Anhang 3 - Geschichte-Projekte

Anhang 3: Filmausschnitte / Sequenzmontagen für die filmanalytische Arbeit (Videocassette 3)
Ausgewählte Sequenzen und Einstellungen zur inhaltlichen
und formalen Filmanalyse.
Neun Beispiele vergleichender Gegenüberstellung
bzw. demonstrierenden Zusammenschnitts.
Beispiel 1. "Ist es wundervoll für das Vaterland zu sterben ?" (Kausalmontage)
Sequenz 2 (1953) Zeit: 0/00/00 - 0/04/47
Inhalt: Die patriotische Rede des Lehrers Kantorek vom Krieg als
ruhmreichen "Abenteuerspiel" verführt eine Klasse, sich geschlossen
freiwillig zu melden. Filmische Exkurse in die Gedankenwelt zweier
Schüler als auch das "Mienenspiel" der Klasse in Nahaufnahmen,
verdeutlichen ihre naive Vorstellung von Krieg, die nicht zuletzt an den
Reiz gekoppelt ist, "des Kaisers Rock" auf dem "Feld der Ehre" tragen
zu dürfen.
gegen
Sequenz 44 (1953) Zeit: 0/04/47 - 0/08/ 30
Inhalt: Bei seinem Heimaturlaub sucht Paul Bäumer seine alte
Schule auf. Kantorek verkündet seinen Schülern hier noch immer
die alten Phrasen von Vaterlandsliebe und Heldentod, deren
Anziehungskraft ungebrochen ist. Paul, der vermeintliche "Held"
wird aufgefordert, von "ruhmreichen" Taten zu berichten, doch er
enttäuscht diese Erwartung.
Die Gegenüberstellug mit Sequenz 44 bietet sich besonders wegen
Kantoreks eindringlicher Glorifizierung des "Heldentodes " an.
Paul beschreibt die Realität des Sterbens an der Front,
Zitatauszug:
Zitatauszüge:
"... auf dem Schlachtfeld in der vordersten Reihe zu kämpfen, das ist
die wahre Mannestugend. Bestimmt wird der Krieg bald vorbei sein,
und ich glaube ohne viel' Verluste. Und wenn wirklich gewisse Verluste
eintreten sollten, dann laßt uns des lateinischen Spruches gedenken,
den wohl so mancher römische Krieger auf den Lippen trug, wenn er im
fernen Lande auf dem Schlachtfeld stand: Dulce et decorum est pro
patria moro - Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben. ...
wo das Vaterland in Not ist, müssen alle persönlichen Interessen
zurücktreten. Das Feld der Ehre ruft alle."
"... einen schönen Tod hab' ich an der Front noch nie gesehen. ...
Millionen fallen draußen auf beiden Seiten und was nutzt das alles
schon? ... Es stirbt sich wirklich nicht so leicht, wie sie den Jungen
dauernd einreden, und es ist leichter gesagt, als dabeisein zu
müssen."
Beispiel 2. "Philosophie des Krieges" (Kontrastmontage)
Ausschnitt: Sequenz 24 (1953) Zeit: 0/8/45 - 0/11/22
Inhalt: Die Soldaten philosophieren nach der Rückkehr von einem
langen Fronteinsatz über die Ursachen des Krieges. Ihre
verschiedenen Erklärungsmuster offenbaren die große Unsicherheit
mit dem Thema. Als Konsens des Dialogs wird indes allgemeine
Kriegsmüdigkeit und bei den jungen Soldaten die Abkehr vom
anfänglichen Patriotismus deutlich. Nach Kats abschließendem
Vorschlag, Kaiser und Minister ihre Kriege allein, gewissermaßen als
Volksfest, auf einem großen Feld mit Keulen austragen zu lassen, löst
sich das nachdenkliche Gespräch in Heiterkeit auf.
