Willow Creek Studie “Reveal” – Wie Gemeindewachstum (nicht

Willow Creek Studie “Reveal” – Wie Gemeindewachstum (nicht) funktioniert
Wenn eine der größten Gemeinden der Welt eine Studie unternimmt und die eigenen Programme und
Strukturen unter die Lupe nimmt, dann sollte man doch erwarten, dass im Großen und Ganzen Erkenntnisse
zu Tage gefördert werden, die dem bestehenden Kurs den Erfolg bescheinigen, der auch für die wachsende
Zahl der Besucher gesorgt hat. Richtig?
Nicht so bei Reveal, der Studie die Willow Creek in Auftrag gegeben hat, um herauszufinden, ob die eigene
Arbeit wirklich zu dem Ergebnis führt, das beabsichtig war oder ob man das, was man tun kann, nicht noch
besser tun kann.
Um es kurz zu machen, die Studie hat viel Gutes zu Tage gefördert. Programme, die genau das bewirken,
was sie sollen. Menschen, denen die Kirche mit praktischer Hilfe zur Seite stehen und sie fördern kann.
Die Studie hat aber vor allem eins zu Tage gefördert: Selbst in einer Vorzeigegemeinde wie Willow mit
20.000 Besuchern gibt es erheblichen Lern- und Verbesserungsbedarf. Die Ergebnisse haben Bill Hybels
sogar zu der Aussage veranlasst: Wir haben uns geirrt. Wir müssen neu über die Unterstützung nachdenken,
die wir euch in eurem geistlichen Wachstumsprozess geben.” Um den notorischen Willow-Krtikern gleich
den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dass eine Gemeinde selbstkritisch genug ist und sich fragt, ob man
das, was man tut, besser machen könnte, ob man den Menschen wirklich hilft, geistlich zu wachsen, zeugt
von einer gewissen Demut, die man sich leisten kann, wenn man weiß, dass man seinem Auftrag nach
bestem Wissen und Gewissen treu gewesen ist.
Nun aber zu den Ergebnissen im Einzelnen.
Willow ist mit drei Thesen in die Studie gegangen, die für die eigene Gemeindearbeit wichtig waren. Die
Studie sollte die Gültigkeit dieser Thesen hinterfragen:
1. Es gibt einen vorgefertigten Pfad kirchlicher Aktivitäten, der geistliches Wachstum fördert. Je
verbindlicher Menschen in den kirchlichen Programmen teilnehmen und sich engagieren, desto
stärker ihr geistliches Wachstum
2. Das effektivste Weg der Evangelisation sind Gespräche über den christlichen Glauben
3. Geistliche Beziehungen sind der Schlüssel zu geistlichen Wachstum
Die Studie kam zu folgenden Ergebnissen, die Willow in sechs Hauptpunkten zusammenfasst.
Bevor wir die 6 Hauptpunkte nennen, die die Studie zu Tage gefördert hat, ist es wichtig auf die 4
Kerngruppen von Gemeindebesuchern und Christen einzugehen, die durch die Studie entdeckt wurden:
1. Exploring Christianity:
Erste Schritte im geistlichen Wachstum; noch nicht sicher, was die verschiedenen Glaubensgrundsätze
angeht.
Merkmale:
- Gott wird nicht in den Alltag mit einbezogen
- die Bibel wird als unbedeutend für das eigene Leben angesehen
- sie brauchen andere, um geistl. Themen zu verstehn
- sie suchen die Führung Gottes nur in Zeiten der Not
- kein Engagement/Dienst in der Kirche
Bedürfnisse:
- Gottesdienst für Kirchendistanzierte (seeker services)
- Gelegenheit, um mit anderen Beziehungen einzugehen (Opportunities to Connect with others)
2. Growing in Christ
wachsen im Glauben durch Glaubenserfahrungen in der Kirchen und fangen an eigene Glaubenspraktiken
auch außerhalb der Kirche in den Alltag mit einzubeziehen
Merkmale:
- entdecken den Glauben
- sie brauchen andere, um geistl. Themen zu verstehn
- sie nehmen gerne in Kleingruppen teil
- einige von ihnen engagieren sich schon in der Gemeinde
- manchmal lesen sie die Bibel oder christliche Bücher
Bedürfnisse:
- Kleingruppen
-grundlegende geistl. Praktiken
3. Close to Christ
wesentlich höheres Level geistlicher Praxis, das Dienen bildet sich als wichtiges Merkmal des Christseins
heraus. Sie lassen sich immer mehr auf Christen ein, die letzte Hingabe fehlt aber noch
Merkmale:
- Bibel als Richtungsweiser fürs Leben
- Gebet nimmt einen zentralen Platz im Leben ein
- sie haben noch nicht alles an Christus ausgeliefert
- Kleingruppen werden immer weniger wichtig für sie
- geistl. Freundschaften nehmen an Bedeutung zu
- regelmäßiger Dienst
Bedürfnisse:
- Möglichkeiten zum Dienen
- geistliche Praktiken für Fortgeschrittene
4. Christ-centerd
haben ihr Leben Christus ausgeliefert, zeigen ein wesentlich tiefgehenderes geistliches Verhalten als alle
anderen 3 Kategorien, schätzen sich so ein, dass sie Gottes Führung in jedem Bereich ihres Lebens suchen
Merkmale:
- lieben Gott mehr als alles andere
- Gebet als konstante, ständiges Gespräch, Konversation mit Gott
- sie helfen anderen als Mentor
- Dienst ist ein Lebensstil
Bedürfnisse:
- mentoring opportunites
- breite Vielfalt sich im Dienst einzubringen
Jetzt aber zu den sechs wichtigsten Erkenntnissen über Gemeindewachstum:
1. Die Einbindung in Gemeindeaktivitäten sagt nichts über geistliches Wachstum aus. Es gibt jedoch ein
geistliches Moment, dass extrem aussagekräftig ist: eine immer stärker werdende Beziehung zu Jesus
Christus führt zu den Aktivitäten (Bibellesen, Dienen, Evangelisation etc.), die auch das Ziel der
verschiedenen Programme ist.
