MiniDeichPläne zerrissen

11.7.2015
Mini­Deich­Pläne zerrissen ­ Jork ­ Tageblatt.de
JORK
Autor: Björn Vasel
11.07.2015
Mini­Deich­Pläne zerrissen
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JORK. Buxtehuder Pläne in der Kritik – Wasserbau­Experte und Jurist sprechen
von schwerwiegenden Mängeln.
Die Altländer rüsten sich – für eine Klage gegen die Mini­Deiche in der Stadt
Buxtehude: Im Auftrag der Gemeinde Jork haben Rechtsanwalt Dr. Rudolf
Kiesewetter und Wasserbau­Experte Dr. Frank Spingat vom Ingenieurbüro
„Manzenrieder und Partner“ (Oldenburg) einen Blick in die
Planfeststellungsunterlagen geworfen. Ihr Urteil ist vernichtend. Im Bau­ und
Planungsausschuss hat Dr. Frank Spingat am Donnerstagabend im Hotel Altes
Land in Jork den MiniDeich­Planern „schwerwiegende Mängel“ vorgeworfen – von
der „nicht ausreichenden Alternativenprüfung“ bis zu „fehlerhaften
Ansatzwerten“. Der Ingenieur warnt: Die Wasserstände an der Untereste
könnten deutlich höher ausfallen, sollten die Deiche gebaut werden.
So rechnet der Wasserbauexperte Dr. Frank Spingat vom Ingenieurbüro
„Manzenrieder und Partner“ damit, dass – aufgrund fehlerhafter Ansätze – beim
Szenario „Fünfjähriges Starkregenhochwasser (Hq­5) plus Estesperrwerk in
Neuenfelde/Cranz aufgrund einer Sturmflut in der Elbe drei Tiden (33,6 Stunden)
lang geschlossen“ „deutlich höhere Wasserstände“ an der unteren Este zu
erwarten sind.
Nach den Berechnungen der Stadt Buxtehude würde das Wasser im Bereich
Buxtehude­Hafen, Moorende, Estebrügge und Cranz durch den Bau der Mini­
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Deiche lediglich acht bis zehn Zentimeter höher auflaufen und sich bei diesem
Lastfall bei 3,22 Meter über NN aufstauen. Dem widerspricht Spingat, er rechnet
mit „mindestens ein bis zwei Handbreit mehr“. Konkreter wollte der Wasserbauer
nicht werden, der Saal bei Wehrt war voll besetzt. „Da schwillt einem der Kamm“,
sprach der Vorsitzende des Bauausschusses, Cord Lefers, vielen Bürgern aus der
Seele. Schließlich ist der Este­Deich – überwiegend vier Meter hoch – an einigen
Stellen, etwa in Estebrügge, lediglich 3,30 oder 3,50 Meter über Normalnull (NN)
hoch. Und: Die Folgen für die Anlieger wären schwerwiegender, zwischen den
Deichen würde das Wasser höher steigen (und mehr Keller, Wohnräume und
Gärten überfluten). Statt 2,5 Millionen müsste die Untereste laut Spingat 3,6 bis
4,3 Millionen Kubikmeter aufnehmen (Lastfall: Hq­5/Hq­10 plus Sturmflut).
Doch nicht nur höhere Wasserstände prognostizierte der Gutachter. Er übte auch
massive Kritik an der Alternativenprüfung. Stichwort Estetalsperre. Der
Staudamm mit Sperrwerk oberhalb der B 73 könnte laut „Manzenrieder und
Partner deutlich kleiner und kostengünstiger ausfallen, denn statt 2,6 Millionen
Kubikmeter müssten beim Jahrhunderthochwasser (Starkregen­Szenario) nur
eine Million Kubikmeter zurückgehalten werden. Die Buxtehuder Planer gehen
noch davon aus, dass ein 590 Meter langer und 4,60 Meter hoher Deich
(Staudamm) gebaut werden müsste, Spingat kommt auf eine Höhe von 2,1
Metern. Spingat: „In dieser Zahl liegen Millionenwerte.“ Kurzum: Die Staudamm­
Lösung wäre deutlich günstiger zu haben. Die alte Rechnung mit 7,7 Millionen
Euro sei falsch, die Staudamm­Lösung sei günstiger als die Mini­Deiche im
Stadtgebiet Buxtehude (6,14 Millionen Euro) zu haben.
Ohnehin vermisste Spingat belastbare Aussagen zu Baukosten, Unterhaltung,
Ausfallrisiken und Umwelt). Bei der Mini­DeichLösung müssten 40 Bereiche mit
Dammbalken und Schiebern geschlossen werden, auch der Rückstau an den
Brücken­Stau in Buxtehude sei falsch berechnet.
Angesichts der „schwerwiegenden Fehlern im Planfeststellungsantrag“ sieht
Anwalt Kiesewetter gute Chance, die Mini­Deiche zu verhindern. Bürgermeister
Gerd Hubert und der Anwalt forderten die Bürger auf, ihre individuellen
Einwendungen fristgerecht, spätestens zum 30. Juli beim NLWKN einzureichen –
nur so könnten sie später klagen. Er geht davon aus, dass der Eingriff ins
Eigentumsrecht „so erheblich ist“, dass dieser „nicht hinnehmbar“ sei – auch,
wenn die Grundstücke in einem ausgewiesenen Überschwemmungsgebiet liegen.
Die Gemeinde wird in einer Woche ihre Einwendung ins Netz stellen, auch die IG
Este wird Betroffene beraten, so Rainer Podbielski. 170 Bürger werden
Einwendungen machen. Podbielski fürchtet um die Deichsicherheit, Wohn­ und
Gewerbegebiete und Obstbauflächen seien bedroht, nicht nur
Außendeichsflächen. Er appellierte an Buxtehude, die Planung angesichts der
jüngsten Erkenntnisse zu überdenken – für eine „gemeinsame Lösung“.
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