Hilfe für Menschen auf der Flucht Es ist eine der größten Flüchtlingskatastrophen unserer Zeit: Der Krieg in Syrien und die gewaltsamen Auseinandersetzungen im Irak haben ein unvorstellbares Leid zur Folge und bedrohen die Sicherheitslage des gesamten Nahen Ostens. Millionen Menschen in der Region sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Frühjahr 2012 – wenige Monate nach Beginn des Krieges in Syrien startete die Diakonie Katastrophenhilfe ihr Hilfsprogramm für die Menschen, die aufgrund der schweren Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben wurden oder in den Nachbarstaaten Jordanien, Libanon, Türkei und Irak Schutz suchen. 1 Seit Ausbruch des Krieges in Syrien im März 2011 und durch den gewaltsamen Vormarsch des sogenannten IS (Islamischer Staat) im Irak und in Syrien, hat sich die Lage der Bevölkerung in der Region immer weiter verschlechtert. Ein Ende der dramatischen Situation ist vorerst nicht absehbar. Nicht nur die geflohene Bevölkerung leidet unter dem täglichen Überlebenskampf und der fehlenden Perspektive. Über die Jahre hat auch die Bevölkerung der aufnehmenden Gastländer die negativen Auswirkungen der dauerhaften Krise zu spüren bekommen. Die zunehmende Bedrohung durch den IS im Irak veranlassten das Hilfswerk dazu, seinen Einsatz im Nordirak auszuweiten, um die Menschen zu unterstützen, die innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht sind. Die Diakonie Katastrophenhilfe erreicht mit ihrem Hilfsprogramm mehr als 710.000 Menschen – darunter vor allem Flüchtlingsfamilien, die außerhalb der offiziellen Camps wohnen und Gemeinden, die die Vertriebenen aufnehmen. Für die Umsetzung verschiedener Projekte erhielt das Hilfswerk seit 2012 Zuwendungen in Höhe von rund 25 Millionen und stellte etwa 5,6 Millionen Euro eigener Mittel zur Verfügung. Die Zahlen sprechen für sich: 6,5 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens auf der Flucht 13,5 Millionen Menschen in Syrien sind insgesamt auf humanitäre Hilfe angewiesen 4,3 Millionen Syrerinnen und Syrer flohen Richtung Jordanien, Libanon, Türkei, Irak und Nordafrika 3,2 Millionen Irakerinnen und Iraker sind innerhalb ihres Landes auf der Flucht 8,6 Millionen Menschen im Irak sind insgesamt auf humanitäre Hilfe angewiesen 2 Millionen Menschen mussten ihr Hab und Gut zurücklassen und leben nun unter enorm schwierigen und teilweise bedrohlichen Verhältnissen. Die Kapazitäten der Gastländer sind angespannt, die staatlichen Dienstleistungen überfordert, der Arbeitsmarkt und Wohnungsmarkt stark umkämpft, um nur einige Auswirkungen zu nennen. Zunehmend greift der Konflikt auch in die Nachbarländer über. Laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) leben etwa 85% der Flüchtlinge in den Staaten um Syrien außerhalb der offiziellen Camps. Sie suchen Schutz in Zelten, nicht fertig gebauten Häusern, Garagen oder auch in Mietwohnungen. Diese Menschen mit lebensnotwendigen Hilfsmitteln zu erreichen, ist eine besondere Herausforderung für die lokalen Helfer. Es fehlt vor allem an Unterkünften, Nahrung, Kleidung und Arbeitsmöglichkeiten. Aufgrund des Winters benötigen viele von ihnen außerdem Winterkleidung. Viele Familien haben ihre Reserven, die sie mit auf die Flucht nahmen, aufgebraucht. Das macht sie zu einem großen Teil von externer Hilfe abhängig. Die meisten Flüchtlinge wurden außerdem Zeugen von Gewalt und