01.06.2015 Sehr geehrter Bundesvorstand, nach reiflicher Überlegung und der Wahl von Markus Frohnmaier zum neuen Bundesvorsitzenden verkünde ich hiermit meinen sofortigen Austritt aus der Jungen Alternative für Deutschland (JA). Zu den Gründen im Einzelnen: 1) Zunehmende Radikalisierung Die JA befindet sich seit Monaten in einem schleichenden Prozess der Selbstradikalisierung. In Foren und anderswo werden Mitglieder mit moderaten Ansichten gegängelt und schikaniert. Gleichzeitig werden bisweilen menschenverachtende Beiträge hochgejubelt und zelebriert. Dieser inakzeptable Zustand wird sowohl von den zuständigen Administratoren als auch vom Bundesvorstand selbst geduldet, wenn nicht gar gefördert. Durch einen Massenaustritt „gemäßigter“ Mitglieder von rund 50 Personen zum 01. Juni wird dieser Prozess noch verstärkt. Die JA, die gerne offizielle Jugendorganisation der AfD werden möchte, bzw. ihre führenden Vertreter um den neuen Bundesvorsitzenden Markus Frohnmaier arbeitet/arbeiten bereits seit längerem daran, eine möglichst homogene Einheit aufzubauen, die sich überwiegend aus dem national-konservativem Spektrum speist und sehr stark bündlerisches Verhalten an den Tag legt, wie man es sonst nur aus Burschenschaftskreisen kennt. Liberal-konservative Vertreter oder Personen, die mit einem solchen Korpsgeist nur wenig anfangen können, sind weitgehend unerwünscht, Mitgliedsanträge wurden willkürlich abgelehnt. Große Teile der verbliebenen Mitgliedschaft würde ich der sog. „Neuen Rechten“ zuordnen, irgendwo im Spannungsfeld zwischen rechtskonservativ und deutsch-national/völkisch und mitunter mit Abgrenzungsschwierigkeiten zum rechtsradikalen Rand. Die diskutierten Themen drehten sich überwiegend um Zuwanderung, Ethnopluralismus und Asylmissbrauch. Die für die AfD identitätsstiftenden Themen wie Eurorettung und EU-Kritik spielten meist nur die zweite Geige, wenn überhaupt. 2) Satzungswidriges Verhalten und selektive Aufnahmepraxis Der Landesvorstand Baden-Württemberg (BW) hat in der Vergangenheit (und jüngst erneut) Antragsteller im Vorfeld ihrer Aufnahme schikaniert, indem er deren Aufnahmeanträge ignoriert bzw. verschleppt hat. In einem bekanntgewordenen Fall wurde die betroffene Person erst im dritten Anlauf aufgenommen. Die Mutterpartei in BW beschloss daher auf ihrem Parteitag in Kirchheim/Teck einen Angliederungspassus, wonach künftig die Alterskriterien erfüllenden AfD-Mitglieder auf eigenen Wunsch hin auch Mitglied der Jugendorganisation werden sollten. Der Angliederungsparagraph wird fortan indes vom Landesvorstand der JA ignoriert. Ein AfD-Mitglied etwa wird seit Monaten aus nicht kommunizierten bzw. nicht nachvollziehbaren Motiven lediglich im Bundes-, nicht jedoch im Landesverband anerkannt. Und das, obwohl die neue Bundessatzung in § 13 unmissverständlich eine einheitliche Mitgliedschaft in allen Gliederungen der JA vorsieht. Hier liegt also gleich ein doppelter Satzungsverstoß vor (gegen AfD Landes- und JA Bundesrecht). Inzwischen sind weitere Fälle ähnlicher Konstellation bekannt geworden. Hinzu kommt, dass Neuanträge vielfach über eine längere Zeit aus (macht-)politischen Erwägungen verschleppt bzw. willkürlich abgelehnt werden. Antragssteller werden vertröstet mit dem Hinweis, ihr Aufnahmeantrag befände sich in der Schwebe, wenn sie denn überhaupt jemals Rückmeldung erhalten. Dieser für einen Demokraten unhaltbare Zustand erfolgt ganz gezielt unter Ausnutzung der oftmals fachlich nicht ausreichend qualifizierten, nur laienhaft besetzten oder überlasteten Schiedsgerichte. Ich habe mich immer gefragt: Was ist das für ein Selbstverständnis? Eine Jugendorganisation, die AfD-Mitglieder ablehnt, kann und darf daher zum derzeitigen Stand nicht angegliedert werden! 3) Ausschluss von Stammtischen und Versammlungen Daran anknüpfend werden einzelne JA-Mitglieder von „offenen“ Stammtischen und Versammlungen ausgeschlossen. Hierbei werden Legenden gestrickt, bei denen die Personen u.a. von Markus Frohnmaier als „Feinde der JA“ stigmatisiert der übrigen Mitgliedschaft präsentiert werden. Wohlgemerkt, es handelt sich hierbei um AfD-Mitglieder(!), welche an der Teilnahme gehindert bzw. zu Distanzierungserklärungen am Einlass genötigt wurden. 