
(EUR)
England
(GBP)
Amerika
(USD)
Japan
(JPY)
31.12.2013
1.29 %
1.94 %
3.03 %
2.98 %
0.73 %
31.12.2014
0.31 %
0.22 %
1.89 %
1.92 %
0.32 %
30.06.2015
0.10 %
0.78 %
2.05 %
2.35 %
0.46 %
Geldmarktsätze (3 Monate)
31.12.2013
31.12.2014
30.06.2015
0.023 %
0.266 %
0.246 %
0.148 %
- 0.012 %
0.029 %
0.255 %
0.112 %
- 0.784 %
- 0.009 %
0.284 %
0.099 %
Schweizerfranken
Euro
US-Dollar
Yen
Aktienmärkte:
Leicht rückläufig
Die Schweizer Wirtschaft leidet derweil an den Folgen des starken Frankens. Das
Bruttoinlandprodukt schrumpfte leicht um 0,2% im ersten Quartal 2015. Angesichts der Aufwertung des Frankens um mehr als 12% gegenüber dem Euro hielt
sich der Schaden zwar in Grenzen. Nichtsdestotrotz dürfte der Gegenwind, der
vor allem der Schweizer Exportwirtschaft ins Gesicht bläst, von dauerhafter Natur
sein.
Nach den starken Kursanstiegen anfangs Jahr traten die wichtigsten Aktienmärkte
in eine Konsolidierungsphase ein. Im zweiten Quartal 2015 tendierten sowohl der
schweizerische wie der deutsche Aktienmarkt negativ. Die nicht enden wollenden
Verhandlungen mit Griechenland wirkten belastend. Die US-Aktienindizes veränderten sich wenig, wobei sich der technologielastige Nasdaq-Index etwas besser
schlug als der S&P500 Index.
Obligationenmärkte:
Aktien-Indices in Lokalwährung
Schweiz
SMI
Schweiz
SPI
USA
S&P 500
USA
Nasdaq Com.
Europa
Euro Stoxx 50
England
FTSE 100
Japan
Nikkei 225
Hongkong
Hang Seng
Weiterhin tiefe Zinsen
Die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen der Eidgenossenschaft sind nun
wieder knapp positiv, nachdem sie im ersten Quartal noch Minusrenditen aufwiesen. Etwas ausgeprägter war der Zinsanstieg in Deutschland, wo die zehnjährigen
Staatsanleihen wieder bei 0,78% rentieren, dies nachdem sie im April die 0%
Marke touchiert hatten.
Auffallend ist der Renditeunterschied zwischen den USA und Europa. Während
die europäischen Zinsen stark gefallen sind, ist in den USA nicht allzu viel passiert.
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31.12.14
8835.14
8695.61
1972.29
4493.39
3225.93
6622.72
16173.52
22928.14
30.06.15
8780.91
8918.62
2063.12
4986.87
3424.30
6520.98
20235.73
26254.17
2015 in %
- 0.61
+ 2.56
+ 4.61
+ 10.98
+ 6.15
- 1.54
+ 25.12
+ 14.51
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Rück- und Ausblick
Devisenmärkte:
im Juli 2015
Beruhigung
Nach dem überraschenden Entscheid der Schweizerischen Nationalbank vom
15. Januar 2015, die Kursuntergrenze von Fr. 1.20 zum Euro aufzuheben, fragten
sich viele Marktteilnehmer, wo sich der Euro gegenüber dem Schweizer Franken
einpendeln würde. Die Antwort kennen wir nun. Der Euro notiert seit Monaten relativ stabil in einer Bandbreite zwischen 1.03 – 1.06.
Der US Dollar trat im zweiten Quartal in eine Konsolidierungsphase ein, nachdem
er zu Jahresbeginn sehr stark war. Etwas unter Druck gerieten auch andere Dollar-Währungen. Sowohl der australische und vor allem der neuseeländische Dollar verloren gegenüber dem Schweizer Franken an Wert.
