Dirk Seifert Das Grüne Wirtschaftsinterview Dirk Seifert, Country Manager von Ecover Deutschland, engagiert sich schon seit mehreren Jahren als Jurymitglied bei den GreenTec Awards. Vor seiner Tätigkeit bei Ecover war der gebürtige Thüringer bereits für die Vereinten Nationen in Genf und Bangkok tätig und achtet auch privat auf einen nachhaltigen und bewussten Lebensstil. Ecover steht seit über 35 Jahren für ökologische Reinigungsprodukte und ist eines der weltweit führenden Unternehmen in diesem Segment. Wir sprachen mit Dirk Seifert über das Engagement von Öko-Pionier Ecover bei den GreenTec Awards sowie über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer ökologischen Reinigungsmittelindustrie. Interview: Gina Skierlo, Fotos: Ecover und Johannes Müller Name Dirk Seifert Alter 41 Wohnort Tübingen Beruf Country Manager Berufung Weiterdenken, vorangehen. Lieblingszitat Tu, was Du liebst, und Du musst nie wieder arbeiten. Bereits 1979 hat Ecover eines der ersten ökologischen Waschmittel ohne Phosphate auf den Markt gebracht. Was steht hinter diesem frühen Engagement für eine grünere Welt? Die Gründer von Ecover waren Teil der frühen ökologischen Bewegung der 60er und 70er-Jahre. Schaumberge haben den belgischen Seifenhändler Frans Bogaerts dazu bewegt, auf einem Bauernhof das erste phosphatfreie ökologische Waschmittel zu entwickeln und zu vermarkten. Das war die Geburtsstunde von Ecover. Für die Gründer war damals schon klar, dass unsere Gesellschaft entweder eine nachhaltige Zukunft hat oder gar keine. So wurde das Prinzip der Nachhaltigkeit zum Leitbild und Kern des Unternehmens. Mixen Sie dazu noch eine gehörige Portion Unternehmergeist, eine Gruppe motivierter Pioniere und etwas Glück – et voilà. GreenTec Awards ehren Pionierleistungen „ Die für eine nachhaltige Entwicklung. Ecover ist seit 35 Jahren einer dieser Pioniere. Eine perfekte Kombination. „ Weshalb empfinden Sie Nachhaltigkeit in der Reinigungsmittelindustrie als besonders wichtig? In Deutschland wird pro Jahr etwa eine Million Tonnen Wasch-, Putz,- und Reinigungsmittel verbraucht. Reststoffe gelangen zurück in den Wasserkreislauf und die Natur und haben damit direkten Einfluss auf die Umwelt und letztlich auch unsere Gesundheit. Zur Herstellung werden ungleich mehr Ressour- cen verbraucht. Damit greifen wir intensiv in ökologische Kreisläufe ein. Der Schutz unseres Wassers als Lebensgrundlage hat dabei besondere Bedeutung. Welches sind die größten ökologischen Herausforderungen für die Reinigungsmittelindustrie? Nicht nachhaltige Inhaltsstoffe durch solche zu ersetzen, die sich in die Logik ökologischer Kreisläufe einfügen und deren Verbrauch die Natur aus eigener Kraft erneuern kann. Das bedeutet eine Abkehr von petrochemischen hin zu einer Vielfalt nachwachsender Rohstoffe, unter verstärktem Einsatz von lokalen und Sekundärrohstoffquellen wie Bio-Abfall. Dazu gehört auch eine Abkehr von schwer oder gar nicht abbaubaren Inhaltsstoffen. Und das ohne Kompromisse bei der Reinigungsleistung. das Problem der Verschmutzung unserer Meere aufmerksam machen. Was macht Ecover in der Welt der Reinigungsmittel so besonders? Alle Inhaltsstoffe bei Ecover sind vollständig biologisch abbaubar und soweit als möglich aus erneuerbaren Rohstoffquellen. Die Flaschenkörper sind zu 75 Prozent aus pflanzenbasiertem und zu 25 Prozent aus recyceltem Kunststoff. Alle Produkte werden auf ihre Nachhaltigkeit entlang des Produktlebenszyklusses geprüft. Die Produkte werden in unseren Öko-Fabriken in Belgien und Frankreich produziert. 