Waschen mit Ozon - Holzmann Medienshop

reinigungstextilien | praxis |
Aus der Luft gegriffen
Waschen mit Ozon
Steigende Energiepreise und hoher Zeitdruck in der Gebäudereinigung lenken den Blick auf
neue Lösungen. Ein alternatives Verfahren könnte für eine kostengünstige, schnellere und hygienische Aufbereitung von Reinigungstextilien sorgen: Das Waschen mit Ozon.
Oxidationspotenzial für die Waschtrommel
Die vielen positiven Eigenschaften der Ozon-Wäsche haben den
schweizerischen Maschinenhersteller Regiomat (Therwil) bereits
rationell reinigen | 7.2015 vor einigen Jahren bewogen, das Verfahren auch in E
­ uropa publik zu machen. Allerdings beschränkt das Unternehmen die
­Anwendung auf Hotelwäsche aus der 5-Sterne-Hotellerie. Die
Gründe hierfür liegen in der Wirkungsweise von Ozon.
Ozon ist eines der stärksten Oxidationsmittel überhaupt. Aufgrund
seines hohen Oxidationspotenzials reagiert es mit zahlreichen
Waschflotten­inhaltsstoffen, wie die Wäschereiforschung Krefeld
bereits Mitte der 1990er Jahre überprüfte.2 Demnach reagiert das
Ozon mit Chromophoren, also farbgebenden Bausteinen eines
Moleküls, und olefinischen Verbindungen (ungesättigte Kohlen-
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Bakterien, Keime und Co. gehören im Gesundheitswesen
zu der unliebsamen Fracht eines Reinigungstextils. Um die
­Mikroorganismen nach getaner Arbeit wieder zu entfernen,
wird der Waschladung ein nach Robert Koch-Institut gelistetes
­Desinfektionsmittel zugegeben. Dessen Wirkung ist abhängig von
Zeit und Temperatur; üblicherweise findet die Desinfektion bei
60 °C und einer Dauer von mindestens zehn Minuten statt.
Angesichts der steigenden Energiepreise und des hohen Zeitdrucks der Gebäudereinigung könnte das Waschen mit Ozon als
alternatives Verfahren für eine kostengünstige, schnellere und
hygienische Aufbereitung von Reinigungstextilien sorgen.
Aufgrund seiner physikalisch-chemischen Eigenschaften wird
Ozon schon lange in sehr verschiedenen Bereichen angewendet.
In der Luft-, Trinkwasser- und Schwimmbadwasseraufbereitung
wird es zur Entkeimung eingesetzt.
In der Abwasseraufbereitung nutzt man das Gas zur Beseitigung
von Trübungen, Färbungen, Geruch und zum Abbau diverser
­wasserbelastender Stoffe.
Es findet außerdem Verwendung in der Sterilisation von medizinischen Geräten. In der Lebensmittelindustrie werden Hühnereier
mit Ozon desinfiziert. Und frisches Obst und Gemüse kann dank
Ozon hygienisch gehalten werden.
Dass sich das Gas auch zur desinfizierenden Aufbereitung von
Textilien eignet, haben die Amerikaner bereits in den 1970er
­Jahren erkannt. Nach Überwindung der Anfangsschwierigkeiten,
die vor allem auf einem mangelnden Verständnis der chemischen
Wirkungsweise von Ozon beruhten, hat sich das Verfahren im
anglophonen Raum inzwischen etabliert. Die Autoren Rip G. Rice,
Marc DeBrum, Dick Cardis und Cameron Tapp beziffern in ihrem
2010 erschienenen Buch „The Ozone Laundry Handbook“ (Das
Ozon-Wäsche Handbuch) die Zahl der Ozon-Wäschereien in den
USA auf 2.000 und in Großbritannien auf 3.000 Betriebe.1
Als wichtige Erfolgsparameter werden die hervorragende
­Desinfektionswirkung, die verringerten Verbrauchswerte für
Wasser und Energie, niedrigere Wasch- und Trockenzeiten sowie
eine höhere Einsatzdauer der Textilien beschrieben.
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Schritt 1
Sauerstoffmolekül O2
Schritt 2
Das Sauerstoffmolekül wird
durch
elektrische
Entladung
gespalten
Schritt 5
Zurück bleibt
aktiver Sauerstoff
Wirkung von Ozon
Schritt 3
Die einzelnen Sauerstoffatome
bilden das Ozonmolekül O3
Schritt 4
Ozon gibt ein
Sauerstoffatom ab und
wirkt durch die Oxidation
Grafik: rationell reinigen
Ein neben der Waschmaschine aufgestellter Ozongenerator produziert
das hoch oxidative Ozon-Luftgemisch, das für die Desinfektion trockener
und nasser Wäsche genutzt wird. Bild: Anseros
wasserstoffe). Seine in alkalischem Medium gebildeten Zerfallsprodukte – insbesondere die Hydroxylradikale – wirken hingegen
sehr schnell und nahezu mit allen Wasch­flotteninhaltsstoffen. Wie
die Forscher recherchierten, können beispielsweise anionische
und nichtionische Tenside durch Ozon in kleinere Fragmente
zerlegt werden, die damit nicht mehr für den Waschprozess zur
Verfügung stehen.
