Ausgabe 3 / 2015 Juni 2015 Philologenverband Schleswig-Holstein Gymnasium heute Themen in dieser Ausgabe: JuPhi-Power Paukenschlag aus Niedersachsen Vogel-Strauß-Polotik Schulporträt: WernerHeisenbergGymnasium in Heide Schlüsselversicherung Erlasspfusch „Sozialer Tag“ Bericht aus dem HPR Rezension Neue Mitglieder Einladung Pensionärsveranstaltung Philologenverband Schleswig-Holstein Berufsverband der Lehrerinnen und Lehrer an den Gymnasien Irreführung macht misstrauisch „Ich freue mich auf die Zukunft“ titelt eine frisch herausgebrachte Broschüre der Landesregierung, die junge Menschen für das „Arbeiten beim LandSchleswig-Holstein“ anlocken soll. Mit Landschaftsbildern des schönsten Bundeslandes zwischen den Meeren ist die Broschüre aufwendig und ansprechend aufgemacht. Schleswig-Holstein präsentiert sie als Urlaubsland mit Strandkörben, Watt, Kühen und Windmühlen. Da möchten wohl viele leben. Aber wie sieht es jenseits der Idylle aus? Angesichts der anrollenden Pensionierungswelle und weil im Konkurrenzkampf um die besten und klügsten Köpfe das Konsolidierungsland SchleswigHolstein als Arbeitgeber offensichtlich ins Hintertreffen geraten ist, macht sich auch Ministerpräsident Albig zurecht ernsthafte Sorgen um die Rekrutierung qualifizierten Nachwuchses. Ob da diese Werbebroschüre etwas ausrichten wird, darf man bezweifeln. Während Schleswig-Holstein für Ruheständler attraktiv ist, kehren immer mehr junge Menschen dem Land den Rücken, weil sie ihre berufliche Zukunft eingeschränkt sehen. Das trifft gerade auch für angehende Lehrerinnen und Lehrer, die das Lehramt an Gymnasien anstreben, zu. Das ist besonders schmerzlich, wenn es Kandidaten mit Mangelfächern und Bestnoten betrifft. Südlichere Bundesländer, aber auch andere Arbeitgeber in Industrie, Wissenschaft und Forschung bieten offenbar mehr als Schleswig-Holstein: Bessere Einstiegs- und Arbeitsbedingungen, höhere Bezahlung, vielfältigere Fortbildung und attraktivere Aufstiegsmöglichkeiten. Es fällt auf, dass in der Broschüre der Abschnitt „Schule“ mit dem Beruf „Lehrer/Lehrerin“ im Gegensatz zu den vielfältigen Berufsmöglichkeiten in den andern Bereichen ausgesprochen mickrig dargestellt ist. Dabei hat sich doch die Landesregierung gerühmt, nach dem neuen Schulgesetzt nun mit dem neuen Lehrkräftebildungsgesetz die „beste Lehrerbildung“ in Deutschland beschlossen zu haben. Da hätte man doch erwarten können, dass die Regierung genau mit diesem Konzept des „EinheitsSekundarlehrers“ laut werbend auftrumpft. Das Gegenteil ist in der Broschüre der Fall. Nach der Aufzählung der Schularten: „Grundschulen, Gemeinschaftsschulen, Gymnasien, Berufsbildende Schulen und Förderzentren“ folgt bezüglich der „Ausbildungsvoraussetzungen“ die lapidare wie irreführende Feststellung „Lehramtsstudium für die angestrebte Schulart“. Irreführend deswegen, weil mit dem Lehrkräftebildungsgesetz die Schulartdifferenzierung im einheitlichen Lehramtsstudium für die Sekundarstufen abgeschafft wurde. Wer z.B. die Schulart Gymnasium anstrebt, findet dafür in Schleswig-Holstein kein eigenständiges gymnasiales Lehramtsstudium und sollte nach dem Willen der Küstenkoalition deswegen auch keinen Erwartungsanspruch hegen, an einem Gymnasium die studierten Fächer zu unterrichten. Vielen Lehramtsinteressierten ist dieser Sachstand gar nicht klar. Der verschleiernde Text bestärkt sogar einen solchen Irrtum. Entsprechend sind Enttäuschungen vorprogrammiert, auch, wenn es um die Anerkennung und Eingruppierung des schleswig-holsteinischen „Sekundarlehrers“ in anderen Bundesländern geht. Dem aufmerksamen Leser wird auch nicht entgehen, dass ausschließlich für den Beruf des Lehrers/ der Lehrerin kei- Gymnasium heute ne Hinweise zu „Fortbildung und Karriere“ zu sehen sind – eine vielsagende Auslassung, die aber verrät: Anreize und Karriere kann Schleswig-Holstein speziell seinen Lehrerinnen und Lehrern kaum noch bieten. Dagegen aber geringere Bezahlung, unvollständige Beihilfe, Selbstbeteiligung bei Wanderfahrten und Fortbildung, überfordernde Stundenbelastungen, fachfremde Unterrichtsverpflichtungen, große Lerngruppen, unzureichende Unterstützung der Inklusion, frustrierenden Unterrichtsausfall, überregulierende bürokra- tische Bevormundung, prekäre Anstellungen, Unsicherheit bezüglich des schulartbezogenen Einsatzes, mangelnde Gesundheitsvorsorge. Die Broschüre vermittelt im Kapitel „Schule“ mit dem Beruf „Lehrer / Lehrerin“ den Eindruck der desinformierenden Hilflosigkeit. Offenbar ist den von der Küstenkoalition beauftragten Autoren bewusst, dass SchleswigHolstein mit dem bundesweit rigorosesten Konzept des Einheitslehrers als zentralen Transformationsschritt auf dem Weg zur „Einheitsschule“ „keinen Blumentopf gewinnen“ kann. Vielleicht hat man aus dem gleichen Grunde den dramatisch unterfinanzierten Bereich der Hochschulen, der im Zuge der Regierungskrise im Sozialministerium versteckt wurde, gleich ganz weggelassen. Überzeugen kann dieses Handeln der Regierung nicht. Im Gegenteil, mangelnde Klarheit und zur Täuschung geeignete Darstellungen machen zumindest misstrauisch und führen zu Verdruss. Helmut Siegmon JuPhi-Power in Rendsburg am 25. Mai 2015 Trotz hoher Belastungsphase in den Abiturwochen der Gymnasien traf sich am 28. Mai eine Gruppe junger Lehrerinnen und Lehrer im ConventGarten in Rendsburg, um sich über die Verbandsarbeit auszutauschen und um Akzente der Bildungspolitik zu diskutieren. Auch ein Studierendenvertreter der ChristianAlbrechts-Universität war gekommen. Mitglieder des Geschäftsführenden Vorstandes hatten die jungen Kolleginnen und Kollegen eingeladen. Denn in Zeiten bildungspolitischer Fehlentscheidungen, die kaum verhüllt gegen das Gymnasium und damit gezielt gegen den Beruf der Gymnasiallehrerin und des Gymnasiallehrers gerichtet sind, wird täglich offenbar, wie wichtig eine kontinuierliche Verbandsarbeit ist, die auf breiter Ebene von jungen und älteren Mitgliedern aktiv getragen wird. Aus unterschiedlichen Gründen war die Arbeit der jungen Philologen in letzter Zeit etwas in den Hintergrund geraten. Nun geht es darum, auch diese Mitgliedergruppe wieder zu aktivieren. Die Zukunft der kürzlich ins Berufsleben eingestiegenen wie auch der neu beginnenden Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer muss so gestaltet werden, dass deren beruflicher Weg von ihnen als positiv und bereichernd empfunden wird. Diese jungen Kolleginnen und Kollegen wollen und sollen mit Freude Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unterrichten, für ihre Fächer „brennen“ und mit ihrem Wissen und pädagogischen Können die ihnen anvertrauten Schülerinnen