rbb Preview: Die Püppchen aus der Auguststraße Ein

rbb Preview: Die Püppchen aus der Auguststraße
Ein Besuch der 85jährige Zwillingsschwestern Regina und Ruth in ihrer Heimatstadt Berlin
Ein Dokumentarfilm von Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber
Das Filmteam des Dokumentarfilms „Die Püppchen aus der Auguststraße“ und das
Babylon laden Sie herzlich zur rbb Preview am Mittwoch, den 30. September 2015
um 19 Uhr ein. Im Anschluss an den Film (Dauer: 30 Minuten) findet ein Gespräch
mit den Regisseurinnen und den Protagonistinnen statt.
April 2014, die deutsch-israelischen Zwillingsschwestern Regina Steinitz und Ruth Malin
haben sich noch einmal auf den Weg gemacht, aus Tel Aviv in ihre Heimatstadt Berlin.
Die Bandbreite ihrer Gefühle ist groß, als sie ihren alten Kiez Berlin-Mitte besuchen: Die
Auguststraße, wo sie ihre ersten glücklichen Lebensjahre verbracht hatten, im Schoße
ihrer Familie, die schon bald nicht mehr existierte. 1930, als Töchter einer christlichen
Mutter und eines jüdischen Vaters geboren, waren sie der Verfolgung durch das NSRegime ausgesetzt. Der Vater konnte1938 nach Amerika emigrieren. Die Mutter
erkrankte bald darauf an Tuberkulose und verstarb vor den Augen ihrer Kinder.
Erste Station: Konditorei Reichert, Auguststraße. Dort holten sie früher die
Kuchenkrümel, die sie an die Entchen in der Spree verfütterten. „Alle kannten uns hier in
den Straßen, weil wir als Zwillinge immer gleich aussahen. Überall nannten sie uns die
Püppchen.“
Heute will es Regina kaum gelingen, den Bienenstich, den sie so liebt, zu genießen. Die
Bilder von Mutter und Vater kommen hoch und ein unüberwindbarer Sehnsuchtsschmerz
überkommt sie.
Am Koppenplatz erlebten sie den Tag ihrer Einschulung, als sie sich mit ihren großen
Schultüten stolz am Brunnen fotografieren ließen. Aber auch ein tragisches Erlebnis, das
immer in ihrem Gedächtnis bleibt, ereignete sich hier: Als sie Häftlinge in
Sträflingsuniform einen Graben ausheben sahen, darunter war der verschwundene Vater
ihrer Schulkameradin, die beim Anblick ihres Vater aufschrie und zusammenbrach.
Jüdische Mädchenschule – Hier haben Regina und Ruth ihre einzigen und glücklichen
Schuljahre verbracht. Mit einem „ Wow, Wow, Wow!“ begrüßen sie ihre geliebte Schule.
Sie berichten von all den herausragenden Lehrern und den Mitschülerinnen, von denen
nur wenige den Holocaust überlebten.
Nächste Station: Kino Babylon. Der Kinoleiter Timothy Grossmann empfängt die
beiden Frauen. Für ihn sind sie heute Ehrengäste, denn sie gehören zu den ältesten
Kinogängerinnen des Babylons. Hier haben sie als fünfjährige ihren ersten Film mit
Shirley Temple gesehen, der sie nacheifern wollten – wenn sie gekonnt hätten.
„Eigentlich sind wir Künstlerinnen! Wir waren sehr talentiert und wir wollten
Schauspielerinnen werden.“ Doch alles kam anders. Nun, fast am Ende ihres Lebens
dürfen sie hier im Babylon gemeinsam auf der Bühne stehen und singen…
Fehrbelliner Straße 92 - hierher kamen die Mädchen nach dem Tod der Mutter.
Damals war es eines der liberalsten und fortschrittlichsten Kinderheime in Berlin. Auch
hier erzählen sie beinahe entschuldigend, dass sie nur zufällig überlebt hätten. Sie
erinnern sich an ihr letztes glückliches Chanukka Fest 1942, bevor das Heim schloss.
Bereits ein Jahr später gehörten Regina und Ruth zu den wenigen überlebenden Kinder.
Letzte Station: Sammellager Große Hamburger Straße. Diese Straße wurde
zwischen 1942-1944 zu einer der schicksalhaftesten Straßen für die Berliner Juden, denn
hier wurden sie gesammelt und registriert, zum Abtransport nach Osten. Auch Regina
und Ruth fanden sich damals hier wieder. Sie hatten schon ihre Transportnummern
erhalten, als Ruth die rettende Idee bekam, einen Zettel an die arische Familie ihrer
Mutter heraus zu schmuggeln. Mit Glück, Onkel Robert kam und holte die Mädchen
heraus.
Nach Kriegsende wanderten die beiden Schwestern nach Palästina aus, wo sie bis heute
leben.
Die Püppchen aus der Auguststraße – ist ein eindringliches Porträt über zwei der
letzten lebenden Zeitzeugen des Holocaust und des alten Jüdischen Berlins der 30er 40er Jahre. Regina Steinitz und Ruth Malin schaffen es durch ihr Mitgefühl, ihre kindliche
Euphorie und ihre ausgeprägte Emotionalität, dem Zuschauer ein lebendiges Bild
Jüdischer - Berliner Geschichte näher bringen, das für die Stadt und seine Einwohner ein
kostbares Dokument Berliner Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts ist.
Für die Filmemacherinnen Nadja Tenge und Sally Musleh Jaber ist der Film ein weiterer
Meilenstein ihrer erfolgreichen gemeinsamen Zusammenarbeit.
Babylon
Rosa-Luxemburg-Straße 30
10178 Berlin
Eintritt 5,- Euro
Zeit: 30.09. 19 Uhr
Infos: http://www.babylonberlin.de/diepueppchenausderauguststrasse.htm
Pressekontakt für die Babylon Veranstaltung:
Barbara Löblein
Assistenz des Geschäftsführers Timothy Grossman/ Presse
Babylon
Tel. 030/278 919 19
[email protected]
Fotos: @ rbb / Gundula Krause