Bleiber-Weicher Mostbirnen-Apfel-Anlage bei Hans Hiebl Pflanzjahr: Winter 2015 Anlagenkenndaten: Netto Fläche : 6557,49 m² Brutto Fläche : 11350 m² Baumanzahl : 2226 Apfelbäume („Weicher“) / 90 Birnenbäume („Bleiber“) Pflanzsystem : 3,5 m x 1,05 m Reihen : 22 davon 8 „Bleiberreihen“ Pflanzplan: Elstar Elstar Red Topaz Red Topaz Red Topaz Red Topaz Red Topaz Ruinette r. Ruinette r. Ruinette r. Ruinette r. R. Boskoop R. Boskoop Breaburn Breaburn Breaburn Enterprize Enterprize Florina Florina Florina Florina R22 R21 R20 R19 R18 R17 R16 R15 R14 R13 R12 R11 R10 R09 R08 R07 R06 R05 R04 R03 R02 R01 Sortenwahl und –beschreibungen: Die Mostbirnensorten wurden von Hans Hiebl ausgewählt. Bei der Auswahl der Apfelsorten stand deren Eignung für Spitzenqualitäten von Verarbeitungsprodukten wie Most, Saft oder Destillat im Vordergrund. Daneben spielten als Auswahlkriterien die Robustheit gegenüber Krankheiten und die Reifezeit eine wesentliche Rolle. Birnensorten: Gelbmostler, Schweizer Wasserbirne, Grüne Pichlbirne, Stieglbirne, Apfelsorten: Braeburn Klon Maririred: späte Wintersorte, feuerbrand- und schorfanfällige Sorte mit hohem Ertragspotential; eine der besten Sorten für Spitzenmost Florina: Spätherbstsorte; für Spitzenprodukte geeignet, schorfresistent, wenig anfällig für Feuerbrand Enterprise: späte Wintersorte; für Spitzenprodukte geeignet, schorf- und feuerbrandresistent, mehltauempfindlich Roter Boskoop: Spätherbstsorte; alte, robuste, säurebetonte Sorte, die vor allem in Mischungen mit süßen Sorten für Spitzenprodukte gut ist. Rubinette Klon Rosso: Spätherbstsorte; kein Massenträger, aber geschmacklich von vielen Fachleuten als beste Apfelsorte eingeschätzt. Pilz- und feuerbrandanfällig Red Topaz: schorfresistente, aber feuerbrandempfindliche Wintersorte mit hervorragendem Aroma für Spitzenprodukte Elstar Klon Elshof: Herbstsorte; geschmackliche Spitzensorte; alternanzanfällig, mittlere Schorfempfindlichkeit, hohe Feuerbrandempfindlichkeit Was bedeutet „Bleiber-Weicher“-System? Mostbirnenhochstämme auf starkwüchsigen Birnenunterlagen brauchen ca. 15 bis 20 Jahre bis sich die endgültige Kronendimension entwickelt hat und bezogen auf die bepflanzte Fläche nennenswerte Erträge erzielt werden können. Bei guter Pflege können diese landschaftsprägenden Bäume, sofern sie von Krankheiten wie Feuerbrand oder Birnenverfall verschont bleiben, weit über hundert Jahre alt werden und ihren vielfältigen Nutzen für Umwelt, Tourismus und Produzenten entfalten. Apfelsorten auf der schwachwüchsigen, nicht standfesten Unterlage M9 fruchten schon im zweiten Standjahr und können bereits im fünften Standjahr die Vollertragsphase erreichen. Bei diesem Bleiber-Weichersystem, einer Weiterentwicklung eines alten Konzeptes, werden zwischen die Hochstammbirnbäume („Bleiber“) Apfelbäume auf schwächeren Unterlagen („Weicher“), sowohl in der „Bleiberreihe“ als auch zwischen den Bleiberreihen, gesetzt. Die „Weicherbäume“ sollen dann, bis die „Bleiber“ zu fruchten beginnen, in den ersten 15 bis 20 Jahren frühe Erträge sicherstellen und können dann den „Bleibern“ weichen. Wie soll die Anlage gepflegt werden? Die Pflege soll so gestaltet werden, dass eine gute Entwicklung der Birnenhochstämme gewährleistet ist und frühe, hohe und regelmäßige Apfelernten höchster Qualität für Verarbeitungszwecke erzielt werden. Die Apfelbäume sollen künftig maschinell geschnitten und ausgedünnt, die Birnenhochstämme händisch erzogen werden. Zwischen den Baumreihen bleibt durch das Grasmulchsystem die Fahrgasse auch nach Niederschlägen befahrbar, in der Baumreihe wird ein schmaler Streifen bewuchsfrei gehalten. Das Schnittholz wird zerhäckselt, verbleibt wie der Grasmulch in der Anlage und fördert so Humusaufbau, Krümelgefüge und Bodenfruchtbarkeit. Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Krankheiten wie Feuerbrand oder Schorf und Schädlingen wie Wühlmaus, mehlige Apfelblattlaus, Apfelsägewespe und Apfelwickler orientieren sich an den Richtlinien der Biologischen Produktion, wobei die Anzahl an direkten Behandlungen aufgrund geringerer Ansprüche an die äußere Fruchtqualität im Vergleich zu Frischmarktproduktion deutlich reduziert werden kann. Welche Risiken müssen besonders beachtet werden? Das größte Risiko für die Baumgesundheit stellen Feuerbrandinfektionen dar. Besonders während der Blütezeit können sich Infektionen verheerend auswirken. Wesentlich wird sein im Pflanzjahr sämtliche Blüten frühzeitig zu entfernen und in den Folgejahren konsequent mittels Hefeantagonistenpräparaten Infektionen möglichst zu verhindern oder Befallsherde frühzeitig zu erkennen und befallene Äste wegzuschneiden. Wühlmausgänge in der Pilotanlage deuten auf eine starke Wühlmauspopulation hin. Wühlmäuse können die Birnenhochstämme in den ersten drei Standjahren durch Wurzelfraß schädigen, bedrohen vor allem aber die gesunde Entwicklung der Apfelbäume auf der schwachwüchsigen Unterlage M9. Durch regelmäßige mechanische Bearbeitung des Baumstreifens und Wegfangen der Mäuse mittels spezieller Fallen kann diese Bedrohung entschärft werden. Vor allem die spätreifenden Sorten Braeburn und Enterprise könnten in Jahren mit eher kühler Sommer- und Herbstwitterung unter den gegebenen Standortbedingungen physiologisch nicht optimal ausreifen und somit ihr Potential für Spitzenverarbeitungsprodukte nicht ausschöpfen. In solchen Jahren muss durch konsequente, frühzeitige händische Fruchtausdünnung die Ausreifung gefördert werden. Handelnde Personen: LEADER Region Tourismusverband Moststraße: Christian Haberhauer, Stephanie Prüller Anlagenbetreiber: Hans Hiebl Projektkoordination: Mag. Franz Rosner, Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg Konzepterstellung und Anlagenerrichtung: Dr. Lothar Wurm, Ing. Manfred Kickenweiz, Obstbaumeister Markus Ruzicka, Höhere Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg, Abteilung Obstbau Logo
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