sind traumatisiert. Die langanhaltende Krise verlangt immer mehr nach alternativen Lösungen für die betroffene Bevölkerung. Zusätzlich zu den lebensrettenden Maßnahmen vor allem für neu eintreffende Familien, müssen mittelfristige Perspektiven für die Menschen geschaffen werden, die sich bereits seit mehreren Monaten oder sogar Jahren auf der Flucht befinden und keine Aussicht auf baldige Rückkehr haben. Die Diakonie Katastrophenhilfe setzt aus diesem Grund mit ihren lokalen Partnern Projekte um, die der betroffenen Bevölkerung eine würdevolle Unterstützung in der akuten Notlage verschaffen und sowohl für Flüchtlinge als auch für Gasthaushalte Perspektiven für stabile Lebensverhältnisse schaffen und neue Entwicklungschancen eröffnen. 3 SYRIEN Projektgebiete: Damascus, Rif Damascus, Aleppo, Hasakeh, Dara’a, Homs, Hama, Tartous, Sweida, Lattakia Governorates Die Situation im Land Der Syrienkrieg befindet sich mittlerweile im fünften Jahr. Es ist einer der gewalttätigsten Konflikte und die größte humanitäre Katastrophe unserer Zeit: Schätzungen zufolge sind über 13 Millionen Menschen im Land auf humanitäre Hilfe angewiesen, darunter die Hälfte Kinder. 7,6 Millionen Vertriebene befinden sich in Syrien, rund vier Millionen sind aus dem Land geflohen. Die Auswirkungen des Krieges sind auch im Gesundheitsbereich verheerend. Es fehlen Medikamente und ausreichend Personal, viele Krankenhäuser wurden zerstört. Die Hilfsmaßnahmen Die Partnerorganisation International Orthodox Christian Charities (IOCC) der Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt Menschen bei der Behandlung von chronischen Krankheiten wie Diabetes oder bei Krebserkrankungen. Zusammen mit Apotheken und medizinischen Einrichtungen vor Ort stellt sie lebensnotwendige Medikamente für die Betroffenen zur Verfügung. Diese hätten sonst keinen Zugang oder nicht die nötigen finanziellen Mittel zur Beschaffung des medizinischen Bedarfs. Aufbau von Schulen Vom Krieg sind Kinder besonders betroffen. Meist ist ihr Zuhause zerstört und sie haben keinen Raum zum Lernen und Spielen. In vielen Gebieten sind sämtliche Schulen beschädigt. Zusammen mit der IOCC unterstützt die Diakonie Katastrophenhilfe den Wiederaufbau und Betrieb von zwei Schulen in der Stadt Homs. Neben der Verteilung von Schulmaterialien werden auch die 4 Transporte zu den Schulen vor Ort organisiert. Für Alle war die Wiedereröffnung vor wenigen Wochen ein großer Tag. Inmitten von Krieg und Gewalt haben die Kinder nun wieder einen geschützten Ort, der ihnen ein Stück Normalität ermöglicht. Die Diakonie Katastrophenhilfe versorgt die Menschen in Syrien zudem mit Lebensmitteln, Decken, Wasserfiltern, Kleidung sowie Hygieneartikeln und unterstützt sie mit psychosozialer Hilfe. Kostenbeispiel für Ihre Hilfe Hygiene-Set für 24 Euro Seife, Shampoo, Rasiercreme, Zahnpasta, Zahnbürsten, Toilettenpapier, Geschirrspülmittel, Waschpulver für eine Familie 5 IRAK Projektgebiete: Provinzen Erbil, Dohuk und Suleimaniyah – Kurdistan Die Situation im Land Etwa 250.000 Menschen aus Syrien suchen seit Beginn des Krieges im Jahr 2011 Schutz im Irak. In 2014 spitzte sich die Lage dramatisch zu: Ganze Städte und Regionen wurden vom IS gewaltsam eingenommen. Über 3,2 Millionen Iraker flohen seitdem in sichere Regionen ihres Landes. Allein die Autonome Region Kurdistan mit ihren drei Provinzen Dohuk, Erbil und Suleimaniyah