eine Produktion von ultra

Wind
eine Produktion von ultra
Martin Bieri
Orpheo Carcano
Thomas Köppel
Nina Langensand
Die dritte Produktion von ultra handelt vom Wind, vom Alleinsein und daher vom Solieren. Sie wird im Südpol
Luzern zur Uraufführung kommen. Und sich dann von dort in alle Himmelsrichtungen verteilen.
„Tod des Hyakinthus“ von Nicolas-René Jollain. Apollo betrauert seinen Geliebten Hyakinthus, der
beim Diskurswerfen zu Tode gekommen ist, weil der eifersüchtige Windgott Zephyr den Diskus
abgelenkt hat.
Wind als Phänomen
Lange Zeit gab es ihn gar nicht, den Wind. Es gab nur die Winde. In der Mehrzahl. Es gibt sie noch heute: die
Bise, die grosse und die schwarze, den weissen Wind am Genfer See, den Föhn von Nord und von Süd, seinen
wilden, Unheil bringenden Verwandten, den Guggiföhn, den Malojawind, die Maurabia, den Joran, die Breva,
den Chatzehölzler, den Geissentöter. Das sind nur einige von ihnen und auch nur solche aus der Schweiz.
Erst in der Romantik, bei den Gebrüdern Grimm, wurde aus dem wilden Haufen das eine, das „himmlische
Kind“. Auch die Griechen hatten diese Vorstellung, der Wind könnte ein Kind sein, dasjenige des Windvaters
Äolos auf seinen Inseln, aber auch dessen Sprösslinge waren eine ganze Schar, ohne Zucht und Benehmen
überdies, weshalb er sie in Ketten legte. Doch die anderen Götter erbaten immer wieder ihre Entfesselung,
weshalb er ihnen einfach nicht Herr wurde.
Wenn ich in die Gegend schaue, dann ziehen Pfeile von meinen Augen aus los um Bäume einzufangen,
Berge, Steine. Oder ich kann das auch umkehren und dann kommen die in mich, durch die Augen nach
Innen, wo auch immer das ist, gehen hindurch, aber bleiben, es ist genug Platz da, wie Wasser.
Wie Wasser. „Wir leben überschwemmt von einem Ozean aus Luft“, sagte der italienische Mathematiker
Evangelista Torricelli. Goethe verglich die Seele mit dem Wasser des Staubbachfalls im Lauterbrunnental und
den Wind mit dem Schicksal, das die Seele in den Himmel zerstäubt. Die Metapher wäre auch anders herum
richtig: Der geheime Wind, der erst erfasst durch das schicksalshafte Fallen des Wassers sichtbar wird. So ist
es mit dem Wind, den Winden. Sie entfliehen den Begriffen.
Unter den äolischen Winden gab es die guten und nützlichen, „denn sie sind aus Göttergeschlecht, und den
Sterblichen heilsam“, der Frühlingsbote und Saatenreifer Zephyr aus dem Westen zum Beispiel, wie es in
Hesiods „Theogonie“ heisst. Da waren aber auch die gefährlichen, zerstörerischen Winde, „die rasen mit
stürmender Wut, den sterblichen Menschen zum Unheil“, wie der südliche Notos, wenn er es übertrieb, „das
schreckliche Gesicht in Dunkelheit verhüllt; sein Bart ist regenschwer, es trieft wie nasses Hundehaar.“ So
beschreibt ihn Ovid in den Metamorphosen.
Der Leben spendende und der Tod bringende Wind, das himmlische Kind und das Ungeheuer: Die Welt
der Mythologie. Und die Wissenschaft? Sie nennt den Wind die Bewegung von Luft zum Ausgleich von
unterschiedlichen Luftdruckverhältnissen in der Erdatmosphäre.
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Schon wieder diese Entropie! Durch den Wind sein. Hat dies mit der allgemeinen Verwirrung der Teilchen
im Wehen des Windes zu tun? Egal, passt sowieso immer gut zu der ebenso recht allgemeinen Unordnung
im Hirn. Windschatten. Ein sehr schönes Wort. Erinnert mich natürlich zuerst ans Radfahren. Was sowohl
ein Solo als auch ein Alleinsein ist. Je nachdem. Ich schaue nebenbei gerade, trotz schönem Wetter, eine
Etappe der Tour de France. Hier dann wieder die grosse Gemeinschaft als Form und Zustand. Muss irgend
etwas Sinn machen, zum jetzigen Zeitpunkt, und überhaupt?