und Schüler zur allgemeinen Studierfähigkeit führen. Der erste Vorsitzende Helmut Siegmon eröffnete die Sitzung mit einem kurzen Abriss der bildungspolitischen Entscheidungen, welche die Existenz des allge- meinbildenden Gymnasiums im Lande bedrohen. Diese aktuellen Arbeitsfelder des Philologenverbandes beziehen sich auf die Lehrerausbildung zum „Einheitslehrer“, auf eine unzureichende Lehrerversorgung, auf zu große Klassen, auf eine Gefährdung der Lehrergesundheit, auf ungeklärte Fragen der Inklusion, auf die Gleichmacherei nach dem Motto „Jedem das Gleiche, aber niemandem das Seine“ usw.. Fragen zur Einstellungssituation und drohenden Versetzung nach der Entlassung des Doppeljahrgangs wurden diskutiert. Der Vorsitzende des Hauptpersonalrats Lothar Wilk konnte in diesem Zusammenhang weiterführende Informationen geben. Manfred Ernst, Vorsitzender des Ausschusses für Beamtenrecht und Besoldung, ergänzte mit Auskünften zu Fragen des Besoldungsrechts, der Versorgung und Beihilfe. Informationen zur Verbandstruktur gab die Schriftführerin Teilnehmer der JuPhi Power Tagung (vlnr): Hendrik Keilhauer, Katja Albrecht, Bastian Zehm, Eva Viktoria Kirchner (Foto PhV) Seite 2 Gymnasium heute Gymnasium heute Insa Rix-Oldigs. Sie erläuterte die Arbeit des Geschäftsführenden Vorstandes, des Landesvorstandes, der Arbeitsgemeinschaften und der Ausschüsse. Einfließende Fragen, Antworten und Diskussionen lenkten den Blick auf die große Bedeutung von Netzwerken und persönlichen Kontakten. Wie diese durch die Mitarbeit im Verband entstehen und genutzt werden können, wurde deutlich. Als ehemalige und zurzeit kommissarische Vorsitzende der Jungen Philologen erläuterte Katja Albrecht die vielfältigen Betätigungsfelder und Projekte. Mit ihrer Aufforderung „empöre Dich, engagiere Dich, trage Verantwortung“ wies sie auf aktuelle Themen hin, derer sich die JuPhis künftig annehmen könn- Nadine Emmerling, Jan Reinartz (Foto PhV) ten. Verbandsarbeit schnuppern möchten, Mit einem kleinen Imbiss endete der melden Sie sich doch einfach. anregende Nachmittag. An Stehtischen wurde mit wechselnden Gesprächspart- „Wir sind die Arbeitsgemeinschaft der nern das Gehörte noch einmal aufgear- Jungen Philologen und haben eine starbeitet. Die Ergebnisse können sich se- ke Stimme im Philologenverband Schleshen lassen: Es soll eine Hochschulgrup- wig-Holstein, dem Berufsverband, der pe im Philologenverband gegründet sich zielgenau für die Interessen der Lehwerden und einige junge Mitglieder rerinnen und Lehrer an Gymnasien in werden in einer neuen JuPhi-Gruppe Schleswig-Holstein einsetzt. Wir als junzusammenarbeiten. Wichtig war allen ge Kolleginnen und Kollegen haben den Anwesenden, dass auch die an Gemein- größten Teil unseres Berufslebens noch schaftsschulen arbeitenden Gymnasial- vor uns und suchen gerade in bildungslehrerinnen und Gymnasiallehrern aus- politisch schwierigen Zeiten nach einer drücklich eingeladen sind, sich im Philo- positiven beruflichen Perspektive. Auch logenverband für ihre besonderen Be- angesichts leerer Kassen und bildungslange einzusetzen. politischen Aktivismus wollen wir weiterhin unsere Vorstellungen von einem guFalls Sie sich von dem Tagungsbericht ten Gymnasium nicht nur formulieren, und dem Informationstext der Jungen sondern diese auch durchsetzen. Dazu Philologen in Schleswig-Holstein ange- bringen wir unsere Ideen in die politische sprochen fühlen und selbst einmal in die Diskussion ein und wenden uns regelmä- ßig an die Bildungspolitiker unseres Landes. Meckern und klagen im Lehrerzimmer hilft nicht - wer PhV-Mitglied wird, bezieht Position und kann sich für die Stärkung und Entwicklung des Gymnasiums engagieren.“ (Homepgae des PhVSH) Sie alle sind herzlich willkommen! Nutzen Sie gerne die Kontaktdaten der Geschäftsstelle: Geschäftsstelle Philologenverband Schleswig-Holstein Muhliusstraße 65, 24103 Kiel Tel. 0431 / 8 19 40, Fax 0431 / 80 45 35 www.phv-sh.de [email protected] Geschäftszeiten: Mo + Mi 9.00 - 12.00 Uhr, Do 11.30 - 14.30 Uhr, Tel. s.o. Dr. Barbara Langlet-Ruck Paukenschlag aus Niedersachsen Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Lüneburg gibt uns kräftigen Rückenwind für unsere Forderung, die Stundenerhöhung für die schleswig-holsteinischen Gymnasiallehrer aus dem Jahre 2010 umgehend zurückzunehmen. Der PhV-SH wird die Konsequenzen dieses wegweisenden Grundsatzurteils für die schleswig-holsteinischen Gymnasiallehrer/-innen mit Hochdruck rechtlich bewerten lassen und dann unverzüglich entsprechend handeln. Helmut Siegmon Presseerklärung des PhV Niedersachsen: Oberverwaltungsgericht Lüneburg: Erhöhung der Pflichtstundenzahl für Gymnasiallehrer ist rechtswidrig Philologenverband: Sieg der Gerechtigkeit über Willkür der Landesregierung Grundsatzurteil mit bundesweiter Signalwirkung Die 2014 von der rot-grünen Landesregierung verordnete Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrkräfte und Schulleiter an Gymnasien um eine Unterrichtsstunde ist rechtswidrig und damit unwirksam. Dies hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg heute entschieden. Gegen die Arbeitszeiterhöhung hatten sieben Gymnasiallehrkräfte, darunter zwei Schulleiter, im Rechtsschutz des Philologenverbandes Niedersachsen Anfang September 2014 eine Normenkontrollklage eingereicht. Die GEW hatte sich nach anfänglichem Zögern drei Monate später der Klage angeschlossen, ohne allerdings die Schulleiter dabei zu berücksichtigen. In diesem Grundsatzurteil bestätigte das OVG Lüneburg vollständig die Argumentation des Prozessvertreters des Philologenverbandes, Prof. Dr. Battis. Danach war die Erhöhung der Pflichtstundenzahl von Anfang an nicht begründet, d.h. Seite 3 Gymnasium heute es fehlte jegliche nachvollziehbare Begründung dafür, warum gerade Gymnasiallehrkräfte und Schulleiter an Gymnasien einseitig belastet wurden. Damit seien der Gleichheitsgrundsatz nach Art. 3 Abs. 1 und die Fürsorgepflicht nach Art. 33 Abs. 5 des Grundgesetzes verletzt worden. In diesem Zusammenhang sah es das Gericht kritisch, dass Landesregierung und Kultusministerin sich stur geweigert hatten, die vom Philologenverband immer wieder geforderte unabhängige Arbeitszeituntersuchung für Lehrkräfte durchzuführen. Mit dem Urteil ist das OVG nach Einschätzung von Prof. Dr. Battis der neuen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts gefolgt, die bereits im Besol- dungsrecht wirksam geworden ist. Der bisher weite Entscheidungsspielraum des Dienstherrn in die Beamten betreffenden wesentlichen Rechtsbereichen werde nunmehr durch die stärkere Betonung verfassungsrechtlicher Prinzipien erheblich eingeschränkt. Dies bedeute eine Stärkung des Rechtsstaatsprinzips. Der Vorsitzende des Philologenverbandes, Horst Audritz, bezeichnete die Entscheidung des Gerichts in einer ersten Stellungnahme als „einen Sieg der Gerechtigkeit über die willkürliche Arbeitszeiterhöhung der rot-grünen Landesregierung“. Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung von Kultusministerin Heiligenstadt, die Arbeitszeiterhö- hung sei „angemessen und vertretbar“, habe sich in Luft aufgelöst. Wie auch beim neuen Schulgesetz habe sich RotGrün als argumentationsresistent gezeigt und dafür jetzt die Quittung bekommen. Dass das Gericht der Klage gegen die von Rot-Grün gestrichene Altersermäßigung nicht gefolgt sei, bezeichnete Audritz als „Wermutstropfen“. Die Landesregierung sei gut beraten, im Zuge einer Generalbereinigung ihres zutiefst gestörten Verhältnisses zur Lehrerschaft diese bereits fest versprochene und dann wortbrüchig aufgekündigte Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung um eine Unterrichtsstunde für Lehrer ab dem 55. Lebensjahr wieder in Kraft zu setzen. Vogel-Strauß-Politik und Geheimnistuerei Eigentlich könnte sich die Regierung der Küstenkoalition zufrieden zurücklehnen. Die spektakulären bildungspolitischen Vorhaben, Schulgesetz und Lehrkräftebildungsgesetz, hat sie mit ihrer Einstimmenmehrheit in trockene Tücher gebracht. Jetzt gilt es abzuwarten, keine Fehler zu machen und rechtzeitig für die nächste Landtagswahl Wahlgeschenke zu schnüren. Dabei türmen sich die ungelösten Probleme als Folge der umwälzenden Reformen. Probleme, die die Regierung mangels sorgfältiger Planung nicht sehen konnte oder sehen wollte. Weil die zusätzlichen Lehrerstunden im Reformdickicht versickern und der krankheitsbedingte Ausfall steigt, gelingt eine Verringerung des Unterrichtsausfalls nicht. Proteste der Eltern und neuerdings auch der Schülerinnen und Schüler kann die Regierung nicht beliebig lange mit Beschwichtigungen, Ablenkungsmanövern und dem Argument der Schuldenbremse eindämmen. Die von der Regierung beschlossenen ideologischen Bildungsreformen haben einen millionenfachen ineffizienten Mehrbedarf generiert, der zwangsläufig aus der Unterrichtsversorgung geschnitten werden muss oder den die Lehrerinnen und Lehrer selbst erbringen müssen. Mittlerweile wachsen die Probleme bezüglich der Inklusion allen Beteiligten über den Kopf. Der Streit um die Schulassistenten markiert nur die Spitze des Eisberges. Es steht zu befürchten, dass Seite 4 die Schulassistenten in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen als Billiglehrer missbraucht werden, wenn die „richtigen Lehrerinnen und Lehrer“ ausfallen. Wie bei den befristeten Kettenverträgen würde sich das Land Schleswig-Holstein direkt oder indirekt wieder einmal als geiziger Arbeitgeber zeigen, insbesondere wenn Lehrkräfte sich in der Not als Schulassistenten verdingen, um der Arbeitslosigkeit zu entgehen. Im Jahr 2014 hat das Bekanntwerden von Stellenstreichungen an einzelnen Schulen im Planstellenzuweisungsverfahren PZV reichlich Staub aufgewirbelt. Diesen Ärger wollte man in diesem Jahr vermeiden, indem die für die Schulöffentlichkeit entscheidenden Zahlen in den PZV-Tabellen nicht mehr ausgewiesen wurden. Souveränität vermittelt die Geheimnistuerei nicht; im Gegenteil, sie macht misstrauisch und erschwert die Arbeit der Landeselternbeiräte. Die Anmeldezahlen an den weiterführenden Schulen sind in diesem Jahr deutlich von den Prognosen abgewichen. An den Gymnasien gibt es deutlich mehr Anmeldungen als berechnet und entsprechend weniger an den Gemeinschaftsschulen. Weil es keinen schulartübergreifenden Ausgleichspool gibt, wird es im kommenden Schuljahr an den Gymnasien im Gegensatz zu den Gemeinschaftsschulen und gegen den demographischen Trend keine Verbesserung der Unterrichtsversorgung geben. Offensichtlich hofft die Küstenkoa- lition mit dem Verlassen des Doppeljahrganges 2016 auf eine Entspannung an den Gymnasien. Der wachsende Krankenstand in den Kollegien ist Indikator für eine verschleißende Überlastung und mangelnde Gesundheitsvorsorge bezüglich der Arbeitsbedingungen. Lärm, zu große Lerngruppen, das Gefühl fehlender Selbstwirksamkeit und Wertschätzung sind dabei entscheidende Faktoren, die das Immunsystem schwächen. Dass die Regierung zum Krankenstand nach zweieinhalb Jahren entsprechend einer parlamentarischen Anfrage immer noch keinerlei Kenntnisstand hat, legt die Vermutung nahe, dass man es nicht wissen möchte – eine Vogel-StraußPolitik zum Schaden der Kolleginnen und Kollegen, die zudem die dringende Entwicklung nachhaltiger Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit im Lehrerbereich weiter aufschiebt. Es ist keine Zeit mehr für neue Kommissionen und die Erarbeitung weiterer Konzepte, auch nicht für eine Neuauflage eines teuren Schul-TÜVSs Die Beseitigung der sattsam bekannten Ursachen muss morgen in Angriff genommen werden. Die Bildungspolitik der Küstenkoalition hat den Gesundheitszustand der Lehrerinnen und Lehrer in Schleswig-Holstein zum Schaden der Schülerinnen und Schüler signifikant verschlechtert. Es spricht mehr für die Richtigkeit dieser Hypothese als dagegen. Helmut Siegmon Gymnasium heute Schulportrait: Werner-Heisenberg-Gymnasium in Heide Allumfassende Bildung mit naturwissenschaftlicher Ausrichtung Unweit des größten unbebauten Marktplatzes Deutschlands liegt das Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG), das im Jahr 2003 sein einhundertjähriges Bestehen feierte. Dithmarschens Kreisstadt besitze zwar, laut Schulleiter OStD Jürgen Schmidt, eine Randlage innerhalb des Bundeslandes, jedoch schaffe die Schule diverse Angebote vor Ort, um den Schülerinnen und Schülern keinen Nachteil in ihren Bildungschancen zukommen zu lassen. Im Gegenteil: Das WHG ist Prüfungszentrum für DELF-Prüfungen in Französisch, für DELE-Prüfungen in Spanisch und bereitet auf das Cambridge-Zertifikat C1 vor, bei dem die Abschlussprüfungen auch in Heide abgenommen werden. Der Stellenwert dieser Prüfungen zeigt sich an den Teilnehmerzahlen: Vom aktuellen Abiturjahrgang möchte etwa ein Drittel der Schülerschaft das C1-Zertifikat erlangen. Schmidt dazu: „Wichtig ist es, ein Bildungsangebot zu schaffen, das konkurrenzfähig im Vergleich zu den Schulen beispielsweise in Kiel oder Lübeck ist. Den Schülerinnen und Schülern darf durch die periphere Lage kein Nachteil entstehen.