nahm über 875.000 intern Vertriebene auf. Spannungen zwischen aufnehmenden Gemeinden und Flüchtlingen bzw. intern Vertriebenen nehmen seither zu. Es gibt nur wenige Arbeitsplätze, soziale Einrichtungen sind überlastet und die Grundversorgung reicht nicht für alle. Eine Rückkehr der Flüchtlinge ist nicht in Sicht. Die humanitäre Lage verschlechtert sich täglich und etwa 8,6 Millionen Menschen sind auf grundlegende, lebenssichernde Hilfe angewiesen. Die Hilfsmaßnahmen Die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützt gemeinsam mit ihrer lokalen Partnerorganisation REACH (Rehabilitation, Education and Community‘s Health) sowohl syrische Flüchtlinge als auch vertriebene irakische Flüchtlinge mit Nahrungsmittel-, Hygieneund Gesundheitspaketen, Mietzuschüssen und psychosozialer Hilfe. Mit „cash for work“-Maßnahmen möchte das Hilfswerk Familien ein Einkommen schaffen. Hier helfen die Begünstigten bei den Pack- und Verteilaktionen: sie werden auf Tagessatzbasis dafür entlohnt, die Lebensmittelpakete zu füllen und an den Verteilungstagen mitzuhelfen, diese auszugeben sowie die Verteilungen zu dokumentieren. 6 In Bazyan und Bainjan (Provinz Suleimaniyah) wurden zwei Gemeindezentren eröffnet, ein drittes, in Suleimaniyah, wird eingerichtet. Dort soll den Flüchtlingen und der gastgebenden Gemeinde ein gemeinsamer Raum gegeben werden, auch um Spannungen abzubauen. Die Zentren bieten spielerische Aktivitäten und Kunsttherapie für Kinder und Jugendliche, Workshops zu Rechten von Flüchtlingen, Ernährungsworkshops, Englischunterricht, Alphabetisierungskurse für Erwachsene, Workshops zu Gesundheit und Hygiene sowie Rechtsberatung an. Bei Bedarf werden die Menschen auch an spezialisierte Einrichtungen überwiesen. Mit beruflichen Trainings und der Unterstützung von Kleinunternehmen legt die Diakonie Katastrophenhilfe außerdem den Grundstein für neue Einkommensmöglichkeiten für syrische Flüchtlinge und irakische Vertriebene. Kostenbeispiel für Ihre Hilfe Nahrungsmittel-Paket für 28 Euro für eine 5-köpfige Familie für 45 Tage : 5 kg Reis, 5 kg Bulgur, 2 l Pflanzenöl, 3 kg weiße Bohnen, 2 kg Linsen, 1 kg Tomatenmark, 0,75 kg Jodsalz, 1 kg Marmelade oder Tahini, 2 kg Zucker, 1 kg Tee Unterrichtsmaterial für 98 Euro für Kurdisch-Sorani und Englischstunden und wird zwei Mal im Jahr neu angeschafft. 7 JORDANIEN Projektgebiet: Regierungsbezirk Amman, Zarqa, Mafraq, Ramtha, Madaba und Za’tari Camp Die Situation im Land Etwa 630.000 syrische Flüchtlinge sind in Jordanien registriert. Mehr als die Hälfte von ihnen sind Kinder unter 18 Jahren. Nur rund ein Viertel der syrischen Flüchtlinge in Jordanien ist in einem Camp untergebracht. Der weit größere Teil lebt auch in Jordanien in Dörfern nahe der Grenze oder größeren Städten, vor allem in den Regierungsbezirken Mafraq, Irbid und Zarqa Viele Familien suchen auf eigene Faust eine Unterkunft oder kommen bei Gastfamilien unter. Sie sind damit viel schwieriger für Hilfsorganisationen zu erreichen. Ihre ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln oder medizinischen Dienstleistungen ist nicht sichergestellt. Hinzu kommt, dass die Flüchtlinge, die sich außerhalb der Camps unregistriert aufhalten, künftig keinen Anspruch auf staatliche humanitäre Hilfe haben und riskieren, nach Syrien zurückgeschickt zu werden. Ziel der Diakonie Katastrophenhilfe ist es, gerade den Bedürftigsten