Aber selbst da, in dieser Beschreibung, die ja alles sagt und doch noch so viel mehr Schönheit beinhaltet: die
Pole und den Äquator, die freie Atmosphäre, Reibung, die Corioiliskraft, eine Illusion mit dem edelsten aller
Namen, Isobaren und Parallelen, und zuinnerst: den wahren und den falschen Wind. In all dieser cartesianischen
Grazie nur Vielheit, Mehrzahl, Menge.
Windströme können auf Karten mit Hilfe von Vektoren dargestellt werden. Dazu legt man auf der Karte
einen Raster an, auf dem in regelmässigen Abständen ein Vektor gezeichnet wird, der Windrichtung und
Windstärke angibt. Je länger der Pfeil des Vektors, desto stärker der Wind. Jeder Punkt auf diesem Raster
kennzeichnet auf der Karte einen Ort mit dem dazugehörigen Windvektor. Die geographische Nähe dieser
Punkte führt dazu, dass benachbarte Vektoren für ihre Berechnung von einander abhängig sind. Das heisst,
jeder Vektor beeinflusst seine benachbarten Vektoren, Beliebigkeit ist ausgeschlossen. Grafisch gesehen
ist eine klare Struktur erkennbar, es ist als hätte jede dieser Karten einen persönlichen Fingerabdruck der
sich stetig ändert und nur in einem einzigen Augenblick Gültigkeit hat.
Was aber ist diese ephemere Menge? Dieses vergängliche Viele? Alleinsein, sagen die Winde. Oder flüstern
und raunen oder brüllen oder säuseln: Alleinsein.
Was wäre also, wenn man den Raster ganz klein anlegen würde? So klein, dass die Menge der Vektoren
unüberschaubar gross werden würde, die Abhängigkeit unter ihnen aber bestehen bleibt. So klein, das die
geografische Lokalisierung auf dem Massstab von Luftatomen zu Stande käme. Die Atome, die in der
planetaren Atmosphäre alle Materie umgeben. Dieses organisierte Zusammentreffen von unvorstellbar
vielen benachbarten Vektoren, die sich in stetiger Veränderung und Wechselwirkung befinden, ist eine
Möglichkeit, sich Wind vorzustellen.
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Alleinsein als Zustand
Ich bin gestern erst sehr spät zurückgefahren. Es war da mal wieder diese Traurigkeit, ein Festival zu
verlassen.
Die Menschen ändern sich. Irgendetwas verschiebt sich im Verhältnis von Innen und Aussen. Eine Körpergrenze
verschwindet oder deterritorialisiert sich. Wo ich anfange und aufhöre, wo die anderen sind und nicht mehr
sind. Ein Ufer flacht sich ab. Eine Küste wird seicht. Eine Bordüre wird eingenommen und ist nur noch halb so
breit.
Zurück zum Vertrauten, zum Daheim. Immer zuerst ein kühler Empfang, mit einem grimmigen Blick,
abweisend, desinteressiert... doch nach einer oft sehr kurzen Weile ist alles ganz wohlwollend und
angenehm...
Der Inhalt eines einst als Psyche, als Privates, als Intimität bezeichneten Gebietes diffundiert in die soziale
Umgebung, wo es auf anderes Psychisches, Privates, Intimes trifft. Aus dieser extravertierten Innerlichkeit
wird eine sich gerade neu bestimmende, von Netzwerken durchzogene Öffentlichkeit, die aussieht, als werde
sie getragen von Freundschaften und als sei sie möbliert wie ein durchschnittlich modernes Wohnzimmer.
Aber eine Strasse bleibt eine Strasse und an einer Ecke, um die der Wind pfeift, steht man und setzt sich nicht
hin.