“ Dies gilt auch für Kolleginnen und Kollegen, denn für den Pädagogen mit der Fächerkombination Biologie und Chemie sind Fortbildungen für das gesamte Kollegium ein fester Bestandteil der schulischen Arbeit. Diese werden ebenfalls als regionale Fortbildungsveranstaltungen, zum größten Teil in Kooperation mit anderen Schulen, angeboten, so dass auch für die Lehrerschaft möglichst keine langen Fahrtzeiten entstehen. In diesem Zusammenhang kommt der gebürtige Rendsburger Schmidt, der seit dem 01.02.2009 das Gymnasium leitet, schnell auf die Vorbildfunktion der Lehrkraft zu sprechen: „Die fachliche Expertise ist es doch, die zur Begeisterung für fachliche Inhalte und zu einem erfolgreichen Unterricht führt – gepaart mit didaktischer und pädagogischer Unterstützung. Deswegen lege ich Wert auf eine hohe Qualität in der Aus- und Weiterbildung meiner Kolleginnen und Kollegen.“ Neben einer Partnerschaft mit einer Das Werner-Heisenberg-Gymnasium lebt französischen Schule bietet das WHG einen ganz besonderen Austausch an. Seit über zehn Jahren reisen die Jugendlichen in der Regel einmal jährlich für knapp zwei Wochen zur „Schule 212“. Diese liegt in der weißrussischen Hauptstadt Minsk und bietet den Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe einen Einblick in einen Alltag voller Gastfreundschaft und Herzlichkeit, aber auch in ein komplett anderes politisches System. Im Stadtteil der ansässigen Schule sind die Deutschen nicht nur herzlich willkommen, sondern auch so bekannt, dass sogar weißrussische Busfahrer für den Besuchszeitraum eingeweiht sind und den Fremden den Weg wiesen, als sich diese verlaufen haben. Beim Gegenbesuch der Minsker steht unter anderem ein Besuch des Weltnaturerbes Nationalpark Wattenmeer auf dem Programm, der für bleibende Eindrücke bei den Gästen sorgt. Anfangs habe Schmidt sich gewundert, warum ein Austausch mit einem diktatorischen Regime stattfindet, inzwischen wisse er um die Be- deutung dieser Partnerschaft. „Wir möchten unsere Schülerinnen und Schüler zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern erziehen, die am gesellschaftlichen Miteinander partizipieren. Das ist nur möglich, wenn diese jungen Menschen auch Systeme kennenlernen, die nicht demokratisch sind.“ Nichtdemokratische Zeiten erlebte auch das WHG ab dem Jahr 1933, als die Schule in Adolf-Hitler-Schule umbenannt worden ist. „Gerade aufgrund unserer besonderen Schulgeschichte sind wir den jungen Menschen gegenüber verpflichtet, an die Zeit zu erinnern und das Thema angemessen im Unterricht zu behandeln“, erläutert Schmidt. In diesem Bereich arbeitet die Schule mit der Heider Stiftung gegen Extremismus und Gewalt zusammen und kooperiert mit dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten ist ein Schülerteam so erfolgreich gewesen, dass es als Landessieger Schleswig- Seite 5 Gymnasium heute hauseigenen „Jautelat“-Stiftung. Gegründet wurde diese von einem Ehepaar, das früher selbst das WHG besuchte. Seit dem Jahr 2009 unterstützt der erfolgreiche Chemiker Dr. Jautelat mit seiner Frau die Schule jährlich mit beträchtlichen Summen. OStD Jürgen Schmidt Holstein beim Bundesfinale vertreten wird. „Viele Entscheidungen, beispielsweise auf europäischer Ebene, werden doch aufgrund unserer Historie gefällt. Wer keine geschichtlichen Hintergrundinformationen hat, kann heute nicht am Alltagsgeschehen teilnehmen oder komplexe Zusammenhänge verstehen“, ist sich der Schulleiter sicher. Deswegen findet neben dem Sprachprofil und den Profilen in den Fächern Physik, Biologie und Chemie vor allem das Geschichtsprofil in der Oberstufe großen Zuspruch. Dem Nobelpreisträger und Namensgeber der Schule ist es wohl geschuldet, dass dennoch ungefähr die Hälfte eines Jahrgangs ein naturwissenschaftliches Profil wählt. Eine allumfassende Bildung sei elementar, aber eine naturwissenschaftliche Ausrichtung könne man im Schulalltag klar erkennen, so Naturwissenschaftler Schmidt. Das spiegelt auch die große Teilnehmerzahl an Wettbewerben wie Känguru, Matheoder Physik-Olympiade wider. „In der Gesellschaft entsteht schnell der Eindruck, dass die Fächer Mathematik, Physik oder Chemie schon bei den Eltern unbeliebt waren und früh abgewählt wurden. Wir haben als Schule den Anspruch, die jungen Menschen dahingehend zu qualifizieren, dass diese in der Ausbildung oder im Studium auch in diesem Bereich erfolgreich sind“, so Schmidt. Die Basis hierfür werde in der Schule gelegt. „Wir generieren viele Studenten im mathematisch naturwissenschaftlichen Bereich“, sagt der Schulleiter nicht ohne Stolz. Finanzielle Unterstützung findet die Förderung der Naturwissenschaften in der Seite 6 Als zuverlässiger Partner erweist sich in diesem Fall auch der Schulträger. „Durch die große finanzielle Unterstützung des Kreises Dithmarschen ist es möglich, jedes Jahr einen naturwissenschaftlichen Raum nach neuesten Erkenntnissen auszustatten bzw. zu erneuern. In diesem Jahr haben wir unseren Physikraum mit einer hochmodernen Ausstattung versehen“, zeigt sich Schmidt über dieses Engagement erfreut. Etwas über 1000 Schülerinnen und Schüler, von denen 50-60% Fahrschüler aus den umliegenden Gemeinden und Dörfern sind, besuchen das Gymnasium momentan. Sie stammen aus über 20 Nationen. Diese gelungene und gelebte Integration präge den Schulalltag und man sei ebenfalls offen für Flüchtlingskinder. Schmidt betont, dass man auf gute Erfahrungen zurückgreifen kann, da es auch hier eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und DaZ-Zentren gibt. „Hierbei ist mir wichtig, dass nach dem Prinzip der Abschlüsse verfahren wird. Schülerinnen und Schüler sollten möglichst einen Abschluss erlangen. Dies muss auch das Bestreben der Schule sein“, erläutert Schmidt. Das WHG werde als Schule verstanden, in der gefördert, aber auch gefordert wird. „Hierbei hilft ein sehr engagiertes Kollegium mit einem engen Draht zu häuslichen Ansprechpartnern und – falls notwendig – sozialen Institutionen. Dabei geht es in erster Linie um das Wohl der Kinder, aber auch ein Fördern findet mal ein Ende“, macht der Pädagoge deutlich. Dabei müsse man bedenken, dass die Basis in der frühkindlichen Erziehung im Elternhaus gelegt werde. Je intensiver zu Hause gefördert werde, desto nachhaltiger seien spätere Entwicklungen bzw. Lernerfolge. Diese unterschiedlichen Voraussetzungen ließen sich nur begrenzt im schulischen Alltag ausgleichen, appelliert Schmidt an die Verantwortung der Eltern. „Die Erhöhung der Abiturientenquote kann nicht der richtige Weg sein und ist sogar kontraproduktiv. Lehrerinnen und Lehrer müssen versuchen, Potenziale bei den Schülerinnen und Schülern zu wecken, um ihnen Möglichkeiten zu eröffnen. Aber wer sagt denn, dass jemand, der einen Handwerksberuf erlangt und später seine Meisterprüfung absolviert, nicht ein viel glücklicherer oder zufriedenerer Mensch ist als jemand, dem wir mit Ach und Krach