unter den Flüchtlingen und den Gastgemeinden zu helfen. Aufgrund der schwindenden Ressourcen der Flüchtlinge sowie der begrenzten Möglichkeiten in den Dörfern und Gemeinden wird seit Anfang 2015 eine Wanderung zurück in Camps beobachtet. Die Mehrheit wird im Azraq-Camp aufgenommen. Die Hilfsmaßnahmen Die lokalen Partnerorganisationen der Diakonie Katastrophenhilfe wissen, wo die Flüchtlingsfamilien untergekommen sind und versorgen sie mit Mietzuschüssen, Haushaltsbedarf, Kleidung, Hygieneutensilien und Schulmaterial für die Kinder. Für den 8 bevorstehenden Winter werden 3.000 Winterdecken und 1.200 Kleidungspakete an insgesamt 2.200 Familien verteilt. Die Diakonie Katastrophenhilfe arbeitet im Za’tari-Camp mit der lokalen Partnerorganisation HLID (Holy Land for the Deaf). Die Versorgung in den Camps deckt zwar den allgemeinen Bedarf ab, jedoch nicht spezielle Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen. Za’tari ist mit etwa 100.000 Bewohnern das größte Flüchtlingscamp im Nahen Osten. Aufgrund des starken Zustroms syrischer Flüchtlinge nach Jordanien wurde das Lager 2012 errichtet. Trotz der zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen im Za’tari-Camp und der Versorgung vor allem mit Nahrung, Behausung und Gütern des täglichen Bedarfs, benötigt die besonders benachteiligte Gruppe der Menschen mit Behinderungen dringende Unterstützung. Aus diesem Grund konzentriert sich HLID hier vor allem auf gehörlose, 9 schwerhörige, taubstumme und blinde Menschen bzw. Menschen mit geringer Sehkraft. Schätzungen zufolge leben etwa 8.000 Flüchtlinge mit Behinderungen in Za’tari, etwa ein Viertel davon benötigt Hilfsmittel (zum Beispiel: Geh- und Sehhilfen oder Hörgeräte), Physiotherapie oder psychosoziale Hilfe. Daher konzentriert sich HLID vor allem auf gehörlose, schwerhörige, taubstumme und blinde Menschen, bzw. Menschen mit geringer Sehkraft. Mit den Projekten in Jordanien erreicht die Diakonie Katastrophenhilfe rund 160.000 besonders bedürftige syrische und jordanische Menschen. Kostenbeispiele für Ihre Hilfe Matratzen für eine Familie für 80 Euro Verteilt werden je vier Matratzen an 1.000 syrische Flüchtlingsfamilien, die in Gemeinden untergekommen sind. Schulset für 17 Euro bestehend aus einer Schultasche, Mal- und Schreibstiften, 6 Blöcken und Heften zum Malen und Schreiben, Lineal, Radiergummi und Anspitzer. 2.000 syrische Flüchtlingskinder, die mit ihren Familien in Gemeinden Zuflucht gefunden haben, werden mit Schulsets ausgestattet. Eine Brille kostet 60 Euro. Ein Hörgerät kostet 320 Euro Orthopädische Schuhe kosten 55 Euro Ein Monat Unterricht in Zeichensprache kostet 12 Euro 10 LIBANON Tätigkeitsorte: Zahle/ Bekaa und Rmeich im Süd-Libanon sowie Tripoli und Umgebung im Norden & Mt. Lebanon Die Situation im Land Das Jahr 2015 brachte für syrische Flüchtlinge im Libanon eine gravierende Veränderung des Aufenthaltsrechts: eine einfache Einreise in Verbindung mit einem Asylantrag ist nur noch selten möglich. Eine Verlängerung des Aufenthalts kostet 200 Dollar eine Summe, die nur Wenige aufbringen. Dies liegt auch an der Belastung des sozialen Gefüges durch die vielen Flüchtlinge. Etwa 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge suchen in einem Land der Größe Hessens mit 4,5 Millionen Einwohnern Zuflucht in provisorischen Camps oder Mietwohnungen. Es gibt keine offiziellen Flüchtlingscamps. Die