STADT OLDENBURG MITTWOCH, 11. NOVEMBER 2015 c INTERVIEW „Es gibt kein Finanzdebakel“ BILD: THORSTEN KUCHTA Die Kirche hat mit der Stadt abgerechnet wie immer. Die Summen waren bekannt, sagt Detlef Burghardt, Leiter der regionalen Dienststelle Oldenburg-Stadt der evangelischen Landeskirche. VON THORSTEN KUCHTA FRAGE: Herr Burghardt, die Stadt teilte mit, Kita-Träger, auch die Kirche, hätten Kosten aus 2012 bis 2014 abgerechnet – daher müsse die Stadt Geld nachschießen. Was ist dran? BURGHARDT: Das ist so nicht richtig. Wir haben bereits im März unsere Anforderungen für 2014 an die Stadt geschickt. Schneller kann man nicht sein. Auch für 2012 und 2013 wurde längst abgerechnet. Die Summe von 2,3 Millionen Euro unterscheidet sich nicht wesentlich von den Vorjahren und war der Stadt bekannt. Warum sich diese Summe nicht in den Planungen der Stadt befindet, ist nicht nachzuvollziehen. FRAGE: In dem Zusammenhang wurde daran erinnert, dass in der Landeskirche über Jahre nicht gezahlte Kita-Gebühren nicht angemahnt worden waren ... BURGHARDT: Hier sind zwei Dinge vermischt worden, die nicht zusammengehören. Die Elternbeiträge und die aktuelle Abrechnung haben nichts miteinander zu tun. Bei den 21 evangelischen Kindertagesstätten in Oldenburg reden wir von einem Gesamtvolumen von rund 17 Millionen Euro pro Jahr. Rund 400 000 Euro Elternbeiträge – deutlich weniger als ein Monatsumsatz – betreffen die Fragestellung der zeitnahen Mahnung. Das traf insbesondere zwei Oldenburger Kirchengemeinden in einem schwierigen Umfeld. FRAGE: Also kein Finanzdebakel ... BURGHARDT: Nein. Wenn wir bei Mahnungen von weniger als einem Monatsumsatz, mit denen wir im Rückstand waren, von einem „Finanzdebakel“ sprechen würden, dann träfe das auf Hunderte Oldenburger Firmen zu. Es ist eigentlich normal, dass man einem Monatsumsatz hinterherläuft. Die Schwierigkeit hat sich über Jahre manifestiert, das ist richtig, aber bei 2500 Plätzen und monatlichem Einzug kann es zu Schwierigkeiten kommen. FRAGE: Sie tragen auch viele Kosten selbst ... BURGHARDT: Ja, wir tragen – neben der katholischen Kirche – als einziger Träger allein in Oldenburg rund eine Million Euro Kita-Personalkosten pro Jahr selbst, obwohl wir eine kommunale Aufgabe übernehmen. Im Oldenburger Land sind das für die evangelische Kirche knapp fünf Millionen Euro pro Jahr, eine beachtliche Summe. Hinzu kommt ein immenses Engagement unserer Ehrenamtlichen, der Pfarrerschaft wie auch unserer Fachberatung. NR.263 | NORDWEST-ZEITUNG | SEITE 35 Informatik-Student entwickelt Spiele-App UNTERHALTUNG Michael Rothkegels virtuelles Gesellschaftsspiel sorgt mit über 60 Kategorien für Spaß Student Michael Rothkegel erfand die Spiele-App „Stirnraten“. Mittlerweile wurde sie über 70 000 mal runtergeladen. VON VALESKA LÖNS OLDENBURG – Wenn Sie Menschen beobachten, die ihre Handys vor die Stirn halten und aufgeregt Begriffe umherrufen – wundern Sie sich nicht. Vermutlich haben Sie „Stirnraten“ für sich entdeckt. So heißt die App, die der gebürtige Oldenburger Michael Rothkegel entwickelt hat. Vor einem Jahr kam der Informatikstudent, der in Siegen studiert, auf die Idee, eine bestehende App weiterzuentwickeln. Die Idee dazu kam dem 25-Jährigen in Kalifornien. Michael besuchte einen Freund. Als sie sich bei einer Zugfahrt die Zeit vertreiben wollten, griff der Freund nach seinem Handy und zeigte Michael ein Spiel, bei dem es darum ging, Begriffe zu erraten. „Die App war nicht gut umgesetzt. Da dachte ich mir: Das kann ich besser.“ Gesagt, getan. Zu- rück in Deutschland, machte sich Michael an die Arbeit von „Stirnraten“. „Wer ist es?“ Das Spiel erinnert vom Prinzip her an das Ratespiel „Wer ist es?“ – nur ohne Klebezettel an der Stirn, sondern eben dem Smartphone. Das virtuelle Gesellschaftsspiel ist im App- und Play-Store erhältlich. Öffnet man die App, so werden ver- schiedene Kategorien angezeigt, unter denen man auswählt. Danach hält sich der Spieler das Handy vor die Stirn. Der erste Begriff wird angezeigt. Errät man das von den Mitspielern beschriebene Wort, so neigt man das Handy nach vorne. So erkennt es die korrekte Antwort und speichert diese für das Endergebnis. Möchte man einen Begriff überspringen, kippt man das Smartphone nach hinten. Man selbst stellt die Spieldau- er von 30 bis 120 Sekunden ein. Spielziel ist es, die meisten Begriffe zu erraten. Das Spiel richte sich hauptsächlich an Jugendliche, die sich mit den Serien wie „Breaking Bad“ und „How I met your mother“ auskennen, sagt Michael. „Aber ich habe schon von Freunden gehört, die mit ihren Großeltern spielen.