Ausgabe Juni 2015 - Philologen Verband Schleswig

Ausgabe 3 / 2015
Juni 2015
Philologenverband Schleswig-Holstein
Gymnasium heute
Themen in dieser
Ausgabe:
JuPhi-Power
 Paukenschlag aus
Niedersachsen
 Vogel-Strauß-Polotik
 Schulporträt: WernerHeisenbergGymnasium in Heide
 Schlüsselversicherung
 Erlasspfusch „Sozialer
Tag“
 Bericht aus dem HPR
 Rezension
 Neue Mitglieder
 Einladung Pensionärsveranstaltung

Philologenverband
Schleswig-Holstein
Berufsverband der Lehrerinnen und
Lehrer an den Gymnasien
Irreführung macht misstrauisch
„Ich freue mich auf die Zukunft“ titelt
eine frisch herausgebrachte Broschüre
der Landesregierung, die junge Menschen für das „Arbeiten beim LandSchleswig-Holstein“ anlocken soll. Mit
Landschaftsbildern des schönsten Bundeslandes zwischen den Meeren ist die
Broschüre aufwendig und ansprechend
aufgemacht. Schleswig-Holstein präsentiert sie als Urlaubsland mit Strandkörben, Watt, Kühen und Windmühlen. Da
möchten wohl viele leben. Aber wie
sieht es jenseits der Idylle aus?
Angesichts der anrollenden Pensionierungswelle und weil im Konkurrenzkampf um die besten und klügsten Köpfe das Konsolidierungsland SchleswigHolstein als Arbeitgeber offensichtlich
ins Hintertreffen geraten ist, macht sich
auch Ministerpräsident Albig zurecht
ernsthafte Sorgen um die Rekrutierung
qualifizierten Nachwuchses. Ob da diese
Werbebroschüre etwas ausrichten wird,
darf man bezweifeln.
Während Schleswig-Holstein für Ruheständler attraktiv ist, kehren immer
mehr junge Menschen dem Land den
Rücken, weil sie ihre berufliche Zukunft
eingeschränkt sehen. Das trifft gerade
auch für angehende Lehrerinnen und
Lehrer, die das Lehramt an Gymnasien
anstreben, zu. Das ist besonders
schmerzlich, wenn es Kandidaten mit
Mangelfächern und Bestnoten betrifft.
Südlichere Bundesländer, aber auch
andere Arbeitgeber in Industrie, Wissenschaft und Forschung bieten offenbar mehr als Schleswig-Holstein: Bessere Einstiegs- und Arbeitsbedingungen,
höhere Bezahlung, vielfältigere Fortbildung und attraktivere Aufstiegsmöglichkeiten.
Es fällt auf, dass in der Broschüre der
Abschnitt „Schule“ mit dem Beruf
„Lehrer/Lehrerin“ im Gegensatz zu den
vielfältigen Berufsmöglichkeiten in den
andern Bereichen ausgesprochen mickrig
dargestellt ist. Dabei hat sich doch die
Landesregierung gerühmt, nach dem
neuen Schulgesetzt nun mit dem neuen
Lehrkräftebildungsgesetz die „beste Lehrerbildung“ in Deutschland beschlossen
zu haben. Da hätte man doch erwarten
können, dass die Regierung genau mit
diesem Konzept des „EinheitsSekundarlehrers“ laut werbend auftrumpft. Das Gegenteil ist in der Broschüre der Fall. Nach der Aufzählung der
Schularten: „Grundschulen, Gemeinschaftsschulen, Gymnasien, Berufsbildende Schulen und Förderzentren“ folgt
bezüglich der „Ausbildungsvoraussetzungen“ die lapidare wie irreführende
Feststellung „Lehramtsstudium für die
angestrebte Schulart“.
Irreführend deswegen, weil mit dem
Lehrkräftebildungsgesetz die Schulartdifferenzierung im einheitlichen Lehramtsstudium für die Sekundarstufen
abgeschafft wurde. Wer z.B. die Schulart
Gymnasium anstrebt, findet dafür in
Schleswig-Holstein kein eigenständiges
gymnasiales Lehramtsstudium und sollte
nach dem Willen der Küstenkoalition
deswegen auch keinen Erwartungsanspruch hegen, an einem Gymnasium die
studierten Fächer zu unterrichten. Vielen
Lehramtsinteressierten ist dieser
Sachstand gar nicht klar. Der verschleiernde Text bestärkt sogar einen solchen
Irrtum. Entsprechend sind Enttäuschungen vorprogrammiert, auch, wenn es um
die Anerkennung und Eingruppierung
des schleswig-holsteinischen „Sekundarlehrers“ in anderen Bundesländern geht.
Dem aufmerksamen Leser wird auch
nicht entgehen, dass ausschließlich für
den Beruf des Lehrers/ der Lehrerin kei-
Gymnasium heute
ne Hinweise zu „Fortbildung und Karriere“ zu sehen sind – eine vielsagende
Auslassung, die aber verrät: Anreize und
Karriere kann Schleswig-Holstein speziell seinen Lehrerinnen und Lehrern
kaum noch bieten. Dagegen aber geringere Bezahlung, unvollständige Beihilfe,
Selbstbeteiligung bei Wanderfahrten
und Fortbildung, überfordernde Stundenbelastungen, fachfremde Unterrichtsverpflichtungen, große Lerngruppen, unzureichende Unterstützung der
Inklusion, frustrierenden
Unterrichtsausfall, überregulierende bürokra-
tische Bevormundung, prekäre Anstellungen, Unsicherheit bezüglich des
schulartbezogenen Einsatzes, mangelnde Gesundheitsvorsorge.
Die Broschüre vermittelt im Kapitel
„Schule“ mit dem Beruf „Lehrer /
Lehrerin“ den Eindruck der desinformierenden Hilflosigkeit. Offenbar ist den
von der Küstenkoalition beauftragten
Autoren bewusst, dass
SchleswigHolstein mit dem bundesweit rigorosesten Konzept des Einheitslehrers als zentralen Transformationsschritt auf dem
Weg zur „Einheitsschule“ „keinen Blumentopf gewinnen“ kann. Vielleicht hat
man aus dem gleichen Grunde den dramatisch unterfinanzierten Bereich der
Hochschulen, der im Zuge der Regierungskrise im Sozialministerium versteckt wurde, gleich ganz weggelassen.
Überzeugen kann dieses Handeln der
Regierung nicht. Im Gegenteil, mangelnde Klarheit und zur Täuschung geeignete Darstellungen machen zumindest
misstrauisch und führen zu Verdruss.
Helmut Siegmon
JuPhi-Power in Rendsburg am 25. Mai 2015
Trotz hoher Belastungsphase in den
Abiturwochen der Gymnasien traf sich
am 28. Mai eine Gruppe junger Lehrerinnen und Lehrer im ConventGarten in
Rendsburg, um sich über die Verbandsarbeit auszutauschen und um Akzente
der Bildungspolitik zu diskutieren. Auch
ein Studierendenvertreter der ChristianAlbrechts-Universität war gekommen.
Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes hatten die jungen Kolleginnen
und Kollegen eingeladen. Denn in Zeiten
bildungspolitischer Fehlentscheidungen,
die kaum verhüllt gegen das Gymnasium
und damit gezielt gegen den Beruf der
Gymnasiallehrerin und des Gymnasiallehrers gerichtet sind, wird täglich offenbar, wie wichtig eine kontinuierliche
Verbandsarbeit ist, die auf breiter Ebene
von jungen und älteren Mitgliedern aktiv getragen wird.
Aus unterschiedlichen Gründen war die
Arbeit der jungen Philologen in letzter
Zeit etwas in den Hintergrund geraten.
Nun geht es darum, auch diese Mitgliedergruppe wieder zu aktivieren. Die
Zukunft der kürzlich ins Berufsleben
eingestiegenen wie auch der neu beginnenden Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer muss so gestaltet werden,
dass deren beruflicher Weg von ihnen
als positiv und bereichernd empfunden
wird. Diese jungen Kolleginnen und Kollegen wollen und sollen mit Freude Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene
unterrichten, für ihre Fächer „brennen“
und mit ihrem Wissen und pädagogischen Können die ihnen anvertrauten
Schülerinnen und Schüler zur allgemeinen Studierfähigkeit führen.