Es ist unaushaltbar heiss. Ein wenig Wind. Zum Glück. Wind als Phänomen, Solo als Methode und Alleinsein
als Zustand. Ich fahre an den See. Vielleicht kommt Thomas später dazu. Jetzt schläft er noch. Wir liegen
unter Bäumen neben dem Musée des Sciences. Dort sieht man Segelschiffe Richtung Lausanne. Warum
schreibt ihr anderen nicht? Die Ungeduld auf Glück. Ich habe das Atelier aufgeräumt, Thomas weiss es
noch nicht. Morgen fahren wir nach Bellinzona, dann sind wir den halben Tag zusammen im Zug. Ich muss
raus, weg von hier und Fahrradfahren. Warum schreibt ihr nicht? Ich fühle mich alleine mit diesem Text.
Der wärmste Sommer seit hundert Jahren. Thomas, beschreib doch bitte die Wiese.
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Vielleicht ist das nur ein neuer Anstrich von Oberflächen und ganz sicher ist die Individualisierung der Menschen
und die behauptete Atomisierung der Gesellschaft kein unwiderlegbares Faktum der Gegenwart. Für die
Annahme, das Gegenteil sei wahr, liessen sich auch Argumente finden. Und doch.
Wir sind unsicher, ob der Titel des dritten Stücks nicht „Sex“ sein müsste. Thomas meint, er könne
irgendetwas schreiben, aber was mache denn Sinn. Beschreibe doch die Windkarten.
Alleinsein könnte ein gesellschaftlicher Zustand geworden sein. Und dadurch umgekehrt ein unerfüllbarer
Wunsch. Ein Begehren nach sich selbst, da man sich selbst längst veräussert und verkauft hat, eine Sehnsucht
nach nichts ausserhalb.
Jemand stellt mir ein Rätsel. Sans dents il mord, sans lèvres il crit, et sans jambes il court. Qui suis-je?
– der Wind. Luft ist nicht sichtbar. Erst wenn ein Ungleichgewicht da ist. Dann ist Wind da und der ist
spürbar und sichtbar an anderem.
Nennen wir diese Sehnsucht Psychosoma.
Ich sehe den Baum, eine Maus zum Beispiel oder Haare. Das geht hin und her. Die kommen auch zu mir,
nicht nur ich fange sie ein, den Baum zum Beispiel oder den Berg oder den Bahnhof, die Gleise – Thomas
hat das immer noch nicht klarer, verständlicher beschrieben. Zwischen uns zwei Meter Luft. Das löst sich
auf. Also kann Thomas gar nicht weiter weggehen, es ist nur etwas anderes da. Mehr Luft. Etwas Wind.
Psychosoma ist Beschreibung der gegenwärtig geltenden Formation von Geist und Körper, nicht eine Krankheit,
auch wenn Krankheiten bevorzugte Themen des veröffentlichten Privaten sind. Psychosoma ist Quelle des
Schwungs, des Einfallsreichtums, der Stärke, Bewegung, die der Druckausgleich zwischen Innen und Aussen
erzeugt. Wind zwischen zwei von Menschen besiedelten, unverstandenen Kontinenten.
Was noch immer nichts darüber aussagt, ob man alleine oder zusammen sein soll, mit jemandem oder mit
mehreren. Pause, der Wind ist weg, der Regen da, die Wäsche will abgehängt werden.
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Solo als Methode
„Panik“, die zweite Produktion von ultra, glich dem Lauf von drei Menschen durch eine Stunde Offen- und
Unsicherheit. Drei Läufen in gewisser Weise, die sich zwar mit einem vierten kreuzten, der aber jeder einer
eigenen Logik folgte und Gesetzen, die für alle galten, aber von jedem anders angewendet wurden. Solipsistisch
ist nicht das richtige Wort, denn was geschah, hatte nicht nichts zu tun mit allem anderen, war nicht abgetrennt
davon. Es war auch nicht autistisch in einer dysfunktionalen, instabilen Einheit von Wahrnehmung und
Kommunikation. Es war einfach eine Antwort auf die Frage, warum man mit anderen zusammen sein soll,
wenn man genau so gut allein sein kann. Wie schrecklich das klingt. Und wie schön es doch war.