Edelmetalle & Rohstoffe:
Bodenbildung
Die wichtigsten Rohstoff-Indizes, welche Ende letzten Jahres und zu Beginn dieses Jahres stark unter Druck gerieten, haben sich stabilisiert. Der Rohölpreis
konnte sich von seinen Tiefstständen lösen und hat sich inzwischen bei
USD 55-60 eingependelt. Gold und Silber notierten wenig verändert, während Platin und vor allem Palladium ihre Negativtrends fortsetzten.
Ausblick
Weltwirtschaft:
Moderates Wachstum
Auch wenn die Dynamik der US Wirtschaft zu Beginn des Jahres etwas überschätzt wurde, dürfte sich ein moderater Wachstumstrend einstellen. Auch wenn
die offizielle Arbeitslosigkeit für amerikanische Verhältnisse sehr tiefe Werte erreicht hat, bleibt die Entwicklung der Stundenlöhne moderat. Nach wie vor gibt es
eine hohe Zahl von Teilzeitarbeitenden, die gerne länger arbeiten würden. Die
Kapazitätsauslastung in der Industrie hat normale Werte erreicht, sodass auch
von dieser Seite in absehbarer Zeit kein Teuerungsdruck entstehen sollte.
Die europäische Konjunktur sollte sich aufgrund der vorlaufenden Indikatoren
grundsätzlich weiter positiv entwickeln. Risikofaktor Nummer eins bleibt kurzfristig
Griechenland. Die Volatilität an den Märkten wird steigen, sollte Griechenland aus
dem Euro austreten. Wir glauben aber nicht, dass das kleine Land, welches gerade mal 1,8% der Wirtschaftsleistung der Eurozone ausmacht, die Weltwirtschaft
auf Dauer beeinträchtigen wird.
Obligationenmärkte:
Lange Laufzeiten meiden
Die Tiefzinsphase sollte weiterhin andauern. Allerdings dürfte sich eine gewisse
Normalisierung mit der Zeit durchsetzen. Sollte sich die europäische Konjunktur
weiter erholen, droht ein Zinsanstieg, der die europäischen Zinsen wieder in die
Nähe der amerikanischen bringen könnte. In der Schweiz ist auf absehbare Zeit
kaum mit höheren Zinsen zu rechnen; zu stark ist die Schweizer Währung.
Bei Unternehmensanleihen ist Selektivität gefragt. Anleihen von erstklassigen
Schuldnern sind sehr teuer. Wir meiden sie ebenso wie langfristige Anleihen, die
bei einem Zinsanstieg besonders in Mitleidenschaft gezogen würden. Obligationen mit Negativrenditen haben wir kürzlich verkauft.
Aktienmärkte:
Gemischtes Bild
Die Gewinndynamik der US Unternehmen dürfte etwas nachlassen. Einerseits
präsentierte sich das konjunkturelle Umfeld jüngst wie oben beschrieben nicht von
seiner besten Seite, andererseits dürfte es schwierig werden, die rekordhohen
Margen zu halten. Mehr Aufschluss zur Gewinnentwicklung wird die bevorstehende Berichtssaison in den USA geben; die Erwartungen erscheinen uns aber
eher hoch gesteckt.
Rückenwind wird auch nicht von der amerikanischen Notenbank (Fed) kommen.
Die Zeichen stehen auf Zinserhöhung. Die historische Erfahrung zeigt, dass im
Vorfeld einer ersten Zinserhöhung die Aktienmärkte eher Gewehr bei Fuss stehen.
Nur selten haben sie sich in einer solchen Phase nach oben bewegt.
Was weiterhin für Aktien spricht ist die relative Attraktivität. Die Dividendenrenditen übertreffen die Obligationenrenditen deutlich, was aussergewöhnlich ist. Hinzu
kommt die sehr expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, welche die
Aktienmärkte antreibt.
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Rück- und Ausblick
Devisenmärkte:
im Juli 2015
und Schweizer Titel mit guten Prognosen und nachhaltigen Dividenden bevorzugen.
Starker Franken – wie lange noch?
