Date: 06.09.2015 NZZ am Sonntag 8021 Zürich 044/ 258 11 11 www.nzz.ch/sonntag Media genre: Print media Type of media: Daily and weekly press Circulation: 135'805 Frequency: weekly Topic n°: 627.006 Subscription n°: 1088226 Page: 36 Size: 153'112 mm² Wie Sonova sich einen Zukunftsmarkt erschliesst Hörbehinderungen bleiben in Indien meist unbehandelt. Den meisten Menschen fehlt das Geld für eine elementare medizinische Versorgung. Der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova kann im bevölkerungsreichen Indien dennoch zweistellig wachsen. Von Franziska Pfister, Bangalore Annah und Mariah hatten zu klein gewesen, um zu begreifen, was da Glück. Die kleinen Inderin- passiert. Erwachsene brechen in dem Augennen kamen taub auf die blick oft in Tränen aus, so sehr sind sie überWelt, jetzt, mit dreieinhalb wältigt, endlich Geräusche hören zu können. Jahren, können sie hören Hörprobleme werden ignoriert und haben sprechen gelernt. Dass sie hörbehindert sind, Geschätzte 12 Mio. Inder sind hörgeschädigt, merkt man ihnen nicht auf Anhieb an. Nur ein jedes Jahr kommen 30 000 Babys mit HörproPlastic-Kästchen hinter dem Ohr und ihre blemen auf die Welt. Die meisten werden gar übergrosse Scheu verraten, dass sie viel erdul- nicht oder nur ungenügend behandelt. Hauptden mussten. Unsicher zupfen die Mädchen sächlich, weil den Eltern das Geld fehlt. Aber an ihren bunt gemusterten Kleidchen und ver- auch, weil die Behinderung nicht erkannt oder ignoriert wird. «Sein Onkel hat auch erst bergen das Gesicht im Schoss der Mutter. Die Zwillinge haben eine schwere Opera- mit fünf Jahren sprechen gelernt», ist ein Artion hinter sich. Als sie knapp zwei Jahre alt gument, das Ärzte häufig vorgetragen bekomwaren, wurden ihnen Innenohr-Implantate men. Tauben oder stark hörbehinderten Kineingesetzt. Für Kleinkinder kein ungefähr- dern raubt das vielfach die Chance, sprechen licher Eingriff, er dauert etwa zwei Stunden zu lernen. Wären Annah und Mariah nach ihund erfolgt unter Vollnarkose. Erst wurde rem dritten Lebensjahr operiert worden, hätAnnah operiert, einen Monat später Mariah, ten sie den Rückstand auf Gleichaltrige ohne erzählt die Mutter, Minu Austin, im Therapie- Behinderung kaum aufgeholt. Je später ein raum der Sprachtherapeutin ihrer Kinder in Implantat eingesetzt wird, desto schwerer haBangalore. Nach vier Wochen seien die Geräte ben es Patienten. Bleibt das Sprachzentrum eingeschaltet worden, und die Mädchen im Gehirn in den ersten Lebensjahren ungekonnten erstmals hören. Sie seien wohl noch nutzt, verkümmert es. Media monitoring Media analysis Information management Language services ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, PO Box, 8027 Zurich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus ref.: 58974842 Clipping Page: 1/4 Date: 06.09.2015 NZZ am Sonntag 8021 Zürich 044/ 258 11 11 www.nzz.ch/sonntag Media genre: Print media Type of media: Daily and weekly press Circulation: 135'805 Frequency: weekly Topic n°: 627.006 Subscription n°: 1088226 Page: 36 Size: 153'112 mm² Staat übernimmt nur für die Beamten die Kos- ten, private Krankenversicherungen sind im Kommen, aber höchstens Städter mit gut bezahlten Jobs vermögen das. Dennoch wächst Sonovas Hörgeräte-Umsatz im hohen zweistelligen Bereich und der mit Implantaten gar um über 20%. Asien trug vergangenes Jahr einen Umsatz von 200 Mio. Fr. bei, Indien dürf- te dabei nur einen kleinen Beitrag geleistet haben. Firmenchef Lukas Braunschweiler erwartet aber weiter ein starkes