Wilerhorn - Sac-Saas

Proposte di gite
Foto: Stéphane Maire
Tourentipp
Suggestions de courses
Ein vergessener Gipfel zuhinterst
im Jolital
Skitour aufs
Wilerhorn/VS
Das Wilerhorn gehört sicherlich nicht
zu den berühmtesten und meistbestiegenen Gipfeln der Schweiz;
es ist auch nur 3307,4 m hoch, und
dennoch … Warum nicht die Ski anschnallen und diesen schönen Berg
besteigen, der ganz zuhinterst im
Jolital steht?
Am rechten Rhoneufer zwischen Brig
und Raron verbergen vier relativ unbekannte Täler ihre Schätze vor den Bewohnern des Flachlands: das Gredetschtal, das Baltschiedertal, das Bietschtal
und das Jolital. Bei allen vier gibt es
einen guten Grund, warum sie kaum besucht werden: Es führt keine Strasse ins
Tal. Nicht einmal im Sommer sehen
die Täler viele Besucher, denn mit der
Wiwannihütte oberhalb Ausserberg und
der Baltschiederklause im Baltschiedertal bieten sich nur zwei Hütten für
Übernachtungen an. Ganz zu schweigen
vom Winter. Im Bietsch- und im Baltschiedertal gibt es kaum lohnende Skitouren. Die einzige Tour mit klassischem
Format ist deshalb die Besteigung des
Wilerhorns zuhinterst im Jolital, ein
Unternehmen, das in einem Tag zu bewältigen ist.
Nach Süden exponierte Hänge
Für eine Tour mitten im Winter sind uns
die abschüssigen Hänge dann doch zu
lawinengefährlich, wir entscheiden uns
daher für eine Besteigung im Frühling.
Die Südexposition der Route garantiert
eine schneefreie Strasse und einen problemlosen Zugang von Gampel zum
Weiler Tatz, 1485 m, oberhalb Niedergesteln. Der Nachteil liegt darin, dass wir
am Anfang die Skier über 300 Höhenmeter auf dem Rucksack tragen müssen.
Der Weg – praktisch ohne Steigung
einer Suone entlang – erweist sich aber
als sehr angenehm (bis P. 1656). Von den
Alphütten von Joli, 1744 m, steigen wir
nordwärts auf die Terrasse von Chiemattbode, indem wir den Schneebändern folgen, die noch nicht weggeschmolzen sind. Jetzt sind wir mitten im
Jolital, für französische Zungen ein
Die Ski müssen einige hundert
Meter auf dem Rucksack getragen werden, bevor wir sie anschnallen und zur Terrasse des
Chiemattbode aufsteigen. Erst
dann gehen wir die ersten ernsthaften Hänge an, die zum Wilerhorn führen.
DIE ALPEN 3/2005
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TOURENTIPP
Nach dem Skidepot kommen
wir nicht darum herum, auf
den Grat, der von einer
mächtigen, ins Baltschiedertal überhängenden
Wechte gekrönt ist, aufzusteigen.
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höchst passender Name – «joli», wirklich
hübsch. Auf beiden Seiten ragen imposante Felsbastionen in die Höhe, die in
spitze Nadeln münden. Eine Reihe von
«Hörnern» versperrt uns die Sicht. Hinter uns erblicken wir durch die Tallücke
die Mischabelgruppe und das Weisshorn. Dann wird es steil. Wir erreichen
die grosse Moräne, gewinnen rasch an
Höhe und betreten den Joligletscher. Die
in den letzten Tagen gefallene Pulverschneedecke verändert sich unter den
Sonnenstrahlen rasch, und wir sind bestrebt, nicht zu viel Zeit zu verlieren, um
nicht zu spät abfahren zu müssen. Die
Steilheit bietet uns kaum eine Atempause, aber die Schönheit der Umgebung
entschädigt uns für die Anstrengung.
Sobald wir auf das Flachstück des Gletschers gelangen, erblicken wir den Gipfel
des Wilerhorns. Ohne dass wir es gross
bemerkt hätten, haben wir bereits
1500 Höhenmeter hinter uns gebracht.
Richtung Süden zeigen sich mehr und
mehr die Eisriesen der linken Rhonetalseite. Über einen letzten Steilhang erreichen wir den Südgrat und deponieren
unsere Ski.