meisten Flüchtlinge leben nahe der syrischen Grenze im Norden sowie in der Bekaa-Region im Osten. Beide Regionen zählen zu den ärmsten des Landes, die große Zahl an Flüchtlingen bedeutet daher eine hohe Belastung. Die Hilfsmaßnahmen In einer Gemeinschaftsküche in einer Stadt nördlich von Tripoli kommen jeden Morgen libanesische und syrische Frauen zum Kochen in einem Gemeindezentrum zusammen. Das warme Essen wird an besonders bedürftige Familien verteilt, pro Woche etwa 2.000 Menschen. Sammah koordiniert die Verteilungen. Sie ist aus Syrien geflohen. Mit ihrer Familie lebte sie in der größtenteils zerstörten Stadt Homs. Durch die Mitarbeit in der Küche erwirtschaftet sie ein kleines Einkommen - das Einzige in der Familie. „Die Arbeit beschäftigt mich“, sagt sie. „Sie lenkt mich von den quälenden Erinnerungen und dem Heimweh ab.“ 11 Der Krieg in Syrien und die Fluchterfahrung haben zu schweren Traumatisierungen bei Kindern geführt. Für sie hat die Diakonie Katastrophenhilfe eine besondere psychosoziale Betreuung: In Theater-, Musik-, Mal- und Schreibworkshops können die Kinder für einige Stunden in der Woche ihre schweren Erinnerungen ruhen lassen. Freizeitcamps bieten syrischen und libanesischen Kindern eine willkommene Abwechslung. Schulkinder können am Förderunterricht teilnehmen oder sich auf Prüfungen vorbereiten. Vorrangig werden syrische Flüchtlinge als Lehrer eingesetzt. Besonders bedürftige Familien bekommen Mietzuschüsse von bis zu 340 Euro, damit sie eine Bleibe haben. Kostenbeispiele für Ihre Hilfe 1 warme Mahlzeit für eine Person für 10 Euro inkl. Kosten für Zutaten, Personal und Transport 12 TÜRKEI Tätigkeitsorte: Provinz Hatay, Gaziantep und Şanlıurfa, die Städte Diyarbakir und Batman Die Situation im Land Mit 2,2 Millionen Flüchtlingen hat die Türkei die meisten Vertriebenen aus Syrien und dem Irak aufgenommen. Vor allem die mehrheitlich außerhalb der Camps lebenden Flüchtlinge leiden unter Nahrungsmittelknappheit, Arbeits- und Perspektivlosigkeit. Die Diakonie Katastrophenhilfe hilft diesen von Armut gefährdeten Menschen, die nicht in Flüchtlingscamps leben. Die Menschen, die außerhalb der Lager in den Provinzen Hatay, Kilis, Gaziantep und Şanlıurfa Schutz suchen, erhalten von der türkischen Regierung keine Unterstützung. Die Städte Diyarbakir und Batman beherbergen im Süden der Türkei die meisten Menschen, die zu einer ethnischen Minderheit gehören. Die jesidische Volksgruppe im Irak leidet seit 2014 besonders unter dem IS und ist Vertreibungen sowie zahlreichen Ermordungen ausgesetzt. Zehntausende flohen über das Sinjar-Gebirge in der irakischen Provinz Niniveh nach Hassakeh in Syrien und von dort aus weiter in den Südosten der Türkei. Auf ihrer Flucht erlitten sie tragische Verluste: viele Kinder und alte Menschen überlebten den schweren Weg nicht, Familien wurden getrennt, Opfer von Entführungen und Menschenhandel. Die Hilfsmaßnahmen Die Diakonie Katastrophenhilfe ist seit 2012 mit der lokalen Partnerorganisation STL (Support to Life) vor Ort. Die ersten Projekte richteten sich an syrische Flüchtlinge in den Provinzen Hatay, Kilis sowie Gaziantep und versorgten sie mit Nahrungsmitteln, Hygiene-Artikel und Decken. Bei dem anschließenden 13 „cash assistance“-Projekt wurden monatlich Gutscheine zum selbständigen Kauf von Lebensmitteln und Hygiene-Artikeln verteilt. Nach dem Flüchtlingszustrom