Sauber hinein, keimfrei heraus
Ozon zerstört also in Abhängigkeit vom pH-Wert so ziemlich
jede organische Materie. Das betrifft Schmutzpigmente ebenso
wie Fettflecken oder Waschmittel. Genau aus diesem Grund hat
Regiomat sein Verfahren auf die desinfizierende Aufbereitung
von Frottierwaren aus der 5-Sterne-Hotellerie beschränkt. Die in
der Luxusklasse eingesetzten Handtücher gehen üblicherweise
bereits nach einmaliger Benutzung in die Wäscherei. Die Schmutzfracht der Textilien ist äußerst gering, die Keimbelastung aber
hoch. Durch Behandlung mit einer Ozon-Wäsche in kaltem Wasser
– so die Idee der Schweizer – werden die anhaftenden Bakterien,
Pilze, Algen und Viren zuverlässig entfernt. Gleichzeitig ist der
Prozess ressourcenschonend und kosteneffizient. Bis heute haben
sich aber so gut wie keine Anwender für das Verfahren begeistern
können. Immerhin berichtete der österreichische Rundfunksender ORF am 09.10.2014 unter dem Titel „Innovativ: Reinigen mit
Ozon“ von einer Putzerei und Wäscherei in Eisenstadt, die als
erste in Europa Ozon verwendet.3 Neben den enormen Energieeinsparungen von achtzig Prozent hebt der Beitrag hervor, dass
alle Bakterien – auch etwa Spitals-Bakterien, die Wundinfektionen
verursachen – weg seien.
Wirkungsvolle Gemische
Die umfängliche Wirkungsweise gegen jede Art von Mikro­
organismus macht sich das Tübinger Unternehmen Anseros
zu Nutze. Das Unternehmen ist auf fortschrittliche Anwendungen von Ozon spezialisiert. Unter anderem stammen von den
­Schwaben auch spezielle Lösungen für das Waschen mit Ozon.
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In kurzer Zeit lassen sich mit Ozon im Spülwasser bei Raumtemperatur
Mikroorganismen aus Reinigungstextilien entfernen.
Die Systeme umfassen eine Waschmaschine und einen separaten Ozon­generator; beide erfüllen alle Normen und Sicherheits­
vorschriften für Ozon. Hierzu gehören unter anderem die berufsgenossenschaftlichen Richtlinien ZH 1/474 und ZH 1/262, das
DVGW-Regelwerk W 225, sowie die Normen CEN/TR 14740 und
DIN 19627.
Das oxidierend wirkende Gas wird in einem Ozongenerator,
der auf die jeweilige Maschinengröße angepasst ist, mittels
­stiller e­ lektrischer Entladung erzeugt. Als Ausgangsstoff dienen
­entweder reiner Sauerstoff oder Luft. Die mit Ozon angereicherte
Luft kann auf zweierlei Weise genutzt werden. Zur Behandlung
trockener Textilien wird das Gas direkt in die Waschtrommel
­eingeblasen und wirkt einige Minuten auf die Artikel ein. Das
Youtube-Video über die Airwash-Technologie von Sanyo ver­
anschaulicht die Methode und zeigt weitere Anwendungsmöglichkeiten. (https://www.youtube.com/watch?v=wM1KQXYHD04).
Zur Nass-Desinfektion wird das Luft-Ozon-Gemisch hingegen in
die Hauptleitung der Kaltwasserversorgung eingespeist oder über
eine Nebenleitung dem Waschwasser zugesetzt. Die Dosierung
des Gases wird elektronisch geregelt. Über Ozon-Messsensoren
erfolgt gleichzeitig eine Kontrolle der Ozonkonzentration in der
Luft und im Waschwasser. Eine Regeleinheit sorgt dafür, dass
die eingestellte Konzentration erhalten bleibt; bei Bedarf wird
­nachdosiert. Weitere Vorkenntnisse seitens des Betreibers sind
für die Handhabung nicht notwendig, erklärt der Hersteller.
Krankenhauskeime haben keine Chance
Der Ozonwaschgang ist der Wäsche typischerweise nachgeschaltet, erfolgt also erst am Ende eines Waschprogramms. Dann sind
die Schmutzstoffe weitgehend aus den Textilien entfernt und das
Ozon kann sich auf die Mikroorganismen „stürzen“.
