Schaffhauser Nachrichten - Ausgabe vom 19.10.2015

Persönliche Kopie von: CORNELIA STAMM HURTER
MONTAG, 19. OKTOBER 2015
Nationalratswahlen 19
Hurter klar, Munz knapp bestätigt
Kommentar
Es bleibt
noch einmal,
wie es bisher war
Die beiden bisherigen Nationalräte Thomas Hurter (SVP) und Martina Munz (SP) haben die Wiederwahl geschafft.
Während die Bestätigung von Hurter sehr deutlich war, musste Munz gestern Nachmittag lange zittern.
DANIEL JUNG
VON DANIEL JUNG
Nachdem 24 der 26 Schaffhauser Gemeinden ausgezählt waren, lag die SVP
immer noch so weit vorn, dass sie beide
Nationalratssitze erobert hätte. Als jedoch auch noch die Resultate der beiden letzten Gemeinden vorlagen –
Gächlingen und die Stadt Schaffhausen –, konnte Staatsschreiber Stefan
Bilger gestern um 16.55 Uhr das Endergebnis präsentieren: Die beiden bisherigen Nationalräte Thomas Hurter
(SVP) und Martina Munz (SP) sind wiedergewählt.
Die SVP konnte ihren Wähleranteil
im Vergleich zu 2011 noch einmal deutlich steigern. Inklusive Untergruppierungen erhielt sie 45,3 Prozent der
Stimmen (+5,4). Die SP (mit Juso und
SP International) konnte noch 28,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen
(–5,7). FDP und Jungfreisinn als drittstärkste Kraft kamen auf 12,9 Prozent
(+0,6). Auf dem vierten Platz landete
die EDU. Deren einziger Kandidat Andreas Schnetzler konnte 5,1 Prozent der
Stimmen gewinnen (+1,3). Die EDU
landete so noch vor der Alternativen
Liste, die auf 4,4 Prozent kam. Die ÖBS
erreichte als sechststärkste Kraft 3,4
Prozent der Stimmen (siehe Tabelle
auf Seite 20).
B
ei der Nationalratswahl von
2007 hatte die SVP (inklusive Untergruppen) bereits
39,1 Prozent der Stimmen erzielt.
2011 waren es 39,9 Prozent gewesen. Nun konnte sich die Partei
noch einmal steigern und erreichte
mit 45,3 Prozent ein Glanzresultat.
Ähnlich wie sein Parteikollege
Hannes Germann reitet auch Nationalrat Thomas Hurter auf einer
enormen Erfolgswelle. Die Arbeit
des Sicherheitspolitikexperten in
Bern wird vom Schaffhauservolk
geschätzt. Hurter hat in den letzten
vier Jahren noch einmal an Profil
und Respekt gewonnen.
Die SVP ist inzwischen im Kanton so stark, dass gestern beinahe
auch noch Pentti Aellig nach Bern
gewählt worden wäre. Der kantonale Parteipräsident erzielte 10 363
Kandidatenstimmen – nur 348
weniger als die wiedergewählte
SP-Nationalrätin Martina Munz.
FDP und Jungfreisinn konnten
im Vergleich zur Wahl von 2011
zwar noch einen leichten Gewinn
verbuchen (+0,6 Prozent), allerdings hat die Partei von 2007, als
sie noch 26,7 Prozent der Stimmen
erreichte, bis 2011, wo es noch für
12,3 Prozent gereicht hatte, rund
die Hälfte ihrer Stimmen verloren.
Somit ist das Ergebnis für die FDP
sehr unerfreulich. Die beiden Kandidaten Martin Kessler und Florian Hotz waren wohl zu wenig
bekannt, ihre Argumente fanden
im Wahlkampf kaum Gehör.
Zufrieden sein kann die SP
mit dem Ergebnis, obwohl sie mit
–5,7 Prozent die grössten Wählerverluste hinnehmen muss. Der
Übergang von Hans-Jürg Fehr,
der 2011 wiedergewählt wurde
und zur Mitte der Legislatur das
Amt an Martina Munz übergab,
ist in diesem Sinn geglückt.
Im Endresultat bleibt Schaffhausen mit den beiden bisherigen
Nationalräten in Bern vertreten:
Der enorme Schwung der SVP –
die dreieinhalbmal so viele Stimmen erhielt wie die FDP – hat am
Schluss doch nicht gereicht, um
den Sitz der Bisherigen Martina
Munz zu erobern.