seine Hochschulreife verleihen und der nach fünf Semestern erfolglos sein Studium abbricht? Es geht doch darum, den Platz in der Gesellschaft zu finden. Und dafür benötigen wir nicht eine Schule für alle, sondern für alle die richtige“, ist sich Schmidt sicher. Dieser Heterogenität wird im Schulalltag besondere Rechnung getragen. Beim Thema Inklusion ist dem Schulleiter wichtig, auch die Schülerinnen und Schüler mit besonderen Talenten zu integrieren. Dies zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass das WHG nicht nur Standort als Kompetenzzentrum für Schülerinnen und Schüler mit Autismus, sondern gleichzeitig Kompetenzzentrum für Begabtenförderung ist. Beispielsweise unterrichten Patenschülerinnen und Patenschüler aus der Be- Power und Lebensfreude, Szene aus dem diesjährigen Musical Sommernachtstraum Gymnasium heute gabtenförderung kleine Gruppen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich außerhalb des regulären Unterrichts. Ebenso kommen Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen im Bereich der offenen Ganztagsschule bei der Hausaufgaben-Betreuung zum Einsatz. Ebenfalls wird im weiterführenden AG-Bereich gern auf sportliche Talente aus der Schülerschaft zurückgegriffen. Insgesamt habe sich das offene Ganztagsangebot etabliert – inzwischen im vierten Jahr, zieht Schmidt eine positive Bilanz. Diese VerlässlichImpression aus dem Sommernachtstraum (alle vier Fotos WHG) keit wird ab dem kommenden Schuljahr weiter ausgebaut, indem der Unterricht Schmidt die Inklusion im Bereich der liche Kostüme werden selbst genäht – in für die neuen fünften Klassen nicht nur geistigen Behinderung vor: „Eine adä- diesem Jahr 120 Stück – Szenen werden von der ersten bis zur fünften, sondern quate Betreuung für die Betroffenen eigenständig geschrieben und dramaturbis zur sechsten Stunde garantiert wird. sehe ich momentan als nicht gegeben gisch betreut, Kulissen werden in EigenHierbei wird darauf Wert gelegt, dass an. Insgesamt sollte man Inklusion mit regie gebaut und die Musik wird selbst beim Unterrichtsausfall innerhalb des Bedacht durchführen und nichts über- produziert. Mit dem SommernachtsKlassen- oder Fachkollegiums vertreten stürzen. Inklusion kostet nun einmal traum ist den Darstellerinnen und Darwird. jede Menge Ressourcen.“ stellern in diesem Jahr eine beeindruZu praktischen Beispielen der Inklusion Dass es Menschen mit unterschiedli- ckende und erfolgreiche Inszenierung im am WHG führt Schmidt aus: chen Begabungen gibt und nicht alle Mai und Juni gelungen. Insgesamt wa„Schülerinnen und Schüler mit einem gleich sind, zeigt sich ebenso am Bei- ren 160 Schülerinnen und Schüler beteiAsperger-Syndrom haben bei uns ande- spiel der Musical-AG. Jeden Mittwoch ligt. „Diese Erfahrung ist für viele Jure individuelle Bedürfnisse als Mitschü- wird sich mittlerweile im 20. Jahr getrof- gendliche prägend, sie nimmt einen lerinnen und Mitschüler mit besonderen fen, um in Eigenregie Produktionen ein- gewichtigen Bestandteil der PersönlichTalenten in Physik. Hier verweise ich zustudieren, deren Aufführungen in der keitsentwicklung ein und das Selbstbewieder auf das Abschluss-Prinzip. Das schuleigenen Aula stets restlos ausver- wusstsein wird ebenso dadurch geprimäre Ziel sollte es doch sein, jungen kauft sind. Schauspieler und Sänger stärkt“, betont Schmidt. Darüber hinaus Menschen einen Schulabschluss zu er- speisen sich aus den fünften bis achten sei die Musical-AG natürlich ein herausmöglichen – egal welchen! Sehbehinder- Klassen, in denen dafür ein Casting ragender Bestandteil des Schulprofils…, te oder Hörgeschädigte lassen sich stattfindet. Das Regie-, Technik und der sich trotz Randlage sicherlich schon ebenso problemlos in den Schulalltag Nähteam setzt sich aus dem neunten bis landesweit herumgesprochen hat. integrieren.“ Schwierig stellt sich dreizehnten Jahrgang zusammen. Sämt- Jens Finger Schlüsselversicherung Bei den alljährlichen Einführungsveranstaltungen für die angehenden Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer stellen sich auch die Lehrerverbände vor. Für die Referendarinnen und Referendare der Gymnasien sind das die GEW und der Philologenverband. Im Verlauf der kurzen Vorstellung hebt die GEW regelmäßig die besondere Bedeutung der Schlüsselversicherung in ihrem Betreuungspaket hervor. Bis zu 20.000 € Schaden drohen bei Verlust des Schulschlüssels, wird verkündet. Da bekommt jede und jeder der ohnehin gespannten Zuhörer einen Schrecken. Versicherungsvertreter machen es nicht anders. Ein Horrorszenario vor Augen wird schneller unterschrieben. Was sonst noch im Angebot ist, z.B. dass das bildungspolitische Credo der GEW gera- de die Überwindung des Gymnasiums ist, wird wohlweislich verschwiegen. Darauf kommt es aber an! Die Entscheidung, ob man sich dem Philologenverband oder der GEW anschließt, sollte davon abhängen, ob man auch für das eigene Berufsverständnis den Erhalt des Gymnasiums mit einem eigenständigen gymnasialen Lehramt wünscht oder den von der Küstenkoalition eingeschlagenen Weg zur Einheitsschule und den Einheitslehrer weiter verfolgt sehen will. Darin unterscheiden sich GEW und Philolgenverband fundamental. In den gewerkschaftlichen Interessen z.B. Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Lehrergesundheit, usw. gibt es eine breite Übereinstimmung und gemeinsames Handeln. Weil es nur in ganz seltenen Fällen eine Absicherungslücke beim Verlust des Schulschlüssels gibt, ist es klüger die individuelle Situation zu klären und ggf. die Lehrerhaftpflicht kostengünstiger um die Absicherung des Schlüsselverlustes zu erweitern. Bei Transponderschließsystemen ist eine Schlüsselversicherung ohnehin unnötig. Für uns ist es wichtig, dass die Mitgliedsbeiträge niedrig bleiben und teure Doppelabsicherungen wie sie mit verlockenden „rundum sorglos Mitgliedspaketen“ entstehen, vermieden werden. Es wäre schon tragisch, wenn man wegen einer Schlüsselversicherung in der Mitgliedschaft im falschen Lehrerverband landete und sich so selbst den gymnasialen Ast absägte, auf dem man sitzt. Helmut Siegmon Seite 7 Gymnasium heute Terminübersicht Februar bis Juni 2015 23.02.2015 Parlamentarischer Abend, Kieler Schloss 16.03.2015 Bildungspolitischer Ausschuss im PhV 28.04.2015 Podiumsdiskussion zur Bildungspolitik, Neustadt 25.02.2015 Gymnasialtag (der GEW), Rendsburg 19.03.2015 Landesvorstand, Kiel 26.02.2015 Jahreskongress, Rendsburg 27.02.2015 DPhV Bundesausschuss, Göttingen 23.03.2015 Expertengespräch des Germanistenver- 06.05.2015 bandes zur Absenkung der Anforderun- Markt der Möglichkeiten, Präsentation gen im Abitur, Kiel des PhV in der CAU Kiel 30.04.2015 Geschäftsführender Vorstand, Kiel 24.03.2015 07.05.2015 Gespräch mit dem Wirtschaftsrat zur Landesvorstand, Kiel Bildungspolitik in SH, Neumünster 07.05.2015 06.03.2015 Podiumsdiskussion zur Bildungspolitik, Gespräch mit Wissenschaftssekretär Rolf 26.03.2015 Prof. Köller, Vortrag zur Studierfähigkeit, Eckernförde ischer (SPD) Kiel 18.05.2015 11.03.2015 Landesschulbeirat, Kiel Demonstration zu den Tarifverhandlun- 29.03.2015 Bildungspolitisches Frühstück, Talkrunde gen, Kiel der Jungen Union und der Senioren Uni- 21.05.2015 Geschäftsführender Vorstand, Kiel 11.