Der erste Vorsitzende Helmut Siegmon
eröffnete die Sitzung mit einem kurzen
Abriss der bildungspolitischen Entscheidungen, welche die Existenz des allge-
meinbildenden Gymnasiums im Lande
bedrohen. Diese aktuellen Arbeitsfelder
des Philologenverbandes beziehen sich
auf die Lehrerausbildung zum
„Einheitslehrer“, auf eine unzureichende Lehrerversorgung, auf zu große Klassen, auf eine Gefährdung der Lehrergesundheit, auf ungeklärte Fragen der
Inklusion, auf die Gleichmacherei nach
dem Motto „Jedem das Gleiche, aber
niemandem das Seine“ usw.. Fragen zur
Einstellungssituation und drohenden
Versetzung nach der Entlassung des
Doppeljahrgangs wurden diskutiert. Der
Vorsitzende des Hauptpersonalrats Lothar Wilk konnte in diesem Zusammenhang weiterführende Informationen
geben. Manfred Ernst, Vorsitzender des
Ausschusses für Beamtenrecht und Besoldung, ergänzte mit Auskünften zu
Fragen des Besoldungsrechts, der Versorgung und Beihilfe. Informationen zur
Verbandstruktur gab die Schriftführerin
Teilnehmer der JuPhi Power Tagung (vlnr): Hendrik Keilhauer, Katja Albrecht, Bastian Zehm, Eva Viktoria Kirchner (Foto PhV)
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Gymnasium heute
Gymnasium heute
Insa Rix-Oldigs. Sie erläuterte die Arbeit
des Geschäftsführenden Vorstandes,
des Landesvorstandes, der Arbeitsgemeinschaften und der Ausschüsse. Einfließende Fragen, Antworten und Diskussionen lenkten den Blick auf die große Bedeutung von Netzwerken und persönlichen Kontakten. Wie diese durch
die Mitarbeit im Verband entstehen und
genutzt werden können, wurde deutlich. Als ehemalige und zurzeit kommissarische Vorsitzende der Jungen Philologen erläuterte Katja Albrecht die vielfältigen Betätigungsfelder und Projekte.
Mit ihrer Aufforderung „empöre Dich,
engagiere Dich, trage Verantwortung“
wies sie auf aktuelle Themen hin, derer
sich die JuPhis künftig annehmen könn- Nadine Emmerling, Jan Reinartz (Foto PhV)
ten.
Verbandsarbeit schnuppern möchten,
Mit einem kleinen Imbiss endete der melden Sie sich doch einfach.
anregende Nachmittag. An Stehtischen
wurde mit wechselnden Gesprächspart- „Wir sind die Arbeitsgemeinschaft der
nern das Gehörte noch einmal aufgear- Jungen Philologen und haben eine starbeitet. Die Ergebnisse können sich se- ke Stimme im Philologenverband Schleshen lassen: Es soll eine Hochschulgrup- wig-Holstein, dem Berufsverband, der
pe im Philologenverband gegründet sich zielgenau für die Interessen der Lehwerden und einige junge Mitglieder rerinnen und Lehrer an Gymnasien in
werden in einer neuen JuPhi-Gruppe Schleswig-Holstein einsetzt. Wir als junzusammenarbeiten. Wichtig war allen ge Kolleginnen und Kollegen haben den
Anwesenden, dass auch die an Gemein- größten Teil unseres Berufslebens noch
schaftsschulen arbeitenden Gymnasial- vor uns und suchen gerade in bildungslehrerinnen und Gymnasiallehrern aus- politisch schwierigen Zeiten nach einer
drücklich eingeladen sind, sich im Philo- positiven beruflichen Perspektive. Auch
logenverband für ihre besonderen Be- angesichts leerer Kassen und bildungslange einzusetzen.
politischen Aktivismus wollen wir weiterhin unsere Vorstellungen von einem guFalls Sie sich von dem Tagungsbericht ten Gymnasium nicht nur formulieren,
und dem Informationstext der Jungen sondern diese auch durchsetzen. Dazu
Philologen in Schleswig-Holstein ange- bringen wir unsere Ideen in die politische
sprochen fühlen und selbst einmal in die Diskussion ein und wenden uns regelmä-
ßig an die Bildungspolitiker unseres Landes. Meckern und klagen im Lehrerzimmer hilft nicht - wer PhV-Mitglied wird,
bezieht Position und kann sich für die
Stärkung und Entwicklung des Gymnasiums engagieren.“ (Homepgae des PhVSH)
Sie alle sind herzlich willkommen! Nutzen Sie gerne die Kontaktdaten der Geschäftsstelle:
Geschäftsstelle
Philologenverband
Schleswig-Holstein
Muhliusstraße 65, 24103 Kiel
Tel. 0431 / 8 19 40, Fax 0431 / 80 45 35
www.phv-sh.de
[email protected]
Geschäftszeiten: Mo + Mi 9.00 - 12.00
Uhr, Do 11.30 - 14.30 Uhr, Tel. s.o.
Dr. Barbara Langlet-Ruck
Paukenschlag aus Niedersachsen
Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts
in Lüneburg gibt uns kräftigen Rückenwind für unsere Forderung, die Stundenerhöhung für die schleswig-holsteinischen Gymnasiallehrer aus dem
Jahre 2010 umgehend zurückzunehmen.
Der PhV-SH wird die Konsequenzen
dieses wegweisenden Grundsatzurteils für die schleswig-holsteinischen Gymnasiallehrer/-innen mit
Hochdruck rechtlich bewerten lassen und dann unverzüglich entsprechend handeln.
Helmut Siegmon
Presseerklärung des PhV Niedersachsen:
Oberverwaltungsgericht Lüneburg: Erhöhung der Pflichtstundenzahl für
Gymnasiallehrer ist rechtswidrig
Philologenverband: Sieg der Gerechtigkeit über Willkür der Landesregierung
Grundsatzurteil mit bundesweiter Signalwirkung
Die 2014 von der rot-grünen Landesregierung verordnete Arbeitszeiterhöhung
für Gymnasiallehrkräfte und Schulleiter
an Gymnasien um eine Unterrichtsstunde ist rechtswidrig und damit unwirksam. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg heute entschieden.
Gegen die Arbeitszeiterhöhung hatten
sieben Gymnasiallehrkräfte, darunter
zwei Schulleiter, im Rechtsschutz des
Philologenverbandes Niedersachsen
Anfang September 2014 eine Normenkontrollklage eingereicht. Die GEW hatte sich nach anfänglichem Zögern drei
Monate später der Klage angeschlossen,
ohne allerdings die Schulleiter dabei zu
berücksichtigen.
In diesem Grundsatzurteil bestätigte das
OVG Lüneburg vollständig die Argumentation des Prozessvertreters des Philologenverbandes, Prof. Dr. Battis. Danach
war die Erhöhung der Pflichtstundenzahl von Anfang an nicht begründet, d.h.
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Gymnasium heute
es fehlte jegliche nachvollziehbare Begründung dafür, warum gerade
Gymnasiallehrkräfte und Schulleiter an
Gymnasien einseitig belastet wurden. Damit seien der Gleichheitsgrundsatz nach Art. 3 Abs. 1 und die Fürsorgepflicht nach Art. 33 Abs. 5 des Grundgesetzes verletzt worden. In diesem Zusammenhang sah es das Gericht kritisch,
dass Landesregierung und Kultusministerin sich stur geweigert hatten, die vom
Philologenverband immer wieder geforderte unabhängige Arbeitszeituntersuchung für Lehrkräfte durchzuführen.
