Rügen Wracktauchen September 2015

Rügen Wracktauchen September 2015
Viele Taucher vertreten die Meinung, dass man mindestens einmal selber in jeden
Tümpel gesprungen sein muss, um entscheiden zu können, ob es sich lohnt, oder nicht.
Im warmen Südseegewässern zu tauchen ist einfach, dass kann jeder. Aber wir wollen
unser ganz eigenes Abenteuer in heimischen Gewässern erleben.
Die Ostsee als Tümpel zu bezeichnen ist wohl nicht ganz zutreffend, aber Wasser ist
Wasser. Also haben sich Kiki, Andreas B., Phillipp, Marcus und ich auf den Weg gemacht.
Unser Ziel, Sassnitz auf Rügen, war nach entspannten 4,5 Stunden Fahrt bereits erreicht.
Der angenehmen Tatsache geschuldet, dass Kiki und ich dort buchstäblich eine ganze
Volleyball Mannschaft kennen, kamen wir an eine gratis Unterkunft.
Wir hätten jeder einen eigenen Schlafsaal haben können, haben es aber vorgezogen alle
zusammen in einem Matratzenlager im
Wohnzimmer zu nächtigen.
In der zweiten Nacht habe ich mich allerdings mit
Teelöffeln (mit Messer und Gabel wollte ich dann
doch nicht schmeißen) bewaffnet, um im Zweifel
für Ruhe sorgen zu können. Die Androhung hat
scheinbar so eingeschüchtert, dass bis zum
Morgengrauen kein Schnarcher zu hören war.
So nun aber zum TAUCHEN…
In der Tauchbasis angekommen hat sich sehr schnell gezeigt, dass Wolfgang (und Stefan)
von der Tauchbasis www.tauchen-ruegen.de bzw. „Wolfgangs-Fundgrube“ mehr als nur
etwas vom Tauchen verstehen und auch ziemlich gut zu uns passen.
Ein kurzes Briefing der Wracks und los ging es zur Slippinganlage.
Am Anlieger angekommen - *peng* … Niedrigwasser … Wir kamen nicht drum herum das
Boot
mit
Muskelkraft
über
die
erste
Sandbank
zu
„schupsen“.
Mit viel Schweiß und
vereinten Kräften gelang
es uns aber am Ende.
Die Belohnung kam
sogleich
eine
Speedbootfahrt
ohnes
gleichen. Mit 250 PS und
in Navy-Seals Manier
ging
es
an
den
Kreidefelsen
vorbei.
Touristen zahlen für
diese Route extra. Was
für ein Spaß!!
Mit harten Wellenschlägen ging
es hoch bis zum Königstuhl.
Wir waren mit Jubeln und
Vorfreude
beschäftigt,
die
PetrusWetterApp funktionierte
einwandfrei. Blauer Himmel –
Sonne, „…wenn Engel tauchen
gehen.“
Logbuch:
Freitag, 18.09.2015
Der erste Tauchgang
Tiefe: 11 Meter
Zeit: 27 Minuten
Wrack: Fischkutter „SAS 33“ alias Sturmvogel
Untergang: 1948 - Bei dichtem Nebel wurde der Kutter von der Eisenbahnfähre "Rostock"
gerammt. Die Kollision war der Grund für den Untergang.
Das Wrack wurde in den Jahren beinah gänzlich von der Natur zurück erobert und ist
nahezu
vollständig
bewachsen.
Die gute Sicht und das ruhige Wasser ermöglichte es uns, dass wir uns an der einen oder
anderen Stelle absenken konnten und das Schiff genauer betrachten. Wer genau
aufgepasst hat, der konnte auch hin und wieder einen Fisch entdecken.
Weiter ging es zum 2. Wrack. Die Oberflächenpause haben wir auf dem Boot gemacht.
Freitag, 18.09.2015
Der zweite Tauchgang
Tiefe: 14 Meter
Zeit: 37 Minuten
Wrack: Holzkutter, Schulungsschiff „Sophie Scholl“
Untergang: 2010 - Auf dem Weg von Glowe zur Werft nach Sassnitz drang wahrscheinlich
durch die ausgetrockneten Plankennähte beim Schleppen zunehmend Wasser ein,
welches nicht abgepumpt werden
konnte. Die folgenden Stürme
sorgten dafür, dass das Schiff nicht
geborgen werden konnte.