2015 kommt eine neue LEED Platinum zertifizierte Öko-Fabrik in Chicago dazu. Für Ecover sind Nachhaltigkeit und Ökologie seit mehr als 35 Jahren Raison d’être und Kern des Unternehmens. Im „Der Schutz unseres Wassers als Lebensgrundlage hat besondere Bedeutung.“ 2014 hatte Ecover ein Spülmittel – als limitierte Sonderedition – im Sortiment, dessen Verpackung zu zehn Prozent aus Ocean Plastic bestand. Hat diese Art des Recyclings Potenzial für die Zukunft? Für uns ist dieses Projekt vor allem Pionierarbeit für den Aufbau einer systematischen Säuberung der Meere. In Zusammenarbeit mit der europäischen Organisation „Waste Free Oceans“ haben wir dieses Jahr zehn Tonnen Plastikmüll gesammelt. Davon konnte eine Tonne im Upcycling-Verfahren in unseren Spülmittelflaschen im Biomimicry Design eingesetzt werden. Nächstes Jahr sollen es drei Tonnen werden. Für diesen Meilenstein erhielt Ecover kürzlich den Red Dot Design Award. Gleichzeitig konnten wir damit auf Rahmen seiner Pionierarbeit hat Ecover in den letzten Jahrzehnten viele Innovationen auf den Weg gebracht und wurde dafür mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem als Mitglied der Global Roll of Honor des UNEP der Vereinten Nationen. Mittlerweile setzen viele Unternehmen auf angeblich nachhaltige Produkte. Kommt dieser Trend der Umwelt zugute oder bewirkt „Greenwashing“ das genaue Gegenteil? Der Begriff der Nachhaltigkeit hat eine mehr als 300 Jahre alte Geschichte und erlebt in den letzten Jahren eine Renaissance. Trotzdem fehlen uns klare, auch für Kunden nachvollziehbare Standards. Das ist nicht ungewöhnlich in dieser Umbruchphase, die sogar als nächste industrielle Revolution bezeichnet wird. Außerdem bewegt sich das Ziel Nachhaltigkeit, neue Herausforderungen entstehen auf dem Weg. Nachhaltigkeit ist eine Reise, die nie endet. Statt zu sagen, man sei schon nachhaltig, wäre es sicher besser darzustellen, was man als Unternehmen denn anders macht, um diesem Ziel näher zu kommen. Wichtig ist, dass man sich auf den Weg macht und dabei transparent bleibt. Ich denke, das wird von unseren Mitmenschen geschätzt, stärkt diesen Trend und kommt letztlich auch der Umwelt zugute. Auf welchem Platz sehen Sie die deutschen Verbraucher bezüglich der Nachfrage an nachhaltigen Produkten? Die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten nimmt stetig zu und konnte sich auch in Zeiten der Finanzkrise behaupten. Im Vergleich zu vor fünf Jahren hat sich die Anzahl der Kunden, die nach eigenen Angaben häufig biologische, regionale oder fair gehandelte Produkte kaufen, mehr als verdoppelt und wir denken, dass dieser Trend anhält. Deutschland nimmt dabei international sicher eine Spitzenstellung ein. Wollten Sie schon immer in einem umweltbewussten Unternehmen arbeiten oder sind Sie in diese Rolle erst hineingewachsen? Der besondere Stellenwert der Nachhaltigkeit, das Engagement und die klare Wertorientierung der Menschen waren Hauptgründe für mich, bei Ecover anzufangen. einfach macht. Beim Einkauf achte ich generell mehr auf Qualität als auf Quantität. Diese Kombination aus „weniger aber besser“ ist auch ein „Mehr“ für mich und hoffentlich auch meine Umwelt. ich die sicher. Heute lasse ich mich eher von Vordenkern inspirieren, je nachdem, woran ich gerade arbeite. Zum Beispiel von den Wegbereitern für systemorientiertes Management. Was motiviert Sie persönlich zu einem umweltbewussten Lebensstil? Für mich ist ein Lebensstil im Bewusstsein der Auswirkungen auf unsere Umwelt Teil eines insgesamt verantwortlicheren Handelns. Ich denke, dahinter steckt auch die Suche nach einem sinnvollen Leben und der Wunsch, das Richtige