Mit dem Urteil ist das OVG nach Einschätzung von Prof. Dr. Battis der neuen
Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gefolgt, die bereits im Besol-
dungsrecht wirksam geworden ist. Der
bisher weite Entscheidungsspielraum
des Dienstherrn in die Beamten betreffenden wesentlichen Rechtsbereichen werde nunmehr durch die stärkere
Betonung verfassungsrechtlicher Prinzipien erheblich eingeschränkt. Dies bedeute eine Stärkung des Rechtsstaatsprinzips.
Der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz, bezeichnete die Entscheidung des Gerichts in einer ersten
Stellungnahme als „einen Sieg der Gerechtigkeit über die willkürliche Arbeitszeiterhöhung der rot-grünen Landesregierung“. Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung von Kultusministerin Heiligenstadt, die Arbeitszeiterhö-
hung sei „angemessen und vertretbar“,
habe sich in Luft aufgelöst. Wie auch
beim neuen Schulgesetz habe sich RotGrün als argumentationsresistent gezeigt und dafür jetzt die Quittung bekommen.
Dass das Gericht der Klage gegen die
von Rot-Grün gestrichene Altersermäßigung nicht gefolgt sei, bezeichnete
Audritz als „Wermutstropfen“. Die Landesregierung sei gut beraten, im Zuge
einer Generalbereinigung ihres zutiefst
gestörten Verhältnisses zur Lehrerschaft
diese bereits fest versprochene und
dann wortbrüchig aufgekündigte Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung um
eine Unterrichtsstunde für Lehrer ab
dem 55. Lebensjahr wieder in Kraft zu
setzen.
Vogel-Strauß-Politik und Geheimnistuerei
Eigentlich könnte sich die Regierung der
Küstenkoalition zufrieden zurücklehnen.
Die spektakulären bildungspolitischen
Vorhaben, Schulgesetz und Lehrkräftebildungsgesetz, hat sie mit ihrer Einstimmenmehrheit in trockene Tücher gebracht. Jetzt gilt es abzuwarten, keine
Fehler zu machen und rechtzeitig für die
nächste Landtagswahl Wahlgeschenke
zu schnüren. Dabei türmen sich die ungelösten Probleme als Folge der umwälzenden Reformen. Probleme, die die
Regierung mangels sorgfältiger Planung
nicht sehen konnte oder sehen wollte.
Weil die zusätzlichen Lehrerstunden im
Reformdickicht versickern und der
krankheitsbedingte Ausfall steigt, gelingt eine Verringerung des Unterrichtsausfalls nicht. Proteste der Eltern
und neuerdings auch der Schülerinnen
und Schüler kann die Regierung nicht
beliebig lange mit Beschwichtigungen,
Ablenkungsmanövern und dem Argument der Schuldenbremse eindämmen.
Die von der Regierung beschlossenen
ideologischen Bildungsreformen haben
einen millionenfachen ineffizienten
Mehrbedarf generiert, der zwangsläufig
aus der Unterrichtsversorgung geschnitten werden muss oder den die Lehrerinnen und Lehrer selbst erbringen müssen.
Mittlerweile wachsen die Probleme bezüglich der Inklusion allen Beteiligten
über den Kopf. Der Streit um die Schulassistenten markiert nur die Spitze des
Eisberges. Es steht zu befürchten, dass
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die Schulassistenten in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen als Billiglehrer
missbraucht werden, wenn die
„richtigen Lehrerinnen und Lehrer“ ausfallen. Wie bei den befristeten Kettenverträgen würde sich das Land Schleswig-Holstein direkt oder indirekt wieder
einmal als geiziger Arbeitgeber zeigen,
insbesondere wenn Lehrkräfte sich in
der Not als Schulassistenten verdingen,
um der Arbeitslosigkeit zu entgehen.
Im Jahr 2014 hat das Bekanntwerden
von Stellenstreichungen an einzelnen
Schulen im Planstellenzuweisungsverfahren PZV reichlich Staub aufgewirbelt.
Diesen Ärger wollte man in diesem Jahr
vermeiden, indem die für die Schulöffentlichkeit entscheidenden Zahlen in
den PZV-Tabellen nicht mehr ausgewiesen wurden. Souveränität vermittelt die
Geheimnistuerei nicht; im Gegenteil, sie
macht misstrauisch und erschwert die
Arbeit der Landeselternbeiräte.
Die Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen sind in diesem Jahr
deutlich von den Prognosen abgewichen. An den Gymnasien gibt es deutlich
mehr Anmeldungen als berechnet und
entsprechend weniger an den Gemeinschaftsschulen. Weil es keinen schulartübergreifenden Ausgleichspool gibt,
wird es im kommenden Schuljahr an
den Gymnasien im Gegensatz zu den
Gemeinschaftsschulen und gegen den
demographischen Trend keine Verbesserung der Unterrichtsversorgung geben. Offensichtlich hofft die Küstenkoa-
lition mit dem Verlassen des Doppeljahrganges 2016 auf eine Entspannung
an den Gymnasien.
Der wachsende Krankenstand in den
Kollegien ist Indikator für eine verschleißende Überlastung und mangelnde Gesundheitsvorsorge bezüglich der Arbeitsbedingungen. Lärm, zu große Lerngruppen, das Gefühl fehlender Selbstwirksamkeit und Wertschätzung sind
dabei entscheidende Faktoren, die das
Immunsystem schwächen. Dass die Regierung zum Krankenstand nach zweieinhalb Jahren entsprechend einer parlamentarischen Anfrage immer noch
keinerlei Kenntnisstand hat, legt die
Vermutung nahe, dass man es nicht
wissen möchte – eine Vogel-StraußPolitik zum Schaden der Kolleginnen
und Kollegen, die zudem die dringende
Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen
zur Erhaltung der Gesundheit im Lehrerbereich weiter aufschiebt. Es ist keine
Zeit mehr für neue Kommissionen und
die Erarbeitung weiterer Konzepte, auch
nicht für eine Neuauflage eines teuren
Schul-TÜVSs Die Beseitigung der sattsam bekannten Ursachen muss morgen
in Angriff genommen werden.
Die Bildungspolitik der Küstenkoalition
hat den Gesundheitszustand der Lehrerinnen und Lehrer in Schleswig-Holstein
zum Schaden der Schülerinnen und
Schüler signifikant verschlechtert. Es
spricht mehr für die Richtigkeit dieser
Hypothese als dagegen.
Helmut Siegmon
Gymnasium heute
Schulportrait: Werner-Heisenberg-Gymnasium in Heide
Allumfassende Bildung mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung
Unweit des größten unbebauten
Marktplatzes Deutschlands liegt das
Werner-Heisenberg-Gymnasium
(WHG), das im Jahr 2003 sein einhundertjähriges Bestehen feierte. Dithmarschens Kreisstadt besitze zwar, laut
Schulleiter OStD Jürgen Schmidt, eine
Randlage innerhalb des Bundeslandes,
jedoch schaffe die Schule diverse Angebote vor Ort, um den Schülerinnen und
Schülern keinen Nachteil in ihren Bildungschancen zukommen zu lassen. Im
Gegenteil: Das WHG ist Prüfungszentrum für DELF-Prüfungen in Französisch,
für DELE-Prüfungen in Spanisch und
bereitet auf das Cambridge-Zertifikat
C1 vor, bei dem die Abschlussprüfungen auch in Heide abgenommen werden. Der Stellenwert dieser Prüfungen
zeigt sich an den Teilnehmerzahlen:
Vom aktuellen Abiturjahrgang möchte
etwa ein Drittel der Schülerschaft das
C1-Zertifikat erlangen. Schmidt dazu:
„Wichtig ist es, ein Bildungsangebot zu
schaffen, das konkurrenzfähig im Vergleich zu den Schulen beispielsweise in
Kiel oder Lübeck ist. Den Schülerinnen
und Schülern darf durch die periphere
Lage kein Nachteil entstehen.“
Dies gilt auch für Kolleginnen und Kollegen, denn für den Pädagogen mit der
Fächerkombination Biologie und Chemie sind Fortbildungen für das gesamte
Kollegium ein fester Bestandteil der
schulischen Arbeit. Diese werden ebenfalls als regionale Fortbildungsveranstaltungen, zum größten Teil in Kooperation mit anderen Schulen, angeboten,
so dass auch für die Lehrerschaft möglichst keine langen Fahrtzeiten entstehen.