Alice ist seit gestern in Bellinzona. Sie liegt neben mir und schläft. Sie hat mir vor dem Einschlafen gesagt,
dass sie glücklich ist, weil sie heute getanzt hat. Die Bäume in der Villa dei Cedri mag sie. Sie bewegen
sich so. Warum schreibt ihr anderen nicht? Wir haben die Zeichnungen, die zusammengeklebten A4 Blätter,
an den Wänden der Villa hängen lassen, hoffentlich windet es nicht zu stark über Nacht. Falls sie morgen
weg sind, ist es aber auch nicht so schlimm. Dann ist es so. Sie hängen dort im Garten und wir sehen es
dann morgen. Es ist warm, ich möchte an die frische Luft gehen, aber wenn ich die Balkontür öffne, dann
geht sofort das Licht an, im Hotel Internazionale ist das so. Ich sehne mich.
Es war schön, weil es ein Ganzes ermöglichte, zu dem keiner dieser Läufe für sich allein geführt hätte. Und
weil doch jeder solistisch war. Nicht vollkommen, nicht immer, inhaltlich und dramaturgisch galt das Gebot der
eingeschränkten Autonomie, zu viel gemeinsam noch, zu wenig für sich. Aber doch genug, um mehr davon
zu wollen. Um bei „Wind“ das Solo zur Arbeitsmethode zu machen. Solo als Methode bedeutet, sich ganz
auf sich zu konzentrieren, im Vertrauen, dass, wenn das die anderen auch tun, etwas entsteht, von dem man
selbst keine Ahnung hat und das zu erzeugen allein nicht möglich gewesen wäre. Es bedeutet auch, mit all
dem, was man tut, so offen zu verfahren, dass es sich von dem, was die anderen tun, verändern lässt und
selbst verändert. Es bedeutet, sensible Autonomie.
Solo als Methode heisst für die Proben konkret: Wir treffen und und sprechen nicht über die Arbeit. Die
Sprache ist nicht das erste Mittel, um vom Wind zu handeln. Jeder tut, was er tun will. Für fast die ganze Zeit
der Probe und neben den anderen im gleichen Raum. Was jeder tut, baut auf dem auf, was er am Tag zuvor
und an den anderen Tagen vor diesem getan hat. Das Ziel jeder Probe sind kurze und immer länger werdende,
nicht öffentliche Aufführungen. Sie kulminieren in den öffentlichen Aufführungen, die die Summe all dessen
sind, was vorher im Geheimen geschah. Diese sehen vielleicht aus und klingen und fühlen sich an, wie ein
Konzert.
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Als Ausgangslage benutze ich den White-Noise-Generator und stelle sein Volumen auf 75 Prozent ein. Zu
hören ist ein Rauschen, ähnlich dem Geräusch, das ein Fernseher produziert, wenn er kein Signal empfängt.
Seine Kraft schöpft dieses Konzert aus der Tatsache, dass keiner weiss, was der andere tut. Es aber in diesem
Moment erfährt. Und wahrnimmt. Und es ihn verändert.
Den Cutoff des ersten Filters lege ich bei 1400 Herz an und gebe in diesem Frequenzbereich etwas
Resonanz dazu. Die Tiefen des Rauschens verschwinden, ein leichtes Pfeifen ist zu hören. Auf die Resonanz
wende ich den ersten LFO, mit einer Periodenzeit von 20 Sekunden, an. Ich stelle ihn auf interpolierte
Randomausgabe, damit sich die Modulation sowohl stetig, wie zufällig verhält. Den zweiten LFO stelle ich
auf Sinus ein und modelliere damit die Periodenzeit des ersten LFOs, so wird die Modulation plastischer
und organischer. Das Pfeifen verändert sich nun zufällig, verstärkt sich und fällt wieder ab. Das Signal des
ersten LFOs benutze ich ebenfalls um den Cutoff des ersten Filters mit zu verändern. Ich halte jedoch die
Modulationstiefe kleiner als bei der Resonanz, damit der Effekt glaubwürdig bleibt.
„Wer baut auf Wind, baut auf Satans Erbarmen“ sagt Daland im „Fliegenden Holländer“ von Richard Wagner.
