Wenn die Apothekerin zum Coach wird

 Sonnabend/Sonntag, 27./28. Juni 2015
WEITERBILDUNG
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Wenn die Apothekerin zum Coach wird
NACHRICHTEN
Wer andere Menschen schulen möchte, sollte sich gut ausbilden lassen. Edith Rohrmoser hat den Schritt vor mehr als 15 Jahren gemacht
:: An der FOM Hamburg, Hochschule
Training passe – da müsse man auf sein
Bauchgefühl hören. Dies trog bei ihr
nicht, sie fühlte sich mit dem Kurs
„Train the trainer“ gut vorbereitet.
Die Stiftung Warentest erklärt, ein
guter Kurs vermittele, wie man ein Seminar konzipiert, Inhalte auswählt und
eine sinnvolle Dramaturgie entwickelt.
Auch sollten Techniken und Methoden
vermittelt werden, die Trainer draufhaben müssen wie etwa Rollenspiele.
Doch es geht auch um Psychologie wie
Gruppendynamik. Nicht zuletzt sollte
der Praxisanteil hoch sein, die Rolle des
Trainers geübt werden. Die Tester haben eine Checkliste für einen guten
Kurs ausgearbeitet (www.test.de/trainthe-trainer-checkliste).
AL E X A ND RA BÜLOW
:: In ihrem Job war Edith Rohrmoser
alles andere als unglücklich. Nach dem
Studium der Pharmazie in Mainz und
Grenoble erhielt sie die Approbation
zur Apothekerin, wurde Fachapothekerin für Arzneimittelinformationen und
arbeitete in der Forschung in der Pharmaindustrie. Eines Tages kam ein Kollege auf sie zu, der eine Fachkraft für
eine Schulung suchte. „Ich dachte, dass
ich nicht vor so vielen Menschen stehen kann“, erinnert sie sich. Und ob sie
konnte! „Es hat mir wahnsinnig Spaß
gemacht.“ Und in ihr reifte der Gedanke: Daraus möchte ich mehr machen.
Es wurde mehr: Seit 15 Jahren ist Edith
Rohrmoser Managementtrainerin mit
Sitz in Bönningstedt bei Hamburg.
Auch Trainer bilden sich stetig in neuen Methoden weiter
Die Berufsbezeichnungen Trainer oder Coach sind nicht geschützt
So manch einer mag schon einmal
darüber nachgedacht haben, Trainer
oder Coach zu werden. Oft kommt so
eine Idee auf, wenn die Sehnsucht nach
einer Veränderung stärker wird. Nun
ist die Berufsbezeichnung Trainer oder
Coach aber nicht geschützt. Auch gibt
es keine vorgeschriebene Ausbildung,
wie die Stiftung Warentest erklärt. Das
Ergebnis sind eine Menge Trainer und
Coaches auf dem Markt.
Um Trainer zu werden, reicht es
nicht, auf einem Fachgebiet besonders
kompetent zu sein. Didaktisches Können fehlt oft, wie die Stiftung in den
vergangenen Jahren nach Tests immer
wieder anmahnte. Ein Seminar muss
konzipiert werden, an die Bedürfnisse
des Marktes und der jeweiligen Gruppe
angepasst werden – und das Wissen
und Können so vermittelt werden, dass
die Teilnehmer auch etwas für sich mitnehmen. Um dies zu lernen, bieten
Weiterbildungseinrichtungen entsprechende Kurse an, oft „Train the trainer“
genannt. Wer sich im Internet nach Angeboten umsieht, kann schnell mutlos
werden: Der Markt ist riesig – und da es
keine Ausbildungsstandards gibt, kann
jedes Institut sein eigenes Süppchen
Hamburger Abendblatt
Edith Rohrmoser stieg aus ihrem Beruf als Apothekerin aus und wurde Trainerin und Coach kochen. Allerdings haben Berufsverbände Kriterien für sich aufgestellt. Die
Stiftung Warentest nahm sich im Oktober des vergangenen Jahres sieben Angebote vor, bei denen Trainer ausgebildet werden. Ihr Ergebnis: Die Kurse
seien mit Kosten von bis zu 9000 Euro
zwar teuer, aber ihr Geld wert.
Edith Rohrmoser hatte nach ihrer
ersten Schulung ebenfalls überlegt, was
sie aus ihrer Begeisterung machen
könnte – zumal ihr Seminar gut ankam.
Sie überlegte, wo ihre Stärken liegen.