“ Ob Serie, Schauspieler, Religion oder Emotion – Kategorien gibt es einige zur Auswahl. Insgesamt über 60 Stück mit mehr als 6000 unterschiedlichen Begriffen. „Bei manchen Kategorien wie „Sex and the City“ mussten mir Freunde weiterhelfen“, schmunzelt Michael. Aufgewachsen ist der Informatiker in Oldenburg. Bereits als 14-Jähriger programmierte Michael erste Homepages. Sein Abitur machte er am Bildungszentrum Technik und Gestaltung mit Schwerpunkt Informatik im Jahr 2010. Mittlerweile studiert der 25-Jährige seit sieben Semestern in Präsentiert die richtige Spielposition: Informatik-Student Michael Rothkegel (25) freut sich über den ersten Erfolg seiner selbst entwickelten App. BILD: PRIVAT Siegen (NRW). Eigentlich wollte er Lehrer werden und später Deutsch und Informatik unterrichten. Nach ein paar Semestern stellte er jedoch fest, dass ihn Informatik viel mehr interessierte, so dass er seinen Studiengang zu Medieninformatik wechselte. Besuch in Heimatstadt In seine Heimatstadt kommt er gerne – etwa alle fünf Wochen. „Meine ganze Familie ist hier. Da nehme ich die Fahrt gerne auf mich.“ Michael verbarrikadierte sich drei Wochen in der Wohnung, bis er die erste Version von „Stirnraten“ präsentierte. „Die war eine reinste Katastrophe“, lacht er heute. Programmierungsfehler mussten behoben werden. Weitere drei Monate vergingen, bis eine bessere Version draußen war. Reich wird er von der Arbeit allerdings nicht. „Ich mache es nicht für Geld, sondern aus Leidenschaft.“ Die App ist kostenlos erhältlich. Michael bekommt lediglich für ausgewählte Kategorien etwas Geld. „So viel Zeit wie ich schon investiert habe, hätte ich umgerechnet vielleicht einen Stundenlohn von zwei Euro erhalten“. Das lohnt sich nicht wirklich. Weitergehen soll es trotzdem. Spieler können sich Begriffe wünschen, die mit in das Spiel eingebaut werden sollen. Außerdem sind für die Zukunft weitere Funktionen in Planung. „Ich höre von den Leuten, dass sie Spaß am Spielen haben. Deshalb werde ich am Ball bleiben, um noch mehr Vergnügen zu bereiten.“ Genossenschaft baut Berufsschule um WOHNBAU „Bauverein Olavie“ gegründet WEIL MICH JEDES WORT MITREDEN LÄSST So soll die alte BBS 3 künftig aussehen: Planungsskizze des Bauvereins Olavie BILD: ANTHARIS OLDENBURG/KUC – Initiiert von der Antharis-Unternehmensgruppe wurde jetzt die Genossenschaft „BauVerein Olavie“ gegründet. Das teilte das Unternehmen jetzt mit. Mit dem Bauverein sollen genossenschaftliche Baugemeinschaften entstehen, die vergleichsweise günstigen Wohnraum mit nachbarschaftlichen Bindungen und sozialer Verantwortung schaffen sollen. Das erste Projekt dieser Art soll die Umwandlung des ehemaligen Schulgebäudes der BBS 3 an der Willersstraße in eine Wohnungsgenossenschaft sein. Dort sollen in den ehemaligen Klassenräumen 35 Wohnungen und eine Kindertageseinrichtung entstehen. Die Mitglieder der Genossenschaft sind über die Genossenschaftsanteile Miteigentümer der Wohnungen. „Mitglieder sind vor der Kündigung ihrer Wohnung auf- grund von Eigenbedarf geschützt“, hieß es bei der Gründungsversammlung. Zudem habe man als Miteigentümer auch Mitbestimmungsrechte. Unterstützt wurde die Gründung vom Genossenschaftsverband Weser-Ems. In der Gründungsversammlung wurden Wolfgang Storll zum Vorsitzenden und Jannik Tebben zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. In den Aufsichtsrat gewählt wurden Joachim Buchwald als Vorsitzender, Ilona Goldbach als stv. Vorsitzende und Ann-Kristin Klün als Mitglied. Eine erste Infoveranstaltung des Bauvereins findet am Donnerstag, 19. November, um 19 Uhr in der Gaststätte „Litfaß“, Lindenstraße 56, statt. Mitglied kann man werden durch ein Eintrittsgeld und den Erwerb von drei Pflichtanteilen. Wer eine Wohnung beziehen will, muss weitere Anteile erwerben. 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