Das Pfeifen verändert sich jetzt gleichzeitig in Tonhöhe und Intensität. Das Rauschen bleibt im Hintergrund
bestehen. Für den ersten Filter öffne ich den Overdrive auf ungefähr 20 Prozent, das gibt dem Ton mehr
Tiefe und Struktur und je nach Position des Filtercutoffs addiert sich ein leichtes Brummen. Den zweiten
Filter definiere ich als Band-Pass und bringe den Cutoff ebenfalls in den Bereich von 1400 Herz. Die
Bandbreite des Filters setze ich auf den Frequenzbereich zwischen 1400 und 11000 Herz. Das Rauschen
wird kompakter und erhält eine einheitliche Textur, wird ein Sausen oder Hauchen. Das Pfeifen erscheint
komprimiert mit dem Restklang. Cutoff und Bandbreite moduliere ich mit dem dritten LFO, ebenfalls auf
Randomausgabe eingestellt. Die Modulationstiefe setze ich für den Cutoff leicht tiefer als für die Bandbreite.
Die Periodenzeit stelle ich auf 15 Sekunden ein. Da Cutoff und Bandbreite oszillieren, verändert sich das
Pfeifen und das Sausen in Intensität und Textur. Jetzt schicke ich das Signal mit etwa 10 Prozent in den
Reverb. Den Frequenzbereich lege ich zwischen 3000 und 9000 Herz an. Die Duration setze ich auf 25
Sekunden. Eventuelle Unebenheiten glätten sich, die Tonstruktur ist nun vielschichtig und gleichzeitig
einheitlich. Das weisse Rauschen ist verschwunden.
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Über die nicht öffentlichen Aufführungen am Abend jeder Probe sprechen oder schreiben wir. Um zu verstehen,
was wir gerade getan haben. Und um Material zu haben, für die öffentlichen Aufführungen, die nach aussen
gehen sollen. Wir sprechen darüber, wie es ist, etwas solistisch zu tun und über den Wind. „Der Morgen kam
und ging – und kam und brachte keinen Tag“, schrieb Byron 1816, als der Wind eine fürchterliche Aschenwolke
von der anderen Seite der Erde, wo im Jahr zuvor der Vulkan Tambora ausgebrochen war, nach Europa schaffte
und ihm ein schreckliches Jahr ohne Sommer bescherte. In diesem Gefühl wollen wir arbeiten.
Jetzt möchte ich nicht mit anderen zusammen sein, aber auch nicht allein. Quand on se sent seul, il n’y a
rien d’autre à faire que d’attendre que ça passe. Ainsi pendant trois jours et trois nuits. Tous les jours
pareils. Mais, le lendemain, je me suis mis à explorer l’île, sagt Huckleberry Finn. Es ist Nacht, warm, fast
windstill und ruhig. Irgendwo blitzt und donnert es, reden, lachen, trinken sie und lassen Musik laufen.
Ich höre den Fluss und in der Nähe Grillen. Es fängt an zu regnen, ganz heftig. Eimerweise regnet es
und stürmt und windet. Ich rufe jemanden an.
ultra, 2015
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Projektbeteiligte
Martin Bieri (Autor, Dramaturg und Journalist)
Orpheo Carcano (Klangbastler, Soundtüftler und Veranstalter)
Thomas Köppel (Bildender Künstler, Programmierer und Bühnentechniker)
Nina Langensand (Schauspielerin und bildende Künstlerin)
Die Performancegruppe ultra versammelt Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen Sparten und stellt
sich projektbezogen jeweils neu zusammen. Thomas Köppel und Nina Langensand lernen sich 2009 an der
Haute Ecole d’Art et de Design in Genf kennen, wo die beiden gemeinsame Performanceprojekte realisieren.
Darunter die Performance „durch schnee 2“, welche sie im espace d’art contemporain Agent Double und
im Théâtre de l’Usine in Genf zeigen. 2010 präsentieren sie in der Galerie Piano Nobile die performative
Installation „moment cinétique“. 2011 die Performance „comment savoir quand arrêter de faire quelque
chose?“ im GRÜ/Transthéâtre und am Performancefestival Points d’impact im Bâtiment d’Art Contemporain
(BAC) in Genf. 2014 „comment provoquer l’imprévu?“ am Festival International Performance Art Giswil.
