Vorlesung 7: Marktversagen und Staat Prof. Dr. Anne Neumann 16. Dezember 2015 Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 1 / 28 Semesterablauf Vorlesung Mittwoch, 15:30-17:00 Uhr, N115 Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 2 / 28 Inhaltsverzeichnis 1 Präliminarien 2 Marktgleichgewicht und Pareto-Optimum 3 Marktversagen 4 Der Staat als Akteur 5 Instrumente zur Behebung von Marktversagen 6 Anwendung Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 3 / 28 Präliminarien UN-Klimakonferenz in Paris 2015: COP 21 Abbildung: www.igbc.ie/policy/cop-21-make-your-pledge, 2015. Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 4 / 28 Präliminarien Die Einordnung der Akteure und Märkte Abbildung: Krugman/Wells (2010), S. 743. Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 5 / 28 Marktgleichgewicht und Pareto-Optimum Das Marktgleichgewicht pareto-opimale Ressourcenallokation im Marktgleichgewicht effizient = pareto-optimal Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 6 / 28 Marktgleichgewicht und Pareto-Optimum Das Konzept des Pareto-Optimums Begründer der Wohlfahrtsökonomie: Vilfredo Federico Pareto (1848-1923) basiert auf den individuellen Präferenzen Pareto-Prinzip: Eine Ressourcenallokation ist pareto-optimal, wenn es durch eine Reallokation nicht möglich ist, den Nutzen einer Person zu erhöhen, ohne den Nutzen mindestens einer anderen Person zu reduzieren. Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 7 / 28 Marktgleichgewicht und Pareto-Optimum Das Konzept des Pareto-Optimums Bedingungen einer effizienten Allokation: vollkommener Wettbewerb und vollkommene Konkurrenz private Güter keine externen Effekte vollständige Informationen Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 8 / 28 Marktgleichgewicht und Pareto-Optimum Das Konzept des Pareto-Optimums Kennzeichen des Marktgleichgewichtes: Haushalte maximieren ihren Nutzen Unternehmen maximieren ihren Gewinn Markträumung: Angebot = Nachfrage Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 9 / 28 Marktversagen Vom Konzept des Pareto-Optimums zum Marktversagen Marktversagen: Abweichungen des Ergebnisses marktmäßiger Koordination von der volkswirtschaftlich optimalen Allokation von Gütern und Ressourcen im Modell der vollkommenen Konkurrenz Problem: Wahl des Referenzmodells der vollkommenen Konkurrenz Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 10 / 28 Marktversagen Marktversagen Ursachen des Marktversagens: asymmetrische Informationen Bereitstellung öffentlicher Güter Externalitäten Wettbewerbsbeschränkungen Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 11 / 28 Marktversagen Marktversagen Ursachen des Marktversagens: asymmetrische Informationen Asymmetrische Informationen liegen dann vor, wenn potentielle Vertragspartner nicht über gleiche Informationen zur Qualität einer angebotenen Ware oder Dienstleistung oder hinsichtlich eines zu versichernden Risikos verfügen. Beispiel I: George A. Akerlofs Market for Lemons Beispiel II: Versicherungsmarkt Fazit: adverse selection und moral hazard Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 12 / 28 Marktversagen Marktversagen Ursachen des Marktversagens: öffentliche Güter Öffentliche Güter: Nichtrivalität im Konsum und Nichtausschließbarkeit vom Konsum die Bereitstellung derartiger Güter bedingt Trittbrettfahrerverhalten Fazit: aufgrund der Nichtausschließbarkeit kommt keine zahlungswirksame Marktnachfrage zustande Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 13 / 28 Marktversagen Marktversagen Ursachen des Marktversagens: Externalitäten Externe Effekte treten auf, wenn ein Handel zweier Marktteilnehmer (negative oder positive) Auswirkungen auf unbeteiligte Dritte hat. Umweltschäden Aufwertung umliegender Gebäude durch die Verschönerung eines anderen Gebäudes Fazit: Interessen Dritter werden im Marktgeschehen nicht berücksichtigt, so dass die Zuteilung der Ressourcen als nicht mehr effizient betrachtet werden kann Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 14 / 28 Marktversagen Marktversagen Ursachen des Marktversagens: Externalitäten und die COP 21 https://www.facebook.com/IFeakingLoveScience/videos/1280058412015167/?theater Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 15 / 28 Marktversagen Marktversagen Ursachen des Marktversagens: Wettbewerbsbeschränkungen Tendenzen zur Aufhebung oder Einschränkung des Wettbewerbs Zölle Mengen- und Preisabsprachen erschwerter Marktzugang Kooperationen mit Wettbewerbern Fazit: weniger wird für mehr Geld angeboten: die Anbieter können überdurchschnittlich hohe Profite machen Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 16 / 28 Marktversagen Vom Marktversagen zu Markteingriffen Begründung von Markteingriffen: Annahme: selbstregulierende Prinzipien des Marktes Implikation: der Staat sollte nur bei Marktversagen eingreifen Staaten bzw. Regierungen können jedoch eine Verfolgung politischer Ziele der Maximierung der Effizienz von Märkten überordnen. Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 17 / 28 Der Staat als Akteur Markteingriffe durch den Staat Staat: Bundesstellen und -behörden, Behörden der Länder und Gemeinden, Arbeiterkammer, die Wirtschaftskammer, die Gewerkschaft und die Sozialversicherung wesentliche Aufgabe: Umverteilung von Ressourcen finanziert sich über Steuern Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 18 / 28 Der Staat als Akteur Die Einordnung der Akteure und Märkte Abbildung: Krugman/Wells (2010), S. 743. Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 19 / 28 Instrumente zur Behebung von Marktversagen Markteingriffe durch den Staat Marktregulierung: Staatliche Eingriffe sind nur dann notwendig, wenn diese auch zu einer effizienteren Güterallokation führen. Instrumente Schaffung von Rechtssicherheit Steuern Subventionen Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 20 / 28 Instrumente zur Behebung von Marktversagen Markteingriffe durch den Staat: Rechtlicher Rahmen Vor dem Eingriff auf die Marktallokation können Staaten den wirtschaftlichen Rahmen durch die Gesetzgebung festlegen. Ziel: Prävention von Marktversagen bzw. Effizienzsteigerung Notwendigkeit von Anpassungen über den zeitlichen Verlauf Anwendung: bei allen Formen des Marktversagens Beispiele: AGB, Kartellrecht, Produktkennzeichnungen, Umweltrichtlinien Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 21 / 28 Instrumente zur Behebung von Marktversagen Markteingriffe durch den Staat: Steuern Steuern: Geldleistung ohne Anspruch auf Gegenleistung und damit ohne verpflichtende Aufgabenzuweisung. Ziel: die Beeinflussung des Allokationsmechanismus auf Märkten dienen der Internalisierung externer Effekte beruhen auf dem Verursacherprinzip Verkehrssteuern: Erhebung auf Teilnahme am Wirtschaftsverkehr Verbrauchssteuern: Erhebung auf den Verbrauch von Gütern Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 22 / 28 Instrumente zur Behebung von Marktversagen Markteingriffe durch den Staat: Zölle, Gebühren, Beiträge Zölle: eine besondere Form der Steuer als ein Instrument der Außenhandelspolitik Unterscheidung nach Aufkommen in Einfuhr-, Durchfuhr,- oder Ausfuhrzoll Zweckgerichtete Unterscheidung, Bsp.: Fiskalzoll, Schutzzoll Gebühren: öffentliche Abgabe, die an eine direkte Inanspruchnahme von Leistungen geknüpft ist Unterscheidung in Verwaltungs- und Benutzungsgebühren Beiträge: öffentliche Abgaben, die an eine mögliche Inanspruchnahme von Leistungen geknüpft sind Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 23 / 28 Instrumente zur Behebung von Marktversagen Markteingriffe durch den Staat: Subventionen Subventionen: Leistungen aus öffentlichen Mitteln an Unternehmen sowie mögliche Steuervergünstigungen bzw. Gebühren- oder Beitragsermäßigungen Anreizmechanismus zur Beeinflussung des Allokationsablaufes Anwendung: i.d.R. bei externen Effekten, Marktmacht und asymmetrischen Informationen Arten: Förderungssubvention, Anpassungssubvention, Erhaltungssubvention Beispiel: Förderung CO2 reduzierender Prozesse in der Produktion Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 24 / 28 Instrumente zur Behebung von Marktversagen Kritik an der Marktregulierung Staatsversagen: Eingriffe in den Markt verursachen suboptimale Ergebnisse, besonders wenn die Kosten des staatlichen Eingriffes über den Kosten des Marktversagens liegen Auswirkungen: ineffiziente Güterallokation, Instabilität des Marktes und ineffiziente Produktionsprozesse Durchsetzung politischer Interessen: Markteingriffe dienen zur Determinierung politischer Macht Lobbyismus: Zusammenschluss der Interessensvertreter Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 25 / 28 Anwendung (De-)Regulierung des Kapitalmarktes Deregulierung: Aufhebung von gesetzgeberischen Maßnahmen zur Verhaltensbeeinflussung von Wirtschaftssubjekten mit dem Ziel der Korrektur oder Vermeidung unerwünschter Marktergebnisse Funktionsfähigkeit des Kapitalmarktes als wichtiger Einflussfaktor auf das Marktgeschehen einer Volkswirtschaft opportunistisches Verhalten der Marktteilnehmer kann die Stabilität der Gesamtwirtschaft gefährden Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 26 / 28 Anwendung (De-)Regulierung des Kapitalmarktes 14.09.2008 - Lehman Brothers: Zum ersten Mal ließ die amerikanische Regierung eine Bank fallen, von der die meisten angenommen hatten, sie sei zu groß, um Pleite zu gehen. Folgen: neue Bankenregulierung gefordert in Deutschland und der EU: neue Eigenkapitalvorschriften für Banken Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 27 / 28 Anwendung Literaturverzeichnis Mankiw/Taylor (2012): Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 5. Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart. Gabler Wirtschaftslexikon (2010): Krugman/Wells (2010): Volkswirtschaftslehre Prof. Dr. Anne Neumann EVWL 16. Dezember 2015 28 / 28
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