Sich einmischen und Mitmischen: Was Jugendliche

Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische
Jugendsozialarbeit
Ansprechpartnerin: Gisela Würfel
Wagenburgstraße 26-28, 70184 Stuttgart,
Tel. (0711) 16 489-20 oder (0160) 96 70 22 07
[email protected], www.bagejsa.de
Presseinformation
Jung, weiblich und auf der Flucht
Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit weist anlässlich des Weltmädchentages
auf die Notwendigkeit von spezifischen Hilfen für geflüchtete Mädchen hin
Stuttgart, 09.10.2015: Im Jahr 2014 befanden sich laut Eurostat insgesamt 64.000 geflüchtete Kinder und
Jugendliche bis zum Alter von 17 Jahren mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland. Die Zahlen für das
Jahr 2015 dürften deutlich höher liegen. Ungefähr 44,5 Prozent davon sind Mädchen und junge Frauen. Auf
ihre Situation will die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) anlässlich des
Weltmädchentages am 11. Oktober aufmerksam machen.
Die Aufnahmeeinrichtungen und die Unterstützungsangebote für junge Geflüchtete sind sehr davon geprägt,
dass eine große Zahl von jungen männlichen Flüchtlingen nach Deutschland kommt. Geflüchtete Mädchen und
junge Frauen brauchen nach ihrer Ankunft hier in Deutschland jedoch einen besonderen Schutz und spezifische
Hilfeangebote. Daher fordert die BAG EJSA, dass gezielt auf Mädchen und junge Frauen, die unbegleitet oder in
Begleitung bzw. mit ihren Familien geflüchtet sind, ein Augenmerk gelegt wird. So kann verhindert werden,
dass sie „unsichtbar“ werden.
Die begleiteten weiblichen Geflüchteten treten oft nicht in Erscheinung und sind unterversorgt, weil sie
aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen bzw. von als extrem gefahrvoll empfundenen Situationen ( auch am
Unterbringungsort) von ihren Angehörigen abgeschirmt und extrem „beschützt“ werden.
Für Mädchen müssen geschlechtshomogene (Schutz)Räume zugänglich sein, ihre Teilnahme an Angeboten für
Mütter mit Kindern muss ermöglicht werden. Und sie müssen Angebote zur beruflichen Orientierung erhalten,
die ihre Lebenssituation und Bildungsbedürfnisse berücksichtigen. Insgesamt muss eine Beratung und
Begleitung durch gut qualifizierte weibliche Fachkräfte gewährleistet werden.
Zur Situation von geflüchteten Mädchen und jungen Frauen
Der weit überwiegende Teil der Mädchen auf der Flucht reist mit Familie ein und wohnt mit dieser in
Gemeinschaftsunterkünften. Diese begleiteten weiblichen jungen Geflüchteten treten oft nicht in Erscheinung
und sind unterversorgt. Häufig ist das Kindeswohl mehr als gefährdet. Sie finden in den
Gemeinschaftsunterkünften keine für sie geschützten Räume und Rückzugsmöglichkeiten, um ihre
Fluchterfahrungen und oftmals traumatisierenden Erlebnisse verarbeiten zu können. Zusätzlich sind sie
sexuellen Übergriffen und sexueller Gewalt ausgesetzt. Neben den begleiteten Mädchen kommen ebenso
Mädchen und junge Frauen ohne familiäre oder sonstige Begleitung nach Deutschland, einige von ihnen sind
schwanger und haben gesundheitliche Probleme.
Zahlen
Zu jungen Geflüchteten bis zu 27 Jahren, für die die Jugendsozialarbeit zuständig ist, werden in den Statistiken
keine belastbaren Zahlen abgebildet. Mit zunehmendem Alter steigt jedoch der Anteil der männlichen
Geflüchteten deutlich. So gibt es nach Eurostat in der Gruppe der 18 bis 34 Jährigen mit unsicherem
V.i.S.d.P.: BAG EJSA, Michael Fähndrich (Geschäftsführer)
Aufenthaltsstatus nur noch 26000 (27%) weibliche und 71000 (73%) männliche Geflüchtete. Es kann daher
gesagt werden, dass Einrichtungen und Angebote in vielen Fällen männlich dominiert sind (Quelle für die
Zahlen: http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/nui/show.do).
Weitere Informationen
Interviews mit geflüchteten Mädchen und ein Blick in die Praxis des Vereins für Internationale Jugendarbeit (vij)
in Nürnberg finden Sie unter folgendem Link: http://www.vij-nuernberg.de/wohnheime/maedchenwohngruppe-amali/aktuelles/.
Eine fachliche Positionierung mit Handlungsempfehlungen der BAG Mädchenpolitik und der BAG EJSA zur
Verbesserung der aktuellen Lebenssituation geflüchteter Mädchen und jungen Frauen finden Sie ab
kommenden Montag unter www.maedchenpolitik.de oder www.bagejsa.de/publikationen-unddownloads/downloads/positionierungen/.
Ausführliche Informationen zur Situation geflüchteter Mädchen und junger Frauen, zu ihrem spezifischen
Unterstützungsbedarf und fachlichen Empfehlungen aus Sicht der BAG EJSA finden Sie auch im Interview von
epd-sozial mit Michael Fähndrich (Geschäftsführer der BAG EJSA) unter
www.bagejsa.de/handlungsfelder/Querschnittsthemen/Jahresthemen/Texte.
Informationen zum Weltmädchentag
Die Vereinten Nationen haben vor drei Jahren den 11. Oktober als „International Day of the Girl Child“ ins
Leben gerufen. Er soll auf die Herausforderungen und Probleme, mit denen Mädchen in aller Welt konfrontiert
sind, aufmerksam machen. Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.un.org/en/events/girlchild. Bei
Interesse, an einer Aktion zum Weltmädchentag können Sie sich auf den jeweiligen Homepages der
Landesarbeitsgemeinschaften für Mädchenpolitik informieren. Dort finden Sie auch Links zu den örtlichen
Veranstaltungen.
V.i.S.d.P.: BAG EJSA, Michael Fähndrich (Geschäftsführer)