-13.03.2015 on, Segeberg Bundesdirektorenkonferenz, Wittenberg 28.05.2015 30.03.2015 12.03.2015 Ausschuss für Beamtenrecht und Besol- JuPhitag, Rendsburg Geschäftsführender Vorstand, Kiel dung (ABB), Kiel 04.06.2015 Landesvorstand, Kiel 13.03.2015 24.04.2015 Gespräch mit dem Fraktionsvorsitzen- DPhV Bundesvorstandssitzung, Göttin- 08.06.2015 den der CDU Daniel Günther und dem gen Ausschuss für Beamtenrecht und BesolLandesvorsitzenden der CDU Ingbert dung (ABB), Kiel Liebing 05.03.2015 Bildungsausschuss, Kiel Bedenken gegen keine Bedenken Es ist wie beim Bau: Pfusch bringt Ärger, kostet Nerven, Zeit und Geld. Man sollte ihn vermeiden. Wie jeder Vergleich hinkt natürlich auch dieser. Aber der erste Aufschlag des Erlasses zum Sozialen Tag 2015 hat zu einem Aufschrei bei den Firmen und Betrieben geführt, deren Vertreter den umfänglichen ministeriellen Fragenkatalog zur Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsstelle als bürokratische Zumutung ablehnten. Zusätzlich muss ja auch noch das Formular von „Schüler Helfen Leben“ mit nahezu identischen personalen Angaben ausgefüllt werden - was nebenbei den bürokratischen Aufwand bei den Arbeitgebern und an den Schulen verdoppelt. Das Ministerium reagierte schnell, strich den Fragenkatalog und beließ es bei dem Rest des Formulars, das sich im Kern auf Gefährdungen kapriziert. Soweit so gut. Ärgerlich nur, dass Lehrerinnen und Lehrer, Personalräte sowie Schulleiterinnen und Schulleiter überall im Lande nun unsicher darüber waren, was ihre Unterschrift neben der Fest- Seite 8 stellung „Es gibt keine Bedenken“ für Auswirkungen hätte, und Klärung wünschten. Wer das Formular mit „Es gibt keine Bedenken“ unterschreiben soll, muss davon ausgehen, dass diese pauschale Beurteilung sich auf den entscheidenden Inhalt „Gefährdung“ bezieht. Die heranrollende Unruhe an den Schulen veranlasste die Schulaufsicht vermittels des Rechtsreferates nach längerem Zögern in diesem lästigen Störfall schließlich zu einer überraschenden wie schrägen Klärung. „...die Unterschrift ist unumgänglich, weil die Schule damit den Einsatz befürwortet und die pädagogische Unbedenklichkeit bescheinigt. Die Unbedenklichkeit bezüglich der Gefährdungslage im Betrieb bescheinigt der Arbeitgeber durch seine Unterschrift. Damit habe Sie (die Schulleiter) nichts zu tun“ so die wohl singuläre Antwort eines Schulrates per Email an die Schulleiterinnen und Schulleiter seines Schulamtsbereiches. Aha! Nur die pädagogische Unbedenklichkeit! Diese wohl als bedenkliche Beruhigung gedachte Deutung steht im klaren Widerspruch zum geltenden Erlass, der da lautet: „Die Schule hat der Tätigkeit zu widersprechen, wenn … nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, dass mit der Tätigkeit keine Gefahr für die Schülerin oder den Schüler verbunden ist.“ Der Widerspruch muss umgehend beseitigt werden, indem die obige Vorschrift im Erlass gestrichen wird. Abgesehen davon, dass pädagogische Aspekte im Formular kaum ersichtlich sind, wäre es ja ein Leichtes gewesen, mit der Formulierung „Es gibt keine pädagogischen Bedenken“ jegliches Missverständnis zu vermeiden und die Schulleiter vor unnötigen rechtlichen Auseinandersetzungen zu schützen. Aus pädagogischer Sicht und aus Gründen der Rechtssicherheit wäre es auch besser, wenn die Eltern bezüglich der Arbeitsaufnahme Zustimmung und nicht nur eine bloße Kenntnisnahme bekundeten, die ja auch „Bedenken“ beinhal- Gymnasium heute ten könnte. Schon seit Jahren fordern Schulleiterinnen und Schulleiter die wachsende Flut fehlerhafter und widersprüchlicher Gesetze, Verordnungen und Erlasse einzudämmen. Schließlich sollen neue ministerielle Regelungen der pädagogischen Arbeit in den Schulen dienen und diese nicht behindern oder - wie im Fall des Erlasses zum sozialen Tag - zusätzlichen bürokratischen Aufwand und Klärungsbedarf verursachen. Wie in anderen Bereichen auch müssen u.a. Praktikabilität, Widerspruchsfreiheit, Wirksamkeit Merkmale sorgfältiger Qualitätsprüfungen sein, die jeder In- kraftsetzung von Regelungen im Schulbereich vorauszugehen haben. Es wäre aber auch schon hilfreich, wenn die kritischen Stimmen der Praktiker an der Basis von den Regierenden ernster genommen würden. Helmut Siegmon Bericht aus dem HPR Einstellungssituation: Erst 17 von über 80 der zum kommenden Schuljahr zu besetzenden unbefristeten Stellen sind tatsächlich vergeben. Derzeit ist bereits eine ganze Reihe von Stellen in pbOn ausgeschrieben. In einigen wenigen Fällen läuft auch schon ein Auswahlverfahren. Es ist damit zu rechnen, dass bei den veröffentlichten Stellen nicht in jedem Fall Bewerberinnen oder Bewerber gefunden werden können, sodass bei erfolgloser Ausschreibung andere Fächer gesucht werden müssen. Wie in der Vergangenheit auch, wird es vermutlich zusätzlich eine große Zahl von befristeten Verträgen geben. IQSH Im Rahmen der Anpassung an das neue Lehrkräftebildungsgesetz soll die APO II zum 1.2.16 in Kraft treten. Die Vertreter des PhV im HPR befürworten den Erhalt der Schulartteams im IQSH und die schulartbezogene Ausbildung wie berichtet. Für den Einstellungstermin 1. August 2015 in den Vorbereitungsdienst der Studienräte und Studienrätinnen lagen zum 1. April diesen Jahres 542 ordnungsgemäße Bewerbungen vor. Von den insgesamt 150 zu besetzenden Plätzen wurden bereits im Rahmen der Erstvergabe 122 Angebote angenommen, sodass im Nachrückverfahren nur 28 Plätze zur Verfügung stehen. Diese werden nach dem Punkteranking und unter Berücksichtigung der beim IQSH vorhandenen Ausbildungskapazitäten vergeben. Auf diese Weise werden auch in diesem Jahr wieder Bewerberinnen und Bewerber unberücksichtigt gelassen bzw. „übersprungen“, die eigentlich aufgrund ihrer Punktzahl einen Platz hätten erhalten können, deren Fächer jedoch zu einer extremen Überziehung der Ausbildungskapazitäten des IQSH führen würden. Der HPR muss dies mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, denn dieses Vorgehen ist nach der Kapazitätsverordnung (KapVO) zulässig. Beförderungen Im Gym-Bereich wurden 154 A 