gegen
Ausschnitt: Sequenz 43 (1953) Zeit: 0/11/22 - 0/13/ 38
Inhalt: Bei seinem Heimaturlaub besucht Paul den Vater in dessen
Stammlokal. Hier findet eine andere Schlacht statt. Die
daheimgebliebene "Generation der Befreiungskriege" ereifert sich
streitend über die bestmögliche Strategie den "Franzmann" zu
schlagen. Durchhalteparolen werden laut. Deutlich wird die große
Distanz zum realen Kriegsgeschehen. Wie auch im vorangegangen
Filmbeispiel ist der Patriotismus in der Heimat ungebrochen.
gegen
Sequenz 31 (1984) Zeit: 0/15/40 - 0/21/05
entspricht Videoc assette 2, siehe daher ausführliche Beschreibung
in Anhang 2.8
Beispiel 3 . "Der Feind - Ein Mensch wie ich" (Schlüsselszene)
Ausschnitt Sequenz 30 (1984) Zeit : 0/13/53 - 0/15/40
entspricht Videocassette 2, siehe daher ausführliche Beschreibung in
Anhang 2.7
Beispiel 4. "Scharfschützen - Zur Philosophie des Tötens" (Kausalmontage)
Sequenz 32 (1953) Zeit: 0/21/20 - 0/22/23
Inhalt: Paul wird nach seiner Rückkehr aus dem Trichter, in dem er
das langsame Sterben des von ihm getöteten Franzosen miterlebt hat,
von Selbstvorwürfen bewegt. Er diskutiert mit Kat über das Töten im
Krieg. Dieser versucht ihn mit den Worten zu trösten, daß das Töten
die unabdingliche Aufgabe eines Soldaten im Krieg darstelle und
verweist auf den Scharfschützen Westhus, der ebenfalls Parallelmontage- auf den "Feind" anlegt. Zustimmend schließt Paul
den Dialog mit den Worten "Krieg ist Krieg , damit muß man sich
abfinden". Vgl. Einstellungsprotokoll Anhang 2.9
gegen
Sequenz 49 (1953) Zeit: 0/22/23 - 023/26
Inhalt: Paul wird von einem Scharfschützen erschossen, während er
die Deckung verläßt, um nach einem Schmetterling zu greifen.
Beispiel 5. "Von Menschen und Ratten " (Kontrastmontage)
Ausschnitt Sequenz 20 (1953) Zeit : 0/23/39 - 0/23/58 &
0/24/16 - 024/30
Inhalt: Unterstand, Nahaufnahmen, die Soldaten erschlagen mit Spaten
unzählige Ratten
gegen
Ausschnitt Sequenz 21 (1984) Zeit: 0/23/58 - 0/24/16 &
0/24/30 - 0/24/44
Inhalt: Grabenkampf, Szenerie ist analog zu Sequenz 20,
verdeutlicht durch Kontrastmontage. Bei diesen Nahaufnahmen der
Protagonisten während des Grabenkampfes , handelt es sich um
Einstellungen, die 1953 geschnitten wurden. Siehe Anhang 2.5
Beispiel 6. "Dramaturgie mit Stiefeln" (Sequenzmontage)
Ausschnitt Sequenz 3 Zeit: 0/24/58- 0/25/13 // Ausschnitt Sequenz 25 Zeit : 0/25/13- 0/26/27 //
Ausschnitt Sequenz 26 Zeit: 0/26/27- 026/48 // Sequenz 27 Zeit: 0/26/48- 0/27/33
Inhalt: Die Sequenzmontage verdeutlicht den gezielten Einsatz eines dramaturgischen Leitmotivs (die Stiefel Kemmerichs) im Spielfilm. Der zeitlich geraffte
"Werdegang" der Stiefel beinhaltet gleichsam die Entwicklung / Intention des Films:
Eingeführt als stolzes Symbol des Patriotismus (Seq.3), das für den beinamputierten Kemmerich sinnlos wird, (Seq.25), werden sie an Müller verschenkt (Seq.