In diesem Zusammenhang kommt der
gebürtige Rendsburger Schmidt, der
seit dem 01.02.2009 das Gymnasium
leitet, schnell auf die Vorbildfunktion
der Lehrkraft zu sprechen: „Die fachliche Expertise ist es doch, die zur Begeisterung für fachliche Inhalte und zu
einem erfolgreichen Unterricht führt –
gepaart mit didaktischer und pädagogischer Unterstützung. Deswegen lege
ich Wert auf eine hohe Qualität in der
Aus- und Weiterbildung meiner Kolleginnen und Kollegen.“
Neben einer Partnerschaft mit einer
Das Werner-Heisenberg-Gymnasium lebt
französischen Schule bietet das WHG
einen ganz besonderen Austausch an.
Seit über zehn Jahren reisen die Jugendlichen in der Regel einmal jährlich für
knapp zwei Wochen zur „Schule 212“.
Diese liegt in der weißrussischen Hauptstadt Minsk und bietet den Schülerinnen
und Schülern der Mittelstufe einen Einblick in einen Alltag voller Gastfreundschaft und Herzlichkeit, aber auch in ein
komplett anderes politisches System. Im
Stadtteil der ansässigen Schule sind die
Deutschen nicht nur herzlich willkommen, sondern auch so bekannt, dass
sogar weißrussische Busfahrer für den
Besuchszeitraum eingeweiht sind und
den Fremden den Weg wiesen, als sich
diese verlaufen haben. Beim Gegenbesuch der Minsker steht unter anderem
ein Besuch des Weltnaturerbes Nationalpark Wattenmeer auf dem Programm, der für bleibende Eindrücke bei
den Gästen sorgt. Anfangs habe Schmidt
sich gewundert, warum ein Austausch
mit einem diktatorischen Regime stattfindet, inzwischen wisse er um die Be-
deutung dieser Partnerschaft. „Wir
möchten unsere Schülerinnen und
Schüler zu mündigen Bürgerinnen und
Bürgern erziehen, die am gesellschaftlichen Miteinander partizipieren. Das ist
nur möglich, wenn diese jungen Menschen auch Systeme kennenlernen, die
nicht demokratisch sind.“
Nichtdemokratische Zeiten erlebte auch
das WHG ab dem Jahr 1933, als die
Schule in Adolf-Hitler-Schule umbenannt worden ist. „Gerade aufgrund
unserer besonderen Schulgeschichte
sind wir den jungen Menschen gegenüber verpflichtet, an die Zeit zu erinnern
und das Thema angemessen im Unterricht zu behandeln“, erläutert Schmidt.
In diesem Bereich arbeitet die Schule
mit der Heider Stiftung gegen Extremismus und Gewalt zusammen und kooperiert mit dem Volksbund Deutscher
Kriegsgräberfürsorge. Beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist
ein Schülerteam so erfolgreich gewesen,
dass es als Landessieger Schleswig-
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hauseigenen „Jautelat“-Stiftung. Gegründet wurde diese von einem Ehepaar, das früher selbst das WHG besuchte. Seit dem Jahr 2009 unterstützt der
erfolgreiche Chemiker Dr. Jautelat mit
seiner Frau die Schule jährlich mit beträchtlichen Summen.
OStD Jürgen Schmidt
Holstein beim Bundesfinale vertreten
wird. „Viele Entscheidungen, beispielsweise auf europäischer Ebene, werden
doch aufgrund unserer Historie gefällt.
Wer keine geschichtlichen Hintergrundinformationen hat, kann heute nicht am
Alltagsgeschehen teilnehmen oder komplexe Zusammenhänge verstehen“, ist
sich der Schulleiter sicher.
Deswegen findet neben dem Sprachprofil und den Profilen in den Fächern Physik, Biologie und Chemie vor allem das
Geschichtsprofil in der Oberstufe großen Zuspruch. Dem Nobelpreisträger
und Namensgeber der Schule ist es wohl
geschuldet, dass dennoch ungefähr die
Hälfte eines Jahrgangs ein naturwissenschaftliches Profil wählt. Eine allumfassende Bildung sei elementar, aber eine
naturwissenschaftliche Ausrichtung könne man im Schulalltag klar erkennen, so
Naturwissenschaftler Schmidt. Das spiegelt auch die große Teilnehmerzahl an
Wettbewerben wie Känguru, Matheoder Physik-Olympiade wider. „In der
Gesellschaft entsteht schnell der Eindruck, dass die Fächer Mathematik, Physik oder Chemie schon bei den Eltern
unbeliebt waren und früh abgewählt
wurden. Wir haben als Schule den Anspruch, die jungen Menschen dahingehend zu qualifizieren, dass diese in der
Ausbildung oder im Studium auch in
diesem Bereich erfolgreich sind“, so
Schmidt. Die Basis hierfür werde in der
Schule gelegt. „Wir generieren viele
Studenten
im
mathematisch naturwissenschaftlichen Bereich“, sagt
der Schulleiter nicht ohne Stolz. Finanzielle Unterstützung findet die Förderung der Naturwissenschaften in der
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Als zuverlässiger Partner erweist sich in
diesem Fall auch der Schulträger.
„Durch die große finanzielle Unterstützung des Kreises Dithmarschen ist es
möglich, jedes Jahr einen naturwissenschaftlichen Raum nach neuesten Erkenntnissen auszustatten bzw. zu erneuern. In diesem Jahr haben wir unseren Physikraum mit einer hochmodernen Ausstattung versehen“, zeigt sich
Schmidt über dieses Engagement erfreut.
Etwas über 1000 Schülerinnen und
Schüler, von denen 50-60% Fahrschüler
aus den umliegenden Gemeinden und
Dörfern sind, besuchen das Gymnasium
momentan. Sie stammen aus über 20
Nationen. Diese gelungene und gelebte
Integration präge den Schulalltag und
man sei ebenfalls offen für Flüchtlingskinder. Schmidt betont, dass man auf
gute Erfahrungen zurückgreifen kann,
da es auch hier eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und DaZ-Zentren
gibt. „Hierbei ist mir wichtig, dass nach
dem Prinzip der Abschlüsse verfahren
wird. Schülerinnen und Schüler sollten
möglichst einen Abschluss erlangen.
Dies muss auch das Bestreben der Schule sein“, erläutert Schmidt. Das WHG
werde als Schule verstanden, in der gefördert, aber auch gefordert wird.
„Hierbei hilft ein sehr engagiertes Kollegium mit einem engen Draht zu häuslichen Ansprechpartnern und – falls notwendig – sozialen Institutionen. Dabei
geht es in erster Linie um das Wohl der
Kinder, aber auch ein Fördern findet mal
ein Ende“, macht der Pädagoge deutlich. Dabei müsse man bedenken, dass
die Basis in der frühkindlichen Erziehung
im Elternhaus gelegt werde. Je intensiver zu Hause gefördert werde, desto
nachhaltiger seien spätere Entwicklungen bzw. Lernerfolge. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen ließen
sich nur begrenzt im schulischen Alltag
ausgleichen, appelliert Schmidt an die
Verantwortung der Eltern.
„Die Erhöhung der Abiturientenquote
kann nicht der richtige Weg sein und ist
sogar kontraproduktiv. Lehrerinnen und
Lehrer müssen versuchen, Potenziale
bei den Schülerinnen und Schülern zu
wecken, um ihnen Möglichkeiten zu
eröffnen. Aber wer sagt denn, dass jemand, der einen Handwerksberuf erlangt und später seine Meisterprüfung
absolviert, nicht ein viel glücklicherer
oder zufriedenerer Mensch ist als jemand, dem wir mit Ach und Krach seine
Hochschulreife verleihen und der nach
fünf Semestern erfolglos sein Studium
abbricht? Es geht doch darum, den Platz
in der Gesellschaft zu finden. Und dafür
benötigen wir nicht eine Schule für alle,
sondern für alle die richtige“, ist sich
Schmidt sicher.