Wachstum. Speziell bei Implantaten sieht er viel Potenzial. Staatliche Beiträge trieben laut Fachleuten vor Ort die Verbreitung von Hörgeräten und -implantaten rasch hoch. Zumindest bei Letzteren, die unter dem Namen Advanced Bionics laufen, erstatten einzelne Gliedstaaten die Hälfte der Kosten. Neun von zehn Patien- ten bezahlten die Behandlung jedoch aus eigener Tasche, sagt Vinod Nadig, Chef des Implantatgeschäfts, auf einer Pressereise, die Nur gut 2500 Innenohr-Implantate setzen zu einem Teil von Sonova getragen wurde. Sonova bietet die Systeme hier ein Viertel Ärzte in Indien pro Jahr ein, ausschliesslich bei Tauben. Die Phonak-Mutter Sonova ist einer günstiger an als in Europa. Die günstigsten von fünf Herstellern, die im Land tätig sind. Implantate sind in Indien für umgerechnet Indien ist ein kleiner, aber attraktiver Zu- 8400 Fr. zu haben. Hochwertige können aber kunftsmarkt für die Firma, denn weniger als leicht das Doppelte kosten. «Inder leben in 1% der Hörbehinderten lassen sich derzeit be- Grossfamilien. Oft kommen die Verwandten handeln. Und ein Teil dieser Patienten legt sich einzeln zur Beratung», sagt Nadig. Manchmal Minu Austin mit ihren Kindern Annah und Mariah. (Bangalore, 26. 8. 2015) nur für ein Ohr ein Hörgerät oder Implantat zu. führt er bis zu fünf Beratungsgespräche, bevor Die Firma hat ihre Büros in Mumbai in der Patient sich entschliesst. Die Familie müseinem der zahlreichen neuen Geschäftshäuser se oft Land verkaufen oder einen Kredit auf- eingerichtet. Den Empfangsraum schmückt nehmen, deshalb wolle sie ganz genau wis- eine hüfthohe Statue des Elefantengotts sen, was das Gerät für einen Nutzen bringe. Ganesh. So eine stehe in den meisten Büros Opfer mussten auch die Eltern von Annah Indiens, sagt die Empfangsdame. Hindus und Mariah bringen. Sie hätten die Mädchen glauben, Ganesh bringe Glück. Das Gebäude gern früher operieren lassen, brachten das ist noch nicht ganz fertig. Arbeiter schleppen Geld aber nicht eher zusammen. Die Familie Baumaterial, draussen tobt der Verkehr, der in zog in die Wirtschaftsmetropole Bangalore, der Metropole nie ruht. Gegenüber liegt eine damit die Kinder optimal versorgt sind. In InSiedlung mit Holzhütten, notdürftig ab- dien existieren nur etwa 1200 Fachgeschäfte gedeckt mit Plasticplanen. für Abklärungen des Gehörs, meist in GrossEs sind alle Hörgerätemodelle verfügbar, städten. Hightech-Messgeräte fehlen, wie der welche die Firma in der Schweiz führt. Auch Besuch eines Hörstudios in Mumbai zeigt. Die wenn nur wenige Inder sie sich leisten kön- Tests laufen trotzdem hochprofessionell ab. nen. In einem Land, in dem das BruttoinlandFachleute sind gesucht, auch Sonova produkt pro Kopf weniger als 2000 $ beträgt, möchte mehr Audiologen anstellen, hat aber sind Hörhilfen für einfache Leute Luxus. Der Media monitoring Media analysis Information management Language services ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, PO Box, 8027 Zurich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus ref.: 58974842 Clipping Page: 2/4 Date: 06.09.2015 NZZ am Sonntag 8021 Zürich 044/ 258 11 11 www.nzz.ch/sonntag Media genre: Print media Type of media: Daily and weekly press Circulation: 135'805 Frequency: weekly Topic n°: 627.006 Subscription n°: 1088226 Page: 36 Size: 153'112 mm² Land mit Potenzial In den Grossstädten Mumbai und Bangalore wächst wächst die die Bevölkerung Bevölkerung stark stark CHINA Delhi' Delhi' NEPAL RAH G GU. INDIEN LIE9 1 200 Mio. Fr. betrug Sonovas Umsatz in Asien im Geschäftsjahr 2014/15. Neben China waren Japan und Australien die wichtigsten Märkte. 