aus Kobane (Syrien) im September 2014 versorgte die Diakonie Katastrophenhilfe kurzfristig 500 kurdische Familien aus Kobane sowie jesidische Familien aus dem Irak mit Hygiene-Artikeln, Küchenutensilien, Nahrungsmitteln und Decken. Die aufnehmenden Gemeinden wurden mit in die Hilfe einbezogen: In deren Zentren gibt es nun Kindergärten für alle Gruppen. Das Projekt wurde mit Mitteln des Auswärtigen Amtes weitergeführt. In Istanbul wurde auch ein Zentrum für Flüchtlinge eingerichtet. Dort halten sich etwa 330.000 Syrer und Iraker auf. Seit März 2015 bietet STL psychosoziale Hilfe in einem Gemeindezentrum für 1.200 Menschen an. Durch Kunsttherapie und spielen können Kinder ihren Gefühlen Ausdruck verleihen, Erwachsene werden über ihre Rechte aufgeklärt, Mütter können an Schulungen zur besseren Ernährung teilnehmen. 14 Das Projekt in den Provinzen Hatay, Gaziantep und Şanlıurfa sowie in den Städten Dyarbakir und Batman wird mit Förderung des Auswärtigen Amtes und der Europäischen Union fortgesetzt. Das „cash assistance”-Projekt verhilft zu einem unabhängigeren Leben, da die Flüchtlinge selbständig gemäß ihrer Bedürfnisse einkaufen gehen und längerfristig planen können. Haushalte, die nach bestimmten Kriterien ausgewählt wurden, bekommen für drei Monate eine Geldkarte, die monatlich mit 50 Türkischen Lira pro Person aufgeladen wird. Bei einem Haushalt mit sechs Mitgliedern sind das 300 Türkische Lira monatlich. Damit soll vorrangig der grundlegende Nahrungsbedarf abgedeckt werden. Er basiert auf allgemeinen Mindestrichtwerten der täglich notwendigen Mindestaufnahme von Nährstoffen. STL hat seit 2013 Erfahrung mit dieser Hilfe und stellte fest, dass Familien, die Geldkarten erhielten, keine Mahlzeiten mehr ausfallen ließen und Nahrungsmittel wie Eier, Milch oder Fleischprodukte wieder in ihren Speiseplan aufnahmen. Ergänzend zu dem Projekt konzentriert sich die Diakonie Katastrophenhilfe auch auf den Bedarf an psychosozialer Begleitung. Die Menschen, die sich in einer solch schwierigen Lebenslage befinden, benötigen Schutz und Sicherheit. Durch Bildungsangebote und Rechtsberatung sowie weiterführende Hilfe für speziellen medizinischen Bedarf soll die Eigenständigkeit der Flüchtlinge gestärkt und der Zugang zu sozialen Dienstleistungen erleichtert werden. Vor allem Kinder und Frauen innerhalb der Flüchtlings- sowie der aufnehmenden Gemeinde sollen von dieser Hilfe profitieren. Das Angebot reicht von psychologischer Beratung bis hin zu beruflicher Ausbildung. Kostenbeispiele für Ihre Hilfe Lebensmittelgutschein für einen Erwachsenen für 15 Euro für den monatlichen Lebensmittelbedarf 15 Ihre Spende hilft Diakonie Katastrophenhilfe Evangelische Bank Konto: 502 502 BLZ: 520 604 10 IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02 BIC: GENODEF1EK1 oder online unter www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden Spendenstichwort: Flüchtlingshilfe weltweit Haben Sie Fragen? Unser Serviceteam berät Sie gern! Telefon 030 / 65211 1189 [email protected] Caroline-Michaelis-Straße 1, 10115 Berlin Weitere Informationen finden Sie unter www.diakonie-katastrophenhilfe.de Impressum Herausgeber Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung – Diakonie Katastrophenhilfe Redaktion Isabelle Uhe, Stefan Libisch, Thomas Sandner (V. i. S. d. P.) November 2015 16
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