Dieser Heterogenität wird im Schulalltag
besondere Rechnung getragen. Beim
Thema Inklusion ist dem Schulleiter
wichtig, auch die Schülerinnen und
Schüler mit besonderen Talenten zu
integrieren. Dies zeichnet sich unter
anderem dadurch aus, dass das WHG
nicht nur Standort als Kompetenzzentrum für Schülerinnen und Schüler mit
Autismus, sondern gleichzeitig Kompetenzzentrum für Begabtenförderung ist.
Beispielsweise unterrichten Patenschülerinnen und Patenschüler aus der Be-
Power und Lebensfreude, Szene aus dem diesjährigen Musical Sommernachtstraum
Gymnasium heute
gabtenförderung kleine Gruppen im
mathematisch-naturwissenschaftlichen
Bereich außerhalb des regulären Unterrichts. Ebenso kommen Schülerinnen
und Schüler mit besonderen Begabungen im Bereich der offenen Ganztagsschule bei der Hausaufgaben-Betreuung
zum Einsatz. Ebenfalls wird im weiterführenden AG-Bereich gern auf sportliche Talente aus der Schülerschaft zurückgegriffen. Insgesamt habe sich das
offene Ganztagsangebot etabliert – inzwischen im vierten Jahr, zieht Schmidt
eine positive Bilanz. Diese VerlässlichImpression aus dem Sommernachtstraum (alle vier Fotos WHG)
keit wird ab dem kommenden Schuljahr
weiter ausgebaut, indem der Unterricht Schmidt die Inklusion im Bereich der liche Kostüme werden selbst genäht – in
für die neuen fünften Klassen nicht nur geistigen Behinderung vor: „Eine adä- diesem Jahr 120 Stück – Szenen werden
von der ersten bis zur fünften, sondern quate Betreuung für die Betroffenen eigenständig geschrieben und dramaturbis zur sechsten Stunde garantiert wird. sehe ich momentan als nicht gegeben gisch betreut, Kulissen werden in EigenHierbei wird darauf Wert gelegt, dass an. Insgesamt sollte man Inklusion mit regie gebaut und die Musik wird selbst
beim Unterrichtsausfall innerhalb des Bedacht durchführen und nichts über- produziert. Mit dem SommernachtsKlassen- oder Fachkollegiums vertreten stürzen. Inklusion kostet nun einmal traum ist den Darstellerinnen und Darwird.
jede Menge Ressourcen.“
stellern in diesem Jahr eine beeindruZu praktischen Beispielen der Inklusion Dass es Menschen mit unterschiedli- ckende und erfolgreiche Inszenierung im
am WHG führt Schmidt aus: chen Begabungen gibt und nicht alle Mai und Juni gelungen. Insgesamt wa„Schülerinnen und Schüler mit einem gleich sind, zeigt sich ebenso am Bei- ren 160 Schülerinnen und Schüler beteiAsperger-Syndrom haben bei uns ande- spiel der Musical-AG. Jeden Mittwoch ligt. „Diese Erfahrung ist für viele Jure individuelle Bedürfnisse als Mitschü- wird sich mittlerweile im 20. Jahr getrof- gendliche prägend, sie nimmt einen
lerinnen und Mitschüler mit besonderen fen, um in Eigenregie Produktionen ein- gewichtigen Bestandteil der PersönlichTalenten in Physik. Hier verweise ich zustudieren, deren Aufführungen in der keitsentwicklung ein und das Selbstbewieder auf das Abschluss-Prinzip. Das schuleigenen Aula stets restlos ausver- wusstsein wird ebenso dadurch geprimäre Ziel sollte es doch sein, jungen kauft sind. Schauspieler und Sänger stärkt“, betont Schmidt. Darüber hinaus
Menschen einen Schulabschluss zu er- speisen sich aus den fünften bis achten sei die Musical-AG natürlich ein herausmöglichen – egal welchen! Sehbehinder- Klassen, in denen dafür ein Casting ragender Bestandteil des Schulprofils…,
te oder Hörgeschädigte lassen sich stattfindet. Das Regie-, Technik und der sich trotz Randlage sicherlich schon
ebenso problemlos in den Schulalltag Nähteam setzt sich aus dem neunten bis landesweit herumgesprochen hat.
integrieren.“ Schwierig stellt sich dreizehnten Jahrgang zusammen. Sämt- Jens Finger
Schlüsselversicherung
Bei den alljährlichen Einführungsveranstaltungen für die angehenden Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer
stellen sich auch die Lehrerverbände
vor. Für die Referendarinnen und Referendare der Gymnasien sind das die
GEW und der Philologenverband.
Im Verlauf der kurzen Vorstellung hebt
die GEW regelmäßig die besondere Bedeutung der Schlüsselversicherung in
ihrem Betreuungspaket hervor. Bis zu
20.000 € Schaden drohen bei Verlust
des Schulschlüssels, wird verkündet. Da
bekommt jede und jeder der ohnehin
gespannten Zuhörer einen Schrecken.
Versicherungsvertreter machen es nicht
anders. Ein Horrorszenario vor Augen
wird schneller unterschrieben. Was
sonst noch im Angebot ist, z.B. dass das
bildungspolitische Credo der GEW gera-
de die Überwindung des Gymnasiums
ist, wird wohlweislich verschwiegen.
Darauf kommt es aber an! Die Entscheidung, ob man sich dem Philologenverband oder der GEW anschließt, sollte
davon abhängen, ob man auch für das
eigene Berufsverständnis den Erhalt des
Gymnasiums mit einem eigenständigen
gymnasialen Lehramt wünscht oder den
von der Küstenkoalition eingeschlagenen Weg zur Einheitsschule und den
Einheitslehrer weiter verfolgt sehen will.
Darin unterscheiden sich GEW und Philolgenverband fundamental. In den gewerkschaftlichen Interessen z.B. Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Lehrergesundheit, usw. gibt es eine
breite Übereinstimmung und gemeinsames Handeln.
Weil es nur in ganz seltenen Fällen eine
Absicherungslücke beim Verlust des
Schulschlüssels gibt, ist es klüger die
individuelle Situation zu klären und ggf.
die Lehrerhaftpflicht kostengünstiger
um die Absicherung des Schlüsselverlustes zu erweitern. Bei Transponderschließsystemen ist eine Schlüsselversicherung ohnehin unnötig. Für uns
ist es wichtig, dass die Mitgliedsbeiträge
niedrig bleiben und teure Doppelabsicherungen wie sie mit verlockenden
„rundum sorglos Mitgliedspaketen“
entstehen, vermieden werden.
Es wäre schon tragisch, wenn man wegen einer Schlüsselversicherung in der
Mitgliedschaft im falschen Lehrerverband landete und sich so selbst den
gymnasialen Ast absägte, auf dem man
sitzt.
