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EXPERTENTIPPS ZUR SOJABOHNENERNTE
veröffentlicht am 01.09.2015
Die Sojabohnenanbaufläche ist in Österreich von 2014 auf 2015 von knapp 43.000 ha auf
knapp 57.000 ha angestiegen. Dies ist vor allem auf die Verpflichtung des Greenings im
Rahmen der neuen Agrarmarktregelung zurückzuführen. Das heißt aber auch, dass es
viele Neuanbauer dieser Kultur gibt. Damit die Ernte gut eingefahren werden kann, gilt es
einige Dinge zu beachten:
1) Sollten diese Phasen mit heißen Tagen auch noch im September auftreten, kann es bei empfindlichen Sorten
zum Hülsenplatzen kommen – die Hülse trocknet in dem Fall schneller als das fettreiche Korn und damit wird
plötzlich der Platz in der Hülse zu wenig, sie platzt und die Körner fallen zu Boden und sind somit verloren. In
diesem Fall ist ein sofortiger Drusch zu empfehlen.
2) Ansonsten ist der Druschzeitpunkt gegeben, wenn
der größte Teil der Blätter abgefallen ist und die
Körner in den Hülsen zu rascheln beginnen.
3) Man sollte sich mehr auf das Rascheln der Körner
in den Hülsen verlassen als auf den Blattfall – es gibt
auch Jahre wo die Körner tadellos trocken sind,
obwohl noch 10 – 20 % der Blätter an den Pflanzen
vorhanden sind.
4) Ein optimaler Druschzeitpunkt ist gegeben, wenn die Körner eine Feuchtigkeit von 14 – 16 % Wassergehalt
haben.
5) Gibt es eine für die rechtzeitige Ernte ungünstige Herbstwitterung oder wurde für den Standort eine zu späte
Sorte gewählt sollte die Ernte bis 10. Oktober abgeschlossen sein – unabhängig von der Feuchtigkeit.
6) Sojabohne hat im Vergleich zu Mais ein anderes Abtrocknungsverhalten – Mais wird alleine durch den Wind
immer trockener und kann unter Umständen bis Dezember auf dem Feld stehen - das funktioniert bei
Sojabohnen nicht. Durch den hohen Fettgehalt im Korn brauchen Sojabohnen eine Mindesttemperatur um
Feuchtigkeit an die Umgebung abzugeben und trockener zu werden. Zur Ernte 2014 hat es Landwirte gegeben,
denen die Sojabohnen am 4. Oktober mit 17 % zu feucht waren – und am 20. Oktober haben sie dann die
Sojabohnen mit 22 % geerntet.
7) Mit Axialmähdreschern gelingt ein besonders
schonender Drusch, Flex-Schneidwerke reduzieren
Kornverluste.
8) Sollte es notwendig sein, die Ernteware wegen zu
hoher Feuchtigkeit zu trocken, ist auch auf die
Trocknungstemperatur mehr zu achten als bei
anderen Kulturen.
9) Wegen des hohen Fettgehaltes trocknet der Innenteil des Kornes langsamer als die harte Samenschale –
diese bekommt Risse und beim Transport z.B. im Elevator oder bei großen Fallhöhen springen die Körner
auseinander, es kann zu Schimmelbildung und zum Ranzigwerden der Körner kommen, die Folge davon ist eine
entsprechende Qualitätsminderung.
10) Ganz wichtig ist die Mähdreschereinstellung: Die Dreschtrommeldrehzahl so weit wie möglich reduzieren:
400 – max. 550 U/min und den Korbabstand der zu erntenden Sorte anpassen – je größer das TKG einer Sorte,
umso größer soll der Korbabstand sein.
11) Bei zu hoher Drehzahl und zu geringem Korbabstand kommt es zu Quetschungen des Korn (der weiche,
fettreiche Kern gibt nach, die harte Samenschale bekommt Risse, Feuchtigkeit und Keime können eintreten,
Abbauprozesse führen zu einer Qualitätsminderung.
12) Bei der Verwertung von Vollsoja am eigenen Betrieb für Rinder nicht zu viel im Voraus schroten – der
Luftzutritt fördert wiederum ein eventuelles Ranzigwerden des sehr energiereichen Futters bei zu langer
Lagerung und verursacht somit eine Qualitätsminderung.
13) Die geringen Mengen an Ernterückständen bieten eine gute Möglichkeit für Direktsaat mit Winterweizen als
Folgefrucht. Fusarien sind hier nicht das Problem wie beim pfluglosen Anbau von Winterweizen nach
Körnermais.
Beratung Pflanzenbau
Franz BLUMENSCHEIN
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