Trotz Negativzinsen ist der Schweizer Franken eine gesuchte Währung. Die
Schweizerische Nationalbank hat wiederholt betont, dass sie den Franken als
deutlich überbewertet erachtet. Aber was müsste passieren, dass sich der Franken wieder seinem fairen Wert annähert, also schwächer wird?
Traditionell ist der Franken ein sicherer Hafen, also ein Zufluchtsort in unsicheren
Zeiten. Solange die Probleme in der Eurozone nicht zumindest entschärft sind,
wird der Franken wohl noch überbewertet bleiben. Was aber nicht übersehen werden sollte ist die Wachstumsdifferenz zwischen der Schweiz und der Eurozone.
Während die Schweiz in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen ist als die
Eurozone, scheint sich dieses Momentum zu drehen. Die Konsequenz wäre ein
tendenziell schwächerer Franken.
Aus diesen Überlegungen erachten wir Anlagen in Fremdwährungen, vor allem im
Obligationen-Bereich, als interessant.
Edelmetalle & Rohstoffe:
Seitwärts
Aus technischer Sicht ist Rohöl in der besten Ausgangsposition für einen weiteren
Preisanstieg. Aus fundamentaler Sicht hingegen bleibt der Ausblick für die meisten Rohstoffe eher trüb. Die schwache Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern dürfte das Aufwärtspotential begrenzen.
Fazit nach Anlagekategorien
Geldmarkt:
Derzeit übergewichten. Zum vorübergehenden Parkieren
von Obligationen-Fälligkeiten nutzen.
Obligationen:
Keine langen Laufzeiten. Fremdwährungsobligationen
(vor allem im US Dollar) interessanter als CHF- Obligationen. Variabel verzinste Obligationen und inflationsgeschützte Anleihen als Depotbeimischung.
Aktien:
Leicht untergewichten. Aufgrund der Charttechnik würden
weitere Kurseinbussen nicht überraschen. Untergewicht
zu Lasten US-Aktien. Europa könnte positiv überraschen,
sobald Griechenland aus dem Fokus gerät. Europäische
Währungen:
Fremdwährungsexposition etwas ausbauen. US-Dollar
könnte Parität zum Franken wieder erreichen, Pfund als
Beimischung. Australischer und neuseeländischer Dollar
auf gegenwärtigem Niveau interessant.
Edelmetalle:
Gold als Worst-Case-Absicherung. Bei Preisrückgängen
eventuell kurzfristige Positionen aufbauen.
Wandel-Obligationen:
Alternative zu Aktien und Obligationen; da aber Auswahl
an Direktanlagen beschränkt, Anlagefonds dazu nutzen.
Alternativanlagen:
Mikrofinanz, FairTrade, Wind-Energie aus Diversifikationsüberlegungen weiterhin interessant. Schweizer Immobilienfonds verkaufen.
Charttechnik
SMI: Der letztmals prognostizierte Anstieg für das 2. Quartal 2015 kam bereits im
April knapp unter dem SMI-Allzeithöchst von 9536 zum Erliegen. Die anschliessenden Wellenbewegungen führten jeweils nicht mehr bis zum vorangegangenen
Höchst. Dieser charttechnische Aspekt wurde durch fallende Momentum-Indikatoren noch bestätigt und es erstaunt daher nicht, dass gegen Quartalsende sogar
die Monatscharts auf „Verkaufen“ drehten. Das Hoffen auf neue Höchststände
wurde auf die nähere Zukunft vertagt.
Das Drama um Griechenland verstärkte die unerfreuliche Situation noch. Gleich
welche Entscheidung die Griechen treffen, die Unsicherheit dürfte andauern. Die
Märkte jedenfalls erwarten in nächster Zeit kaum etwas Positives.
Diverse Weltbörsen: Gegen Ende Juni wechselten ausser beim Nikkei alle übrigens Indizes auf „Halten“ oder sogar auf „Verkaufen“. Eine derartige Konstellation
mit einer weltweiten Anlagequote (AFB-Systech mit 20 Indizes) seit dem 20. Juni
2015 mahnt nicht nur zur Vorsicht, nein, sie erfordert einen weiteren Abbau oder
eine Absicherung der Aktienquote innerhalb der vertraglich vereinbarten Bandbreite.