Helmut Siegmon
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Gymnasium heute
Terminübersicht Februar bis Juni 2015
23.02.2015
Parlamentarischer Abend, Kieler Schloss
16.03.2015
Bildungspolitischer Ausschuss im PhV
28.04.2015
Podiumsdiskussion zur Bildungspolitik,
Neustadt
25.02.2015
Gymnasialtag (der GEW), Rendsburg
19.03.2015
Landesvorstand, Kiel
26.02.2015
Jahreskongress, Rendsburg
27.02.2015
DPhV Bundesausschuss, Göttingen
23.03.2015
Expertengespräch des Germanistenver- 06.05.2015
bandes zur Absenkung der Anforderun- Markt der Möglichkeiten, Präsentation
gen im Abitur, Kiel
des PhV in der CAU Kiel
30.04.2015
Geschäftsführender Vorstand, Kiel
24.03.2015
07.05.2015
Gespräch mit dem Wirtschaftsrat zur Landesvorstand, Kiel
Bildungspolitik in SH, Neumünster
07.05.2015
06.03.2015
Podiumsdiskussion zur Bildungspolitik,
Gespräch mit Wissenschaftssekretär Rolf 26.03.2015
Prof. Köller, Vortrag zur Studierfähigkeit, Eckernförde
ischer (SPD)
Kiel
18.05.2015
11.03.2015
Landesschulbeirat, Kiel
Demonstration zu den Tarifverhandlun- 29.03.2015
Bildungspolitisches Frühstück, Talkrunde
gen, Kiel
der Jungen Union und der Senioren Uni- 21.05.2015
Geschäftsführender Vorstand, Kiel
11.-13.03.2015
on, Segeberg
Bundesdirektorenkonferenz, Wittenberg
28.05.2015
30.03.2015
12.03.2015
Ausschuss für Beamtenrecht und Besol- JuPhitag, Rendsburg
Geschäftsführender Vorstand, Kiel
dung (ABB), Kiel
04.06.2015
Landesvorstand, Kiel
13.03.2015
24.04.2015
Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzen- DPhV Bundesvorstandssitzung, Göttin- 08.06.2015
den der CDU Daniel Günther und dem gen
Ausschuss für Beamtenrecht und BesolLandesvorsitzenden der CDU Ingbert
dung (ABB), Kiel
Liebing
05.03.2015
Bildungsausschuss, Kiel
Bedenken gegen keine Bedenken
Es ist wie beim Bau: Pfusch bringt Ärger,
kostet Nerven, Zeit und Geld. Man sollte
ihn vermeiden. Wie jeder Vergleich
hinkt natürlich auch dieser. Aber der
erste Aufschlag des Erlasses zum Sozialen Tag 2015 hat zu einem Aufschrei bei
den Firmen und Betrieben geführt, deren Vertreter den umfänglichen ministeriellen Fragenkatalog zur Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsstelle als bürokratische Zumutung ablehnten. Zusätzlich muss ja auch noch das Formular von
„Schüler Helfen Leben“ mit nahezu identischen personalen Angaben ausgefüllt
werden - was nebenbei den bürokratischen Aufwand bei den Arbeitgebern
und an den Schulen verdoppelt.
Das Ministerium reagierte schnell, strich
den Fragenkatalog und beließ es bei
dem Rest des Formulars, das sich im
Kern auf Gefährdungen kapriziert. Soweit so gut. Ärgerlich nur, dass Lehrerinnen und Lehrer, Personalräte sowie
Schulleiterinnen und Schulleiter überall
im Lande nun unsicher darüber waren,
was ihre Unterschrift neben der Fest-
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stellung „Es gibt keine Bedenken“ für
Auswirkungen hätte, und Klärung
wünschten.
Wer das Formular mit „Es gibt keine
Bedenken“ unterschreiben soll, muss
davon ausgehen, dass diese pauschale
Beurteilung sich auf den entscheidenden Inhalt „Gefährdung“ bezieht.
Die heranrollende Unruhe an den Schulen veranlasste die Schulaufsicht vermittels des Rechtsreferates nach längerem
Zögern in diesem lästigen Störfall
schließlich zu einer überraschenden wie
schrägen Klärung. „...die Unterschrift ist
unumgänglich, weil die Schule damit
den Einsatz befürwortet und die pädagogische Unbedenklichkeit bescheinigt.
Die Unbedenklichkeit bezüglich der Gefährdungslage im Betrieb bescheinigt
der Arbeitgeber durch seine Unterschrift. Damit habe Sie (die Schulleiter)
nichts zu tun“ so die wohl singuläre Antwort eines Schulrates per Email an die
Schulleiterinnen und Schulleiter seines
Schulamtsbereiches. Aha! Nur die pädagogische Unbedenklichkeit! Diese wohl
als bedenkliche Beruhigung gedachte
Deutung steht im klaren Widerspruch
zum geltenden Erlass, der da lautet:
„Die Schule hat der Tätigkeit zu widersprechen, wenn … nicht zweifelsfrei
festgestellt werden kann, dass mit der
Tätigkeit keine Gefahr für die Schülerin
oder den Schüler verbunden ist.“
Der Widerspruch muss umgehend beseitigt werden, indem die obige Vorschrift
im Erlass gestrichen wird.
Abgesehen davon, dass pädagogische
Aspekte im Formular kaum ersichtlich
sind, wäre es ja ein Leichtes gewesen,
mit der Formulierung „Es gibt keine
pädagogischen Bedenken“ jegliches
Missverständnis zu vermeiden und die
Schulleiter vor unnötigen rechtlichen
Auseinandersetzungen zu schützen.
Aus pädagogischer Sicht und aus Gründen der Rechtssicherheit wäre es auch
besser, wenn die Eltern bezüglich der
Arbeitsaufnahme Zustimmung und nicht
nur eine bloße Kenntnisnahme bekundeten, die ja auch „Bedenken“ beinhal-
Gymnasium heute
ten könnte.
Schon seit Jahren fordern Schulleiterinnen und Schulleiter die wachsende Flut
fehlerhafter und widersprüchlicher Gesetze, Verordnungen und Erlasse einzudämmen. Schließlich sollen neue ministerielle Regelungen der pädagogischen
Arbeit in den Schulen dienen und diese
nicht behindern oder - wie im Fall des
Erlasses zum sozialen Tag - zusätzlichen
bürokratischen Aufwand und Klärungsbedarf verursachen.
Wie in anderen Bereichen auch müssen
u.a. Praktikabilität, Widerspruchsfreiheit, Wirksamkeit Merkmale sorgfältiger
Qualitätsprüfungen sein, die jeder In-
kraftsetzung von Regelungen im Schulbereich vorauszugehen haben. Es wäre
aber auch schon hilfreich, wenn die
kritischen Stimmen der Praktiker an der
Basis von den Regierenden ernster genommen würden.
Helmut Siegmon
Bericht aus dem HPR
Einstellungssituation:
Erst 17 von über 80 der zum kommenden Schuljahr zu besetzenden unbefristeten Stellen sind tatsächlich vergeben.
Derzeit ist bereits eine ganze Reihe von
Stellen in pbOn ausgeschrieben. In einigen wenigen Fällen läuft auch schon ein
Auswahlverfahren. Es ist damit zu rechnen, dass bei den veröffentlichten Stellen nicht in jedem Fall Bewerberinnen
oder Bewerber gefunden werden können, sodass bei erfolgloser Ausschreibung andere Fächer gesucht werden
müssen.
Wie in der Vergangenheit auch, wird es
vermutlich zusätzlich eine große Zahl
von befristeten Verträgen geben.
IQSH
Im Rahmen der Anpassung an das neue
Lehrkräftebildungsgesetz soll die APO II
zum 1.2.16 in Kraft treten. Die Vertreter
des PhV im HPR befürworten den Erhalt
der Schulartteams im IQSH und die
schulartbezogene Ausbildung wie berichtet.
Für den Einstellungstermin 1. August
2015 in den Vorbereitungsdienst der
Studienräte und Studienrätinnen lagen
zum 1. April diesen Jahres 542 ordnungsgemäße Bewerbungen vor.
Von den insgesamt 150 zu besetzenden
Plätzen wurden bereits im Rahmen der
Erstvergabe 122 Angebote angenommen, sodass im Nachrückverfahren nur
28 Plätze zur Verfügung stehen. Diese
werden nach dem Punkteranking und
unter Berücksichtigung der beim IQSH
vorhandenen Ausbildungskapazitäten
vergeben. Auf diese Weise werden auch
in diesem Jahr wieder Bewerberinnen
und Bewerber unberücksichtigt gelassen
bzw. „übersprungen“, die eigentlich
aufgrund ihrer Punktzahl einen Platz
hätten erhalten können, deren Fächer
jedoch zu einer extremen Überziehung
der Ausbildungskapazitäten des IQSH
führen würden. Der HPR muss dies mit
Bedauern zur Kenntnis nehmen, denn
dieses Vorgehen ist nach der Kapazitätsverordnung (KapVO) zulässig.
