Gedenken zum 77. Jahrestag der Pogromnacht von 1938 durch die unabhängige Synagogengemeinde Berlin – Bet Haskala am 8. November 2015 in Berlin Weißensee ------------------------------------------------------------------------------Eigentlich sollte unser heutiges Gedenken – unser Erinnern – an das Novemberpogrom, an anderer Stelle stattfinden, nämlich an einem authentischen Platz, der in unmittelbarer Nähe unseres Betortes am Gesundbrunnen liegt, in der Prinzenallee 87, wo es bis heute noch das Gebäude der ehemaligen Synagoge Ahawas Achim gibt, die am 9. November 1938, also vor 77 Jahren, ebenso wie tausende andere Synagogen in Deutschland geschändet, geplündert und verwüstet wurde. Allein das Niederbrennen blieb ihr erspart, weil sie direkt zwischen Wohnhäusern stand. Es ist etwas anderes eine solche Gedenkstunde wie diese an einem konkreten Ort zu begehen als an dieser, eher symbolischen Stelle. Leider hat uns der Grundstücksverwalter die Genehmigung dazu verweigert, weil er den Hausfrieden der Prinzenallee 87 dadurch gefährdet sieht. Deshalb erinnern wir an die zerstörten Synagogen, auch an die Synagoge Ahawas Achim, und gedenken der sechs Millionen ermordeten Männer, Frauen und Kinder vor diesem Denkmal in BerlinWeißensee. Hier auf dem jüdischen Friedhof in Weißensee, der als der größte Jüdische Friedhof Europas gilt - wobei natürlich in Auschwitz die Asche von mehr toten Jüdinnen und Juden verstreut wurde, als dieser Friedhof überhaupt Plätze hat - also hier gedachte Rabbiner Siegfried Alexander, der Rabbiner der Synagoge Ahawas Achim, noch 1936 in einer großen Gedenkfeier der gefallenen jüdischen Frontsoldaten des Weltkrieges, des ersten, wie wir ihn heute nennen, in dem auch er selbst als Feldrabbiner gedient hat. Rabbiner Dr. Siegfried Alexander und seine Ehefrau Adelheid wurden am 12. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Dieses Schicksal teilte er mit den schon genannten sechs Millionen Männern, Frauen und Kindern. Lassen Sie uns an dieser Stelle heute fünf Steine niederlegen: Den ersten Stein zur Erinnerung an die Synagoge Ahawas Achim in der Prinzenallee 87 in Berlin - Wedding, den zweiten Stein als Symbol für die anderen während der Pogromnacht und in den Jahren danach geschändeten, verwüsteten und zerstörten Synagogen. Den dritten Stein in Gedenken an Rabbiner Siegfried Alexander, der bis zur Pogromnacht in der Synagoge Ahawas Achim seiner Gemeinde gedient hat den vierten Stein zum Andenken an Adelheid Alexander, seiner Ehefrau, und den fünften Stein zur Erinnerung an die sechs Millionen Opfer des Völkermordes an den Juden Europas.
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