Predigt am 2. Adventssonntag 2015 - kirchspiel

Predigt am 2. Adventssonntag 2015
Thema: Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit
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Liebe Schwestern und Brüder,
1. Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit
An diesem Dienstag, am Fest der Unbefleckten Empfängnis Mariens,
wird Papst Franziskus ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit ausrufen.
Franziskus wird das mit einem Gottesdienst und mit einem tiefen
Symbol machen:
Im Vatikan ist die Heilige Pforte zugemauert.
Eine verschlossene Tür.
Nur zum Heiligen Jahr wird die Mauer eingerissen und die Heilige
Pforte durch den Papst geöffnet.
->> Dass wir Franziskus am Dienstag machen.
2. Warum ein Heiliges Jahr der Barmherzigkeit?
Viele haben sich gefragt:
#
Warum ruft Papst Franziskus nun schon nach 15 Jahren ein
Heiliges Jahr aus?
#
Und warum steht
Barmherzigkeit?
es
unter
dem
Leitgedanken
der
Dafür nennt Franziskus verschiedene Gründe:
Erstens:
Für ihn ist die Barmherzigkeit der Mittelpunkt des christlichen
Glaubens.
Ganz am Anfang seiner Amtszeit hat Franziskus in einer Predigt
gesagt:
„Für mich ist das die stärkste Botschaft des Herrn:
Die Barmherzigkeit.“
Ein zweiter Grund:
Franziskus sagt, dass die Kirche über eine lange Zeit zu viel über
andere Themen gesprochen hat:

Über all das, was man nicht darf.
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
Über die Sünde.

Über die Pille und über Kondome
Papst Franziskus ist aufgefallen, dass Jesus das anders gemacht hat:

Jesus hat eine Frohe Botschaft verkündet.
Das Wort „Evangelium“ heißt nichts anderes als:
„Frohe Botschaft“.

Jesus hat von Barmherzigkeit gesprochen.

Und Er hat die Barmherzigkeit gelebt.
Franziskus will eine Erneuerung der Kirche.
Und dabei gibt es nur eine Richtung:
->> Die Richtung von Jesus Christus.
->
Die Kirche soll das predigen, was Jesus uns gesagt hat.
->
Und die Kirche soll so handeln, wie Jesus gehandelt hat.
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3. Das Jahr der Barmherzigkeit – Inhalte
Liebe Schwestern und Brüder,
und da wird es konkret.
Franziskus spricht konkret einige Punkte an, die ihm wichtig sind.
Erstens:
Franziskus beginnt bei sich selbst.
Immer wieder spricht der Papst von seinen eigenen Fehlern und
Schwächen.
->> Deshalb geht Franziskus regelmäßig zur Beichte.
Und damit sind wir beim zweiten Punkt:
Franziskus fragt:
#
Wo und wie können wir denn die Barmherzigkeit Gottes
erfahren?
Und seine Antwort:
Ein wichtiger Ort, die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren, ist die
Beichte.
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Das Sakrament der Versöhnung.
Wörtlich sagt Franziskus:
„´Seid barmherzig wie der himmlische Vater.`
Das gilt besonders für die Beichtväter!
Ganz viel Barmherzigkeit!“
Das ist eine Einladung an uns.
Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ist nicht nur eine Sache für die
Bischöfe und die Priester.
->> Es ist ein Heiliges Jahr für uns alle.
Deshalb stellt sich die Frage auch an uns:
Die Beichte, das Sakrament der Versöhnung, ist die Tür der
Barmherzigkeit und der Vergebung.
#
Gehen wir zur Beichte?
#
Suchen wir die Vergebung und die Barmherzigkeit Gottes?
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Aber Franziskus bezieht die Barmherzigkeit nicht allein auf die
Beichte.
Er sagt:
„Wo also die Kirche gegenwärtig ist, dort muss auch die
Barmherzigkeit des Vaters sichtbar werden. In unseren Pfarreien,
Gemeinschaften, Vereinigungen und Bewegungen, das heißt überall
wo Christen sind, muss ein jeder Oasen der Barmherzigkeit
vorfinden können.“
Und da hat Papst Franziskus ein Anliegen:
Er möchte die Situation der wiederverheiratet Geschiedenen
verbessern.
Bisher dürfen nach der offiziellen Lehre der Kirche diejenigen
Menschen, deren Ehe gescheitert ist, und die dann wieder geheiratet
haben, eigentlich nicht zur Kommunion gehen.
Das findet Franziskus falsch.
Er schreibt in seinem Apostolischen Schreiben:
„Die Eucharistie ist… nicht eine Belohnung für die Vollkommenen,
sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die
Schwachen. …
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Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie
ihre Förderer. Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das
Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“
->> Franziskus möchte, dass die Kirche den wiederverheiratet
Geschiedene nicht mit der Härte des Kirchenrechts begegnet.
Sondern in der Barmherzigkeit Gottes.
4. Auch wir sollen barmherzig sein
Liebe Schwestern und Brüder,
Ein letzter Punkt.
Als Leitwort über das Heilige Jahr der Barmherzigkeit stellt Papst
Franziskus ein Wort von Jesus Christus:
Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist.
(Lk 6,36)
Und spätestens jetzt geht es auch um uns.
#
Denn: Wie oft sind wir unbarmherzig?!
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#
Wie oft brechen wir den Stab über andere Menschen?!
#
Wie oft machen wir uns zum Richter über andere Menschen?!
#
Wie oft urteilen wir hart über andere Menschen?

Wir urteilen hart über Flüchtlinge.
Die sehen anders aus. Die leben anders. Was wollen die hier.

Wir urteilen hart über Arbeitskollegen.
Und reden schlecht hinter dem Rücken über andere Menschen.

Und manche Menschen urteilen hart gegen sich selbst.
Sie sind ein strenger Richter und verurteilen sich selbst.
5. Die Heilige Pforte durchschreiten
Liebe Schwestern und Brüder,
das Durchschreiten der Heiligen Pforte ist das äußere Zeichen in
einem Heiligen Jahr.
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Natürlich werden die meisten von uns in diesem Jahr nicht die Heilige
Pforte im Petersdom durchschreiten.
Aber es gibt viele „Heilige Pforten“:

Auch im Dom soll eine Heilige Pforte geöffnet werden.

Die Beichte ist symbolisch gesprochen eine „Heilige Pforte“.

Bei jeder Versöhnung zwischen Menschen gehen wir durch eine
„Heilige Pforte“.
Am Ende dieser Predigt soll noch einmal Papst Franziskus zu Wort
kommen.
Er sagt:
„Wenn wir die Heilige Pforte durchschreiten,
lassen wir uns umarmen von der Barmherzigkeit Gottes
und verpflichten uns,
barmherzig zu unseren Mitmenschen zu sein,
so wie es der Vater zu uns ist.“
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