Beförderungen
Im Gym-Bereich wurden 154 A 14Stellen im Januar ausgeschrieben. Inzwischen sind die meisten Auswahlvorschläge für A 14-Beförderungen bereits
im MSB eingegangen und wurden von
uns mitgezeichnet. Lediglich die Unterlagen von 8 Schulen fehlen zurzeit noch.
Urkunden werden grundsätzlich nur
zum Monatsersten ausgestellt.
Versetzungen
Bisher sind ca. 70 Versetzungen realisiert worden.
Oft haben Schulen Interesse an einem
Versetzungswilligen mit von der Schule
gesuchten Fächern, doch es fehlt die
Stelle.
Kolleg(inn)en, die eine Freigabe erhalten, wenn Ersatz in einem ihrer Fächer
(z.B. durch Ländertausch oder eine erfolgreiche Ausschreibung) gefunden
wird, haben eventuell noch die Möglichkeit versetzt zu werden.
BGM
Zu Beginn dieses Jahres ist eine Vereinbarung der Landesregierung mit den
Spitzenorganisationen der Gewerkschaften und Verbände auf der Basis von Paragraph 59 des Mitbestimmungsgesetzes zum Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ in Kraft getreten.
Diese erlegt allen Dienststellen der Landesverwaltung - also auch sämtlichen
Schulen in Schleswig-Holstein - die Verpflichtung auf, kontinuierliche und systematische Anstrengungen zur Wahrung
oder Wiedererlangung der Gesundheit
aller Beschäftigten zu unternehmen.
Dazu gehören unter anderem die Erhebung relevanter Kennzahlen zum Gesundheitsmanagement, Gefahrenanalysen an Arbeitsplätzen oder ein gesetzes-
konformes betriebliches Wiedereingliederungsmanagement (BEM). Bereits die
59er-Vereinbarung sieht vor, dass aufgrund der Vielzahl an Dienststellen sowie deren sehr unterschiedlichen Größen für den Schulbereich eigene Regelungen zur Umsetzung getroffen werden
sollen. Entsprechend hat sich unter Mitwirkung des HPR eine Arbeitsgruppe im
MSB gebildet, die möglichst bis zum
Beginn des kommenden Schuljahres
erste Maßnahmen auf dem Feld des
BGM erarbeiten soll.
Aufgrund des hohen zeitlichen Drucks
besteht aus Sicht des HPR allerdings die
Gefahr, dass anstatt einer systematischen Aufarbeitung des Themas eine
Beschränkung auf verschiedene, wenig
verknüpfte Einzelmaßnahmen erfolgen
wird. Entsprechend werden die Teilnehmer aus unserem Gremium versuchen,
die Beachtung der Vorgaben der Vereinbarung mit den Spitzenorganisationen
durchzusetzen.
E-Akte
Im Zuge der Vereinheitlichung der Personalverwaltung über die KoPers Software ist ebenfalls die Digitalisierung der
Personalakten der Mitarbeiter der Landesverwaltung Schleswig-Holsteins anberaumt. Dabei wird das Ministerium
für Bildung und Schule (MSB) aufgrund
der großen Anzahl an Beschäftigten eine
Pilotstellung einnehmen. Der Vorlauf
der eigentlichen Digitalisierung, die
durch einen externen Dienstleister erfolgen wird, hat bereits vor einigen Monaten begonnen, unter anderem wurden Freiwillige zur probeweisen Digitalisierung ihrer Akten gewonnen.
Der Scanprozess selber wird im Laufe
des Sommers beginnen und voraussichtlich innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Die Papierakten werden 18-24
Monate zur Qualitätssicherung und für
Kontrollzwecke in einem abgeschirmten
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Gymnasium heute
Sicherheitsarchiv eingelagert. Der Zeitpunkt der endgültigen Vernichtung der
Akten ist Gegenstand einer 59erVereinbarung und kann demnach erst
nach Rücksprache mit den Spitzenorganisationen erfolgen. Somit verbleibt am
Ende lediglich ein digitales Exemplar in
der Hoheit des Ministeriums. Laut Auskunft des MSB sichert der Scandienstleister die Vollständigkeit der digitalen Akten zu, zudem werden die Personalaktenrechte durch den Vorgang
nicht berührt. Es ist also auch zukünftig
möglich, Einsicht in die eigene Akte zu
nehmen, Unterlagen zu kopieren oder
nach Ablauf der gesetzlichen Fristen
entfernen zu lassen.
fahren. Verschiedene Anregungen des
HPR wurden in den Erlasstext aufgenommen, so unter anderem die Möglichkeit der Relativierung der Note des
2. Staatsexamens durch eine dienstliche
Beurteilung. Beispielsweise in Bezug auf
den letztgenannten Punkt oder die Beteiligung der Personalräte bleiben dennoch diverse Unklarheiten bestehen,
welche auch durch die zeitgleich veröffentlichte neue Version des PbOnHandbuchs nicht ausgeräumt werden.
Letzteres wurde ohne Beteiligung des
HPR an die Schulen versandt, so dass wir
zurzeit Verhandlungen über eine nachträgliche Geltendmachung der Mitbestimmungsrechte führen.
Einstellungserlass/PbOn-Handbuch
Nach langer Vorlaufphase ist der Einstellungserlass als Grundlage des PbOnVerfahrens zum 01.05.2015 in Kraft getreten. Er regelt die grundsätzlichen
Fragen zu den Voraussetzungen der
Einstellung sowie zum Einstellungsver-
Datenschutzverordnung Schule
Die neue DSVO Schule wird ebenfalls in
Kürze Gültigkeit erlangen. Neben der
Konkretisierung von Bestimmungen des
Landesdatenschutzgesetzes und deren
Ausweitung auf weitere Beschäftigte in
Schule, Schulbegleiter und Schulpsycho-
logen, sieht sie vor allem eine Anpassung der Richtlinien an Notwendigkeiten
einer zeitgemäßen digitalen Datenverarbeitung vor. Zukünftig werden unter
anderem Auftragsdatenverarbeitung
und damit auch der Einsatz digitaler
Klassenbücher möglich sein. Die häusliche und mobile Datenverarbeitung
durch Lehrkräfte auf privaten Endgeräten ist weiterhin nur unter Abgabe einer
Erklärung möglich, in der die Einhaltung
der relevanten Datenschutzrichtlinien
zugesichert wird. Aus Sicht des HPR ist
die Bereitstellung vieler zusätzlicher
Lehrerarbeitsplätze mit Anschluss an
das Landesnetz unabdingbar, um die
Lehrkräfte von der Verantwortung des
Datenschutzes im Bereich der PC Hardund Software zu entlasten.
Stand Juni 2015
Bettina Scharenberg, Carsten Groene,
Lothar Wilk
Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder im Verband
Neue Mitglieder finden Sie in der gedruckten Ausgabe.
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Gymnasium heute
Bitte um Mithilfe!
Liebe Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand,
mit zunehmendem Alter häufen
sich außergewöhnliche Lebensdaten
wie besondere Geburtstage, Jubiläen
und langjährige Zugehörigkeiten. Leider
sind nicht alle Daten in der Personaldatei unseres PhV vorhanden. Herr Sieg-
mon und der LV möchten aber möglichst alle Mitglieder, die einen besonderen Ehrentag erreichen, ansprechen und
ehren.
So bitten wir Sie um Ihre Mithilfe!
Lassen Sie uns wissen, wenn bei Ihnen
oder Kolleginnen und Kollegen in Ihrer
Umgebung im o.g. Sinne wichtige, be-
sondere Daten anstehen. Frau Thomsen
und auch ich nehmen diesbezügliche
Nachrichten gern entgegen.
Ich freue mich auf unser Treffen am 14.