Für vier Jahre wiedergewählt: Als das Endresultat gestern Nachmittag feststeht, umarmt Nationalrätin Martina Munz (SP)
ihre Parteikollegin Christa Flückiger. Bild Michael Kessler
näher an einem Sitzgewinn als FDPSpitzenkandidat Martin Kessler.
Starker bürgerlicher Block
Entscheidend für die Zuteilung der
Viel Jubel von Links
Nationalratssitze war aber letztlich die
Weil es lange Zeit sehr knapp war,
Aufteilung zwischen den beiden Blöjubelten gestern bei der Resultatsvercken, die sich aufgrund der Listenverkündigung vor allem die Unterstützer
der SP-Nationalrätin Martina Munz.
bindungen ergeben hatte. Die bürger«Ich bin sehr froh, dass
liche Listengruppe aus
es gereicht hat», sagte
SVP, EDU, FDP, SVP
Munz nach ihrer WieInternational, Junger
SVP und Jungfreisinn
derwahl. «Wir haben
konnte insgesamt 39 169
gezittert, bis die ResulStimmen auf sich vertate der Stadt Schaffeinigen, was einem Wähhausen reingekommen
leranteil von 63,3 Prosind, wo wir unser grösszent entspricht. Die
tes Wählerpotenzial halinks orientierte Listenben», sagte sie. Munz ergruppe aus SP, AL, ÖBS,
klärte, dass ein Teil der
Juso und SP InternatioVerluste der SP wohl
Pentti Aellig
Nationalratskandidat SVP
auch mit dem Erfolg der
nal konnte 22 688 StimÖBS zu tun habe, die
men gewinnen, also 36,7
2011 keine eigene Liste aufgestellt
Prozent. Somit fehlten der bürgerlihatte. Munz freut sich, auch in den
chen Seite mehr als 2000 Stimmen oder
nächsten vier Jahren das «soziale, öko3,3 Prozent, um einen zweiten Nationalratssitz zu erobern. Im bürgerlichen
logische und weltoffene Schaffhausen»
Lager war übrigens die Nummer 2 auf
in Bern zu vertreten. Einsetzen will sie
der SVP-Liste, Pentti Aellig, deutlich
sich für eine sozial verträgliche Alters-
«Letztlich ist es
aber auch gut, wenn
die Schaffhauser
Parteienlandschaft
etwas ausgewogen
vertreten ist.»
politik, für die Umsetzung der Energiewende und für einen Erhalt der bilateralen Verträge mit der EU.
Weniger zittern als Munz musste
SVP-Nationalrat Thomas Hurter. «Ich
habe riesige Freude an dem Resultat»,
sagte er. «Ich schätze das sehr und bedanke mich für die Unterstützung bei
der Bevölkerung.» Das Resultat sei
eine Bestätigung für die Arbeit, die er
in den letzten Jahren geleistet habe.
Für Hurter hat sein gutes Ergebnis vor
allem zwei Gründe: «Einerseits waren
es die politischen Themen, welche die
SVP besetzt hat, andererseits wissen
die Leute, welche Politik ich in den letzten vier Jahren gemacht habe.» Es sei
ihm gelungen, in der letzten Legislatur
auch national noch einmal an Einfluss
und Profil zu gewinnen. Hurter erklärte zudem, dass er die ganze
nächste Legislatur bestreiten möchte.
Ausgewogene Vertretung
Relativ nahe am Sitzgewinn war
gestern während langer Zeit Pentti
Aellig, der zweite Kandidat der SVP.
«Als SVP-Parteichef bin ich natürlich
sicher glücklich über den heutigen
Tag», sagte er. Die enormen schweizweiten Gewinne der SVP seien hocherfreulich. Auch kantonal seien die Ergebnisse von Hannes Germann und
Thomas Hurter sehr gut. «Logisch,
wenn man knapp dran ist an Bern,
dann ist man auch etwas enttäuscht»,
sagte er zu seinem eigenen Abschneiden. «Letztlich ist es aber auch gut», so
Aellig, «wenn die Schaffhauser Parteienlandschaft etwas ausgewogen vertreten ist.»
Weniger glücklich war gestern
Martin Kessler, Spitzenkandidat der
FDP. «Aus Sicht der Partei sind wir natürlich nicht zufrieden», sagte er. «Das
Resultat ist aber zu akzeptieren.» Das
gute Resultat des bürgerlichen Blocks
habe bestätigt, dass die Listenverbindungen mit SVP und EDU zweckmässig gewesen seien. Was das Resultat
der FDP aber für die Partei bedeute,
müsse nun zuerst analysiert werden.
