terweys visual classic Rezension www.TerweysVisualClassic.de 50. Musikfesttage Hoyerswerda Perfekt! Ein audiovisuelles Gesamterlebnis boten am Samstag die Terwey-Schwestern in der Lausitzhalle – ein Genuss. Es gibt Klassik-Konzerte in ihrer reinsten Form: Der Künstler spielt festlich gekleidet routiniert auf der dezent gehaltenen Bühne. Das wurde vor gut einem Vierteljahrhundert von Nigel Kennedy und anderen aufgemischt. Wer brillant musizieren kann, muss ja nicht stockkonservativ gekleidet auf der Bühne stehen … Der Musikkritiker Jon Landau schrieb einst: click for demo video „Ich habe die Zukunft des Rock’n’ Roll gesehen. Und sie heißt Bruce Springsteen.“ Das Hoyerswerdaer Publikum hat am Samstag im Rahmen der 50. Hoyerswerdaer Musikfesttage wahrscheinlich die Zukunft der klassischen Konzerte gesehen. Und die hieß im konkreten Fall „Terweys’ Visual Classic“ – ein audiovisuelles Gesamterlebnis. Berenice Christin Terwey … ist begnadet. Man hört es, sieht es, fühlt es. Ihre Schwester Philomela Eva Terwey steht ihr am Flügel in nichts nach. Die Schwestern … sind nun weltweit unterwegs mit Einzelverpflichtungen, aber eben auch beide zusammen mit ihrem Gemeinschaftswerk. Sie haben sich dafür sechs Stücke und noch eine Zugabe herausgesucht, die sie auch einfach so auf jeder Bühne der Welt spielen könnten und Lob dafür ernten würden. Doch die Choreografin Nici Grandison und der Lichtdesigner Günter Jäckle sorgten dafür, dass es zu den Stücken passende Videoanimationen gibt, die im Hintergrund großflächig zu sehen sind, die Papierballons auf der Bühne stets in einem anderen Licht erstrahlen und die Garderobe der beiden Künstlerinnen jeweils dem Stück angepasst ist. Da wird Chopins Regentropfenprelude schon einmal im Regencape gespielt, rote Kostüme passen bestens zur Tangowelt des Astor Piazzolla. Und das Roboter-Kostüm samt LED-Gürtel der Geigerin ist längst Liebling der Kritiker geworden. Schauspieler Robert Schupp ist wiederum die Idealbesetzung für die Geschichten, die er vor jedem Stück erzählt – aus der Ich-Sicht des jeweiligen Künstlers, ob nun Mozart, Ravel oder Sarasate. Also etwas zum Sinnieren, etwas zum Hören und etwas zum Schauen. Und eben auch etwas zum Staunen. Das Ganze wirkte einfach perfekt: Von der Virtuosität der Musikerinnen über die Erzählweise des Schauspielers bis hin zur Choreografie der Bilder und des Bühnenlichts. … Alles in allem ein Genuss. Der Beifall des Publikums war lang. Doch wenn etwas perfekt ist und kein Raum für Spontaneität mehr bleibt, was kommt danach? Nun, das wird die Zukunft zeigen. Von Uwe Schulz Sächsische Zeitung, 2015
© Copyright 2024 ExpyDoc