Juli am Thiessenkai in Kiel-Holtenau (s.
nächste Seite) und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Hans-Michael Kiefmann
Bildung in den Fangnetzen von Soziologie und Ökonomie
Kaubes lesenswerte Essaysammlung
Jürgen Kaube ist Mitherausgeber der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit
1999 als Redakteur auf das Aufgabenfeld Geisteswissenschaften spezialisiert,
befasst er sich mit Bildungsdefinitionen,
Bildungsverständnis und den Zumutungen, denen Bildung in unseren Tagen
ausgesetzt ist. Das von Kaube bevorzugte Format für sein Anliegen ist der E s s a
y. Dem kleinen zu-Klampen-Verlag in
Springe kommt das Verdienst zu, Kaubes zwischen 2011 und 2014 verfasste
Essays in einer schönen, d. h. für Bibliophile ansprechenden Sammlung zu
veröffentlichen.
Jürgen Kaube:
Im Reformhaus. Zur Krise des Bildungssystems
Erschienen Februar 2015 im Dieter zu
Klampen Verlag, Springe
ISBN 978-3866744673, 176 Seiten, 18,00€
Kaubes Verständnis von Bildung (das
beweisen nahezu alle veröffentlichen
Essays und Vorträge des Bandes) vertragen sich nicht mit den politisch motivierten Ansprüchen moderner Bildungssoziologie und ebenso wenig mit dem
Transfer ökonomischer Gesetzmäßigkeiten auf Schule und Hochschule. Dass
sich die deutschen Gymnasien und –
weit mehr noch – unsere Universitäten
in genau diesen Fangnetzen befinden,
ist für den Autor Hauptursache der gegenwärtigen Bildungskrise. Prägnant
und einleuchtend sind die Beispiele, die
herangezogen werden: Ausgaben des
Bundes für die Instandsetzung von
Schulgebäuden seien vor wenigen Jahren aus Gründen der Konjunkturstimulation getätigt worden: „Wir restaurieren
Schulen nicht, weil sie uns am Herzen
liegen und anderes als einladende
Schulgebäude eine Schande für ein
wohlhabendes Land wäre, sondern um
die Konjunktur zu beleben.“ Die Sicherung und Vermehrung von Arbeitsplätzen stehe dabei im Vordergrund, nicht
eigentlich die Bedürfnisse der Schulen.
Überhaupt sind es der Zahlenfetischismus und das rein quantitative Denken
und Argumentieren, das Kaube aufgreift
und gleichzeitig angreift: Niemand frage, „was genau in Slowenien und Italien
mit den höheren Anteilen des Bildungsetats am Sozialprodukt denn geschieht
oder wie sich die Chancen eines deutschen Realschülers, Beschäftigung zu
finden, mit denen eines finnischen Abiturienten verhalten.“ Reformwut und
eine Inflation von Reden, die zum
Wachstum des Bildungssystems aufrufen, macht Kaube aus und erklärt sie
gleichzeitig zum Indikator der „Krise
unseres Bildungssystems“.
Ein Lesegenuss für Freunde pointierter
Formulierungen und treffsicherer Ironie
ist Kaubes spöttische Auseinanderset-
zung mit modischen Euphemismen, d. h.
sprachlichen Versuchen, die Krise zu
bewältigen und Reformen im Bildungssystem voranzubringen. Der Bedeutungswandel des Begriffs „Kompetenz“
ist hier nur e i n Beispiel: Für Kaube ist
er „ein betriebswirtschaftlicherziehungswissenschaftlicher Doppelbalg“, der „zum geschwollenen Ersatzbegriff für `Können` geworden“ sei. Unter anderem konstatiere die moderne
Pädagogik als Unterrichtsziel „Unterstreichkompetenz“. Ob diese unseren
Schülern oder unseren Referendaren
bescheinigt wird, lässt Kaube in seinem
Beispiel allerdings offen …
Sind all diese Feststellungen des angesehenen F A Z-Herausgebers nur konservativ-larmoyante Kulturkritik, nur anachronistische Vergangenheitssehnsucht?
Nein! Die Essays des Autors durchzieht
ein durchaus modernes Plädoyer für ein
Bildungsverständnis unabhängig von
Zahlen und ökonomischen und gesellschaftlichen Wunschvorstellungen:
„Bildung ist keine Technik zur Vermeidung von Schwierigkeiten. Kleists Novellen, die Geometrie und die Physiologie
der Pflanzen eignen sich vielmehr als
Gegenstände des Unterrichts, weil sie
voller Schwierigkeiten stecken, an denen man scheitern kann.“ Der Unterricht, so Kaube, solle „es dem Schüler
ermöglichen, herauszufinden, was alles
in ihm steckt. Alles – das heißt, eine
ganze Welt, nicht nur eine Berufskarriere.“ Bildung dürfe deswegen nicht als
etwas Leichtes missverstanden werden,
das man durch Tricks und immer anspruchslosere Prüfungen umgehen könne. Dass Kaube auch eine tiefe Skepsis
gegenüber P I S A-Ranking-Listen hebt,
versteht sich dabei fast von selbst.
Walter Tetzloff
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Gymnasium heute
Einladung der Pensionäre in die Firma Ocean Basis, Kiel Holtenau
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
BASIS befindet sich im letzten Backsteinhaus (s. Skizze unten).
Bitte lassen Sie mich bis spätestens zum
8. Juli wissen, ob Sie an dem Besuch
teilnehmen werden.
ich lade Sie ein zu einem Besuch der
Firma
Ocean Basis
Kiel Holtenau, Tiessenkai 12
am Dienstag,
den 14. Juli 2015
um 15.00 Uhr.
Bitte geben Sie die Nachricht an Frau
Thomsen in unserem Verbandsbüro per
Telefon, Fax oder E-mail (s.u.).
Das Büro ist Mo und Mi von 9-12 Uhr
und am Donnerstag von 11.30-14.30
Uhr besetzt. Oder schreiben Sie eine
Email an [email protected].
Die Firma Ocean Basis ist eine recht junge Unternehmung in Kiel. Sie gewinnt
Wirkstoffe aus dem Meer, die für die
Gesundheit des Menschen verwertbar
sind und produziert in diesem Zusammenhang Extrakte von Algen, die auch
in der Kieler Förde angebaut werden.
Wir werden uns von der Geschäftsführerin über das Geschäftsmodell und die Vor Holtenau in der Kieler Förde werden
Produkte informieren lassen. Bei gutem die Algen in Käfigen gezüchtet (Bilder +
Wetter werden wir einen kurzen Spa- Skizze oceanBASIS)
ziergang zur Kieler Meeresfarm machen.
Für Nachfragen oder Anregungen bin ich
zu erreichen unter 0431-323507 und per
E-mail unter [email protected].
Ich freue mich auf unser Beisammensein
und verbleibe mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr. Hans-Michael Kiefmann
Gegen 17.00 Uhr werden wir uns dann
im Lokal „Luzifer im Fördeblick“ zusammensetzen, einen Imbiss einnehmen
und von unserem Vorsitzenden, Herrn
Siegmon, die letzten Neuigkeiten über
die Schulpolitik in unserem Land erfahren.
Die Kosten für den Imbiss übernimmt
wie immer der Verband.
Sie erreichen oceanBASIS von der A7
kommend über die A210 bzw. aus Süden kommend über die A215 Richtung
Kiel. Am Autobahnkreuz Kiel auf die B76
Richtung Eckernförde abbiegen. Die B76
wird vor der Hochbrücke zur B503. Sie
verlassen die Bundesstraße direkt nach
der Hochbrücke Abfahrt Kiel-Holtenau,
folgen der Hauptstraße (Richthofenstraße/Kastanienallee) und biegen kurz
vorm Kanal in der scharfen Rechtskurve
nach links auf den Tiessenkai ab. Ocean-
Herausgeber:
Philologenverband Schleswig-Holstein (PhV), Kiel,
1. Vorsitzender: Helmut Siegmon
Redaktion:
Helmut Siegmon, Dr. Barbara Langlet-Ruck, Jens Finger, Inge Thomsen
Satz:
Inge Thomsen
Red.-Anschrift:
Muhliusstraße 65, 24103 Kiel, Tel.: 0431-81940, [email protected], www.phv-sh.de
Druck:
hansadruck und verlag gmbh + co.kg, hansastr. 48, 24118 kiel
Gedruckt auf FSC zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.