Martin Bieri, Orpheo Carcano, Nina Langensand und Susanne Vonarburg lernen sich 2002 in Luzern im
Rahmen der Produktion „sieger“ am Luzerner Theater (UG) kennen. Martin Bieri und Susanne Vonarburg
leiten zu dieser Zeit „Playstation“, den Jugendclub des Luzerner Theaters. Orpheo Carcano wirkt bei „sieger“
als Musikverantwortlicher mit, Nina Langensand als Schauspielerin. Bei der multidisziplinären und kollektiv
erarbeiteten Produktion „ultra“, (2012 mit einem Werkbeitrag von Stadt und Kanton Luzern ausgezeichnet
und 2013 in Koproduktion mit dem Kleintheater Luzern produziert) arbeiten die fünf zusammen mit Luca
Langensand, Jurist, wissenschaftlicher Assistent und Ultra (leidenschaftlicher Fan des Hockeyclubs Ambri
Piotta). Bei „Panik“, der zweiten Produktion von ultra kommt Alice Bollier-Plüss neu dazu. Sie ist mit ihren
87 Jahren das erste mal an einer Theaterproduktion beteiligt. „Panik“ wird 2014 mit einem Werkbeitrag von
Stadt und Kanton Luzern ausgezeichnet, schafft es in den Final des Nachwuchspreises für Theater und Tanz
Premio Schweiz und kommt im Januar 2015 im Südpol Luzern zur Erstaufführung. Nach den Aufführungen
in Luzern reist ultra mit „Panik“ durch die Schweiz (Théâtre du Loup Genf, Fabriktheater Zürich, Tojo Theater
Bern, Festival Territori Bellinzona). Alice Bollier-Plüss ist bei allen Aufführungen dabei. Wie „Panik“ wird auch
„Wind“ vom Südpol Luzern koproduziert werden. Die Premiere findet am 11. Februar 2016 im Südpol statt.
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Biographien
Martin Bieri geboren 1977 in Bern, lebt und arbeitet u.a. in Bern.
Studium an der Uni Bern, Promotion zu zeitgenössischem Theater und Landschaftstheorie. 1999-2002
in der Dramaturgie des Luzerner Theaters tätig, zuletzt als künstlerischer Leiter der zweiten Spielstätte
UG. 2009 Dramaturg am Theater Neumarkt Zürich. Seit 2002 zudem freier Autor, Dramaturg (Schauplatz
International) und Journalist. Diverse Stücke, Veröffentlichungen (Lyrik) und Auszeichnungen. Schreibt für
den «Bund», den «Tages-Anzeiger», die «WOZ» und die «Schweizerische Depeschenagentur» über Kunst
und Sport.
Orpheo Carcano geboren 1974 in Luzern, lebt und arbeitet in Luzern.
1994 Matura am Literargymnasium Luzern. Studium 2 Semester Geschichte an der Uni Zürich. Abschluss
der Wirteprüfung Kanton Luzern. 1993-1999 Arbeit als Konzertveranstalter und Barkeeper im Kulturzentrum
Boa Luzern, während 4 Jahren als Mitglied der Betriebsgruppe. Ebendort Erarbeitung von diversen
thematischen Produktionen, Unterhaltungsshows und Rauminstallationen. 2001-2005 Leitung des GastroBereichs im UG, der Zweitbühne des Luzerner Theaters. In der gleichen Zeit Mitarbeit bei 5 Produktionen
der „Playstation“ (Jugendclub Luzerner Theater) als Musik-Verantwortlicher. Seit 2001 Leitung des
Bereiches Gastronomie beim Internationalen Comixfestival „Fumetto“. 2003 Inititant des VeranstalterKollektivs „Antonmusik“. 2007/08 Redaktion „ein Boa-Teil“, Buch über die Geschichte des Kulturzentrums
Boa. 2011 Mitarbeit als Musiker beim Weinachtsmärchen „De Zauberer vo Oz“ an der Zwischenbühne
Horw. Seit 2012 Mitglied der Kerngruppe der „IG Industriestrasse“.
Thomas Köppel geboren 1983 in Zürich, lebt und arbeitet in Genf. http://thomas.werkstadt.ch
Nach einer mehrjährigen Berufstätigkeit als Hochbauzeichner absolviert Thomas Köppel die Haute
Ecole d’Art et de Design in Genf (Fachrichtung arts action) und erhält 2010 den Bachelor in arts visuels.
Anschliessend beginnt er ein Physikstudium an der Universität in Genf und verfolgt parallel dazu seine
künstlerische Tätigkeit. Seit 2009 arbeitet er mit dem Performancekollektiv californium 248, mit welchem
er 2010 eine Residenz im Théâtre de l’Usine in Genf verbringt. Im selben Jahr machen sie am Premio
Förderpreis mit und erreichen mit der performance please advise as necessary den dritten Platz.