„Ich bin sehr gut darin, mich zu organisieren“, sagt die heute 51-Jährige. Zudem hatte sie beobachtet, dass viele
hochkompetente Führungskräfte sich
und ihre Arbeit nicht gut strukturieren
können. „Doch ich wusste nicht, wie ich
dieses Können vermitteln sollte.“ Im
Internet schaute sie sich nach Anbietern von Ausbildungen für Trainer um
und wählte die aus, deren Konzept für
sie stimmig war und die finanziell in
Studioline/Edith Rohrmoser
ihrem Rahmen lagen. Dann schrieb sie
sich die Fragen auf, die für sie wichtig
waren, etwa, wie hoch der Anteil der
praktischen Übungen war. Zudem rief
sie einen nach dem anderen an, fragte
die Anbieter aus und beobachtete, wie
sie beraten wurde. Bei der Handelskammer Hamburg fühlte sie sich gut
aufgehoben. „Dort stand man mir
freundlich und sehr individuell Rede
und Antwort.“ Letztlich werde man es
nicht hundertprozentig wissen, ob das
Als Edith Rohrmoser ihren Kurs
beendet hatte, bot sie zunächst neben
ihrem Job im Pharmaunternehmen etwa alle zwei Monate ein Training an.
Das Unternehmen profitierte auch,
denn sie wurde in Außendienstschulungen eingesetzt. „So konnte ich Erfahrung sammeln“, sagt sie. Doch dann
kam der Moment, in dem sie sich entschloss, ganz auf Trainings zu setzen
und selbstständig zu arbeiten. Mit der
Zeit baute sie sich ein Netzwerk auf.
Ständig beobachtet Edith Rohrmoser
den Markt: Was brauchen und wollen
Unternehmen, was kann ich noch ergänzen? Und sie bildet nicht nur Menschen weiter, auch sie selbst macht ein
bis zwei Weiterbildungen im Jahr und
lernt neue Methoden, kann gefragte
Zertifizierungen vorweisen. Dies ist
letztlich wie ein Werkzeugkasten, aus
dem sich ein Trainer bedient, um Erwachsenen Wissen und Fähigkeiten zu
vermitteln. Auch hat sie sich zum
Coach ausbilden lassen. Ihre Schwerpunkte sind Kommunikation wie Gesprächsführung und Zeit- sowie Selbstmanagement. Bis sie so erfahren und
gut vernetzt war wie heute, verging einige Zeit. „Es braucht Geduld, bis man
sich etwas aufgebaut hat.“ Doch die Geduld hat sich bei ihr allemal gelohnt.
BACHELOR­STUDIEN GANG
Schnittstelle zwischen BWL und Wirtschaftsingenieur
für Oekonomie & Management, wird
zum Wintersemester der neue Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen angeboten, auch für Nicht-Abiturienten, aber mit beruflicher Qualifikation. Die Vorlesungen finden
zweimal wöchentlich abends (18 bis
21.15 Uhr) und am Sonnabend (8.30 bis
15.45 Uhr) statt. Mehr über den Bachelor-Studiengang erfahren Interessenten auf den Info-Veranstaltungen am
30. Juni, 21. Juli und 18. August, jeweils
um 18 Uhr. www.fom.de
FERNSTUDIUM
Management und Wirtschaftsinformatik :: Die Internationale Hochschule Bad
Honnef-Bonn startet vier neue MasterStudiengänge. Die Fernstudiengänge
richten sich an Berufstätige, die Führungspositionen in international agierenden Firmen übernehmen wollen.
Die Studiendauer variiert je nach Master zwischen zwei und vier Semestern.
Alle Programme sind kostenpflichtig.
Bewerber brauchen einen ersten Studienabschluss mit der Abschlussnote
befriedigend oder besser. Bewerbungen
sind ab sofort möglich, Studienstart ist
Dezember 2015 und März 2016.
BILDUNGSPRÄMIE
Frauen nutzen die finanzielle Unterstützung
:: Das Angebot vom Staat, sich eine
Weiterbildung mit einer Bildungsprämie zu finanzieren, nutzen derzeit vor
allem Frauen. Das geht aus dem vorläufigen Datenreport des Bundesinstituts
für Berufsbildung (BIBB) hervor: Drei
von vier (76 Prozent) der seit dem vergangenen 1. Juli vergebenen Bildungsprämien gingen an Frauen. Schaut man
sich die Teilnehmer nach Branchen an,
sind sie vor allem bei Berufstätigen aus
den Bereichen Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen beliebt.
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