14Stellen im Januar ausgeschrieben. Inzwischen sind die meisten Auswahlvorschläge für A 14-Beförderungen bereits im MSB eingegangen und wurden von uns mitgezeichnet. Lediglich die Unterlagen von 8 Schulen fehlen zurzeit noch. Urkunden werden grundsätzlich nur zum Monatsersten ausgestellt. Versetzungen Bisher sind ca. 70 Versetzungen realisiert worden. Oft haben Schulen Interesse an einem Versetzungswilligen mit von der Schule gesuchten Fächern, doch es fehlt die Stelle. Kolleg(inn)en, die eine Freigabe erhalten, wenn Ersatz in einem ihrer Fächer (z.B. durch Ländertausch oder eine erfolgreiche Ausschreibung) gefunden wird, haben eventuell noch die Möglichkeit versetzt zu werden. BGM Zu Beginn dieses Jahres ist eine Vereinbarung der Landesregierung mit den Spitzenorganisationen der Gewerkschaften und Verbände auf der Basis von Paragraph 59 des Mitbestimmungsgesetzes zum Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ in Kraft getreten. Diese erlegt allen Dienststellen der Landesverwaltung - also auch sämtlichen Schulen in Schleswig-Holstein - die Verpflichtung auf, kontinuierliche und systematische Anstrengungen zur Wahrung oder Wiedererlangung der Gesundheit aller Beschäftigten zu unternehmen. Dazu gehören unter anderem die Erhebung relevanter Kennzahlen zum Gesundheitsmanagement, Gefahrenanalysen an Arbeitsplätzen oder ein gesetzes- konformes betriebliches Wiedereingliederungsmanagement (BEM). Bereits die 59er-Vereinbarung sieht vor, dass aufgrund der Vielzahl an Dienststellen sowie deren sehr unterschiedlichen Größen für den Schulbereich eigene Regelungen zur Umsetzung getroffen werden sollen. Entsprechend hat sich unter Mitwirkung des HPR eine Arbeitsgruppe im MSB gebildet, die möglichst bis zum Beginn des kommenden Schuljahres erste Maßnahmen auf dem Feld des BGM erarbeiten soll. Aufgrund des hohen zeitlichen Drucks besteht aus Sicht des HPR allerdings die Gefahr, dass anstatt einer systematischen Aufarbeitung des Themas eine Beschränkung auf verschiedene, wenig verknüpfte Einzelmaßnahmen erfolgen wird. Entsprechend werden die Teilnehmer aus unserem Gremium versuchen, die Beachtung der Vorgaben der Vereinbarung mit den Spitzenorganisationen durchzusetzen. E-Akte Im Zuge der Vereinheitlichung der Personalverwaltung über die KoPers Software ist ebenfalls die Digitalisierung der Personalakten der Mitarbeiter der Landesverwaltung Schleswig-Holsteins anberaumt. Dabei wird das Ministerium für Bildung und Schule (MSB) aufgrund der großen Anzahl an Beschäftigten eine Pilotstellung einnehmen. Der Vorlauf der eigentlichen Digitalisierung, die durch einen externen Dienstleister erfolgen wird, hat bereits vor einigen Monaten begonnen, unter anderem wurden Freiwillige zur probeweisen Digitalisierung ihrer Akten gewonnen. Der Scanprozess selber wird im Laufe des Sommers beginnen und voraussichtlich innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Die Papierakten werden 18-24 Monate zur Qualitätssicherung und für Kontrollzwecke in einem abgeschirmten Seite 9 Gymnasium heute Sicherheitsarchiv eingelagert. Der Zeitpunkt der endgültigen Vernichtung der Akten ist Gegenstand einer 59erVereinbarung und kann demnach erst nach Rücksprache mit den Spitzenorganisationen erfolgen. Somit verbleibt am Ende lediglich ein digitales Exemplar in der Hoheit des Ministeriums. Laut Auskunft des MSB sichert der Scandienstleister die Vollständigkeit der digitalen Akten zu, zudem werden die Personalaktenrechte durch den Vorgang nicht berührt. Es ist also auch zukünftig möglich, Einsicht in die eigene Akte zu nehmen, Unterlagen zu kopieren oder nach Ablauf der gesetzlichen Fristen entfernen zu lassen. fahren. Verschiedene Anregungen des HPR wurden in den Erlasstext aufgenommen, so unter anderem die Möglichkeit der Relativierung der Note des 2. Staatsexamens durch eine dienstliche Beurteilung. Beispielsweise in Bezug auf den letztgenannten Punkt oder die Beteiligung der Personalräte bleiben dennoch diverse Unklarheiten bestehen, welche auch durch die zeitgleich veröffentlichte neue Version des PbOnHandbuchs nicht ausgeräumt werden. Letzteres wurde ohne Beteiligung des HPR an die Schulen versandt, so dass wir zurzeit Verhandlungen über eine nachträgliche Geltendmachung der Mitbestimmungsrechte führen. Einstellungserlass/PbOn-Handbuch Nach langer Vorlaufphase ist der Einstellungserlass als Grundlage des PbOnVerfahrens zum 01.05.2015 in Kraft getreten. Er regelt die grundsätzlichen Fragen zu den Voraussetzungen der Einstellung sowie zum Einstellungsver- Datenschutzverordnung Schule Die neue DSVO Schule wird ebenfalls in Kürze Gültigkeit erlangen. Neben der Konkretisierung von Bestimmungen des Landesdatenschutzgesetzes und deren Ausweitung auf weitere Beschäftigte in Schule, Schulbegleiter und Schulpsycho- logen, sieht sie vor allem eine Anpassung der Richtlinien an Notwendigkeiten einer zeitgemäßen digitalen Datenverarbeitung vor. Zukünftig werden unter anderem Auftragsdatenverarbeitung und damit auch der Einsatz digitaler Klassenbücher möglich sein. Die häusliche und mobile Datenverarbeitung durch Lehrkräfte auf privaten Endgeräten ist weiterhin nur unter Abgabe einer Erklärung möglich, in der die Einhaltung der relevanten Datenschutzrichtlinien zugesichert wird. Aus Sicht des HPR ist die Bereitstellung vieler zusätzlicher Lehrerarbeitsplätze mit Anschluss an das Landesnetz unabdingbar, um die Lehrkräfte von der Verantwortung des Datenschutzes im Bereich der PC Hardund Software zu entlasten. Stand Juni 2015 Bettina Scharenberg, Carsten Groene, Lothar Wilk Wir begrüßen unsere neuen Mitglieder im Verband Neue Mitglieder finden Sie in der gedruckten Ausgabe. Seite 10 Gymnasium heute Bitte um Mithilfe! Liebe Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand, mit zunehmendem Alter häufen sich außergewöhnliche Lebensdaten wie besondere Geburtstage, Jubiläen und langjährige Zugehörigkeiten. Leider sind nicht alle Daten in der Personaldatei unseres PhV vorhanden. Herr Sieg- mon und der LV möchten aber möglichst alle Mitglieder, die einen besonderen Ehrentag erreichen, ansprechen und ehren. So bitten wir Sie um Ihre Mithilfe! Lassen Sie uns wissen, wenn bei Ihnen oder Kolleginnen und Kollegen in Ihrer Umgebung im o.g. Sinne wichtige, be- sondere Daten anstehen. Frau Thomsen und auch ich nehmen diesbezügliche Nachrichten gern entgegen. Ich freue mich auf unser Treffen am 14. Juli am Thiessenkai in Kiel-Holtenau (s. nächste Seite) und verbleibe mit freundlichen Grüßen Ihr Dr. Hans-Michael Kiefmann Bildung in den Fangnetzen von Soziologie und Ökonomie Kaubes lesenswerte Essaysammlung Jürgen Kaube