2011 gewinnt das Kollektiv mit dans l’espoir de retenir votre attention den Performancepreis Schweiz (Jury
und Publikum). Im selben Jahr ist Thomas Köppel Teil der Ausstellung Plattform 11 in Zürich. Seit 2011 ist
er Assistent an der Haute Ecole d’Art et de Design in Genf und gibt Workshops in «physical computing»
und Elektronik. 2012 arbeitet Thomas Köppel mit Rabih Mroué und Lina Saneh und entwickelt in diesem
Rahmen die technische Kreation der Performance 33 tours et quelques secondes. 2013 arbeitet er mit dem
holländischen Performer Yan Duyvendak und erarbeitet die Szenographie für die Performance 7 minutes de
terreur. Im selben Jahr kolaboriert er für die Performance Drift mit der norwegisch-englischen Künstlerin
Caroline Bergvall und dem norwegischen Musiker Ingar Zach. 2015 arbeitet er für die Produktion Suite N°2
von Joris Lacoste.
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Nina Langensand geboren 1982 in Luzern, lebt und arbeitet in Luzern und Genf. http://www.ninalangensand.ch
2 Semester Studium Philosophie und Kunstgeschichte Universität Zürich. Hochschule für Musik und
Theater Zürich (HMT), Schauspieldiplom 2007. Friedl-Wald-Stipendium. 2008 Studium in fine arts an der
Hochschule der Künste Bern (HMT), arbeitet mit der Theatergruppe Grenzgänger und spielt „Z“ im alten
Zeughaus Luzern und an der Gessnerallee Zürich. Ab 2009 Haute Ecole d’Art et de Design Genf (art/action),
Bachelor in arts visuels 2011. Arbeitet in Theater-, Performance- und Filmproduktionen (spielt u.a. „Jennifer
ou la rotation du personnel navigant“ von Sandra Amodio in Brest am Quartz, in Lyon an den Subsistances
und in Nyon am Festival du Far, in „Angela“ von David Maye (Premio Action Light per la miglior speranza
svizzera am Filmfestival Locarno), Ronja in „Ronja Räubertochter“ an der Landesbühne Niedersachsen
Nord in Wilhelmshaven, in „Je suis Annemarie Schwarzenbach“ von Véronique Aubouy, Labyrinthe(s) von
Karelle Ménine am Théâtre de l’Usine Genf, Villa Dolorosa oder drei missratene Geburtstage inszeniert von
Bettina Glaus u.a. im Südpol Luzern). In diesem heissen Sommer erhält sie den Master in arts visuels an
der HEAD in Genf und bekommt einen Anerkennungspreis 2015 der Stadt Luzern.
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Spielorte
«Wind», das dritte Stück von ultra, wird zwischen November 2015 und Januar 2016 in Luzern im Südpol
erarbeitet und kommt dort am 11. Februar 2016 zur Premiere. «Wind» ist nicht auf eine besondere Bühnensituation angewiesen. Das Stück soll flexibel arrangierbar sein und auf Tournee gehen können, ohne dass es sich
auf explizite Theaterräume beschränken müsste.
Probeplan Wind (Stand 06.01.16)
02.11.15 - 13.11.15
22.12.15 - 15.01.16
02.02.16 - 10.02.16
Südpol, Luzern
Südpol, Luzern
Südpol, Luzern
Aufführungen Wind (Stand 06.01.16)
11. / 12. / 13. / 14.02.16
21.05.16
24. / 25. / 26.11.16
Südpol, Luzern (www.sudpol.ch)
Roxy, Basel (www.theater-roxy.ch)
Tojo Theater, Bern (www.tojo.ch)
Gastspiele in Abklärung
Arsenic, Lausanne
Fabriktheater, Zürich
Teatro Sociale, Bellinzona
Theater Chur, Chur
Théâtre de l’Usine, Genève
Theater im Kornhaus, Baden
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Kontakt
ultra
c/o Nina Langensand
Wiggenhalde 17B
6010 Kriens
Nina Langensand
[email protected]
+41 (0)76 616 40 37
Thomas Köppel
[email protected]
+41 (0)76 616 25 22