Dieses Wrack ist noch recht neu
und wenig bewachsen. Hier war
noch sehr viel Material, Werkzeug,
Kabel, sowie Dinge aus dem Alltag
zu entdecken – von Kleidung bis
zum Geschirr.
Zwei Tauchgänge, zwei Wracks an diesem Tag hatten wir zwei
unglaublich
spannende
Tauchgänge, mit Wrackplätzen,
die vollkommen unterschiedlich
waren.
Die Umstände, dass Phils Trocki etwas undicht war und dass ich mir in meinen beim 2.
TG, an einer Schraube ein Loch ins Knie gehauen habe, konnten das erlebte nicht trüben.
Im Gegenteil, es wurde als Stärkung der persönlichen Taucherfahrung gesehen.
An der Slippinganlage zurück stellten wir fest, dass das Wasser noch weiter
zurückgegangen ist als noch am Morgen. Wolfang hatte das Boot mit der Winde, seinem
Geländewagen und mit ziemlichen Mühen aber doch noch gerade so aus dem Wasser
bekommen – auch sein Material hat bei dieser Aktion sehr leiden müssen.
Abends sind wir zu unsern Insel Freunden zum Grillen eingeladen gewesen. Um kurz vor
Mitternacht sind wir ziemlich erschöpft in den Schlafsack gekrabbelt.
Samstag:
Frühstück in einer coolen Lokation, Service ach reden wir nicht drüber ☺ Bis jetzt
funktionierte alles an dem Wochenende und das Abenteuer Ostseetauchen sollte weiter
gehen…
In der Basis wieder ein Briefing der Tauchplätze und der bevorstehenden Wracks.
Wolfgang, mit seinen liebevollen Zeichnungen, kennt die Wracks genau und erklärte uns
mit vielen Details was uns erwartet und an welcher Stelle der Wracks es noch etwas zu
entdecken gibt.
Das Wasser ist warm 15°C auf 30 m, aber die Fahrt würde tödlich sein, wenn man
Halbtrocken wäre.
Phil am heutigen Tag mit einem anderen Trocki, mein Trocki von Wolfgang über Nacht
geflickt, los geht’s, Boot zu Wasser, und ja es war wieder mehr Meerwasser vorhanden.
Ach so bequem kann einsteigen sein? Sehr geil … los geht’s!
Wetter, Wellen, Speed, Kreidefelsen, Fähren und Segelboote fliegen an uns vorbei. Heute
schienen die Wellen nicht ganz zu groß zu sein. Wolfgang gab Vollgas. Aber kaum um
den Königsstuhl herum sahen die Wellen schon wieder anders aus. Mitten auf der Ostsee
macht Wolfgang irgendwann halt. Wir waren dieses Mal wirklich sehr weit heraus
gefahren.
Logbuch:
Samstag, 19.09.2015
Der dritte Tauchgang
Tiefe: 30 Meter
Zeit: 21 Minuten
Wrack: dänischer Gaffelschoner „Harald“
Untergang: 18/19 Jahrhundert
Erster Tauchgang “30 m +” … Aufrödel … Rock´n Roll ... und los … schon beim Abstieg
merkten wir die Ostsee ist kein Kindergarten.
Die Sicht schwand, Lampen an! 1000 Lumen schmelzen zu einem Lichtkegel, nicht heller
als ein Teelicht. Keine Sicht! Äh Andreas? DA! Seine weißen Flaschen! Die Buddys
rückten zusammen, gut jetzt wurde es etwas gemütlicher. Der Computer zeigte 29 m,…
bremsen,… tarieren … Null Sicht… Die Flossen berührten den Grund, aber man sah ihn
nicht.
Wo ist die Ankerleine? Ah da ist die andere Gruppe kurzes Lichtzeichen „Alles OK!“ und
schon ist die andere Gruppe auch wieder vom orangen Unterwassersandsturm
verschluckt. Andreas, Kiki und ich kleben aneinander. Abbruch? Abbruch! Macht keinen
Sinn lass uns hoch.