2. Geistliches Wachstum hängt in erster Linie mit der Beziehung zu Jesus Christus zusammen. Je näher man
ihm ist, desto stärker das geistliche Wachstum.
3. Die Kirche ist am Anfang der Lebensphase eines Christen die primäre Quelle seines Wachstums, nach und
nach nimmt sie aber nur noch eine sekundäre Rolle ein. In dem Maße nämlich wie der Einzelne seine
Beziehung zu Jesus Christus eigenverantwortlich und selbstständig pflegt.
4. Persönliche geistliche Übungen sind das Fundament auf dem sich ein christuszentriertes Leben aufbaut.
5. Die aktivsten, großzügigsten, engagiertesten und missionarisch am aktivsten Christen kommen aus dem
Segment der im geistlichen Wachstum am meisten Fortgeschrittenen.
6. 25% der Befragten sagen dass ihr geistliches Wachstum zu einem Stillstand gekommen ist oder sind
unzufrieden mit der Rolle, die die Gemeinde in ihrem geistlichen Wachstumsprozess spielt.
Für die ursprünglichen Arbeitshypothesen bedeutet das nun folgende Erkenntnis:
1.Annahme: Es gibt einen vorgefertigten Pfad kirchlicher Aktivitäten, der geistliches Wachstum fördert. Je
verbindlicher Menschen in den kirchlichen Programmen teilnehmen und sich engagieren, desto stärker ihr
geistliches
Wachstum
Ergebnis der Studie: es gibt einen geistlichen Wachstumsprozess, aber er wird nicht durch die Partizipation
in den unterschiedlichen Gemeindeaktivitäten bestimmt, sondern durch die Beziehung jedes Einzelnen mit
Christus.
2.Annahme: Das effektivste Weg der Evangelisation sind Gespräche über den christlichen Glauben
Ergebnis der Studie: geistliche Gespräche über den Glauben sind zwar wichtig, das am effektivsten
missionarische Tool aber ist die Motivation der ganz und gar christuszentrierten Mitarbeiter in einer
Gemeinde. Sie sind die besten Evangelisten, großzügigsten Spender und die engagiertesten Mitarbeiter
3.Annahme:
Geistliche
Beziehungen
sind
der
Schlüssel
zu
geistlichen
Wachstum
Ergebnis der Studie: es ist wichtig, auf die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit und authentischen geistlichen
Beziehungen einzugehen, das ist immens wichtig für geistliches Wachstum. Allerdings funktioniert das
mittels organisierter Bemühungen richtig gut nur im Anfangsstadium des geistlichen Wachstums.
Willow ist immer noch dabei die Ergebnisse der Studie zu verarbeiten und Pläne zu entwickeln um den
vernachlässigten Segmenten stärker bei ihren Fragen zu helfen. Eine Sache, mit der man zum Beispiel
experimentiert ist eine Art Predigtjournal, das an alle Gottedienstbesucher ausgehändigt wird und in dem für
jedes Wachstum verschiedene Fragen, Anregungen und Impulse sind, denen man unter der Woche nachgehen
kann.
Eine weitere spannende Frage, die sich Willow stellt ist, welchen Stellenwert Ressources wie Bücher und das
Internet für das geistliche Wachstum haben und wie man Gemeindemitglieder da unterstützen kann. Man
darf gespannt sein, was da an Vorschlägen noch zu Tage gefördert wird, zumal bei der nächsten Studie auch
Gemeinden auf der ganzen Welt mit einbezogen werden sollen.