26), der in den Stiefeln stribt - wie auch der nächste Schulkamerad. (Seq. 27)
Beispiel 7. "Geschlachtet" (Kontrastmontage)
Sequenz 11 (1953) Zeit: 0/27/46 - 0/28/27
Inhalt: Kat trägt auf den Schultern ein "organisiertes" Schwein zu den
hungrigen Rekruten ins Frontquartier.
gegen
Ausschnitt Sequenz 47 (1953) Zeit: 0/28/27 - 0/28/46
Ausschnitt Sequenz 48 (1953) Zeit: 0/28/46 - 0/29/05
Inhalt: Paul trägt in gleicher Pose den erschossenen Kat (Seq.47)
ins Frontlazarett (Seq.48)
Beispiel 8. "Krieg - naturalistisch" (Beispiel für Schnitt 1953)
Ausschnitt Sequenz 11 (1953) Zeit: 0/29/19 - 0/29/23
siehe Anhang 2.5 Einstellung 60
gegen
Ausschnitt Sequenz 21 (1984) Zeit: 0/29/27 - 0/29/32
siehe Anhang 2.5 Einstellung 60
Beispiel 9. "Erst kommt das Fressen, dann die Moral - Liebe im Krieg" (1953 contra Urfassung)
1953
Ausschnitt Sequenz 34 Zeit: 0/29/50 - 0/30/28
Sequenz 35 Zeit: 0/30/28 - 0/32/ 45
Sequenz 36 Zeit: 0/32/45 - 0/34/08
Ausschnitt Sequenz 38 Zeit: 0/34/08 - 0/34/13
Inhalt: Kontaktaufnahme der Soldaten zu französischen Frauen am
anderen Ufer eines Flusses mittels "Essenofferte" (Seq.34).
1984
gegen
Ausschnitt Sequenz 34 Zeit: 0/34/20 - 0/34/58
Sequenz 35 Zeit: 0/34/58 - 0/37/45
Sequenz 36 Zeit: 0/37/45 - 0/39/06
Sequenz 37 Zeit: 0/39/06 - 0/40/25
Ausschnitt Sequenz 38 Zeit: 0/40/25 - 0/40/30
Inhalt: Ausschnitt (Seq.34) siehe linke Spalte.
Vor dem nächtlichen Besuch verlosen die Soldaten die Frauen
untereinander. Mit Gelächter werden die nackten Soldaten von diesen
begrüßt, doch als sie das Haus betreten herrscht beklemmende Stille,
bevor die mitgebrachte Verpflegung wiederum "vermittelt". Es folgt das
gemeinsame Essen, Zärtlichkeiten werden ausgetauscht (Seq.35).
1984 beginnt Sequenz 35 mit einer Nahaufnahme der nackten
Beine von den sich ausziehenden Soldaten, die 1953 geschnitten
ist. Auffällig ist auch die unterschiedliche Synchronisation. 1953
hört man beim gemeinsamen Essen nur das "Juchzen" der
französischen Frauen, 1884 führen sie einen Dialog.
Kat macht derweil auf Geheiß der Rekruten Tjaden, den eigentlichen
"Organisator" der Verabredung in einer Kneipe betrunken.(Sequ.36).
Abgesehen von der unterschiedlichen Synchronisation, die indes
keine sinngemäßen Abweichungen beinhaltet, entspricht Sequenz
36 dem Pendant von 1953.
Sequenz 37 ist in der 53’er Fassung des Films komplett
geschnitten. Inhalt: Bei Grammophonmusik gesteht Paul seiner
französischen Geliebten, daß er sie nie vergessen werde. Seine
Begleiter verlassen unzweideutig die Schlafzimmer ihrer
Partnerinnen, dann verlassen sie gemeinsam das Haus.
Auf diese Szene folgt 1953 direkt der Abmarsch aus dem Dorf.
(Seq.38)
Sequenz 38 ist identisch.