Weltsteuer – ein Vorschlag für die ratlosen Mächtigen Es ist nicht gerade viel, was die in den letzten Jahren bonusverwöhnte Wirtschaftselite und Politprominenz am Schluss des WEF 2009 in Davos zurück liess: Viel Ratlosigkeit hüben wie drüben, jedoch immerhin Übereinstimmung darin, dass (noch) keine richtig überzeugenden Rezepte gefunden werden konnten zur Überwindung der gigantischen Wirtschaftsund Finanzkrise. Lediglich darin zeigte sich - als kleinster gemeinsamer Nenner - Übereinstimmung, dass beim weiteren Vorgehen eine weltweite Zusammenarbeit nötig sei. Und siehe da: Die sechs Grossen der EU unter Leitung von Angela Merkel, Gordon Brown und Nicolas Sarkozy haben am letzten Sonntag in Berlin unmissverständlich klar gemacht, dass nun auch die sog. Steueroasen endlich trocken gelegt werden müssten. Hauptziel, bzw. Topoase ist die Schweiz, bzw. „unser bestgehütetes“ Geheimnis, das Bankgeheimnis, welches als Ursprung der weltweiten Seuche der Steuerhinterziehung angesehen wird. Anknüpfung an den kleinsten gemeinsamen Nenner Ergänzend zu diesen multinationalen Bestrebungen zur Austrocknung der Steueroasen möchte ich für die Beseitigung oder zumindest Einschränkung der nach wie vor grassierenden, die Volkswirtschaften schädigende zweite Seuche, der „Bonusseuche“, in die sich die Topshots vorab aus der Bankenbranche aus krankhafter Gier selber gebracht haben, einen einfachen Vorschlag bringen. Dies umso mehr, als auf Seiten der von dieser Seuche Betroffenen nach wie vor wenig Einsicht erkennbar ist, mit gutem Beispiel voran zu gehen und freiwillig auf die jahrelang in realitätsfremd hohem Mass garnierten Einkommen und Boni zu verzichten, obwohl eine Sanierung der seuchenbedingt praktisch ruinierten Banken nur mit Hilfe von Volksvermögen (Steuern!) verhindert werden konnte. Zudem gibt es - neben den Banken und Versicherungen - Bereiche, in denen weiterhin kaum Anzeichen auszumachen sind, dass von exorbitanten Entschädigungen und Prämien abgerückt wird, wie zum Beispiel im Spitzensport (Fussball, Tennis und Formel 1). Uneinsichtigkeit als Auslöser Wie beim Bankgeheimnis, wo die Schweiz sich bisher mehr als Maurermeister denn als Schrittmacher zu Reformen profilierte, ist ein freiwilliger Verzicht siehe UBS - oder eine freiwillige Reduktion der Einkommen und Boni auf ein vernünftiges Mass nicht erkennbar. Also muss die davon geschädigte Gesellschaft, der Staat, den Missstand beseitigen. US-Präsident Barack Obama hat deshalb die übermässigen Einkünfte nicht nur scharf kritisiert, sondern auch klargestellt, dass bei staatlich gestützten Unternehmen (Banken, Automobilkonzernen, etc.) eine Einkommensobergrenze von einer halben Million Dollar pro Jahr gelten muss. Ja sogar die wirtschaftsfreundliche CDU-Kanzlerin Angela Merkel hat erwähnt, dass in solchen Fällen in Deutschland eine Grenze von einer halben Million Euro gelten soll. Um auch die nicht von staatlicher Hilfe abhängigen Konzerne zur Vernunft zu bringen, bleibt nichts anderes übrig, als eine Steuer einzuführen, die alle Einkommen über einer bestimmten Grenze (z.B. einer Million Dollar pro Jahr) zu Gunsten der Allgemeinheit abschöpft, anstatt auf geheimen Bankkonten unter dem Schutz des Bankgeheimnis am Fiskus vorbei zu horten. “Weltsteuer“ als globale und gerechte Lösung Ausgehend davon, dass stets erklärt wird, der globale, internationale Markt verlange, wenn man im Wettbewerb mithalten wolle, einfach nach derart hohen