Weit abgetrieben kamen wir hoch, das Boot sammelte uns ein. Kaum sind wir an Bord
kam die Boje von Phil und Marcus an die Oberfläche geschossen. Sie haben das Wrack
noch kurz sehen oder besser fühlen können. Dieser Tauchgang gehört wohl in die
Schublade: Erfahrungen sammeln.
Wolfang führte uns darauf hin zum nächsten Tauchplatz. Wir hielten wieder unsere
nötige Oberflächenpause ein.
Zweiter Tauchgang
Samstag, 19.09.2015
Der vierte Tauchgang
Tiefe: 24,8 Meter
Zeit: 32 Minuten
Wrack: „fliegender Holländer“ - Transporterschiff
Untergang: 2. Weltkrieg – der Hafen von Rügen wurde von Fliegerbomben bombardiert.
Der Kapitän hatte das einzig richtige gemacht, was man bei einem Luftangriff tun konnte.
Er hatte die Motoren gestartet und das Land so weit wie möglich hinter sich gelassen.
Allerdings war das Schiff bei dem Fluchtversuch auf Wassermienen gestoßen und
gesunken.
Dieser Tauchgang begann für
uns sehr entspannt. Zunächst
sind Wolfgang und Stefan ohne
uns abgetaucht, um uns eine
weitere
Enttäuschung
zu
ersparen und erst einmal die
Sicht zu checken. Wir glauben
nicht an gute Sicht aber warten.
Kiki schläft - unfassbar. Wir, in
dieser
etwas
besseren
Nussschale, mitten auf dem
Meer,
am
Horizont
die
Kreidefelsen, 1 bis 2 m
Wellengang und die pennt!!!!!
Nach etwa 30 Minuten kamen die beiden hoch und meldeten gute Sicht. Ja wer`s glaubt,
voller Skepsis stiegen wir ab. Hm, was verstehen die wohl unter guter Sicht? Wir konnten
das Ankerseil kaum erkennen,
aber dann auf 10 m wurde das
Wasser endlich klar. GUTE SICHT,
schickes
Wrack,
noch
viel
erhalten, aber umwickelt von
Angelschnüren, Fischernetze und
überzogen von Angelhaken. Es sah
beinahe so aus, als hätte dieses
Schiff zuletzt genau diese Utensilien geladen. Wolfgang und Stefan haben uns vor dem
Tauchgang mehrfach gefragt, ob wir alle ein Messer dabei haben. Auf einem Blick wurde
uns klar, wie wichtig ein Messer bei diesem Tauchgang war. Ein Spinnennetz aus
Schnüren und Seilen. Dennoch war das Wrack einfach Klasse!
Schnell bemerkten wir eines der Hindernisse beim Tauchen in offenem Gewässer –
Strömung.
Eigentlich würde man denken, dass Strömung nicht so gut ist, aber nicht so für uns. Wir
haben uns einfach am Anfang des Wracks von der Strömung treiben lassen und so die
komplette Länge des Wracks begutachtet, ohne einen einzigen Flossenschlag.
Zwischendurch einmal abgesenkt und die geheimen Laderäume beleuchtet. Allerdings
gab es hier leider kaum etwas zu sehen, bis auf einige Fische.
Ein weiterer Tauchtag war vorbei. Es ging wieder in Navy-Style Richtung Anleger zurück.
Ab Sassnitz war Wolfgang schön dicht an der Promenade entlang gefahren, hier waren
die Wellen angeblich etwas kleiner, die ganze Fahrt machte irre Spaß, aber der Rücken
schmerzte.
Spätestens jetzt war jedem von uns klar, dass unser TL-Andreas die richtige Wahl
getroffen hatte mit Rückenschmerzen lieber zu Hause zu bleiben. Auch wenn das für uns
hieß, dass wir damit die richtig gute Gelegenheit verpassten unser Wrack Brevet zu
bekommen. Aber in jedem von uns reifte der Entschluss, das hier müssen wir
wiederholen!! An dieser Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass wir immer noch
Sonnenschein und wenig Wind hatten ☺
Diesen Abend haben wir uns ein Restaurant im Hafen ausgesucht. An eigener Erfahrung
sei gesagt, dass man unbedingt auf die Empfehlung inselkundiger Einwohner hören
sollte!