ist Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seit 1999 als Redakteur auf das Aufgabenfeld Geisteswissenschaften spezialisiert, befasst er sich mit Bildungsdefinitionen, Bildungsverständnis und den Zumutungen, denen Bildung in unseren Tagen ausgesetzt ist. Das von Kaube bevorzugte Format für sein Anliegen ist der E s s a y. Dem kleinen zu-Klampen-Verlag in Springe kommt das Verdienst zu, Kaubes zwischen 2011 und 2014 verfasste Essays in einer schönen, d. h. für Bibliophile ansprechenden Sammlung zu veröffentlichen. Jürgen Kaube: Im Reformhaus. Zur Krise des Bildungssystems Erschienen Februar 2015 im Dieter zu Klampen Verlag, Springe ISBN 978-3866744673, 176 Seiten, 18,00€ Kaubes Verständnis von Bildung (das beweisen nahezu alle veröffentlichen Essays und Vorträge des Bandes) vertragen sich nicht mit den politisch motivierten Ansprüchen moderner Bildungssoziologie und ebenso wenig mit dem Transfer ökonomischer Gesetzmäßigkeiten auf Schule und Hochschule. Dass sich die deutschen Gymnasien und – weit mehr noch – unsere Universitäten in genau diesen Fangnetzen befinden, ist für den Autor Hauptursache der gegenwärtigen Bildungskrise. Prägnant und einleuchtend sind die Beispiele, die herangezogen werden: Ausgaben des Bundes für die Instandsetzung von Schulgebäuden seien vor wenigen Jahren aus Gründen der Konjunkturstimulation getätigt worden: „Wir restaurieren Schulen nicht, weil sie uns am Herzen liegen und anderes als einladende Schulgebäude eine Schande für ein wohlhabendes Land wäre, sondern um die Konjunktur zu beleben.“ Die Sicherung und Vermehrung von Arbeitsplätzen stehe dabei im Vordergrund, nicht eigentlich die Bedürfnisse der Schulen. Überhaupt sind es der Zahlenfetischismus und das rein quantitative Denken und Argumentieren, das Kaube aufgreift und gleichzeitig angreift: Niemand frage, „was genau in Slowenien und Italien mit den höheren Anteilen des Bildungsetats am Sozialprodukt denn geschieht oder wie sich die Chancen eines deutschen Realschülers, Beschäftigung zu finden, mit denen eines finnischen Abiturienten verhalten.“ Reformwut und eine Inflation von Reden, die zum Wachstum des Bildungssystems aufrufen, macht Kaube aus und erklärt sie gleichzeitig zum Indikator der „Krise unseres Bildungssystems“. Ein Lesegenuss für Freunde pointierter Formulierungen und treffsicherer Ironie ist Kaubes spöttische Auseinanderset- zung mit modischen Euphemismen, d. h. sprachlichen Versuchen, die Krise zu bewältigen und Reformen im Bildungssystem voranzubringen. Der Bedeutungswandel des Begriffs „Kompetenz“ ist hier nur e i n Beispiel: Für Kaube ist er „ein betriebswirtschaftlicherziehungswissenschaftlicher Doppelbalg“, der „zum geschwollenen Ersatzbegriff für `Können` geworden“ sei. Unter anderem konstatiere die moderne Pädagogik als Unterrichtsziel „Unterstreichkompetenz“. Ob diese unseren Schülern oder unseren Referendaren bescheinigt wird, lässt Kaube in seinem Beispiel allerdings offen … Sind all diese Feststellungen des angesehenen F A Z-Herausgebers nur konservativ-larmoyante Kulturkritik, nur anachronistische Vergangenheitssehnsucht? Nein! Die Essays des Autors durchzieht ein durchaus modernes Plädoyer für ein Bildungsverständnis unabhängig von Zahlen und ökonomischen und gesellschaftlichen Wunschvorstellungen: „Bildung ist keine Technik zur Vermeidung von Schwierigkeiten. Kleists Novellen, die Geometrie und die Physiologie der Pflanzen eignen sich vielmehr als Gegenstände des Unterrichts, weil sie voller Schwierigkeiten stecken, an denen man scheitern kann.“ Der Unterricht, so Kaube, solle „es dem Schüler ermöglichen, herauszufinden, was alles in ihm steckt. Alles – das heißt, eine ganze Welt, nicht nur eine Berufskarriere.“ Bildung dürfe deswegen nicht als etwas Leichtes missverstanden werden, das man durch Tricks und immer anspruchslosere Prüfungen umgehen könne. Dass Kaube auch eine tiefe Skepsis gegenüber P I S A-Ranking-Listen hebt, versteht sich dabei fast von selbst. Walter Tetzloff Seite 11 Gymnasium heute Einladung der Pensionäre in die Firma Ocean Basis, Kiel Holtenau Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, BASIS befindet sich im letzten Backsteinhaus (s. Skizze unten). Bitte lassen Sie mich bis spätestens zum 8. Juli wissen, ob Sie an dem Besuch teilnehmen werden. ich lade Sie ein zu einem Besuch der Firma Ocean Basis Kiel Holtenau, Tiessenkai 12 am Dienstag, den 14. Juli 2015 um 15.00 Uhr. Bitte geben Sie die Nachricht an Frau Thomsen in unserem Verbandsbüro per Telefon, Fax oder E-mail (s.u.). Das Büro ist Mo und Mi von 9-12 Uhr und am Donnerstag von 11.30-14.30 Uhr besetzt. Oder schreiben Sie eine Email an [email protected]. Die Firma Ocean Basis ist eine recht junge Unternehmung in Kiel. Sie gewinnt Wirkstoffe aus dem Meer, die für die Gesundheit des Menschen verwertbar sind und produziert in diesem Zusammenhang Extrakte von Algen, die auch in der Kieler Förde angebaut werden. Wir werden uns von der Geschäftsführerin über das Geschäftsmodell und die Vor Holtenau in der Kieler Förde werden Produkte informieren lassen. Bei gutem die Algen in Käfigen gezüchtet (Bilder + Wetter werden wir einen kurzen Spa- Skizze oceanBASIS) ziergang zur Kieler Meeresfarm machen. Für Nachfragen oder Anregungen bin ich zu erreichen unter 0431-323507 und per E-mail unter [email protected]. Ich freue mich auf unser Beisammensein und verbleibe mit freundlichen Grüßen Ihr Dr. Hans-Michael Kiefmann Gegen 17.00 Uhr werden wir uns dann im Lokal „Luzifer im Fördeblick“ zusammensetzen, einen Imbiss einnehmen und von unserem Vorsitzenden, Herrn Siegmon, die letzten Neuigkeiten über die Schulpolitik in unserem Land erfahren. Die Kosten für den Imbiss übernimmt wie immer der Verband. Sie erreichen oceanBASIS von der A7 kommend über die A210 bzw. aus Süden kommend über die A215 Richtung Kiel. Am Autobahnkreuz Kiel auf die B76 Richtung Eckernförde abbiegen. Die B76 wird vor der Hochbrücke zur B503. Sie verlassen die Bundesstraße direkt nach der Hochbrücke Abfahrt Kiel-Holtenau, folgen der Hauptstraße (Richthofenstraße/Kastanienallee) und biegen kurz vorm Kanal in der scharfen Rechtskurve nach links auf den Tiessenkai ab. Ocean- Herausgeber: Philologenverband Schleswig-Holstein (PhV), Kiel, 1. Vorsitzender: Helmut Siegmon Redaktion: Helmut Siegmon, Dr. Barbara Langlet-Ruck, Jens Finger, Inge Thomsen Satz: Inge Thomsen Red.-Anschrift: Muhliusstraße 65, 24103 Kiel, Tel.: 0431-81940, [email protected], www.phv-sh.de Druck: hansadruck und verlag gmbh + co.kg, hansastr. 48, 24118 kiel Gedruckt auf FSC zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
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