4) Torpedierung einer Kreisverbandsgründung Dem Landesvorstand BW wird weiter zur Last gelegt, in Kollaboration mit dem Bezirksverband Südbaden eine seit langem geplante und gut vorbereitete Kreisverbandsgründung vorsätzlich hintertrieben zu haben. Dies ist besonders verwerflich, weil man den Mitgliedern vor Ort mehrfach die Zusage zur Gründung erteilt, ja sogar ein konkretes Datum für die Gründungsversammlung verkündet hatte, welche aber letztlich wegen vorgeschobener Argumente auf unbestimmte Zeit in die Zukunft verschoben wurde, obgleich die laut Landessatzung erforderlichen Kriterien seit Monaten erfüllt waren. Anstatt integrierend zu wirken, haben Landes- und Bezirksvorstand (maßgeblich hier zu nennen die Herren Markus Frohnmaier und Andre Ott) den Willen der Basis und ein an sie gerichtetes Minderheitenbegehren missachtet und damit einer ganzen Reihe motivierter und aktiver Mitglieder vor den Kopf gestoßen. 5) Einflussnahme auf die vereinsinterne Judikative Bis zum 4. Bundeskongress am vergangenen Wochenende war das Bundesschiedsgericht (die bis vor wenigen Wochen einzige Gerichtsbarkeit innerhalb der JA) als befangen einzustufen, weshalb viele Beschwerden und Klagen stockten, wenn sie nicht sogar vom Vorsitzenden Richter mutwillig hinausgezögert wurden. Herr Dubravko Mandic zeigte während seiner Amtszeit leider zu keinem Zeitpunkt die für seine Funktion notwendige Neutralität und Distanz zur Basis, sondern mischte regelmäßig selbst gern mit, fungierte u.a. als Türsteher, um Personen von Stammtischen fernzuhalten, usw. Nicht unerwähnt sollte des Weiteren die Verbindung Frohnmaier-Mandic bleiben. Darauf angesprochen bekommt man zwar von Herrn Frohnmaier stets die Antwort, bei Herrn Mandic (gegen den inzwischen ein Parteiausschlussverfahren läuft) handele es sich nur ein einfaches Mitglied ohne besondere Rechte oder Pflichten. Tatsächlich jedoch wird Herr Mandic von ihm mit allerlei Kompetenzen bis hin zu Vollmachten ausgestattet, die auf das genaue Gegenteil schließen lassen. In seiner Zeit im AfD-Landesvorstand deckte Frohnmaier Mandic mehrmals und sprach sich bis zum Schluss gegen die Einleitung von Parteiordnungsmaßnahmen aus. --Dies sind nur einige Beispiele, anhand denen ich verdeutlichen möchte, dass ich eine fortbestehende Mitgliedschaft in dieser Organisation nur schwer mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Den Bundeskongress in Karben habe ich - wie viele andere auch - aus Protest bereits nicht mehr besucht. Die Liste an Verstößen u. Mängeln ließe sich beliebig fortsetzen (öffentliche Bloßstellung von Mitgliedern; nicht ordnungsgemäße Einladung zu Kongressen; mangelnde Kommunikation; unzureichende Eingriffs- u. Durchgriffsrechte des Bundesvorstands bei Verstößen von Untergliederungen). Seit letztem Wochenende kommt ein weiterer Punkt hinzu: In neuen Bundesvorstand wurde ein Herr Manuel Schmidt gewählt, der zugleich bereits als Landesschiedsrichter in Baden-Württemberg fungiert. Damit ist jetzt schon klar, dass die politische Einflussnahme auf die Judikative in Baden-Württemberg weitergehen wird wie bisher. Die Gewaltentrennung, eines der obersten Prinzipien einer Demokratie, scheint niemanden mehr wirklich zu interessieren. Wenn der neue Bundesvorstand nur ansatzweise so geführt wird wie der Landesverband in BW, und das befürchte ich, so sehe ich keinerlei Zukunft mehr, sondern das politische Abdriften ins Nirvana. Es dürfte dann nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch der Verfassungsschutz aktiv werden wird. Um mir dies und weitere Rechtfertigungen im privaten Umfeld, warum ich überhaupt noch Mitglied in der JA sei, künftig zu ersparen, ziehe ich deshalb die einzig richtige Konsequenz und trete aus der JA aus. Freiburg, den 01. Juni 2015 Julian Heidenreich
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