Andererseits setzen wir eine gewisse Hoffnung auf die Unterstützungslinie im SMI
bei ca. 8750, ebenso auf das seit Mitte Juni leicht steigende Momentum. Aber
weder RSI, Stochastic, noch MACD deuten im Tageschart momentan auf einen
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Rück- und Ausblick
im Juli 2015
raschen Stimmungswechsel hin. Es müsste sich in den nächsten Tagen und Wochen schon einiges tun, um den langfristig ausgerichteten Monatschart wieder in
Kauflaune zu versetzen.
Diverse Charts
Konjunktur
Chicago Einkaufsmanagerindex
(Wert >50 = wachsende Wirtschaft):
1990 – 2015
National Association of Home Builders (NAHB) Immob. Index: 1985 - 2015
Dieser Immobilienmarktindex wird von einer monatlichen Befragung von ca. 400
Bauunternehmern abgeleitet, die die NAHB bereits seit Januar 1985 durchführt.
Werte oberhalb von 50 Punkten bedeutet, dass mehr Bauunternehmer die Verkaufsbedingungen mit gut als mit schwach bewerten.
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Rück- und Ausblick
US Arbeitslosenquote in % 1948 – 2015
im Juli 2015
“Eidgenossen” 10 Jahre (Rendite):
30.06.2005 – 30.06.2015
Zinsen
Inflation Schweiz
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Rück- und Ausblick
im Juli 2015
SMI: Vergleich zu anderen Aktienindices (in CHF)
Devisen
Aktien
SMI-Index und SPI-Index
30.06.2014 – 30.06.2015
30.06.2005 – 30.06.2015
US-Dollar und Euro zum Schweizerfranken:
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30.06.2005 – 30.06.2015
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Rück- und Ausblick
US-Dollar und Euro zum Schweizerfranken:
im Juli 2015
30.06.2014 – 30.06.2015
Edelmetalle (in USD pro Unze):
Rohöl Fass ETI Light:
30.06.2005 – 30.06.2015
2006 – 30.06.2015
Edelmetalle und Rohstoffe
Gold und Silber (USD pro Unze):
30.06.2014 – 30.06.2015
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Rück- und Ausblick
im Juli 2015
Performance Anlagefonds - 30.6.15 (jeweils in Fondswährung)
iShares Swiss Domestic Government 3-7 (CHF)
+ 1.71 %
FISCH Conv. Bond Fund International (CHF)
+ 1.83 %
Lombard Odier Conv. Bond Fund II (CHF) (seit 27.3.14)
+ 3.51 %
Man Convertibles Europe (EUR)
+ 4.32 %
Man Convertibles Japan Fund (EUR)
+ 6.70 %
BB Entrepreneur Switzerland Fund (CHF)
+ 1.43 %
3V Invest Swiss Small & Mid Cap (CHF)
+ 0.83 %
Raiffeisen Index Fonds – SPI
+ 0.49 %
Carmignac Investissement (EUR)
+ 12.42 %
Classic Global Equity Fund (CHF)
-
Classic Value Equity Fund (CHF)
+ 5.38 %
Tweedy Browne Value Fund (CHF)
-
ISI Far East Equities (EUR)
+ 15.20 %
Allianz Rohstofffonds (EUR)
-
0.34 %
BGF World Gold Fund (USD)
-
5.99 %
SAC Ass. Global Energy & Mining (USD)
-
5.45 %
Man AHL Diversified Markets (EUR)
-
5.80 %
responsAbility Global Microfinance Fund (CHF)
-
0.10 %
responsAbility Fair Trade Fund (CHF)
+ 1.53 %
InvestInvent Wind Energy Fund (CHF)
+ 0.71 %
Immofonds (CHF)
+ 5.21 %
0.67 %
0.49 %
© ANDERES FINANZBERATUNG AG
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