Es oxidiert bestimmte Membranbestandteile der Zellwand, die
ihrerseits ihre Struktur verliert. In Folge kommt es zum Zellaufschluss (im Fachjargon auch als „Lyse“ bezeichnet) und einer
­Zerstörung des Mikroorganismus. Die Reaktionsdauer ist dabei
von der Ozonkonzentration und der Bakterienart abhängig. So
rationell reinigen | 7.2015 werden die beiden Krankenhauskeime Clostridium difficile und
multiresistenter Staphylokokkus aureus (MRSA) innerhalb von
etwa 3 Minuten zerstört; Viren werden nach etwa 6 Minuten
unschädlich gemacht.4
Schneller, gründlicher, kostengünstiger
Die desinfizierende Behandlung von Wischtüchern und ­Möppen
erfolgt bei Raumtemperatur, bei der die Abbaurate von Ozon
in Wasser moderat ist und die Löslichkeit sowie die Stabilität
des Oxidationsmittels größer sind. Darüber hinaus entfällt das
­Aufheizen, was einer der großen Vorteile des Ozon-­Verfahrens
ist. Als weiteren Nutzen nennt Anseros die Senkung der
Waschmittel­menge und die damit einhergehende Verrin­gerung
des Chemischen Sauerstoffbedarfs (CSB) im Ab­wasser. Die
Untersuchung der wfk5 konnte den Effekt allerdings nicht nachweisen. Außerdem hat Ozon ein deutlich geringeres umwelttoxisches Potential als die üblicherweise in der Wäsche eingesetzten
Hilfsmittel und Waschsubstanzen (zum Beispiel Hypochlorit
oder auf Peressigsäure basierende Produkte).
Erfolgt der Ozon-Vorgang zudem unmittelbar nach der Hauptwäsche – also beispielsweise nach dem ersten Spülprozess –,
kann außerdem die Anzahl der Spülzyklen reduziert werden, da
die verwendeten Waschmittel durch Ozon oxidiert und dadurch
abgebaut werden. In Folge sinken der Wasserverbrauch und die
Waschzeiten. Die hohe Reaktivität von Ozon ist auch hinsichtlich des Abwassers nützlich. Nach Erfahrungen von Anseros
reagiert restliches Gas im Abwasser mit schädlichen Wasserinhaltsstoffen, die in einer Kläranlage einer aufwendigen Aufarbeitung bedürfen.
Großbritannien macht es vor
Die hygienische Textilpflege mit Ozon ist also ein vielversprechendes Verfahren. In Großbritannien ist es inzwischen weit ­verbreitet,
nachdem das britische Gesundheitsministerium das OTEX
Laundry System (JLA Ltd., Ripponden, West Yorkshire) untersucht6 und im Jahr 2009 offiziell akzeptiert hat. In Deutschland ist
man allerdings noch nicht so weit. Über die Gründe darf gerätselt
werden. Die mangelnde Akzeptanz dürfte unter anderem auf die
fehlende RKI-Listung des Verfahrens zurückgehen. Da Ozon vor
Ort hergestellt wird, kann die Zusammensetzung des erzeugten
Gases variieren, weshalb eine RKI-Listung auch gar nicht möglich
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Die Wirkungsweise: 1. Umgebungsluft wird angesaugt. 2. Durch elektrische Entladung wird Sauerstoff der Luft in Sauerstoffatome zerlegt.
3. Die Sauer­­stoffatome verbinden sich zu Ozon (O3). 4. Das Ozon wird der Waschflotte zugeführt. 5. Ozon oxidiert und baut die Mikroorganismen in den
­Textilien ab. Das Ergebnis sind desinfizierte, saubere Textilien (6).
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desinfizierend aufbereiten müssen, können eine Ozon-Wäsche
daher nicht nutzen. Außerdem könnte die Empfindlichkeit von
Viskose-Fasern gegenüber Alkalien und starken Oxidationsmitteln weitere Einschränkungen mit sich bringen. Über mögliche
Faser-Abbauprozesse liegen allerdings keine Untersuchungen vor.
Dessen ungeachtet kann Ozon die hygienischen Eigenschaften
von Reinigungstextilien dennoch positiv beeinflussen. Eine OzonWäsche oder eine kurze, vor der Benutzung von Mopp und Co.
durchgeführte Trockenbehandlung macht eingeschleppten Keimen, Sporen, Hefen, Viren und Algen den Garaus. Dadurch steigt
das Hygiene-Niveau – was nicht nur Altenheime, sondern auch
N
Großküchen und Lebensmittelbetriebe schätzen. Dipl.-Ing. Sabine Anton-Katzenbach | [email protected]
1: http://www.aquawingozone.com/pdf/Rip%20Rice%20HAND%20
BOOK.pdf.
2: 5: Reiniger & Wäscher 9/94, Seite 34 ff, Dr. Jürgen Bohnen,
Rudolf Asmuth: Möglichkeiten und Grenzen von Ozon in der
gewerblichen Wäscherei.
3: http://burgenland.orf.at/news/stories/2672742/.
4: R. G. Rice, D. Cardis, J. Hook, Ozone in the Laundry Industry –
Practical Experiences in the United Kingdom in: Ozone Science and
Technology, Encyclopedia of Life Support Systems (EOLSS), 2007.
6: Department of Health: The Results – Using Technology to help
fight infection; HCAI Technology Innovation Programme Showcase
Hospitals report number 8 OTEX Laundry System.
rationell reinigen | 7.2015