Balkon mit Blick aufs Bietschhorn
Eine grosszügig geschwungen Wechte
krönt den Grat und dient uns als Balkon
mit Blick auf seine Majestät, das Bietschhorn. Dieser Perle des Wallis fehlen nur
ein paar Dutzend Meter für den Eintritt
in den exklusiven Club der Viertausender, was diesen Berg wohl vor dem Ansturm der Bergsteigermassen bewahrt
hat. Wir bewundern diesmal die mit
Türmen gespickte Südflanke.
Nach einer halben Stunde Fussmarsch erreichen wir den Gipfel des
Wilerhorns, wo wir auf ein sehr schönes
Gipfelkreuz mit einem fein gearbeiteten
Christus aus Kupfer stossen. Der Blick
öffnet sich aufs Lötschental und seinen
Gipfelkranz, was dem Panorama die
Krone aufsetzt. Wir geniessen das Gipfelerlebnis nur kurz. Beim Abstieg zum Skidepot machen wir uns Gedanken über
die Verhältnisse im letzten Steilhang. Er
Fotos: Stéphane Maire
Seine Majestät, das Bietschhorn:
Auf dem letzten Wegstück zum
Wilerhorn kann man es in seiner
ganzen Pracht bewundern.
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Nach der steilen
Moräne wird das Gelände etwas sanfter,
bevor man das obere
Plateau des Joligletschers erreicht.
Fotos: Stéphane Maire
Ein schöner Hang nach dem
anderen mit Pulverschnee
in ausserordentlicher Qualität, während wir langsam
dem Frühling entgegenfahren. Im Hintergrund (v. l.)
Weisshorn und Dent Blanche, im Vordergrund ganz
rechts das Wannihorn
dürfte wenig angenehm zu befahren sein,
wenn das Eis zum Vorschein kommt.
Pulverschnee in Perfektion
Wir fahren über die Aufstiegsroute ab
und machen unsere ersten Schwünge in
schönem Pulverschnee, leichter gehts
kaum. Weiter unten befürchten wir allerdings schwierigere Verhältnisse angesichts der Verspätung, die wir uns trotz
allem eingehandelt haben. Aber welche
Überraschung: Der Schnee bleibt traumhaft, die Neigung der Hänge ist ideal,
und man möchte immer wieder anhalten, um jeden Augenblick zu geniessen.
Nach den letzten Schneeresten schultern
wir die Ski und atmen dann im Wald den
unvergleichlichen Duft der Lärchen, der
den Frühling ankündet. Die Skitour aufs
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DIE ALPEN 3/2005
Wilerhorn, ein kurzer Abstecher in Winter und Einsamkeit – in unmittelbarer
Nähe des pulsierenden Rhonetals!
Praktische Informationen
Zugang: Mit der BLS bis Hohtenn, dann
auf den Wanderweg der Südrampe, unter der Bahnlinie durch und gleich links
auf den Wanderweg nach Alp Tatz. Mit
dem Auto von Gampel auf der Strasse
Richtung Goppenstein bis zur dritten
Haarnadelkurve, wo man nach Hohtenn
abbiegt und weiterfährt nach Ladu und
Tatz. Man schnallt die Skier so tief unten
wie möglich an, je nach Schneelage.
Schwierigkeit/Dauer/Höhenunterschied: WS. Schöne Hänge, ausgesetzt,
aber nicht allzu extrem. Oben schwierige
Orientierung bei Nebel, leicht im unteren Teil – bei der Abfahrt auf der rechten
Talseite bleiben. 7 bis 8 Std.; 1800 m
Material: übliches Skitourenmaterial.
Für den Joligletscher schien uns Anseilen
nicht nötig zu sein, aber es ist dennoch
ein Gletscher, wo jeder in eigener Verantwortung handeln muss. Je nach den Verhältnissen können sich Steigeisen und
Pickel im Gipfelhang als nützlich erweisen.
Karten, Führer: LK 1:50 000, Blatt
264 S Jungfrau und 274 S Visp.
LK 1:25 000, Blatt 1268 Lötschental und
1288 Raron. Schnegg Ralph, Anker Daniel: Skitouren Berner Alpen Ost, Hohgant bis Aletschhorn, Verlag SAC 2004;
Route 373a
Beste Jahreszeit: Die Tour kann den
ganzen Winter bis im Frühling gemacht
werden. Der Vorteil im Frühling besteht
darin, dass man mit dem Auto weiter
hinauffahren kann. a
Stéphane Maire, Commeire (ü)