Sonntag, der nächste morgen.
Heute erwartete uns Tauchgang Nummer fünf. Wolfgang hatte uns bereits am Vortag
besonders heiß auf diesen Tauchgang gemacht, gleich mehr dazu ;)
Morgens wieder zum Bäcker frühstücken. Auf dem Weg zur Basis schüttete es, ich zückte
das Handy und
aktiviere
die
PetrusWetterApp,
das
gab
uns
zumindest
die
Gelegenheit uns
ohne
Regen
umzuziehen und
rauszufahren. Die
„Amazone“
war
unser Ziel 35-45
Minuten Fahrzeit und es hängen Gewitterwolken am Himmel. Nein Kiki, man stirbt
nicht, wenn man taucht und der Blitz ins Wasser einschlägt.
Sonntag, 20.09.2015
Der fünfte Tauchgang
Tiefe: 24,8 Meter
Zeit: 32 Minuten
Wrack: „Amazone“ - Stahl Transporterschiff, ca. 30 m lang
Untergang: 1920 – das Schiff hatte damals die Papiere und Unterlagen eines
Unternehmers geladen. Trotz schlechtem Wetters war das Schiff ausgelaufen. Die hohen
Wellen drangen ins Schiffsinnere ein, das Papier sog das ganze Wasser auf und löste sich
auf. Das zersetzte Papier verstopfte die Pumpen des Schiffes, wodurch es schlussendlich
volllief und sank.
Bei diesem Tauchgang hatten wir Zuwachs bekommen. Knut hatte uns bei diesem
Tauchgang begleitet. Am heutigen Tag war die See für unsere verwöhnten Gemüter der
Vortage, deutlich rauer. Dieses Mal durften wir nur mit deutlicher Anweisung von
Wolfgang ins Wasser.
1, 2, 3, alle Buddys da uns runter. Bei so hohen Wellen haben wir uns nicht länger als
nötig an der Oberfläche aufgehalten. Die Sicht war trotz schlechtem Wetter und
fehlendem Sonnenschein dennoch gut.
Das Wrack ist in der Mitte zertrümmert. Hier hat mal jemand geschmeidig seinen Anker
durchgezogen. Dafür gibt es aber noch beim Buck und Heck viel zu sehen. Besonders das
Heck gewährt und sehr viel Einblicke ins Innere.
Wir blieben sehr lange unten. Dies war wirklich der beste Tauchgang von allen, mit dem
besten Wrack. Auch für Phil war dies
der erfolgreichste Tauchgang. Stefan gab
ihm`nen Sidemount, die er ohne
weiteres testen konnte, einfach mal um
zu sehen wie das so ist. Eine
ausgesprochen geile Erfahrung für Phil.
Der Einstieg ins Boot war mühsam, aber
machbar. Bei der Rückfahrt schlug uns
kurz Regen ist Gesicht - Kopfhaube und
Maske spendeten Wärme. Bei dieser
Fahrt haben wir gemerkt, die Ostsee
kann auch anderes! Uns war es egal, wir
genossen die Fahrt dennoch.
Der letzte Ritt zur Basis mit 48km/h übers Wasser, die Wellen ließen das Gebiss
klappern. Bei dem Wetter war nicht viel los auf dem Deck der Fähren. Aber was soll`s,
auch dieses Wetter muss man mal erlebt haben.
Unser Fazit zur Tauschbasis: Wir haben selten eine so geile Basis gehabt. Wolfgang und
Stefan sind einfach super. Und das Angebot an Marcus, er dürfte beim nächsten
Rügenbesuch Wolfgangs „Kreisel“ testen, hat Marcus direkt das Herz schmelzen lassen ☺
Liebe Ostsee, lieber Wolfang und lieber Stefan,
wir kommen zurück. Mit Lampe, Trocki, Wollmütze und Messer.
Wir hatten eine Menge Spaß und bedanken uns auf herzlichste bei Euch.
Wir sehen uns☺
Kiki, Phil, Andreas B., Marcus, Horst
“Deine DST`ler”