«Wir werden über die Bücher gehen»,
sagte Kessler. Ein Erfolgstag für die
FDP sei es aber definitiv nicht gewesen. «Da gibt es nichts schönzureden.»
Nationalrat So wählten die Schaffhauser Gemeinden (I)
Liste 1: SVP
Bargen
Beggingen
Beringen
Buch
Buchberg
Büttenhardt
Dörflingen
Gächlingen
Hallau
Hemishofen
Lohn
Löhningen
Merishausen
Neuhausen
Neunkirch
Oberhallau
Ramsen
Rüdlingen
Schaffhausen
Schleitheim
Siblingen
Stein am Rhein
Stetten
Thayngen
Trasadingen
Wilchingen
Thomas
Hurter*
77
223
1035
77
259
114
291
241
568
118
213
427
293
1421
497
148
339
225
5954
422
201
725
335
1249
129
447
Pentti
Aellig
62
140
637
71
176
67
233
111
369
94
153
228
190
894
268
110
269
146
3845
241
114
518
230
843
68
286
Total
16 028
10 363
* gewählt
ZS
Liste 2: EDU
PS
Liste 3: FDP
ZS
PS
Isabelle
Lüthi
11
22
306
9
75
13
62
52
215
23
40
83
31
386
200
18
45
63
1691
127
68
192
126
219
130
188
Florian
Hotz
5
9
146
2
54
6
32
13
39
17
17
25
26
205
70
6
28
44
1168
50
24
126
84
157
28
42
0
1
2
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
0
1
0
0
40
2
1
2
0
5
2
2
16
32
454
11
129
19
94
65
254
40
57
108
57
593
270
25
73
107
2899
179
93
320
210
381
160
232
4365
2423
60
6878
Andreas
Schnetzler
ZS
PS
Martin
Kessler
1
140
0
363
15 1687
1
149
7
442
2
183
18
542
2
354
2
939
4
216
7
373
5
660
7
490
21 2336
4
769
1
259
19
627
7
378
130 9929
2
665
7
322
11 1254
6
571
29 2121
0
197
6
739
7
58
204
11
30
20
37
201
209
15
59
128
27
199
101
49
46
18
861
200
105
77
56
265
24
160
0
0
1
0
0
0
0
0
1
0
0
0
0
0
0
0
0
0
2
0
0
0
0
1
0
0
7
58
205
11
30
20
37
201
210
15
59
128
27
199
101
49
46
18
863
200
105
77
56
266
24
160
314 26 705
3167
5
3172
ZS = Zusatzstimmen / PS = Parteistimmen
Liste 4: AL
Liste 5: SVP International
ZS
PS
2
12
48
6
2
5
14
8
13
2
6
23
11
116
32
2
19
9
939
14
19
39
6
42
4
18
Angela
Penkov
2
13
44
3
2
5
16
9
15
5
10
18
13
119
26
1
12
8
862
18
11
41
11
41
3
26
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
1
0
0
0
2
0
0
0
4
25
92
9
4
10
30
17
28
7
16
41
24
235
58
3
31
17
1802
32
30
80
19
83
7
44
1411
1334
3
2748
Andreas Peter Simon ZS
Bührer
Kaul
1
0
1
3
2
0
14
8
0
1
1
0
1
1
0
0
0
0
6
3
0
3
3
0
3
3
0
5
5
0
5
3
0
6
1
0
2
1
0
27
18
0
5
5
0
3
3
0
6
2
0
3
0
0
104
64
3
1
1
0
0
2
0
9
6
2
7
3
0
22
13
0
1
1
0
6
5
0
244
155
5
Liste 6: SP
PS
Martina
Munz*
ZS
PS
22
31
556
30
123
56
147
106
359
40
78
209
112
1033
346
46
114
111
5261
221
127
467
180
607
47
282
Kurt
Zubler
14
23
250
19
74
14
65
44
107
31
36
70
47
613
142
22
72
55
3180
93
47
264
78
351
21
110
2
5
22
2
2
0
9
6
6
10
8
7
3
45
10
6
8
3
171
2
2
17
10
35
2
11
0
0
3
2
1
1
2
1
4
2
0
2
1
12
2
0
4
3
52
1
1
3
2
5
2
2
36
54
809
51
198
71
214
151
470
73
114
281
160
1658
490
68
190
169
8493
315
175
734
260
963
70
394
404
10 711
5842
108 16 661
Resultate der Listen 7 bis 11 auf Seite 21