850 000 NIumbai Idumbai Banja lore Baryilore 500 km km 500 Die Familien müssen oft Land verkaufen oder einen Kredit aufnehmen, um sich das Hörgerät leisten zu können. Hörgeräte-Systeme sollen laut Schätzungen der Firma 2020 in Indien verkauft werden. aufgab und mit den Kleinen übte. Menschen ohne Hörbehinderung lernen ja ebenso wenig über Nacht zu sprechen. Annah und Mariah müssen wohl keine der teuren Sonderschulen besuchen, denen Hörbehinderte in Indien gesondert unterrichtet werden. 40% der Kinder mit Hörverlust leiden an weiteren Problemen wie ADHS, Autismus, oder sie sind blind. Längst nicht alle Inder haben Zugang zu Mühe, Leute zu finden. Die Berufsschulen medizinischer Behandlung: Die Gesundheitsseien zwar ausgezeichnet, und jedes Jahr schlössen rund 300 Personen die Ausbildung ausgaben machen bloss 4% des Bruttoinlandab. Allerdings wandert ein Teil der Absolven- produkts aus. Oft müssen Patienten lange ten aus, nach Australien oder Grossbritan- Wege auf sich nehmen, um ein Spital zu finnien, weil sie dort besser verdienen. «Die Ab- den. Die Ärzte seien jedoch hervorragend aus- wanderung von Fachkräften ins Ausland ist gebildet, sagt Nadig, der selbst Mediziner ist und früher unter anderem auch Operationen Indiens grösstes Problem», sagt Grubb. mit Innenohr-Implantaten durchgeführt hat. Europäer reisen für Operation an Annah und Mariah haben viel Zeit mit ihrer Sprachtherapeutin verbracht, man spürt, dass die Kinder ihr vertrauen. Während Mariah auch nach einer halben Stunde noch immer das Gesicht an der Brust der Mutter verbirgt, taut Annah rasch auf und beginnt, Mutters Portemonnaie auseinanderzunehmen. Sechs Monate lang kamen die Kinder dreimal pro Woche zur Therapie her. Sie haben gelernt, lange Sätze zu verstehen und ganze Sätze zu bilden, ohne Gebärden zu Hilfe zu nehmen. Das gelang nur, weil die Mutter ihren Job Media monitoring Media analysis Information management Language services «Indiens Privatspitäler sind erstklassig aus- gestattet, sie kommen mehr wie ein FünfSterne-Hotel daher als wie ein Krankenhaus», sagt der Sonova-Manager. Kostet es in einem Schweizer Spital mindestens 50 000 Fr., um ein solches Implantat einsetzen zu lassen, kommt der Eingriff in Indien bloss auf 3000 Fr. «Wir hatten schon Kunden, die aus Europa und den USA angereist sind und sich aus Kostengründen hier Implantate einsetzen liessen», sagt Nadig. Die meisten von ihnen seien nicht krankenversichert gewesen. ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, PO Box, 8027 Zurich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus ref.: 58974842 Clipping Page: 3/4 Date: 06.09.2015 NZZ am Sonntag 8021 Zürich 044/ 258 11 11 www.nzz.ch/sonntag Media genre: Print media Type of media: Daily and weekly press Circulation: 135'805 Frequency: weekly Topic n°: 627.006 Subscription n°: 1088226 Page: 36 Size: 153'112 mm² Eine Schulklasse mit hörbehinderten Kindern im Institute of Speech and Hearing in Bangalore, einer privaten Sonderschule. (Bangalore, 26. 8. 2015) EM Audiologe in einem indischen Fachgeschäft testet dm Gehör einer Patientin und misst ihre Hörleistung mit einem Audloneter. (M Media monitoring Media analysis Information management Language services 25. 8,2015) ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, PO Box, 8027 Zurich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus ref.: 58974842 Clipping Page: 4/4
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