Entschädigungen, ansonsten die Topshots zur Konkurrenz abwanderten, muss auch eine internationale, die ganze Welt erfassende Lösung gefunden werden. US-Präsident Barack Obama hat als Präsident der grössten Wirtschaftsmacht mit seiner oben erwähnten Einkommensbeschränkung ein erstes starkes Zeichen gesetzt. Darauf aufbauend, müsste nun eine weltumfassende Regelung entstehen, die alle Einkommen (auch die Staatlichen!) erfasst: Eine stark progressiv ausgestaltete Weltsteuer! Eine solche auf sehr hohen Einkommen und Vermögen würde wohl dazu führen, den globalen Lohnmissbrauch zu reduzieren oder weitgehend abzustellen, oder, wenn das nicht eintritt, dessen schädliche Folgen, das heisst die Gefährdung und Vernichtung von Volksvermögen, die Ballung von riesiger Finanzkraft in wenigen Händen, verbunden mit einer groteske Züge annehmenden Jagd nach sogenannt guten Steuerzahlern, zu mildern und das “überschüssige“ Geld der weltweiten Allgemeinheit zuzuführen. Damit zwischen den Staaten kein Streit um die Steuereinnahmen entstehen, drängen sich die UNO mit ihren diversen Unterorganisationen (Gesundheit / Ernährung etc.) oder das IKRK als Adressaten der Einkünfte auf, in welchen Organisationen praktisch alle Staaten Mitglied sind. Direkte Bundessteuer als Vorbild Als einfacher Schweizer Steuerzahler stelle ich mir - in Anlehnung an die bewährte Regelung bei unserer direkten Bundessteuer - vor, dass weltumgreifend jeder Staat, nach Erhebung der nationalen und kommunalen Steuern, Einkommen und Vermögen, welche die (weltweit festgelegten) Obergrenzen übersteigen, prozentual nach einem überall gleichen Steuersatz (teilweise) abschöpft. Dabei könnte der diese Weltsteuer erhebende Staat vorab vom Ertrag einen Anteil, z.B. einen Drittel, für sich behalten. Der Rest wäre je zu einem Drittel an die UNO und das IKRK zu entrichten. Zu diesem Zweck wäre ein weltweit geltender, einfach ausgestalteter, progressiver Tarif ab Einkommen von z.B. einer Millionen USD sowie ab Vermögen von z.B. 1 Milliarde USD denkbar. Tarifvorschlag für Einkommen: 10% bei der ersten Million, welche eine Million USD übersteigt; 20% bei der zweiten Million; 30% bei der dritten Million usw. bis zu 100 Prozent. Tragbare Folgen für “Topshots“ Bei einem Einkommen von ca. 3 Millionen USD würde dies z.B. für den neuen UBS-CEO Oswald Grübel folgendes bedeuten: Die erste Million wäre (nur bei der Weltsteuer!) steuerfrei. Von der zweiten Million wären USD 100'000, von der dritten Million USD 200'000 zu versteuern. Total ergäbe dies eine Weltsteuer von 0.3 Millionen USD. Davon könnte der die Steuer erhebende Staat, also die Schweiz, 0,1 Millionen USD behalten, je 0,1 Millionen USD gingen an die UNO und das IKRK. Der steuerpflichtigen Person verblieben immer noch 2,7 Millionen USD (abzüglich die Steuern seines Wohnsitzstaates). Es wären also nur diejenigen Personen betroffen, deren Einkommen und Vermögen kaum mehr etwas mit der eigenen messbaren Leistung zu tun hat, geschweige denn der Vorstellungskraft des gesunden Menschenverstandes zugänglich ist. Andererseits würden Organisationen profitieren, die darauf hinarbeiten, dass der Weltfrieden erhalten bleibt und die Menschenrechte eingehalten werden. Höchste Zeit zum Aufbruch Ich bin mir bewusst, dass mein Vorschlag als Utopismus abgetan werden könnte. Doch es ist höchste Zeit zum Aufbruch; vom stetigen Abbruch haben wir genug. Matthias Freivogel
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