und Gute zu tun. Schon seit 2011 engagiert sich Ecover für die GreenTec Awards, weshalb? Die GreenTec Awards ehren Pionierleistungen für eine nachhaltige Entwicklung. Ecover ist seit 35 Jahren einer dieser Pioniere. Eine perfekte Kombination. Brauchen wir schärfere Gesetze und politische Maßnahmen, um die Umwelt langfristig zu schützen? Wir brauchen sicher in der ganzen Gesellschaft kritisches Denken und ein klares Problembewusstsein für die Herausforderungen der Zukunft, kreative Ideen, Innovationen und ein hohes Maß an Transparenz, dass wir in allen Bereichen auch die richtigen Entscheidungen treffen können. Vor allem in Unternehmen aber eben auch in der Politik und bei der Gesetzgebung. Gibt es Dinge, auf die Sie im Alltag absolut nicht verzichten können? Ohne Internet, Computer und Handy geht leider fast gar nichts, weder beruflich noch privat. Ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich wüsste, dass die gebrauchten Geräte nach Rückgabe unter Beachtung von vernünftigen Umwelt- und Sozialstandards recycelt werden. „Ein umweltbewusster Lebensstil ist für mich Teil eines insgesamt verantwortlichen Handelns. Ich denke, dahinter steckt auch die Suche nach einem sinnvollen Leben.“ Welche Maßnahmen ergreifen Sie privat, um zu einer grüneren Welt beizutragen? Ich achte auf eine gesunde Ernährung, biologisch wenn möglich, ohne Fleisch aus Massentierhaltung. Auf meine Thüringer Klöße mit Entenbraten kann ich aber nicht verzichten. In mein Badezimmer lasse ich nur Naturkosmetik und zuhause putze ich mich glücklich mit Produkten von Ecover. Ich versuche, so oft wie möglich auf die Bahn umzusteigen, obwohl sie mir die Wahl manchmal nicht Wer hat Sie auf Ihrem bisherigen Lebensweg am meisten beeinflusst? Wahrscheinlich mein Klassenlehrer mit dem Spruch „Lernen, lernen und nochmals lernen.“ Ich kaufe mir regelmäßig ein neues Buch und vertiefe mich in ein interessantes Thema. Bildung ist für mich Unterhaltung mit diesem besonderen Aha-Effekt. Haben Sie ein Vorbild oder einen persönlichen Helden? In meiner Jugend hatte Als Juror nehmen Sie regelmäßig an den Jurysitzungen der GreenTec Awards teil. Ist es schwer, auf einen „grünen“ Nenner zu kommen? Nein. Die Juroren stehen vor allem für die Vielfalt an Erfahrungen und Kompetenz aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft. Das macht diese Jury für mich auch so interessant. Und durch ein einfaches Abstimmungsverfahren finden wir am Ende auch immer einen Gewinner für jede Kategorie. Einstimmigkeit ist nicht unser Ziel. Worauf freuen Sie sich bei der nächsten Jurysitzung am meisten? Natürlich auf die spannenden Projekte. Welche utopischen Projekte wünschen Sie sich für die GreenTec Awards der nächsten Jahre? Den EcoManagement Award für die innovativste Umsetzung des Prinzips der Selbstorganisation in der Unternehmensführung. Wie würden Sie versuchen, die Welt zu retten, wenn Sie die Macht dazu hätten? Ich würde allen Menschen die Hoffnung und das sichere Gefühl geben, dass eine bessere Welt für sie und ihre Kinder möglich ist. Und dass wir nur gemeinsam und keine fremde Macht diese Zukunft positiv gestalten können, wenn wir die Welt um uns herum, ihre Möglichkeiten, komplexen Kreisläufe und Wechselwirkungen besser verstehen, für uns nutzbar machen und nicht zerstören. Ihr letztes Wort? Es gibt nichts Gutes außer man tut es. Dirk Seifert (Country Manager Ecover Deutschland), Tanja Schmidt (Trade Marketeer Ecover), Peter Altmaier (Chef des Bundeskanzleramtes) und Birgit Hadringer (Digital Marketeer Ecover) (v. r. n. l.)
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